Geisteswissenschaftler Gehalt
Historiker, Medienwissenschaftlerin, Germanist und Co.: Was verdienen Geisteswissenschaftler:innen?

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- Das Einstiegsgehalt in den Geisteswissenschaften liegt bei 36.531 Euro brutto pro Jahr
- Das Durchschnittsgehalt wird mit 52.028 Euro brutto jährlich beziffert
- Gehalt nach Fachbereichen: Germanistik: 30.000 bis 45.000 Euro brutto pro Jahr | Medienwissenschaften: bis zu 60.000 Euro jährlich | Geschichte: 48.000 bis 80.000 Euro
Aktualisiert: 21.01.2025
Das Einstiegsgehalt
„Und damit kann man Geld verdienen?“ Diese Frage müssen sich Studierende der Germanistik, Philologie, Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaften oder anderer geisteswissenschaftlicher Fächer oft anhören. Tatsächlich stellt der Berufseinstieg für viele Geisteswissenschaftler und Geisteswissenschaftlerinnen eine Hürde dar: Bei der Arbeitsplatzsuche haben sie es im Vergleich zu anderen Absolventen und Absolventinnen häufig schwerer, einen Beruf zu finden, in dem sie ihr Fachwissen einbringen können und der ihnen zudem ein angemessenes Gehalt einbringt.
Stellenausschreibungen von Unternehmen sind in der Regel nicht speziell auf das Fachwissen von Geisteswissenschaftler:innen ausgerichtet. Vielmehr legen viele Absolvent:innen einen Quereinstieg hin, was – zumindest in der Anfangszeit – niedrige Gehälter zur Folge haben kann.
Den Ergebnissen des StepStone-Gehaltsreports 2021 für Absolvent:innen zufolge betrug das Einstiegsgehalt bei den Geisteswissenschaften und Philosophie 36.531 Euro brutto pro Jahr (2020). In den Geschichts- und Kulturwissenschaften, die gesondert erfasst wurden, liegt das Gehalt mit 36.946 Euro etwas darüber.
Geschichte, Medienwissenschaften, Germanistik: Gehalt nach Fachbereichen
Geisteswissenschaft ist jedoch nicht gleich Geisteswissenschaft. Das gilt auch hinsichtlich des Durchschnittsgehalts, das das Portal gehalt.de mit 52.028 Euro brutto jährlich in den Geisteswissenschaften und Philosophie beziffert. In den Geschichts- und Kulturwissenschaften lag es demnach bei 53.139 Euro brutto pro Jahr. Das jährliche Median-Gehalt in den Geisteswissenschaften, also die Ausreißer-bereinigte Zahl, wird Stand Juli 2023 von StepStone auf 41.300 Euro brutto geschätzt. Das Portal gehalt.de beziffert das Durchschnittsgehalt mit rund 62.000 Euro brutto allerdings deutlich höhe.
Die Gehaltsaussichten zwischen den verschiedenen Fachbereichen variieren ebenfalls deutlich. Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit bringt Aufschluss über verschiedene Median-Gehälter in verschiedenen Berufsbildern der Geisteswissenschaften. So verdient demnach beispielsweise
- ein:e Kunsthistoriker:in im Median knapp 55.000 Euro,
- ein:e Sozial- oder Kulturanthropolog:in ca. 63.000 Euro oder
- ein:e Politolog:in 66.500 Euro.
Wir werfen einen Blick auf drei ausgewählte Fächer: Germanistik, Medienwissenschaften und Geschichte.
Durchschnittsgehalt Germanistik
Bevor Germanistikabsolvent:innen regulär in den Job starten, absolvieren sie oft ein Volontariat – eine Art Ausbildung im Unternehmen, die ein bis zwei Jahre dauert, beispielsweise in einem Verlag oder einer Redaktion. Die Bezahlung während des Volontariats kann tariflich oder ohne Tarif geregelt sein. Das schlägt sich auch im Gehalt nieder, das laut karista.de mit 12.000 bis 24.000 Euro brutto im Jahr relativ niedrig ausfällt.
Im Anschluss an das Volontariat hängt der weitere Verdienst stark von der Wahl des Jobs, der Größe der Redaktion, Agentur oder des Verlags und der Region ab. Die Gehaltsspanne reicht von etwa 30.000 bis 45.000 Euro brutto pro Jahr; mit Personalverantwortung und in Führungspositionen kann es gerade in großen Verlagen aber auch deutlich mehr sein. Gute finanzielle Aussichten haben Berufseinsteigende im Marketing- oder Sales-Bereich, hier kann das Durchschnittsgehalt darüber liegen.
Mehr zum Fachgebiet der Germanistik und den damit verknüpften Karriere-Perspektiven können Sie in unserem weiterführenden Artikel erfahren.
Durchschnittsgehalt Medienwissenschaften
Im Bereich der Medienwissenschaften hängt das Einstiegsgehalt von verschiedenen Faktoren ab. Ob Bachelor oder Master, spielt hier nicht zwingend eine Rolle. Sondern einerseits die Qualifikation (Praktika während des Studiums sind hier sehr wichtig!), andererseits auch Branche, Unternehmensgröße und der Standort. So wird in Medienhochburgen wie Köln, Hamburg oder Berlin in der Regel besser gezahlt als in anderen Städten.
Erfolgt der Berufseinstieg beispielsweise in den Medien über ein Volontariat, ist das Einstiegsgehalt wie bei den Germanist:innen zunächst gering. Doch es gibt Alternativen: Gerade der PR-Bereich bietet viele Chancen. So stellen Unternehmen Medien- oder auch Kommunikationswissenschaftler:innen beispielsweise als Communications Specialist oder Social-Media-Manager:in ein. Auch die Suchmaschinenoptimierung oder leitende Funktionen bei Webportalen sind Jobs für Medienwissenschaftler:innen.
Insgesamt liegt das das Einstiegsgehalt bei Medienwissenschaftler:innen deshalb höher als bei den Germanist:innen: Es bewegt sich laut karista.de zwischen 18.000 und 36.000 Euro brutto im Jahr. Gehaltssprünge sind für Absolvierende der Medienwissenschaften oft schon kurz nach dem Berufseinstieg drin, das Gehalt kann dann durchaus auf bis zu 60.000 Euro steigen.
Durchschnittsgehalt Geschichte
Im Gegensatz zu Lehramtsabsolvierende im Fach Geschichte, die nach dem Referendariat ein solides durchschnittliches Einstiegsgehalt von etwa 60.000 Euro brutto im Jahr erwartet (A13), müssen Geschichtsabsolvierende in anderen Bereichen mit weniger auskommen. In Forschungsinstituten bewegt sich das jährliche Bruttogehalt in einem ähnlichen Bereich (E13), bei Bibliothekar:innen, Archivar:innen und Sachbearbeitenden im Denkmalschutz häufig darunter (E10 bis E12).
Welche Auswirkung hat der Abschluss auf das Gehalt?
Ein höherer Abschluss wirkt sich oft positiv auf das Einstiegsgehalt aus und verbessert die Berufschancen, so auch in den Geisteswissenschaften – wenn auch mit einem geringeren Effekt als etwa im MINT-Bereich. In welchem Maße sich beispielsweise ein Masterabschluss konkret auf das Gehalt auswirkt, ist schwer zu beantworten, denn es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel Branche, Region und Unternehmensgröße. So verdient in manchen Branchen ein:e Bachelorabsolvent:in in einem großen Unternehmen mehr als eine Masterabsolventin in einem kleineren Betrieb.
Eine Promotion verbessert beim Berufseinstieg die Gehaltschancen in den Geisteswissenschaften nur bedingt. So verdienen je nach Fachbereich Masterabsolvent:innen nicht unbedingt weniger jene mit Promotion. Hinzu kommt, dass Geisteswissenschaftler:innen im Vergleich zu anderen Nachwuchswissenschaftler:innen oft länger brauchen, um ihre Doktorarbeit abzuschließen. Bachelor- und Masterabsolvent:innen, die früher in den Job einsteigen, haben folglich einen Vorsprung beim Gehalt. Von Vorteil kann die Promotion dennoch sein, etwa wenn das Thema der Dissertation einen Quereinstieg in einen gewünschten Tätigkeitsbereich ermöglicht.
Gehaltsentwicklung
Das Gehalt von Geisteswissenschaftlern und Geisteswissenschaftlerinnen liegt auch im weiteren Karriereverlauf teilweise deutlich unter dem Gehalt von beispielsweise den Wirtschaftswissenschaften. Ein sechsstelliges Jahresgehalt erreichen sie in der Regel erst zu einem späten Zeitpunkt in ihrer Karriere – wenn überhaupt. Doch auch für Geisteswissenschaftler:innen verbessert sich das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung.
Jahresgehälter von Geisteswissenschaftler:innen nach Berufserfahrung:
Berufserfahrung | Jahresgehalt (brutto) |
---|---|
< 3 Jahre |
54.427 Euro |
3-6 Jahre |
56.697 Euro |
7–9 Jahre |
59.656 Euro |
> 9 Jahre |
68.217 Euro |
Wie hoch ist ein Geisteswissenschafts-Gehalt an der Universität?
Wer nach dem Abschluss in die Forschung oder Lehre strebt und eine Anstellung an der Universität findet, der kann im Gegensatz zu einer Tätigkeit in der freien Wirtschaft auf ein fix geregeltes Geisteswissenschafts-Gehalt setzen. Die Bezahlung wissenschaftlicher Mitarbeiter:innen sowie Postdocs ist tariflich festgelegt und sowohl nach Entgeltgruppen als auch nach Erfahrungsstufen gestaffelt; Doktorand:innen werden in der Regel nach E13 bezahlt, Postdocs können auch mit E14, sehr selten mit E15 rechnen. Entsprechende bindende Tarifverträge gibt es auch für die W-Besoldung von (Junior-)Professor:innen. W3-Professor:innen können Grundgehälter im sechsstelligen Bereich erlangen.
3 Tipps für höhere Gehälter
- Keine Bescheidenheit: Bereits beim Einstiegsgehalt gilt es, Verhandlungsgeschick an den Tag zu legen. Schließlich orientiert sich daran die spätere Gehaltsentwicklung!
- „Lebenslanges Lernen“: Mit Weiterbildungen und Zusatzzertifikaten erhöhen Geisteswissenschaftler:innen ihre Job- und Gehaltsaussichten.
- Unternehmenswechsel: Der Einstieg bei einem anderen Unternehmen kann – je nach Qualifikation und Verhandlungsgeschick – eine Gehaltssteigerung von bis zu 20 Prozent einbringen.
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