Postdoc-Stipendium
Das Postdoc-Stipendium: Die wichtigsten Förderprogramme im Überblick

Regenschirm Symbolbild Postdoc Stipendium

Es gibt verschiedene Stipendienprogramme für Postdocs © Toa Heftiba / unsplash.com

Ein Postdoc-Stipendium entlastet finanziell und ermöglicht die Fokussierung auf die eigene Forschung. Was ist zu beachten, welche Stipendien gibt es, und welches ist das richtige?

Veröffentlicht: 01.05.2023

Von: Inga Barth, Anke Wilde, Maike Schade

Möchten Wissenschaftler:innen nach der Promotion nicht in der freien Wirtschaft tätig werden, sondern weiterhin eine akademische Laufbahn verfolgen, erwartet sie im nächsten Schritt in der Regel der Status als Postdoc. In dieser Karrierephase vertiefen Forschende nicht nur fachliche und methodische Qualifikationen, sie erproben darüber hinaus notwendige organisatorische Fähigkeiten wie die Planung und Durchführung eigenständiger Forschungsprojekte sowie die damit verbundene Beantragung von Fördermitteln durch Dritte.

Eine Möglichkeit ist es, eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeitender anzunehmen. Für diese Arbeit erhalten die Postdocs ein Gehalt, das die Finanzierung des Lebensunterhalts sichert. Eine andere Möglichkeit ist eine Bewerbung auf ein Stipendium. Anders als Wissenschaftliche Mitarbeitende arbeiten Stipendiaten nicht weisungsgebunden und haben keine Verpflichtungen gegenüber einer Hochschule oder Einrichtung. Sie können sich ausschließlich auf ihre eigene Forschung und Qualifikation konzentrieren. Studien zufolge erreichen Stipendiatinnen häufiger die Habilitation als Wissenschaftliche Mitarbeitende an einer Uni.

Es gibt verschiedene Stipendienprogramme für Postdocs. Die einen fördern einen Aufenthalt im Ausland, die anderen die Rückkehr aus dem Ausland, weitere unterstützen wiederum Habilitationsvorhaben oder ein eigenes Forschungsprojekt.

Zu beachten gilt allgemein: Interessierte sollten sich im Voraus über die Bedingungen der einzelnen Förderprogramme informieren. Diese beinhalten teilweise sehr detaillierte Voraussetzungen, was zeitliche Rahmenbedingungen, lokale Besonderheiten oder spezifische Fachdisziplinen betrifft. Nachfolgend einige der wichtigsten Stipendienprogramme in Deutschland.

Das Marie-Curie-Stipendium, offiziell „Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen“ (MSCA), richtet sich an Wissenschaftler:innen in acht Fachbereichen (Chemistry, Economic Sciences, Information Science and Engineering, Enviromental and Geo Sciences, Life Sciences, Mathematics, Physics, Social Sciences an Humanities). Das durch die EU geförderte Programm vergibt sowohl Stipendien für Forschungsaufenthalte innerhalb Europas (12 bis 24 Monate Dauer) wie auch internationale Stipendien (24 bis 36 Monate Dauer). Der finanzielle Zuschuss wird in Form eines monatlichen Grundbetrages zuzüglich Mobilitätskosten und ggf. Familienpauschalen gezahlt. 

Grundlage für alle Bewerber:innen ist eine abgeschlossene Promotion, die nicht länger als acht Jahre zurückliegen darf (Ausfallzeiten werden berücksichtigt). Alternativ zu einer abgeschlossenen Promotion können auch Wissenschaftler:innen berücksichtigt werden, die mindestens vier Jahre in Vollzeit geforscht haben.

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Seit 2019 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit dem Walter Benjamin-Programm eine überarbeitete Fördermöglichkeit für Postdocs etabliert. Wissenschaftler:innen in der frühen Karrierephase nach der Promotion werden in ihren Forschungsvorhaben bis zu zwei Jahre gefördert, egal ob sie diese in Deutschland oder im Ausland absolvieren möchten. Die Höhe der Förderung lässt sich mit dem Stipendienrechner online ermitteln. Unverheiratete, kinderlose Wissenschaftler:innen erhalten in Deutschland im Jahr 2023 monatlich 2.000 Euro, in den USA etwa 3.650 Euro.

Zudem bietet die DFG das Emmy Noether-Programm an, die für Postdocs vorgesehen ist, die bereits mindestens zwei Jahre Postdoc-Erfahrung vorweisen können. Sie ist für eine sechsjährige, eigenverantwortliche Nachwuchsgruppenleitung als Vorbereitung für eine Professur vorgesehen.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet verschiedene Förderprogramme für Forschende nach der Promotion an. Eines der wichtigsten Programme für deutsche Wissenschaftler:innen, die ein Forschungsvorhaben im Ausland realisieren möchten, ist das Kurzstipendium des DAAD. Es bietet eine monatliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 1.750 Euro für einen Zeitraum zwischen drei und sechs Monaten für einen Aufenthalt an einem ausländischen Gastinstitut (zuzüglich beispielsweise Auslandszuschlägen, Kinderzulagen und -betreuungskosten sowie Sachkostenbeiträgen und Reisekostenpauschalen).

Des Weiteren bietet der DAAD das Postdoctoral Researchers International Mobility Experience (PRIME) Programm an. Hierbei handelt es sich nicht um direkte Geldzahlungen, stattdessen ermöglicht der DAAD durch Zuwendungsverträge an die gastgebenden Universitäten den Geförderten eine 18-monatige Anstellung anstatt eines Stipendiums. Die Zielgruppe des Programms sind Postdoktorandinnen und Postdoktoranden (aller Nationalitäten), die ihre berufliche Laufbahn langfristig in Deutschland sehen. Auf der Webseite finden sich weiterführende Informationen zum inkludierten 12-monatigen Auslandsaufenthalts, Bewerbungsfristen und Voraussetzungen.

Mit dem Nexus-Förderprogramm der CZS werden herausragende junge Wissenschaftler:innen mit 1,5 Milliarden Eurodabei unterstützt, eineeigene Forschungsgruppe aufzubauen. Voraussetzungen: Das Forschungsthema liegt an der Schnittstelle von mindestens zwei Disziplinen aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und die Forschungsgruppe ist an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder Thüringen angesiedelt.

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Die Alexander von Humboldt Stiftung bietet zwei Förderprogramme für deutsche Postdocs:

  • Feodor Lynen-Forschungstipendium: sechs bis 24 Monate Forschungsaufenthalt im Ausland, alle Fachrichtungen
  • NSTC-Forschungsstipendium: drei bis zwölf Monate Forschungsaufenthalt in Taiwan, alle Fachrichtungen

Für ausländische Postdocs, die in Deutschland forschen wollen, gibt es diverse Förderprogramme. Alle Förderungen und Preise gibt es hier im Überblick.

Das einjährige Fellowship-Programm des ZEIT Verlags fördert jährlich 25 Wissenschaftlerinnen aus allen Fachbereichen. Ziel von Zia – Visible Women in Science and Humanities ist es, Wissenschaftlerinnen zu fördern, zu vernetzen und ihre Leistungen sichtbarer zu machen. Eine Übersicht über weitere Förderprogramme speziell für Frauen finden Sie im academics-Ratgeber Frauenförderung in der Wissenschaft.

Das Leopoldina-Postdoc-Stipendium richtet sich an Postdocs ausmedizinischen und naturwissenschaftlichen Fachgebieten aus dem deutschsprachigen Raum, also Deutschland, der Schweiz und Österreich. Forschende aus Deutschland werden mit einem Auslandsprogramm gefördert, Wissenschaftler:innen aus der Schweiz und Österreich können sich innerhalb Deutschlands an Gastinstituten fördern lassen. Voraussetzung ist eine Promotion (maximal sieben Jahre zurückliegend) sowie ein erkennbares eigenständiges Forschungsprofil. Entscheidungen über Anträge werden viermal jährlich getroffen und Geförderte erhalten ein Vollstipendium zuzüglich möglicher individueller Zuschläge.

Stipendien, die für Forschungszwecke gewährt werden, gelten nach § 14 Sozialgesetzbuch IV (SGB IV) nicht als Arbeitsentgelt, somit sind sie steuerfrei und nicht sozialversicherungspflichtig. Postdocs müssen sich also unabhängig von ihrem Stipendium selbst um Kranken- und Rentenversicherung kümmern

Was die Krankenversicherung betrifft, so können sich Postdoc-Stipendiaten gesetzlich oder privat versichern. Wer in die gesetzliche Krankenversicherung geht, sollte sich schon im Vorfeld informieren, welche Bestandteile des Stipendiums zur Berechnung des Beitrags herangezogen werden. Bei einem Auslandsaufenthalt während der Förderung sollten sich die Stipendiat:innen darüber informieren, inwieweit die Krankenversicherung auch im Ausland greift.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Bevor sich Postdocs dazu entschließen, sollten sie sich bei dem zuständigen Träger der Deutschen Rentenversicherung beraten lassen, ob dies im Einzelfall sinnvoll ist.

Aufgrund dieser arbeitsrechtlichen Einordnung haben Wissenschaftler:innen im Anschluss an das Stipendium keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Postdocs, die nach Auslauf des Stipendiums keine Anstellung finden, müssen also eine Grundsicherung beantragen. Wer ein Kind bekommt, erhält als Elterngeld nur den Sockelbetrag von 300 Euro, denn Stipendien gelten nicht als anrechenbares Einkommen. Viele Stipendiengeber kommen den werdenden Eltern jedoch entgegen und verlängern die Förderung; die Modalitäten sollten rechtzeitig erfragt werden, sie variieren je nach Förderprogramm. Weitere Informationen zu sozialrechtlichen Regelungen für Familien bietet der Ratgeber der GEW.

PRO:

  • Frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit
  • Schwerpunkt auf Entwicklung Ihres Forschungsprofils
  • Arbeit an einer selbst gewählten Einrichtung
  • (Teilweise) Finanzielle Unabhängigkeit

KONTRA:

  • Schlechtere Einbindung in institutionelle Abläufe an Ihrer Hochschule
  • Keine Sozialversicherung
  • Meist zeitliche Limitierungen der Stipendienprogramme
  • Meist zeitliche Rahmenbegrenzung der Stipendienprogramme


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