Forschungsaufenthalt im Ausland
Forschen im Ausland: Vorteile, Förderprogramme und Aufenthaltsbestimmungen

Forschungsaufenthalte und Lehraufenthalte im Ausland sind eine Möglichkeit, langfristig internationale Kooperationen aufzubauen © metamorworks / iStock.com
Ein Forschungsaufenthalt im Ausland hilft Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, internationale Netzwerke aufzubauen und sich für die weitere Karriere zu qualifizieren. Was gilt es zu beachten?
Aktualisiert: 23.04.2025
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Forschen im Ausland: Ein Überblick
In Wissenschaftskreisen gehören Auslandsaufenthalte während der akademischen Laufbahn mittlerweile zum guten Ton. Sie künden davon, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Forschung über den eigenen Tellerrand schauen, den internationalen Forschungsstand kennen, sich bereits mit verschiedenen Wissens- und Wissenschaftskulturen auseinandergesetzt haben und ihr Netzwerk nicht an den deutschen Landesgrenzen aufhört.
Forschungsaufenthalte im Ausland sind in den verschiedenen Stadien der akademischen Karriere möglich. Geht man davon aus, dass im Studium bereits geforscht wird, zählen Auslandssemester während des Bachelors und Masters bereits als Forschungsaufenthalte. Vor allem für Promovierende und Postdocs ist das Arbeiten im Ausland attraktiv. Sie haben die Möglichkeit, die gesamte Phase oder nur einen Teil ihrer Arbeit im Ausland zu absolvieren. Auch für Juniorprofessor:innen und Professor:innen ist ein Forschungs- oder Lehraufenthalt im Ausland möglich.
Die Wahl des Ziellandes ist dabei insbesondere von folgenden Faktoren abhängig:
- Zugangs- und Beschäftigungsmöglichkeiten
- kulturelle und sprachliche Aspekte
- Strukturen und Attraktivität des Wissenschaftssystems
- die zu erwartende Entwicklung des Arbeitsmarktes.
Beliebteste Gastländer für deutsche Forschende
Die beliebtesten Gastländer für einen Forschungsaufenthalt im Ausland unter deutschen Studierenden, Promovierenden, Postdocs und Forschenden höherer akademischer Karrierestufen unterscheiden sich kaum. Die meisten deutschen Wissenschaftler:innen waren im Jahr 2022 laut „Wissenschaft weltoffen“ (2024) angestellt in
- der Schweiz (9.420)
- Österreich (6.278)
- dem Vereinigten Königreich (5.155) und
- den Niederlanden (1.582).
Forschungsaufenthalt in der Schweiz
Für einen Forschungsaufenthalt in der Schweiz müssen sich deutsche Forschende am jeweiligen Gastinstitut über die Zulassungsbedingungen informieren, da die Schweizer Hochschulen autonom über Bewerberinnen und Bewerber entscheiden. Zudem müssen Interessierte eine (Kurz-)Aufenthaltsbewilligung bei der Schweizer Fremdenpolizei beantragen, sich um eine Auslandsreisekrankenversicherung kümmern und sich über Arbeitserlaubnisse in der Schweiz informieren. Außerdem gibt es französisch- und italienischsprachige Kantone, in denen die Zulassungsregularien teilweise Sprachtests erfordern.
Forschungsaufenthalt in Österreich
Da Österreich und Deutschland EU-Mitglieder sind, gibt es aufgrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit nur wenige bürokratische Vorgaben für Deutsche, die in Österreich arbeiten wollen. Wer sich allerdings länger als drei Monate am Stück in der Alpenrepublik aufhält, muss eine Anmeldebescheinigung beantragen. Diese wird bei dem Nachweis einer Anstellung und einer Krankenversicherung allerdings problemlos gewährt. Wer fünf Jahre am Stück rechtmäßig in Österreich wohnt, kann eine Bescheinigung für den dauerhaften Aufenthalt beantragen.
Forschungsaufenthalt in den USA
Die USA sind (bzw. waren) das mit Abstand begehrteste Gastland für internationale Forschende. Das Hochschulsystem in den USA ist stark dezentralisiert, sodass jede Hochschule und jedes Forschungsinstitut autonom über die Zulassung von Bewerberinnen und Bewerbern, über Lehrpläne und Anerkennung von Abschlüssen entscheidet – zumindest war das so, bis die Trump-Regierung viele US-Hochschulen massiv unter Druck setzte. Zahlreiche Hochschulen, darunter auch Eliteunis wie beispielsweise Harvard, beklagen einen starken Eingriff in die Autonomie der Hochschulen sowie eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit und klagen gegen die Trump-Regierung, die mit der Streichung von Fördergeldern droht oder diese bereits ausgesetzt hat. Viele, auch sehr namhafte Wissenschaftler:innen, haben das Land bereits verlassen. Es ist derzeit (April 2025) völlig offen, wie sich der Wissenschaftsstandort USA entwickelt.
Grundsätzlich gilt aber: Deutsche Forschende, die in den USA arbeiten wollen, sollten sich über Arbeitsgenehmigungen, erforderliche Zulassungs- und Sprachtests sowie über die Regularien bezüglich des Aufenthaltes informieren. Ein Visum ist hier ab einer Aufenthaltsdauer von drei Monaten erforderlich, für kürzere Aufenthalte ist die Beantragung einer ESTA-Einreisegenehmigung notwendig.
Vorteile des Forschungsaufenthaltes im Ausland
Einen Forschungsaufenthalt im Ausland zu planen, zu beantragen und durchzuführen, verlangt persönliche Mühen sowie bürokratischen und logistischen Einsatz. Im Gegenzug ziehen Wissenschaftler:innen, die einen Teil ihrer Arbeit im Ausland absolvieren, zahlreiche Vorteile aus dieser Zeit:
- Neue sprachliche und kulturelle Kompetenzen erweitern den persönlichen Horizont.
- Der Austausch mit anderen Studierenden, Forschenden und Lehrenden ist für alle Seiten gewinnbringend.
- Ein erweitertes berufliches Netzwerk internationaler Kontakte innerhalb und außerhalb der eigenen Fachdisziplin hilft bei der Karriereplanung.
- Wer auf internationale Kooperationen verweisen kann, publiziert mehr und häufiger in den höher gerankten Zeitschriften.
- Das Arbeiten in ungewohnter Umgebung beweist Flexibilität und Eigenständigkeit.
Gerade Nachwuchsgruppenleiterprogramme, wie das Emmy Noether-Programm, setzen zudem mehrmonatige Forschungsaufenthalte im Ausland voraus. Auch die Berufungskommissionen für Juniorprofessuren sowie für reguläre Professuren bevorzugen Bewerber:innen mit Auslandserfahrung. Internationalität in der Forschung kann sich also als Karrieremotor erweisen.
Postdoc im Ausland: Nutzen und Planung des Aufenthaltes
Wer seine Promotion abgeschlossen hat – möglicherweise bereits im Ausland mit einem PhD-Titel – und weiterhin eine akademische Laufbahn verfolgen möchte, geht in der Regel in die Postdoc-Phase über. Während dieser Weiterbildungsphase verfolgen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eigene Forschungsvorhaben, publizieren Fachartikel und bauen Netzwerke innerhalb der Fachcommunity auf. Sie sind in der Regel entweder als wissenschaftliche Mitarbeitende an einer Hochschule angestellt oder sie finanzieren sich über Förderprogramme und Stipendien, die ihre Forschung unterstützen.
Viele Forschende nutzen diese Karrierephase für einen Aufenthalt im Ausland. Laut „Wissenschaft weltoffen“ (2020) befanden sich im Jahr 2019 rund 8.000 deutsche Postdocs, Wissenschaftlerinnen und Hochschullehrende zu Forschungsaufenthalten im Ausland.
Auslandsaufenthalte während dieser Phase sind auf mehreren Ebenen hilfreich für den Verlauf der akademischen Karriere. Ein eigenes Forschungsprojekt im Ausland durchzuführen, zeugt von Eigeninitiative, Flexibilität und einer Anpassungsfähigkeit der Postdocs an ungewohnte Strukturen und Umgebungen. Das beeindruckt potenzielle Arbeitgeber. Das Forschungsprojekt im Ausland muss eigenverantwortlich geplant, die Fördermittel beantragt und die Arbeit anschließend koordiniert und durchgeführt werden. Sprachliche, kulturelle oder administrative Hürden stellen Postdocs dabei vor zusätzliche Herausforderungen. Im besten Fall publizieren sie während des Postdocs im Ausland in entsprechenden Fachzeitschriften und knüpfen internationale Kontakte zum Aufbau ihres Netzwerks.
Wer einen Auslandsaufenthalt während der Postdoc-Phase plant, sollte vorab einige Fragen klären:
- Wo kann ich mich über den geplanten Forschungsaufenthalt informieren?
- Welche Zugangsvoraussetzungen stellt das entsprechende Gastinstitut?
- Wie läuft das Programm zeitlich und strukturell ab?
- Wie bewerbe ich mich (über Förderprogramme oder direkt beim Gastinstitut)?
- Was muss ich bezüglich des Ziellandes beachten (Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen, Arbeitserlaubnis etc.)?
Erste Anlaufstelle für Fragen rund um den Postdoc im Ausland ist der DAAD, der auf seiner Website eine große Bandbreite an Informationen bereitstellt. Der Ablauf des Auslandsaufenthaltes ist individuell sehr unterschiedlich. Zudem ändern sich Bestimmungen und Voraussetzungen der gastgebenden Länder und Institutionen von Zeit zu Zeit. Je nach Dauer, Finanzierungsart und geplantem Projektumfang ist es im Einzelfall daher ratsam, sich mit dem DAAD, mit dem entsprechenden Gastinstitut und gegebenenfalls mit der Botschaft des Ziellandes in Deutschland in Verbindung zu setzen, um konkrete Informationen zu erhalten und offene Fragen zu klären.
Postdoc-Stipendien und Förderprogramme für den Auslandsaufenthalt
Die Aufnahme an einem Gastinstitut wird durch eine bereits bewilligte Förderung erleichtert. Promovierten, die für den Postdoc ins Ausland gehen möchten, steht eine Vielzahl von Förderprogrammen zur Verfügung, darunter das Forschungsstipendium der DFG, die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen der EU, das Postdoc-Kurzstipendien-Programm des DAAD, das Leopoldina-Postdoc-Stipendium und das Feodor Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Weitere Informationen zu Postdoc-Stipendien finden Sie im academics-Ratgeber „Das Postdoc-Stipendium: Die wichtigsten Förderprogramme im Überblick”.
Geförderte Auslandsaufenthalte von Gastwissenschaftler:innen aus Deutschland nach Förderorganisation (2022)
Förderorganisationen | Anzahl |
---|---|
Deutscher Akademischer Austauschdienst |
5.587 |
Deutsche Forschungsgemeinschaft |
674 |
Studienstiftung des deutschen Volkes |
510 |
Alexander von Humboldt-Stiftung |
222 |
Max Weber Stiftung - Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland |
211 |
Gerda Henkel Stiftung |
211 |
Cusanuswerk - Bischöfliche Studienförderung |
119 |
Hans-Böckler-Stiftung |
103 |
CERN-Stipendien |
87 |
Evangelisches Studienwerk |
80 |
Heinrich-Böll-Stiftung |
69 |
Boehringer Ingelheim Fonds |
68 |
Rosa-Luxemburg-Stiftung |
63 |
Friedrich-Ebert-Stiftung |
45 |
Friedrich-Naumann-Stiftung |
34 |
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina |
33 |
Joachim Herz Stiftung |
30 |
The Martin Buber Society of Fellows |
18 |
Fritz Thyssen Stiftung |
17 |
Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius |
14 |
Heinrich Hertz-Stiftung - MKW Nordrhein-Westfalen |
11 |
Avicenna-Studienwerk |
10 |
Deutsche Herzstiftung |
6 |
Baden-Württemberg Stiftung |
2 |
Fulbright-Kommission (USA) |
20 |
Japan Society for the Promotion of Science |
11 |
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Österreich) |
5 |
Insgesamt |
8.260 |
Gastdozentur und Gastprofessur im Ausland
Auch bei den Professuren steht die Schweiz mit rund 1.300 und Österreich mit 970 Hochschullehrenden aus Deutschland an der Spitze; in Österreich stellen die Deutschen mit 70 Prozent auch den größten Anteil der internationalen Forschenden.
Wer im Ausland nicht nur forschen, sondern auch lehren möchte, kann als Gastdozent:in oder Gastprofessor:in eingesetzt werden. Deutsche Hochschullehrende, also Professor:innen und Dozent:innen, wissenschaftliche Mitarbeitende sowie Doktorand:innen und Postdocs mit Lehrauftrag, gehen dafür für einen bestimmten Zeitraum an ein ausländisches Gastinstitut und halten Vorträge und Vorlesungen, leiten Seminare oder Arbeitsgruppen. Damit wird nicht nur der Austausch zwischen den Lehrenden, Forschenden und Studierenden gefördert, sondern darüber hinaus auch die Beziehung der Institute und Hochschulsysteme der kooperierenden Länder.
Programme, die Interessierte bei der Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes unterstützen und entsprechende Informationen bereitstellen, sind unter anderem:
- Das Programm Erasmus+ der EU, umgesetzt durch den DAAD: Auslandsaufenthalte von Hochschullehrenden innerhalb von Europa werden durch Kurzzeitprogramme zwischen zwei und 60 Tagen gefördert.
- Ebenfalls vom DAAD gefördert werden Kurz- und Langzeitdozenturen deutscher Lehrender im Ausland.
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Promotion im Ausland
Rund 14.200 deutsche Nachwuchswissenschaftler:innen waren laut Wissenschaft weltoffen im Wintersemester 2021/22 zur Promotion an ausländischen Hochschulen eingeschrieben. Mit einem Anteil von 79 Prozent promoviert dabei die überwiegende Mehrzahl in Westeuropa, davon
- in der Schweiz (24%),
- in Österreich (17%),
- im Vereinigten Königreich (12%)
Neun Prozent waren zur Promotion in den USA eingeschrieben.
Bei den temporären Auslandsaufenthalten während der Promotion waren in den Jahren 2020 bis 2023 die USA mit einem Anteil von 16 Prozent das wichtigste Gastland deutscher Promovierender; knapp die Häflte (46 Prozent) absolvierte ihren Auslandsaufenthalt in Westeuropa. Insgesamt absolvierten 31 Prozent der Wissenschaftler:innen, die zwischen 2020 und 2023 ihre Promotion erfolgreich abschlossen, mindestens einen promotionsbezogenen temporären Aufenthalt im Ausland.
Umfassende Informationen zum Thema erhalten Sie im Artikel „Promotion im Ausland“.
Studium im Ausland
Laut der Kompaktausgabe der Publikation „Wissenschaft weltoffen 2025“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) studierten im Jahr 2019 genau 126.241 Deutsche temporär oder für die gesamte Länge des Studiums im Ausland.. Die beliebtesten Gastländer deutscher Studierender, die das gesamte Studium im Ausland absolvierten, waren
- Österreich,
- die Niederlande,
- die Schweiz,
- das Vereinigte Königreich und
- die USA.
Bei den temporären studienbezogenen Auslandsaufenthalten lag das VereinigteKönigreich auf Platz 1, gefolgt von Frankreich, Spanien, den USA und Italien.
Aufenthaltsbestimmungen und Versicherungsfragen im Ausland
Was den Forschungsaufenthalt im Ausland und die damit verbundenen Regularien zu Aufenthaltsbestimmungen und Versicherungsangelegenheiten betrifft, bedarf es laut Michael Flacke, dem Leiter der Pressestelle des DAAD, in der Regel einer Kontaktaufnahme mit den konsularischen Vertretungen bzw. der jeweiligen Botschaft des Ziellandes in Deutschland.
Vor einem Auslandsaufenthalt müssen interessierte Forschende eine Vielzahl an offenen Fragen klären, darunter:
- Brauche ich ein (zeitlich begrenztes) Visum für mein Zielland?
- Wie steht es um Aufenthaltsgenehmigungen und Arbeitserlaubnis?
- Benötige ich ein Sprachzertifikat?
- Was muss ich bezüglich der Sozialversicherungen wie der Krankenversicherung beachten?
Auf der Website des DAAD finden Interessierte eine Übersicht mit Informationen zu den jeweiligen Bestimmungen der Zielländer für einen Forschungs- oder Lehraufenthalt. Darin enthalten sind alle wichtigen Informationen zu den Ländern, ihren Bildungssystemen, den Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen, der Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie Zulassungsvoraussetzungen. Zusätzlich stellt der DAAD eine Übersicht über Versicherungsbedingungen für Forschende im Ausland bereit.