Berufliche Bildung im MINT-Bereich
Um den hohen Bedarf an MINT-Fachkräften langfristig zu decken, haben sich am achten nationalen MINT-Tag im Jahr 2015 Firmen und Unternehmen des gesamten Bundesgebiets auf verschiedene Maßnahmen verständigt:
- Rund 500.000 Praktikumsplätze sollten jährlich geschaffen werden, um den Einstieg in den Bereich zu erleichtern.
- Durch individuelle Potenzialanalysen sollte die Angst gebannt werden, die offensichtlich viele Jugendliche davon abgehalten hat, einen MINT-Studiengang zu wählen.
- Eine Unterstützung dabei, Potenziale erfolgreich zu reflektieren und sinnvolle Entscheidungen im Hinblick auf die eigene berufliche Zukunft zu treffen, sollten rund 500.000 Schüler jährlich erhalten.
- Eine Begleitung in den Berufseinstieg sollten mehr als 100.000 Jugendliche erhalten.
Vergleicht man die Vorhaben von 2015 mit dem Bericht der Bundesregierung vom Februar 2019, scheinen die Konzepte zur Minimierung des Fachkräftemangels im MINT-Bereich Erfolg zu haben. Doch auch wenn diese Erfolge ein erstes Aufatmen versprechen, so sei der Bedarf langfristig noch nicht als gedeckt zu betrachten. Laut Prognosen insbesondere deshalb nicht, da es Engpässe bei den Lehrkräften gebe, die jugendlichen Nachwuchskräften ausreichende Einblicke in die Möglichkeiten einer MINT-Karriere geben können. Es bleibt also weiterhin ein hoher Bedarf an MINT-Fachkräften bestehen, sowohl in Unternehmen als auch in Wissenschaft und Lehre.
Das Interesse an MINT-Berufen wecken mit Initiativen wie "Jugend forscht"
Um das Interesse an MINT-Fächern zu wecken, werden bundesweite Jugendwettbewerbe ausgeschrieben, die bei Schülern sehr beliebt sind und aktiv als Erfahrungs- und Austauschplattform genutzt werden. "Jugend forscht" ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb. Jedes Jahr gibt es eine naturwissenschaftliche Fragestellung, die dann auf kreative Art und Weise von den Teilnehmern beantwortet werden soll. Den Gewinnern winken nicht nur Geld- und Sachpreise, sondern auch ganz besondere Belohnungen wie Praktika, Studienaufenthalte und sogar die Unterstützung für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben.
Das Konzept funktioniert: Es bietet den jährlich rund 10.000 Teilnehmenden eine Plattform zur Förderung der jungen Talente. Neun von zehn erfolgreichen Teilnehmern von "Jugend forscht" beginnen nach ihrem Schulabschluss ein Studium in einem naturwissenschaftlich-technischen, mathematischen oder medizinischen Fach. Die Erfolgsbilanz des Wettbewerbs ist dementsprechend außergewöhnlich gut. Andere Wettbewerbe sind beispielsweise der "Informatik Biber" oder der "Bundeswettbewerb Informatik".
Steigerung der Studierendenzahlen in MINT-Berufen: Fördermaßnahmen
Deutschland hat alle Hände voll zu tun, um die Ziele im MINT-Bereich zu erreichen: Die Ausstattung in Schulen soll erweitert werden, um das Lernumfeld zu verbessern. Gleichzeitig soll die Computerverfügbarkeit in den Schulen steigen und Wissen häufiger digital vermittelt werden. Bisher geht von der Computernutzung laut verschiedener Studien kein positiver Effekt auf die Kompetenzen in den MINT-Fächern aus. Einem effektiveren Einsatz von Computern stehen momentan fehlendes komplementäres Unterrichtsmaterial sowie zu wenig kompetentes Lehrpersonal im Wege. Die Kompetenzen der Lehrkräfte haben jedoch einen signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg der Schüler in den MINT-Fächern und somit auch auf die Entscheidung, nach dem Abschluss ein Studium in diesem Bereich in Erwägung zu ziehen. Wer schon in der Schule Freude an MINT-Fächern hat, ist auch eher bereit, einen MINT-Studiengang zu wählen.
Wichtig für ein erfolgreiches MINT-Studium sind Wissensdurst und Neugier sowie Leistungsbereitschaft. Möchten interessierte Schüler oder Studierende ein Praktikum im MINT-Bereich absolvieren, ist es empfehlenswert, Firmen direkt anzuschreiben statt auf eine entsprechende Ausschreibung zu warten.
Um die Zahl der Beschäftigten in MINT-Berufen weiter zu steigern, soll auch die Nachqualifizierung von jungen Menschen mit bisher unabgeschlossener Berufsausbildung in Erwägung gezogen werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, mehr Frauen für MINT-Berufe zu begeistern. Bisher sind überwiegend Männer in der Branche beschäftigt. Eine verbesserte Frauenquote gibt es schon in Fächern wie Biologie und Medizin. Das neue Ziel ist es, auch in Studiengängen wie Maschinenbau und Informatik den Frauenanteil zu fördern.
MINT-Berufe als langfristige Perspektive für alle
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fasst die Bemühungen rund um die Diskussion in wenigen Worten zusammen: "MINT ist kein Beruf - MINT ist eine Perspektive." Ein Wegweiser zum Thema MINT kann auf der Webseite des Ministeriums jederzeit eingesehen werden. Ein MINT-Studium wird in Zukunft zahlreiche Möglichkeiten für junge Menschen und Quereinsteiger bieten, die laut Prognosen auch genutzt werden. Attraktive Verdienstmöglichkeiten und die hohe Zahl an verfügbaren Arbeitsplätzen sind zwei der möglichen Gründe dafür. Auch gibt es zahlreiche MINT-Stipendien , um das Studium zu finanzieren. Um den Nachwuchs langfristig von MINT-Studiengängen zu überzeugen, setzen zahlreiche Firmen und die Bundesregierung gemeinsam alle nötigen Hebel in Bewegung. MINT soll mehr sein als ein Beruf – es geht vielmehr darum, eine wahre Leidenschaft entstehen zu lassen.
Positive Zukunftsprognosen für MINT-Berufe
Das Gesamtziel der MINT-Förderung ist die vermehrte Entwicklung von Spitzeninnovationen, die die Menschheit voranbringen. Speziell sollen medizinische Fortschritte gemacht und die Elektromobilität für die künftigen Jahre definiert werden. Was heute noch aktuelle Herausforderungen sind, sollen morgen gelöste Probleme sein. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, doch mittels kreativer Lösungsansätze, die momentan erprobt werden, ist ein entscheidender Schritt Richtung Zukunft gemacht. Die Chancen für die Zukunft lassen sich nur schwer eingrenzen, klar ist jedoch schon heute, dass die Anzahl der Nachwuchskräfte, die sich für MINT-Studiengänge entscheiden, stetig wächst. Dennoch ist der Bedarf lange nicht gedeckt: Es gibt sowohl in den Berufen als auch in den kommenden Generationen noch viel Potenzial, das künftig besser genutzt werden soll.