Finanzierung von Forschungsprojekten
Projektfinanzierung in der Wissenschaft: Förderquellen, Ablauf und Herausforderungen

Kran als Symbolbils fuer Projektfinanzierung Wissenschaft

Die Wissenschaft lebt von Projektfinanzierungen. Wie könnte eine Reform der Drittmittelzuweisung aussehen? © Samuel Zeller / unsplash.com

Wissenschaftliche Forschung ist auf finanzielle Mittel angewiesen. Aber woher kommt das Geld, wie läuft die Finanzierung ab und welche Schwierigkeiten gibt es?

Veröffentlicht: 31.07.2023

Von: Katharina Jedlitschka

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts haben die öffentlichen, privaten und kirchlichen Hochschulen im Jahr 2021 insgesamt 67,2 Milliarden Euro ausgegeben. Die größten Ausgabeposten sind neben dem Personal und der Patientenversorgung im medizinischen Bereich die wissenschaftliche Forschung – und diese wird hauptsächlich über von den Hochschulen eingeworbene Drittmittel finanziert.

Größte Drittmittelgeber waren 2021 – wie auch in den Jahren zuvor – die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), der Bund und die gewerbliche Wirtschaft. Insgesamt beliefen sich die Drittmittel auf 9,5 Milliarden Euro, ein Plus von rund sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jeweils etwa drei Milliarden Euro kamen dabei vom Bund und der DFG, 1,5 Milliarden Euro aus der Wirtschaft.

Forschung hat in Deutschland einen hohen Stellenwert. Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) belegt die Bundesrepublik nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2023 im europaweiten Vergleich mit 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Rang 4, hinter Schweden, Österreich und Belgien.

Forschung ist aber gleichzeitig sehr teuer, besonders in medizinischen und naturwissenschaftlichen Fachbereichen, wo moderne Geräte für die Forschungsarbeit benötigt wird. Weil die Grundförderung, die Hochschulen von Bund bzw. Bundesländern regelmäßig erhalten, für die Deckung der Kosten nicht ausreicht, sind sie auf die Finanzierung über Drittmittel angewiesen.

Höhe der Drittmittel nach Drittmittelgeber (2020)

Drittmittelgeber Höhe der Drittmittel (in Euro)

Deutsche Forschungsgemeinschaft

2.693.812.000

Bund

2.698.679.000

Gewerbliche Wirtschaft (u. dgl.)

1.493.585.000

Europäische Union

874.467.000

Stiftungen (u. dgl.)

575.347.000

Länder

151.060.000

Drittmittel insgesamt

Drittmittel insgesamt 8.891.060.000

Quelle: Statista © academics

Zu den Drittmitteln zählen auch Gelder, die aus Stiftungen kommen. Der Großteil der Stifter in Deutschland sind Privatpersonen, oft gründen aber auch Unternehmen Stiftungen und engagieren sich bundesweit in der Förderung von Forschung. Bedeutende Stiftungen in Deutschland sind:


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Gefördert wird in vielen Bereichen durch Bund, Länder und EU. Ob ein Projekt gefördert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Innovationsgrad und den Erfolgsaussichten. Die Bundesregierung fördert grundsätzlich „konkrete FuE-Vorhaben, die den Wissensstand in zentralen Anwendungsbereichen vorantreiben und so als Wachstumstreiber in vielen Branchen wirken“. Das können Forschungsprojekte von Hochschulen, Großforschungseinrichtungen, FuE-Institutionen sowie der gewerblichen Wirtschaft sein. Darüber hinaus gibt es spezielle Programme für die Forschungs- und Innovationsförderung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Wer ein Forschungsprojekt plant und staatlich fördern lassen möchte, sollte zunächst die verschiedenen Fördermöglichkeiten identifizieren und sich bei Bedarf beraten lassen. Die Förderberatung des Bundes „Forschung und Innovation“ ist hierfür eine gute Anlaufstelle.

Die Förderrichtlinien zu den einzelnen Förderprogrammen werden als Bekanntmachungen im Bundesanzeiger veröffentlicht. Darin sind Ziele, Zielgruppen, Schwerpunkte und Ablauf festgehalten. In dringenden Ausnahmefällen sind auch Förderungen für Projekte außerhalb der Bekanntmachungen möglich. Fördermittelgeber sind die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF), Wirtschaft und Energie (BMWi), Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).

Der Ablauf eines Förderantrags beim BMBF gestaltet sich wie folgt:

  • Identifizierung einer geeigneten Fördermöglichkeit

  • Nur im zweistufigen Verfahren:
  • Projektskizze einreichen, diese enthält u. a.
  • Bezug zum Förderprogramm
  • Erläuterung der Idee und beteiligter Partner
  • Darlegung des eigenen Knowhows 
  • Benennung bereits existierender Forschungsprojekte und -ergebnisse zum Thema 
  • Einschätzung von Projektlaufzeit, benötigter Ressourcen und Kosten

  • Bewertung bzw. Empfehlung des Projekts durch das Ministerium/Projektträger
  • Antragstellung
  • Prüfung des Antrags
  • Entscheidung

Antragstellung, Begutachtung, Entscheidung – so sieht der Förderungsprozess auch bei den diversen Stiftungen sowie bei der DFG aus. Bei der DFG gehen pro Jahr mehr als 13.000 Anträge auf Einzelförderung ein, also Anträge, die von promovierten Forscherinnen und Forschern zu thematisch und zeitlich begrenzten Projekten gestellt werden können. Etwa ein Drittel dieser Anträge wird bewilligt und gefördert. Im Bereich der Einzelförderung befanden sich 2020 mehr als 17.000 Projekte in der laufenden Förderung. Auf sie entfällt mehr als ein Drittel der DFG-Ausgaben. Insgesamt förderte die DFG 2022 mit rund 3,9 Milliarden Euro mehr als 31.750 Projekte.

Je sorgfältiger und detaillierter Sie Ihren Förderantrag erstellen, desto erfolgreicher ist er! Die DFG gibt Tipps.

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Ob Forschungsanträge von Forscher:innen finanziell gefördert werden, hängt von der Qualität und den Ergebnissen des Forschungsvorhabens ab. Das (noch) vorherrschende Bewertungssystem wird aktuell jedoch unter anderem von der Europäischen Kommission stark kritisiert und als nicht geeignet betrachtet – vor allem, weil ihm eine eher quantitative Bewertungsmethode zugrunde liegt. Denn: Die wichtigsten Indikatoren für die Bewertung sind der Journal Impact Factor (JIF – Zahl, deren Höhe den Einfluss einer wissenschaftlichen Zeitschrift wiedergibt) und die Häufigkeit, in der Forscherinnen und Forscher in Publikationen zitiert werden.

Die Europäische Kommission strebt derzeit eine grundlegende Reform dieses Bewertungssystems an. Das Ziel: Wissenschaftler:innen und deren Forschung auf Basis ihrer tatsächlichen Verdienste und Leistungen zu bewerten, nicht anhand der Anzahl ihrer Publikationen. Geplant ist eine europäische Vereinbarung, die von Unterstützern dieser Reform – darunter Organisationen der Forschungsförderung, Forschungseinrichtungen und Bewertungsbehörden – unterzeichnet wird. 

Bei der Reform handelt es sich um einen komplexen, langwierigen Prozess, der auch mit Skepsis betrachtet wird. So haben sich etwa die DFG und die Helmholtz-Gemeinschaft, die in diesem Prozess die Allianz der europäischen Wissenschaftsorganisationen vertreten und den Textentwurf eng begleiten, nicht den Unterzeichnern angeschlossen. Aus ihrer Sicht seien „wesentliche Fragen unklar“, vor allem die Unabhängigkeit der Wissenschaft von der Politik und Konsequenzen einer Mitgliedschaft „hinsichtlich Reporting und Selbstverpflichtung.“

Viel diskutiert ist auch die Förderung durch Unternehmen und welchen Einfluss sie auf die Forschung hat. Befürworter von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sehen die Möglichkeiten, die sich für die Forschung ergeben. Diese Drittmittel würden Forschung in vielen Fällen überhaupt erst möglich machen. Andere sind dagegen der Meinung, dass medizinische, naturwissenschaftliche und technische Fächer von der Industrie und ihren Stiftungen bevorzugt werden. Bereichen wie beispielsweise dem Umweltschutz oder sozialwissenschaftlichen Fächern fehlen hingegen finanzielle Mittel, da sie bei der Förderung durch die Wirtschaft eher vernachlässigt werden.

Dies führe nicht nur zu einseitiger Forschung. Unternehmen wird auch vorgeworfen, Einfluss auf die Forschungsergebnisse nehmen zu wollen, wodurch die Unabhängigkeit der Forschung gefährdet wäre. Unklar ist darüber hinaus auch, wem die Ergebnisse der Forschungsarbeit gehören.

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