Wissenschaftsmanagement
Wissenschaftsmanager oder -managerin: Gehalt, Aufgaben, Voraussetzungen

Eine afrodeutsche Wissenschaftsmanagerin arbeitet am Schreibtisch

Ein gutes Wissenschaftsmanagement ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Forschung. © FG Trade Latin / iStock.com

Ein junger Beruf mit viel Verantwortung: Wissenschaftsmanager:innen sind Organisationstalente, die Forschenden die bestmöglichen Rahmenbedingungen geben.

Veröffentlicht: 24.10.2023

Von: Gaby Köchel

Wissenschaftsmanager:innen, auch englisch Scientific Manager oder Science Manager, arbeiten an Hochschulen und an Forschungszentren wie dem Fraunhofer Institut oder der Max-Planck-Gesellschaft, seltener sind sie auch in Unternehmen tätig.

Der Beruf ist noch recht jung und trägt vor allem dem Wandel an den Universitäten und Forschungszentren Rechnung: Hier entstehen immer mehr Aufgaben, die weder von dem klassischen Verwaltungspersonal noch von den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen abgedeckt werden können oder sollen. Viele dieser Tätigkeiten, die vorrangig in die Bereiche Planung, Koordination, Steuerung und Strukturierung fallen, übernehmen nun die Wissenschaftsmanager:innen. Sie schaffen damit die Rahmenbedingungen für die Forschungsarbeit

Ähnliches gilt auch in Unternehmen mit großen Forschungsabteilungen, wo Wissenschaftsmanager:innen die Abläufe im Umfeld der Produktentwicklung koordinieren. Die Stellenausschreibungen sind hier in der Regel etwas spezifischer und markieren den Tätigkeitsschwerpunkt: Der Scientific Marketing Manager beispielsweise bereitet die Forschungsthemen für eine externe Zielgruppe verständlich und ansprechend auf, während der Scientific Quality Control Manager Prozesse zur Qualitätskontrolle implementiert und überwacht. Der Scientific Relations Manager oder auch Scientific Liaison Manager wiederum pflegt das professionelle Netzwerk, bereitet Informationen auf und holt Feedback ein.

Um dem jungen Berufsbild etwas Struktur zu geben, sind vor allem zwei Vereine tätig: Der Netzwerk Wissenschaftsmanagement e.V. und der Zentrum für Wissenschaftsmanagement e.V. (ZWM) mit seinem Portal Wissenschaftsmanagement Online informieren über aktuelle Entwicklungen und fungieren als Anlaufstelle.

Die konkreten Aufgaben im Wissenschaftsmanagement können je nach Spezialisierung und Einsatzort sehr unterschiedlich ausfallen. Die gängigsten Tätigkeiten sind:

  • Koordination von Forschungstätigkeiten (Forschungsmanagement, ein Teilgebiet des Wissenschaftsmanagements)
  • Entwicklung und Umsetzung von Konzepten und Strategien
  • Auf- und Ausbau von nationalen und internationalen Partnerschaften und Netzwerken
  • Erstellen von Anträgen und Berichten
  • Interne Schnittstellenfunktion
  • PR und Öffentlichkeitsarbeit (Präsentationen, Workshops, Vertreten der Abteilung in Gremien)

Wenn der Wissenschaftsmanager oder die Wissenschaftsmanagerin beispielsweise als Instituts-, Referats- oder Abteilungsleiter tätig ist, fallen darüber hinaus Führungsaufgaben an.

Alle weiteren Aufgaben hängen von der konkreten Ausgestaltung der Stelle ab. So kann ein:e Wissenschaftsmanager:in durchaus auch in der Nachwuchsförderung involviert sein, den Web-Auftritt seines Instituts oder Projekts mitgestalten oder sich um die Themen Gender und Diversity kümmern.

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Wie in den meisten Berufen kommt es auch im Wissenschaftsmanagement auf zwei wesentliche Voraussetzungen an: die fachliche und die persönliche Eignung.

Grundvoraussetzung für einen Job als Wissenschaftsmanager:in ist es in aller Regel, selbst studiert zu haben – dies garantiert eigene Erfahrungen mit der Forschung und dem akademischen Umfeld, die eine wertvolle Basis bilden. Oftmals wünschen sich die Arbeitgeber auch einen überdurchschnittlich guten Abschluss oder eine Promotion

Wer in seinem Job primär im Hintergrund tätig ist, hat mit einem betriebswirtschaftlichen Studium gute Voraussetzungen, seine Aufgaben zu erfüllen. Insbesondere dort, wo ein:e Wissenschaftsmanager:in sehr viel mit dem Forschungsgegenstand selbst in Berührung kommt, wird aber im Stellenprofil in der Regel ein Abschluss auf dem entsprechenden Fachgebiet gefordert. Dieser ermöglicht eine Kommunikation mit den Wissenschaftlerinnen auf Augenhöhe und ist auch hilfreich, wenn der oder die Wissenschaftsmanager:in potenziellen Geldgebern Thema, Relevanz, Forschungsverlauf und Perspektiven verdeutlichen muss.

Zusätzlich gibt es spezialisierte Studiengänge über vier bis sechs Semester, die optimal auf eine Position im Wissenschaftsmanagement vorbereiten sollen. So können Interessierte etwa an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer einen Master of Public Administration (MPA) im Bereich Wissenschaftsmanagement erwerben, während die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und die Hochschule Osnabrück einen Master of Arts (M.A.) beziehungsweise Master of Business Administration (MBA) im Bereich Hochschul- und Wissenschaftsmanagement anbieten. Diese Studiengänge verstehen sich als Weiterbildung für Hochschulabsolventen mit erster Berufserfahrung.

Angesichts der Kernaufgaben sind bei diesem Job Organisationstalent und strukturiertes Arbeiten unabdingbar. Um seiner Schnittstellenposition gerecht zu werden, sollte er zudem gern kommunizieren und sich dabei auf unterschiedliche Ansprechpartner:innen – vom Wissenschaftler über den interessierten Laien bis hin zur skeptischen Geldgeberin – einstellen können. Hier können also sowohl diplomatisches Geschick als auch bestimmtes Auftreten gefragt sein.

Da sehr viele Projekte mit internationaler Kooperation einhergehen, sind nicht nur Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil, sondern auch Reisebereitschaft und das Vermögen, sich auf unterschiedliche Kulturen einzustellen.

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Für Beschäftigte im öffentlichen Dienst, also zum Beispiel an Hochschulen oder in staatlichen Labore, gelten je nach Arbeitgeber der Tarifvertrag des Bundes oder der Länder, wobei eine Einordnung in die Entgeltgruppen E13 oder E14 üblich ist, was je nach Berufserfahrung einem Bruttojahreseinkommen von etwa 60.000 bis 75.000 Euro entspricht.

In der freien Wirtschaft sind ähnliche Gehälter erwartbar, vor allem in großen Pharma- und Chemie-Unternehmen können die Spitzengehälter aber auch deutlich darüber liegen. Wird der Wissenschaftsmanager in seinem Unternehmen wie ein Projektmanager eingestuft, darf er im Schnitt über alle Branchen ein Einstiegsgehalt von 47.836 Euro erwarten. Nach mehr als zehn Jahren steigert sich das Durchschnittsgehalt auf 80.552 Euro.

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