Forschung und Entwicklung: Inhalt und Form der Bewerbung
Das Anschreiben ergänzt die fachlichen Angaben aus dem Lebenslauf. Der Gedanke „Was ist für den Empfänger der Bewerbung wichtig zu wissen?“ gibt die Struktur vor, individuelle Kompetenzen spielen die Hauptrolle. Es genügt nicht, die eigenen Fähigkeiten auf eine Formel zu bringen, die in jede Bewerbung kommt. Nicht auf die ausgeschriebene Position einzugehen zählt laut Schönbach-Fuleda zu den häufigsten Fehlern. „Wenn Teamplayer oder Leitungskräfte gesucht werden, dann sollten die Wissenschaftler das im Anschreiben berücksichtigen“, erklärt sie.
Die Motivation für den Wechsel von der Wissenschaft zur angewandten Forschung und Entwicklung sollte vorkommen. Was, abgesehen von unbefristetem Vertrag und der Aussicht auf höheres Gehalt, erscheint reizvoll an einem Job in der Wirtschaft? „Dass die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft nicht zu den Lebensvorstellungen passen, ist ein legitimer Grund, den Bewerber anführen können – aber nicht als einzigen“, sagt Schönbach-Fuleda. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Anwendungsorientierung, gesellschaftlicher Nutzen und Teamarbeit statt Einzelkämpfertum seien Argumente, die viele ihrer Klienten zum Übergang in die freie Wirtschaft bewegten.
Im Lebenslauf sollten Praktika und Nebenjobs nicht fehlen – zumindest, wenn man noch am Anfang der Karriere steht. Im universitären Kontext irrelevant, für Personaler aussagekräftig: Der Aushilfsjob als Kellner hat die Kundenorientierung geschult, der Kontakt zu nicht akademischen Kollegen beim Einräumen von Regalen hilft bei Führungsaufgaben.
Ähnlich verhält es sich mit Hobbys: Wer ein Handball-Nachwuchsteam coacht, zeigt überdurchschnittliche Verantwortung; wer gerne indisch kocht, äußert Interesse für fremde Kulturen; wer gerne fotografiert, hat einen Blick für Details. Oberstes Gebot: bei der Wahrheit bleiben.
Über formale Ansprüche der Bewerbung geben die Bewerbungstipps für Akademiker Auskunft.
Sprache der Bewerbung für die Forschung und Entwicklung
Die Bewerbung ist eher Abstract als Essay. Wer aus der Wissenschaft in die angewandte Forschung und Entwicklung wechseln möchte, muss sich kurzfassen und simpel ausdrücken. Das bedarf nach der Zeit an der Universität ein wenig Übung. Stefanie Schönbach-Fuleda empfiehlt: „Zuerst das Anschreiben formulieren, dann aus langen Sätzen kurze machen.“
Von Personalern in Unternehmen darf man nicht erwarten, dass sie sich die relevanten Stellen in einer Bewerbung herauspicken. Wer dem HR-Manager durch konkrete Formulierungen zuarbeitet, hat Vorteile gegenüber dem, der sich in Ausführlichkeiten oder Floskeln verliert.
Tipps für das Bewerbungsgespräch in der Forschung und Entwicklung
Wissenschaftler bleiben laut Stefanie Schönbach-Fuleda oft zu abstrakt – im Anschreiben wie im Gespräch. „Sie sagen ‚Ich befasse mich mit Forschung XY‘ und meinen, ihr Gegenüber hat davon eine Vorstellung“, erläutert sie das Problem. Beispiele nennen, von Erfahrungen berichten, mehr in die Tiefe gehen heißt das Gegenmittel. „Indem ich beschreibe, was ich erlebt habe, führe ich den Personaler gedanklich an meinen Arbeitsplatz als Forscher“, sagt der Coach.
Viele Nachwuchswissenschaftler mussten sich noch nie beim Bewerbungsgespräch in einem Unternehmen präsentieren. Um diese Situation zu üben, eignen sich Workshops oder Einzeltrainings, die Universitäten anbieten. Anstatt beim Gespräch die Nervosität zu überspielen, dürfe man sich als Jobinterview-Anfänger outen. „Sagen Sie ruhig: ‚Das ist eine ganz neue, spannende Situation für mich‘“, meint Schönbach-Fuleda. „Es zeigt, dass Sie sich als Nachwuchsforscher besonders schnell an neue Anforderungen anpassen können – auch an jene, die die Wirtschaft stellt.“
Ein gängiges Fettnäpfchen: Viele Wissenschaftler haben das Gefühl, sie hätten nur promoviert, aber nicht „richtig“ gearbeitet. Ihre Bewerbung begründen sie daher mit Weiterentwicklung. „Vermeiden Sie den Satz ‚Ich möchte diesen Job, weil ich hier so viel dazulernen kann‘. Dafür werden Sie nicht eingestellt“, sagt Schönbach-Fuleda. Zwar entwickle man sich bei einer neuen Tätigkeit immer weiter, bezahlt werde man aber für das gute Ausführen einer Stelle.