Forschung und Entwicklung
F&E in Deutschland: Aufgaben, Ausgaben, Ziele

Glühdraht - Symbolbild FuE Aufgaben

Im Zusammenspiel aus Wirtschaft, Hochschulen und Staat lässt sich die Aufgabenbeschreibung von Forschung und Entwicklung auf vier Ebenen formulieren © GoranJakus / photocase.de

Welche Rolle spielen Forschung und Entwicklung für unsere Gesellschaft? Wo wird neues Wissen überhaupt erzeugt? Und ist die Neugierde des Menschen der einzige Grund, warum geforscht wird? Zur Definition und den Aufgaben von Forschung und Entwicklung.

Veröffentlicht: 11.07.2022

Von: Katharina Jedlitschka

Definitionen von Forschung und Entwicklung – kurz F&E – gibt es viele. Auf den Punkt gebracht, kombiniert F&E die auf Basis wissenschaftlicher Methoden betriebene Suche und den Erwerb neuer Erkenntnisse mit deren konkreter, praktischer Anwendung.

Ob in Medizin, Chemie, in der Automobilindustrie, im Maschinenbau oder in der Elektronik: Forschung und Entwicklung sind für die Innovationskraft von Unternehmen unverzichtbar. Viele Konzerne investieren gezielt in diesen Bereich, betreiben eigene Abteilungen oder kooperieren mit Forschungseinrichtungen, wobei diese Art der Forschungsarbeit sehr ergebnisorientiert ist – Grundlagenforschung ist für Unternehmen von eher nachrangigem Interesse. 

Während man von Forschung in der Regel die Vorstellung hat, dass ihr Ergebnis gänzlich neues Wissen, Erfindungen und Innovationen sind, geht es dabei tatsächlich um noch viel mehr: nämlich ebenso um die Weiterentwicklung bestehender Abläufe und die Verbesserung vorhandener Produkte und Prozesse.

In welchen Bereichen wird in Deutschland besonders intensiv geforscht? Die stärksten Innovationsbranchen in Deutschland sind: 

  • die Automobilindustrie
  • der Maschinenbau
  • die chemische und pharmazeutische Industrie.

Weitere wichtige Forschungsbereiche:

Laut BMBF ist ein Schwerpunktthema im Bereich Wissenschaft und Forschung aktuell und künftig der Klimawandel. Hier wird es in erster Linie um Technologien gehen, die der Erderwärmung entgegenwirken können. Weitere wichtige Themenfelder, die für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands entscheidend sind, liegen im Bereich Medizin sowie Digitalisierung und umfassen beispielsweise:

  • Parkinson-Forschung
  • SMA-Forschung (Spinale Muskelathropie)
  • Künstliche Intelligenz (KI, englisch AI) 
  • Quantencomputer-Forschung


Neues Wissen sorgt dafür, dass Unternehmen Gewinne verzeichnen, die sich wiederum positiv auf den Wohlstand eines Landes auswirken. Die Kurzformel: Forschung schafft Arbeit. Mit der Digitalisierung sind die Märkte globaler und die Konkurrenz zwischen Unternehmen ist größer geworden. Innovationen entscheiden jetzt darüber, wer wirtschaftlich erfolgreich ist und sich an der Spitze des Weltmarktes positionieren kann. 

Das betrifft insbesondere Länder wie Deutschland, in denen die wichtigsten Rohstoffe nicht im Boden, sondern als Ideen, Wissen und Know-how in den Köpfen der Menschen vorkommen. Die Zahl der weltmarktrelevanten Patente sowie der wissenschaftlichen Publikationen gilt als ein Indikator für den Erfolg der Forschung eines Landes. Im Zusammenspiel aus Wirtschaft, Hochschulen und Staat lässt sich die Aufgabenbeschreibung von Forschung und Entwicklung auf vier Ebenen formulieren.

Sie legt eine allgemeine, theoretische und experimentelle Wissensbasis, ohne auf einen bestimmten Nutzen oder eine Verwertung abzuzielen. Ihr wirtschaftlicher Nutzen lässt sich nicht messen. Institutionen der Grundlagenforschung müssen daher ihre Vorhaben immer wieder verteidigen, gerade wenn es um Gelder geht. Dabei macht Grundlagenforschung Innovationen der angewandten Forschung erst möglich.

Hier wird mit Blick auf ein konkretes Ziel nach neuen Erkenntnissen gesucht. Diese Aufgabe der Forschung nehmen vorwiegend Unternehmen wahr, aber auch Forschungsinstitutionen, wie in Deutschland das Fraunhofer-Institut sowie die Helmholtz-Gemeinschaft.

In diesem Aufgabenbereich nutzen Unternehmen die Kenntnisse aus den ersten beiden Stufen und verbinden sie mit praktischen Erfahrungen, um konkrete Produkte, Verfahren oder Services zu entwickeln und zu testen.

Die finale Phase der Forschungstätigkeit legt den Schwerpunkt auf die tatsächliche Umsetzung im Betrieb, hin zu marktreifen Produkten und Dienstleistungen. In mancher Definition von Forschung sind die Vor- und Produktentwicklung zusammengefasst.

Theoretisches Forschen ohne klares Ziel oder Entwicklung zielführender Prozesse und marktreifer Produkte? Angehende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sollten für sich persönlich die Antwort auf die Frage finden, was ihnen bei ihrer Arbeit wichtiger ist: Anwendungsorientierung und Praxisnähe oder das Erforschen der theoretischen Basis. 

Zu unterscheiden sind universitäre, außeruniversitäre und industrielle Forschung:

  • Hochschulen: Universitäre Forschung wird an Hochschulen betrieben. Der Forschungsschwerpunkt ist hier von Standort zu Standort unterschiedlich, die Hochschulen eines Landes decken aber in der Regel das gesamte Spektrum an Wissenschaftsdisziplinen ab und betreiben sowohl Grundlagen- als auch angewandte Forschung.
  • Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (AUF): AUF sind das zweite Standbein der Forschung. In Deutschland gibt es rund 1.000 öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen, die bedeutendsten sind die Max-Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Leibniz-Gemeinschaft. Zur außeruniversitären Forschung zählt außerdem die Ressortforschung (Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Bundes- und Landesministerien).
  • Forschende Industrie: Die industrielle Forschung ist – neben der experimentellen Entwicklung, die auf Basis bestehenden Wissens neue Produkte und Dienstleistungen gestaltet – ein Teil der Forschung in der Wirtschaft. Um neue Erkenntnisse zu erlangen, betreiben viele Unternehmen eigene F&E-Abteilungen und haben Kooperationen mit Hochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Hinsichtlich der Finanzierung beider Bereiche zeigt sich die Tendenz, dass außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der Vergangenheit eine günstigere Finanzierungsentwicklung erlebt haben als die Hochschulforschung. Während sich Letztere zunehmend aus Dritt- und anderen temporären Mitteln finanzieren, steigen die finanziellen Mittel bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor allem durch zusätzliche Grundmittel von Bund und Ländern.

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Ob an der Universität, einem Forschungsinstitut oder im Unternehmen: Der F&E-Bereich bietet ein breites Berufsspektrum (mit einem ebenso breiten Gehaltsspektrum). In der folgenden Tabelle werden einige beispielhaft Zentrale Akteure und Akteurinnen sind unter anderem:

  • Wissenschaftliche Mitarbeitende, (Nachwuchs-)Gruppenleiter: Arbeiten an Hochschulen oder Forschungsinstituten und betreiben – z. B. im Rahmen einer Promotion oder Habilitation– eigene Forschungsarbeit.
  • Wissenschaftsmanagern: Arbeiten vorrangig an Hochschulen und an Forschungszentren und koordinieren unter anderem Forschungstätigkeiten.
  • Forschungsreferent & Forschungsmanagerin: Unterstützen an Hochschulen, in Forschungsinstituten und in der Industrie Forschende mit administrativen Tätigkeiten, z. B. bei der Evaluation von Forschungsergebnissen.
  • Laborleiter: Planen, koordinieren und überwachen die Forschungsaktivitäten in Laboren.
  • Entwicklungsingenieurin: Entwerfen neue Produkte oder entwickeln bzw. optimieren bestehende Produkte oder Prozesse in der Industrie.
  • Projektmanager: Koordinieren komplette Forschungsprojekte und fungieren als Schnittstelle zwischen verschiedenen Abteilungen
  • Data Scientist: Unterstützen F&E-Projekte in Forschungsinstituten oder Unternehmen mit Kompetenzen in Informatik, Statistik und Mathematik.


Die Ausgaben für FuE-Investitionen sind in Deutschland – wie auf der ganzen Welt – ein entscheidender Indikator für Fortschritt und Innovation. Wie sich die Aufwendungen im universitären und außeruniversitären Forschungsbereich sowie im privatwirtschaftlichen F&E-Segment entwickeln, zeigt, wie stabil Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes sind.

Deutschland kam dem EU-Ziel, bis 2025 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Forschung und Entwicklung zu investieren, 2019 mit 3,19 Prozent schon sehr nahe. Aufgrund der Coronapandemie gingen die Ausgaben der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um gut sechs Prozent zurück. Die F&E-Quote sank damit auf 3,14 Prozent des BIP (knapp 107 Milliarden Euro).

Spitzenreiter bei den Forschungsausgaben ist Baden-Württemberg mit etwa 28,8 Milliarden Euro. Darauf folgt Bayern mit 21 Milliarden. Beide Bundesländer profitieren unter anderem von Premium-Autoherstellern (Mercedes-Benz und Porsche in Baden-Württemberg, BMW und Audi in Bayern), die hier Forschung betreiben. Nordrhein-Westfalen belegt Platz drei (15,2 Milliarden Euro). Dort liegen die FuE-Zentren in der sogenannten „Rheinschiene“ von Duisburg bis Bonn, unter anderem forschen hier Ford und Daimler.  

In Hessen, das im oberen Drittel bei den Wirtschaftsforschungsausgaben liegt, dominiert die Pharmabranche, während Niedersachsen seine gute Investitionsquote vor allem auf die Fahrzeugindustrie im Osten des Landes (VW) zurückführen kann.

In den neuen Bundesländern sind die Forschungsausgaben von Hochschulen und staatlichen Institutionen fast doppelt so hoch wie jene der Wirtschaft. Vor allem Dresden, Halle/Leipzig und Chemnitz-Zwickau sind relevant. Forschungsaktive Großunternehmen sind im Osten noch immer selten.

Interne Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2020 nach Bundesländern und Sektoren (in Millionen Euro)

Bundesland Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck Hochschulen Wirtschaft * Insgesamt

Baden-Württemberg

2.200

2.885

23.673

28.758

Bayern

2.309

3.141

15.550

21.000

Berlin

1.803

1.380

1.952

5.135

Brandenburg

604

320

455

1.379

Bremen

622

264

310

1.196

Hamburg

491

743

1.416

2.651

Hessen

977

1.442

6.325

8.744

Mecklenburg-Vorpommern

315

303

224

842

Niedersachsen

1.095

1.717

6.426

9.238

Nordrhein-Westfalen

2.389

4.378

8.469

15.237

Rheinland-Pfalz

301

669

2.695

3.666

Saarland

160

207

294

662

Sachsen

1.130

1.142

1.580

3.852

Sachsen-Anhalt

353

402

243

999

Schleswig-Holstein

373

496

733

1.601

Thüringen

370

473

687

1.529

Deutschland **

15.589

19.962

71.032

106.583

*) Aufteilung auf die Bundesländer prozentual nach der Struktur von 2019; **) einschließlich nicht aufteilbarer Mittel

Quelle: Statistisches Bundesamt, Stiftungsverband Wissenschaftsstatistik

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich die Ausgaben Deutschlands für F&E im Jahr 2019 auf rund 110 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 3,2 Prozent. Das in der Wachstumsstrategie für die Europäische Union festgelegte Ziel eines Anteils von mindestens drei Prozent am BIP konnte somit übertroffen werden. Bis 2025 soll der Anteil auf 3,5 Prozent steigen.

Auf die verschiedenen Bereiche verteilten sich die Ausgaben 2019 wie folgt:

Bereich Ausgaben

Wirtschaftssektor

75,6 Milliarden Euro

Hochschulen

19 Milliarden Euro

Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

15 Milliarden Euro

Quelle: Destatis ©academics

Im Bereich der außeruniversitären Forschung entfiel mit 6,6 Milliarden Euro der größte Teil der Ausgaben auf die Naturwissenschaften, 4,2 Milliarden Euro flossen in die ingenieurwissenschaftliche Forschung. Für Forschung im Bereich der Humanmedizin wurden 1,5 Milliarden Euro ausgegeben, 1,1 Milliarden Euro in den Geisteswissenschaften, 1 Milliarde Euro in den Sozialwissenschaften und 0,7 Milliarden Euro in den Agrarwissenschaften.

Forschungsprojekte sind in der Regel einmalige, zeitlich befristete Vorhaben mit einer konkreten Themen- bzw. Fragestellung, an der ein oder mehrere Wissenschaftlerinnen arbeiten. Finanziert werden Forschungsprojekte meist nicht über laufende Budgets, sondern über Förderungen, die unbedingt rechtzeitig beantragt werden sollten.

  1. Beschreibung des Themas, Formulierung von Forschungsfrage und Hypothesen
  2. Definition des Forschungsdesigns: Experimente, Beobachtung, Recherche oder Befragung?
  3. Darstellung der methodischen Strukturierung und der Arbeitsschritte zur Datenerhebung und -auswertung
  4. Durchführung der Untersuchungen und Datenerhebungen mit den gewählten Methoden, ggf. Dokumentation von Zwischenergebnissen
  5. Auswertung und Interpretation der Daten, Überprüfung der Hypothesen
  6. Präsentation oder Veröffentlichung der Forschungsergebnisse.


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