Highschool, College, University
Das amerikanische Bildungssystem im Vergleich zu Deutschland

Eine Studentin in gelbem Regenmantel öffnet eine Tür zur Uni, in der sie sich spiegelt

Deutsche Hochschulen können noch einiges von guten staatlichen Universitäten in den USA lernen © supersizer / iStock.com

Die USA sind eine Top-Wissenschaftsnation. Hier gibt es die besten Universitäten der Welt. Das amerikanische und das deutsche Bildungssystem im Vergleich.

Veröffentlicht: 03.06.2024

Von: Maresa Wolbert

Nirgends gibt es so viele Nobelpreisträger:innen wie in den USA, in den internationalen Hochschulrankings liegen amerikanische Elite-Universitäten wie Harvard oder Yale immer ganz weit vorn. Damit ist das Land die weltweit führende Wissenschaftsnation.

Längst ist Amerika auch für deutsche Studierende ein interessanter Wissenschaftsstandort. Für Promotionen im Ausland sind die USA beispielsweise ein beliebtes Gastland. Doch was erwartet deutsche Studierende, Promovierende oder Forschende in den USA? Welche Unterschiede gibt es zum deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem? Im Folgenden zeigen wir sie auf.

In den USA gibt es etwa 10.000 Hochschul-Bildungseinrichtungen mit etwa 4.000 akkreditierten Hochschulen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 427 Hochschulen im tertiären Bildungsbereich, davon 109 Universitäten (Stand Wintersemester 2023/2024).

Da es in den USA viele Hochschulen gibt, konkurrieren diese stark um Studierende. Neben qualitativ hochwertigen und vielfältigen Studienangeboten gibt es viele weitere Angebote, die Interessierte zur Aufnahme eines Studiums bewegen sollen. Hierzu gehören zum Beispiel, dass den Studierenden eine individuelle Betreuungsperson zur Seite steht und es Kurse mit niedrigen Teilnehmerzahlen und viel Zeit für Diskussionen gibt.

Insgesamt lässt sich sagen: Ein Studium in den USA ist deutlich strukturierter und verschulter als in Deutschland. Gleiches gilt für die Promotion – Promovierende gelten in den USA als Studierende und werden deutlich mehr geführt als bei einer individuellen Promotion in Deutschland; sie ist in etwa vergleichbar mit einer strukturierten Promotion an einer Graduiertenschule oder einem Graduiertenkolleg.

Anders als in Deutschland kommt es bei einer Bewerbung an einer amerikanischen Hochschule häufig nicht in erster Linie auf die Abschlussnote der Schule an. Vielmehr spielen spezielle Tests wie zum Beispiel der SAT (Scholastic Assessment Test) eine Schlüsselrolle bei der Zusage für eine Hochschule.

Besonders bei Master- oder Promotionsstudiengängen wird in der Regel auch ein Motivationsschreiben gefordert; warum soll es genau diese Hochschule sein? Außerschulische Leistungen wie beispielsweise sportliche Erfolge können durchaus eine Rolle spielen. Üblich ist auch, dass ein bis bis zwei Empfehlungsschreiben vorgelegt werden müssen.

Studieren in den USA ist teuer – laut Statista kostet ein einziges Studienjahr im Schnitt rund 27.000 US-Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 499 Euro.

Dabei sind in den USA an privaten Hochschulen die zu zahlenden Studiengebühren in der Regel höher als an staatlichen Einrichtungen. Sie schwanken nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes je nach Einrichtung, Studienfach und Abschluss zwischen etwa 2.000 US-Dollar am Community College und 60.000 US-Dollar für ein Graduate Studium an einer Elite-Uni – pro Studienjahr.

Dennoch muss ein Studium oder eine Promotion in den USA kein Traum bleiben: Es gibt zahlreiche Stipendien, entweder direkt von den Universitäten oder auch von diversen deutschen Stipendiengebern.

Die meisten Studierenden wohnen auf dem Campus, auf dem sie alles finden, was sie zum Leben brauchen: von Verpflegungsmöglichkeiten über Sportstätten bis hin zu kulturellen Einrichtungen. Das ist unglaublich praktisch, hat jedoch auch zur Folge, dass die Studierenden kaum Kontakt zu weniger privilegierten Gesellschaftskreisen haben – das sogenannte Establishment, dem viele Amerikaner:innen ohne Hochschulausbildung Misstrauen oder Ablehnung entgegenbringen.

Die Zuständigkeit für Bildungs- und Erziehungsfragen obliegt in den USA den einzelnen Bundesstaaten, teilweise liegt sie auch bei den lokalen Gemeinden. Das bedeutet: Jeder US-Bundesstaat hat eigene Regularien, einheitliche staatliche Regelungen oder Standards fehlen. Auch innerhalb eines Bundesstaats können die Angebote variieren, da es sowohl private als auch öffentliche Bildungseinrichtungen gibt.

Für das Schulsystem bedeutet das: In den USA gibt es wie in Deutschland staatliche und private Schulen. Anders als in Deutschland gibt es aber keine Schulpflicht – die Schüler:innen können grundsätzlich unter bestimmten Voraussetzungen auch zu Hause unterrichtet zu werden (Homeschooling).

Ein weiterer Unterschied zu Deutschland: Es gibt keine leistungsbasierte Unterscheidung von weiterführenden Schultypen wie Haupt- und Realschule und Gymnasium; die Differenzierung findet nur innerhalb der Schule durch Kurse mit verschiedenen Leistungsniveaus statt.

Wie in Deutschland gibt es auch in den USA kein einheitliches Schulsystem, da die Bildung Sache der Bundesstaaten ist. Grob ist das amerikanische Schulsystem aber wie folgt aufgebaut:

  • Grundschule (Elementary School): Die Grundschulzeit beginnt für die Schüler:innen in den USA mit dem sogenannten „Kindergarten“, einem obligatorischen Vorschuljahr – je nach Bundesstaat mit vier, fünf oder sechs Jahren. Darauf folgt dann für meist fünf Jahre die eigentliche Grundschule, die Elementary School.
  • Mittelstufe (Middle School oder Junior High): Die Middle School oder Junior Highschool für elf- bis 14-Jährige beginnt in der sechsten oder siebten Klasse und hat eine reguläre Dauer von zwei bis drei Jahren.
  • Oberstufe (High School): Die High School fängt in der zehnten Klasse an und endet in vielen Staaten nach der zwölften Klasse. Sie entspricht einer Art Gesamt- oder Stadtteilschule, da Schüler:innen aller Leistungsklassen vertreten sind. Schüler:innen, die einen erfolgreichen High-School-Abschluss schaffen, haben im Anschluss die Möglichkeit zu studieren. Das kann ein Community College, ein College oder eine Universität sein. Die Begrifflichkeiten variieren je nach US-Staat und sind abhängig von der jeweiligen Akkreditierung,


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Die Hochschullandschaft in den USA unterteilt sich in Colleges und Universitäten. Colleges setzen auf eher praxisorientiertes Lernen und sind mit deutschen Fachhochschulen vergleichbar, während Universitäten in den USA einen wissenschaftlicheren und forschungsorientierten Ansatz verfolgen. 

In Amerika existieren weder ein zentrales Bildungsministerium noch ein nationales Hochschulgesetz; Universtäten und Colleges in den USA agieren größtenteils autonom. Sie entscheiden also individuell über essenzielle Dinge wie die Studienangebote, die Zulassung von Bewerber:innen und die Studiengebühren. Auch Notensysteme und die Anerkennung von Studienleistungen folgen keiner einheitlichen Linie.

Abschlüsse

  • Da es in den Vereinigten Staaten kein duales Ausbildungsprogramm gibt, übernehmen Hochschulen sowohl die berufliche als auch die akademische Ausbildung. Eine Folge: Es gibt in den USA viele Abschlüsse, für die es hierzulande kein Äquivalent gibt, zum Beispiel den Associate Degree (absolvierbar an Community oder Junior Colleges) oder die Certificates.

Auch um in den USA einen Bachelor- oder Masterabschluss sowie einen Doktortitel zu erlangen, müssen Studierende im Vergleich zu Deutschland andere Systeme durchlaufen:

  • Abschlussziel Bachelor: Ein Bachelorstudium in den USA dauert in der Regel vier Jahre und ist an einer Undergraduate School zu absolvieren. Studierende besuchen in den USA in den ersten beiden Jahren allgemeinbildende Kurse und spezialisieren sich im Anschluss. Das Studium ist insgesamt sehr praxisorientiert und verschult.


  • Abschlussziel Master: Anders als in Deutschland gibt es in den USA akademische und berufsorientierte Masterprogramme. Einen Master können Studierende an Graduate Schools machen. An ihnen ist es auch möglich, einen Bachelor zu erlangen.
  • Abschlussziel Doktortitel: Ein Doktortitel ist in den USA der höchstmögliche akademische Abschluss. Um ihn zu erreichen, dauert es zwischen vier und acht Jahre. Voraussetzung ist in der Regel ein Masterabschluss. Während des Doktorandenprogramms wird das Wissen in kleinen Gruppen und Seminaren vermittelt, dann folgt eine Forschungs-, später die Doktorarbeit. Der bekannteste Abschluss ist der Ph.D, der auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt. In den USA gibt es neben dem Ph.D. auch Berufsdoktorate, die keine Doktorarbeit erfordern und auch von Absolvent:innen mit Bachelor angestrebt werden können. Sie sind ähnlich aufgebaut wie ein Masterstudium, der Abschluss ist eher einem berufsqualifizierendem Abschluss gleichzusetzen.

Achtung:

Wer einen Bacherlorabschluss in Deutschland gemacht hat und diesen in den USA anerkennen lassen möchte, um dort zum Beispiel an einer amerikanischen Hochschule einen Master zu erwerben, muss eventuell ein zusätzliches Aufbaustudium auf sich nehmen.

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  • Community Colleges (auch Junior Colleges): Das Community College, auch Junior College genannt, dauert in der Regel zwei Jahre. Es hat das Ziel, die Allgemeinbildung der Studierenden zu stärken und soll sie auf ein Bachelor-Studium vorbereiten. Außerdem bietet das Community College eine Orientierung für Schüler:innen, die nach der High School Zweifel an der Aufnahme eines Studiums haben. 
  • Colleges: Ein Studium an einem US-College ist in etwa vergleichbar mit einem Studium an einer deutschen Fachhochschule (FH) bzw. Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW). Es ist sehr praxisorientiert und weniger wissenschaftlich aufgebaut als ein Studium an einer US-Universität. Teilweise sind Colleges auch innerhalb einer Universität angesiedelt als Teil der Undergraduate Education.
  • Universitäten: In einer US-Universität werden in der Regel Undergraduate- als auch Graduate-Kurse angeboten sowie eine Vielzahl von Studiengängen. Amerikanische Universitäten sind stark wissenschaftlich geprägt und forschungsorientiert. Es gibt sogenannte Elite-Universitäten, die strenge Zugangsvoraussetzungen haben.


Schon gewusst?

An einem Community College können auch Student:innen aus Deutschland studieren, die einen Realschulabschluss inklusive eines Abschlusses in einem nicht-handwerklichen Beruf haben. Sie können einen Associate Degree erwerben, der allerdings in Deutschland nicht anerkannt wird, jedoch in den USA als Zugangsvoraussetzung für einen Bachelor-Abschluss an einem regulären College ausreicht.

In den USA gibt es ein buchstabenbasiertes Notensystem. Es reicht von den Buchstaben A (beste zu erreichende Note) bis F (schlechteste Bewertung), die jeweils mit einem Plus oder Minus auf- oder abgewertet werden können.

Zum Notensystem gehört auch der GPA (Grad Point Average). Dieser Notendurchschnitt wird anhand einer bestimmten Skala von amerikanischen Hochschulen regelmäßig ermittelt und zeigt nach dem Abschluss die Gesamtnote an. Es gibt allerdings keine pauschale, offizielle Formel für die Umrechnung von Noten aus dem deutschen in das amerikanische Bildungssystem. Jede Universität kann eigene Maßstäbe ansetzen.

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