Geschichte, Medienwissenschaften, Germanistik: Gehalt nach Fachbereichen
Geisteswissenschaft ist jedoch nicht gleich Geisteswissenschaft. Das gilt auch hinsichtlich des Durchschnittsgehalts, das der StepStone-Gehaltsreport 2021 mit 52.028 Euro brutto jährlich in den Geisteswissenschaften und Philosophie beziffert. In den Geschichts- und Kulturwissenschaften lag es demnach bei 53.139 Euro brutto pro Jahr. Das jährliche Median-Gehalt in den Geisteswissenschaften, also die Ausreißer-bereinigte Zahl, wird Stand Juli 2023 von StepStone auf 41.300 Euro brutto geschätzt.
Dabei variieren die Gehaltsaussichten zwischen den verschiedenen Fachbereichen ebenfalls deutlich. Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit bringt Aufschluss über verschiedene Median-Gehälter in verschiedenen Berufsbildern der Geisteswissenschaften. So verdient Stand Juli 2023 beispielsweise
- ein:e Kunsthistoriker:in im Median 4.339 Euro,
- ein:e Anthropolog:in 5.127 Euro oder
- ein:e Politolog:in 5.397 Euro.
Wir werfen einen Blick auf drei ausgewählte Fächer: Germanistik, Medienwissenschaften und Geschichte.
Durchschnittsgehalt Germanistik
Bevor Germanistikabsolvent:innen regulär in den Job starten, absolvieren sie oft ein Volontariat – eine Art Ausbildung im Unternehmen, die ein bis zwei Jahre dauert, beispielsweise in einem Verlag oder einer Redaktion. Die Bezahlung während des Volontariats kann tariflich oder ohne Tarif geregelt sein. Das schlägt sich auch im Gehalt nieder, das laut karista.de mit 12.000 bis 24.000 Euro brutto im Jahr relativ niedrig ausfällt.
Im Anschluss an das Volontariat hängt der weitere Verdienst stark von der Wahl des Jobs, der Größe der Redaktion, Agentur oder des Verlags und der Region ab. Die Gehaltsspanne reicht von etwa 19.000 bis knapp 40.000 Euro brutto pro Jahr; mit Personalverantwortung und in Führungspositionen kann es gerade in großen Verlagen aber auch deutlich mehr sein. Gute finanzielle Aussichten haben Berufseinsteigende im Marketing- oder Sales-Bereich, hier kann das Durchschnittsgehalt darüber liegen.
Mehr zum Fachgebiet der Germanistik und den damit verknüpften Karriere-Perspektiven können Sie in unserem weiterführenden Artikel erfahren.
Durchschnittsgehalt Medienwissenschaften
Im Bereich der Medienwissenschaften hängt das Einstiegsgehalt von verschiedenen Faktoren ab. Ob Bachelor oder Master, spielt hier nicht zwingend eine Rolle. Sondern einerseits die Qualifikation (Praktika während des Studiums sind hier sehr wichtig!), andererseits auch Branche, Unternehmensgröße und der Standort. So wird in Medienhochburgen wie Köln, Hamburg oder Berlin in der Regel besser gezahlt als in anderen Städten.
Erfolgt der Berufseinstieg beispielsweise in den Medien über ein Volontariat, ist das Einstiegsgehalt wie bei den Germanist:innen zunächst gering. Doch es gibt Alternativen: Gerade der PR-Bereich bietet viele Chancen. So stellen Unternehmen Medien- oder auch Kommunikationswissenschaftler:innen beispielsweise als Communications Specialist oder Social-Media-Manager:in ein. Auch die Suchmaschinenoptimierung oder leitende Funktionen bei Webportalen sind Jobs für Medienwissenschaftler:innen.
Insgesamt liegt das das Einstiegsgehalt bei Medienwissenschaftler:innen deshalb höher als bei den Germanist:innen: Es bewegt sich laut karista.de zwischen 18.000 und 36.000 Euro brutto im Jahr. Gehaltssprünge sind für Absolvierende der Medienwissenschaften oft schon kurz nach dem Berufseinstieg drin, das Gehalt kann dann durchaus auf bis zu 60.000 Euro steigen.
Durchschnittsgehalt Geschichte
Im Gegensatz zu Lehramtsabsolvierende im Fach Geschichte, die nach dem Referendariat ein solides durchschnittliches Einstiegsgehalt von etwa 45.000 Euro brutto im Jahr erwartet, müssen Geschichtsabsolvierende in anderen Bereichen mit weniger auskommen. In Forschungsinstituten bewegt es sich das jährliche Bruttogehalt um die 24.000 Euro, bei Bibliothekar:innen, Archivar:innen und Sachbearbeitenden im Denkmalschutz sogar darunter.
Wer als Historiker:in im Museum tätig ist, beispielsweise in der Öffentlichkeitsarbeit oder als Museumspädagog:in, kann mit einem Bruttojahresgehalt von bis zu 30.000 Euro rechnen. Lektor:innen in Fachverlagen verdienen – im Anschluss an ein Volontariat – ein Einstiegsgehalt von 26.400 bis 33.600 Euro brutto.
Top-Branchen: Hier wird überdurchschnittlich gut verdient
Typische Branchen für Geisteswissenschaftler:innen – und hier arbeiten auch die meisten Absolventen und Absolventinnen – sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts das Bildungswesen, der Mediensektor, Kunst und Kultur sowie Dolmetschen und Übersetzen. Viele sind darüber hinaus im öffentlichen Dienst und im Bereich Forschung tätig.
Dies sind jedoch nicht zwingend die Branchen, in denen sie am meisten verdienen. Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler:innen wächst, denn sie sind zunehmend auch in anderen, fachfremden Branchen gefragt – und hier werden teils wesentlich attraktivere Gehälter gezahlt als in den typischen Branchen. Der StepStone Gehaltsreport 2020/2021 für Absolventen zeigt, wo Geisteswissenschaftler:innen die besten Einstiegsgehälter erwarten können.
Welche Auswirkung hat der Abschluss auf das Gehalt?
Ein höherer Abschluss wirkt sich oft positiv auf das Einstiegsgehalt aus und verbessert die Berufschancen, so auch in den Geisteswissenschaften – wenn auch mit einem geringeren Effekt als etwa im MINT-Bereich. In welchem Maße sich beispielsweise ein Masterabschluss konkret auf das Gehalt auswirkt, ist schwer zu beantworten, denn es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel Branche, Region und Unternehmensgröße. So verdient in manchen Branchen ein:e Bachelorabsolvent:in in einem großen Unternehmen mehr als eine Masterabsolventin in einem kleineren Betrieb.
Eine Promotion verbessert beim Berufseinstieg die Gehaltschancen in den Geisteswissenschaften nur bedingt. So verdienen je nach Fachbereich Masterabsolvent:innen nicht unbedingt weniger jene mit Promotion. Hinzu kommt, dass Geisteswissenschaftler:innen im Vergleich zu anderen Nachwuchswissenschaftler:innen oft länger brauchen, um ihre Doktorarbeit abzuschließen. Bachelor- und Masterabsolvent:innen, die früher in den Job einsteigen, haben folglich einen Vorsprung beim Gehalt. Von Vorteil kann die Promotion dennoch sein, etwa wenn das Thema der Dissertation einen Quereinstieg in einen gewünschten Tätigkeitsbereich ermöglicht.
Gehaltsentwicklung
Das Gehalt von Geisteswissenschaftlern und Geisteswissenschaftlerinnen liegt auch im weiteren Karriereverlauf teilweise deutlich unter dem Gehalt von beispielsweise den Wirtschaftswissenschaften. Ein sechsstelliges Jahresgehalt erreichen sie in der Regel erst zu einem späten Zeitpunkt in ihrer Karriere – wenn überhaupt. Doch auch für Geisteswissenschaftler:innen verbessert sich das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung.
Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, wie Absolventen und Absolventinnen der Geisteswissenschaften selbst Einfluss auf ihre Gehaltsentwicklung nehmen können.
3 Tipps, wie Geisteswissenschaftler:innen ihr Gehalt aufbessern können:
- Keine Bescheidenheit: Bereits beim Einstiegsgehalt gilt es, Verhandlungsgeschick an den Tag zu legen. Schließlich orientiert sich daran die spätere Gehaltsentwicklung!
- „Lebenslanges Lernen“: Mit Weiterbildungen und Zusatzzertifikaten erhöhen Geisteswissenschaftler:innen ihre Job- und Gehaltsaussichten.
- Unternehmenswechsel: Der Einstieg bei einem anderen Unternehmen kann – je nach Qualifikation und Verhandlungsgeschick – eine Gehaltssteigerung von bis zu 20 Prozent einbringen.
Wie hoch ist ein Geisteswissenschafts-Gehalt an der Universität?
Wer nach dem Abschluss in die Forschung oder Lehre strebt und eine Anstellung an der Universität findet, der kann im Gegensatz zu einer Tätigkeit in der freien Wirtschaft auf ein fix geregeltes Geisteswissenschafts-Gehalt setzen. Die Bezahlung wissenschaftlicher Mitarbeiterin sowie Postdocs ist tariflich festgelegt und sowohl nach Entgeltgruppen als auch nach Erfahrungsstufen gestaffelt. Entsprechende bindende Tarifverträge gibt es auch für die Besoldung von (Junior-)Professor:innen.