USA: Wissenschaftsstandort und Bildungssystem
Silicon Valley, Spitzenunis, Stipendien: Der Wissenschaftsstandort USA

Silicon Valley, Spitzenunis, Stipendien:  Der Wissenschaftsstandort USA

In den USA befinden sich eine Vielzahl von Innovationszentren © Ivan Karpov / unsplash.com

Die USA haben sich im F&E-Bereich einen Namen gemacht. Auch für deutsche Studierende kann sich ein Blick auf das Bildungssystem der USA lohnen.

Veröffentlicht: 31.05.2022

Von: Katharina Jedlitschka

Wer an Forschung und Innovation in den USA denkt, dem kommt vermutlich als erstes das Silicon Valley in den Sinn. Zweifelsohne ist die Region an der Westküste im US-Bundesstaat Kalifornien, unweit von San Francisco, ein relevanter Hightech-Standort – wenn nicht sogar der bedeutendste der Welt. Rund drei Millionen Menschen leben hier, beinahe so viele wie in Berlin. Apple, Google, Microsoft, Facebook, Amazon, Ebay: Fast alle großen amerikanischen Unternehmen sind im Silicon Valley angesiedelt.

Doch das Silicon Valley ist nicht das einzige wichtige Zentrum für Forschung und Entwicklung (F&E) in den USA. Boston und New York mit ihrer hohen Dichte an Forschungseinrichtungen sind die großen Innovationszentren an der Ostküste. Darüber hinaus haben sich Standorte in Texas, wie Austin oder Dallas, Atlanta und Georgia im Süden, das „Research Triangle“ in North Carolina oder auch Städte im Nordwesten, wie Seattle und Portland, einen Namen im F&E-Bereich gemacht.

Die USA gelten als die führende Wissenschaftsnation. Das liegt vor allem an der stark ausgeprägten Förderung junger Unternehmerinnen und Unternehmer und ihrer Startups. Innerhalb der Technologie- und Innovationsbranche herrscht zudem eine grundsätzliche Risikobereitschaft und eine ausgeprägte Can-do-Mentalität – ganz nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht. 

Auch etablierte Colleges und Universitäten, darunter Eliteunis wie Harvard oder Stanford, tragen einen großen Teil zum Erfolg der USA im Bereich Forschung und Innovationen bei. Viele betreiben als Starthilfe für junge Unternehmen eigene Inkubator-, Akzelerator- und Mentorenprogramme, unterstützen ihre Studierenden mit üppigen Stiftungs- und Fördergeldern. Zudem haben sie für ihre Forscherinnen und Forscher Programme etabliert, um ihr Wissen in die Wirtschaft zu transferieren.

Die große Bedeutung von Innovationen zeigt sich auch an den Investitionen in diesem Bereich: 2020 flossen in den USA knapp 3,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts in Forschung und Entwicklung (im Vergleich dazu Deutschland: 3,14 Prozent), wobei neben der Grundlagenforschung – die hauptsächlich durch öffentliche Mittel des Bundes finanziert wird – insbesondere die Gebiete Medizin, Biochemie, Genetik, Molekular- und Ingenieurwissenschaften stark gefördert werden. Für die Beantragung von Drittmitteln gibt es zahlreiche Anlaufstellen, auf nationaler Ebene etwa die NSF (National Science Foundation) oder die HIH (National Institutes of Health), sowie viele nicht-staatliche, gemeinnützige Organisationen und andere Hilfsorganisationen.

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Die USA genießen als Innovations- und Wissenschaftsstandort international ein hohes Ansehen. Auch für Deutschland sind die USA ein wichtiger Partner in der wissenschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit – und ebenso andersherum. Viele deutsche Unternehmen betreiben hier eigene Labore und Innovationszentren. Erst im Februar 2022 weihte etwa der Hautpflegekonzern Baiersdorf ein neues Innovationszentrum in New Jersey ein.

Es existieren zahlreiche Hochschulkooperationen und -austauschprogramme sowie Programme zur Unterstützung deutscher Startups in den USA. Die Zusammenarbeit ist dezentral organisiert, das heißt, Forschungsorganisationen und Forschende betreiben sie selbstständig auf Basis bilateraler Kooperationsvereinbarungen.

New York zählt als größte Stadt der USA die meisten Studierenden und Hochschulen. Zahlreiche deutsche Universitäten sowie Unternehmen und Einrichtungen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung haben sich hier niedergelassen, um das Netzwerk vor Ort zu nutzen, darunter die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH), der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Deutsch-Amerikanische Handelskammer.

Für deutsche Hochschulen, die eine Wissenschaftskooperation mit den USA anstreben oder weiterentwickeln wollen, ist unter anderem das Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperation (KIWi) des DAAD eine gute Anlaufstelle.

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In den USA gibt es rund 4.000 Hochschulen. Die Hochschullandschaft ist vielfältig und unterscheidet vier Typen solcher Institutionen:

  • Community Colleges vermitteln in einer zweijährige Ausbildung überwiegend berufsfachliche Kenntnisse.
  • Colleges bieten in meist vier Jahren mit dem Bachelor einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss. Die ersten beiden Jahre (Lower Division) umfassen ein Allgemeinstudium, danach folgt die Spezialisierung im Fachbereich (Upper Division). Studien am College werden auch als „Undergraduate Studies“ bezeichnet.
  • Universities bieten ebenfalls das Undergraduate-Studium bis zum Bachelor sowie zusätzlich ein Graduate-Studium bis zum Master- oder Doktortitel an. 

Die Universitäten untergliedern sich darüber hinaus in Research Universities und Technical Universities („Institutes“). Als weltweit führende, technische Spitzenuni gilt das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, kurz MIT.

Die Hochschulen sind entweder öffentlich-staatlich oder privat. Die namhaften Eliteunis, wie Harvard, Stanford, Yale und Princeton, zählen zu den privaten Hochschulen. Sie finanzieren sich über Spenden, Stiftungsgelder und hohe Studiengebühren, erhalten keine staatliche Grundförderung und können daher weitestgehend autonom agieren.  

Rund 20 Millionen Menschen studieren in den USA an einer Hochschule. Grund für diese hohe Zahl ist der Umstand, dass die Hochschulbildung in den USA entscheidend für den beruflichen und finanziellen Erfolg ist, denn hier gibt es keine berufliche Ausbildung jenseits der Hochschule. Das ist wohl der größte Unterschied zum deutschen Bildungssystem

Amerikanische Hochschulen stehen darüber hinaus in einem deutlich stärkeren Wettbewerb untereinander als es bei deutschen Hochschulen der Fall ist. Das liegt zum einen an der großen Zahl an Bildungseinrichtungen und zum anderen daran, dass Hochschulen in den USA als autonome Institutionen selbst über ihre Gelder verfügen und Bildung als Dienstleistung verstanden wird.

Wer sich für ein Auslandssemester oder sogar ein komplettes Studium in den USA interessiert, sollte sein Vorhaben gut planen. Unter anderem der DAAD gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen, wie zum Beispiel:

  • Wie finde ich die richtige Hochschule für mich?
  • Welche Grundvoraussetzung muss ich für eine Aufnahme an einer US-Hochschule erfüllen? (Zeugnisse, Aufnahmeprüfung, Sprachtests, Finanzierungsnachweis, Empfehlungsschreiben etc.)
  • Werden die Studienleistungen in Deutschland anerkannt? (Akkreditierung)
  • Wie hoch sind die Studiengebühren und wie finanziere ich sie?

Neben zahlreichen Stipendiengebern, wie der Fulbright-Kommission oder der Studienstiftung des deutschen Volkes, listet auch der DAAD in seiner Stipendiendatenbank verschiedene Möglichkeiten für die Förderung eines Aufenthalts in den USA auf. Es kann sich außerdem lohnen, bei den Wunschhochschulen in den USA direkt nachzufragen, denn teilweise werden auch Studienaufenthalte von ausländischen Studierenden bezuschusst.

Im Rahmen von Forschungs- und Lehraufenthalten im Ausland lassen sich wertvolle, internationale Kontakte knüpfen, die die Karriere ankurbeln. Auch ein Postdoc-Aufenthalt oder eine Promotion im Ausland kann sehr vorteilhaft für die wissenschaftliche Laufbahn sein. Ob Promovierender, Postdoc oder Gastprofessor: Die USA sind für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein beliebtes Ziel im Ausland. 

Wer sich für eine Promotion in den USA entscheidet, sollte auch die Option eines internationalen Doktortitels („Ph.D.“) bedenken.

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