Frauen in MINT-Berufen
MINT ist das neue Pink! Chancen und Perspektiven für Frauen in MINT

Frau Symbolbild MINT Frauen in technischen Berufen

Organisationen und Unternehmen wollen immer mehr Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe begeistern © Teraphim / istockphoto.com

Noch immer werden technische und naturwissenschaftliche Berufe von Männern dominiert. Dabei bietet der MINT-Bereich tolle Perspektiven für Frauen. Ein Überblick über den Frauenanteil in MINT-Fächern, Förderprogramme und Netzwerke.

Veröffentlicht: 18.02.2024

Von: Sandra Frielingdorf, Maresa Wolbert

Die Abkürzung „MINT“ setzt sich aus den Wörtern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zusammen. Sie steht sowohl für Unterrichts- und Studienfächer als auch für Berufe aus diesen Bereichen. 

Good to know: Das englische Äquivalent für MINT ist „STEM“. Es enthält die Anfangsbuchstaben der entsprechenden englischen Fächer: Science, Technology, Engineering and Mathematics. Der Begriff STEM umfasst ebenso wie MINT die fachbezogenen Bildungsaktivitäten aller Stufen, von der Vorschule bis zur Hochschule.

Auf dem Arbeitsmarkt herrscht Fachkräftemangel. Auch in den MINT-Berufen besteht Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften warnen vor einem zunehmenden Fachkräfteengpass. Doch immer noch studieren und promovieren deutlich weniger Frauen als Männer in den MINT-Fächern – und sind auch später seltener in MINT-Berufen tätig.

Die Zahlen sprechen für sich: Mehr Männer studieren MINT-Fächer als Frauen. Ein Blick auf die vergangenen 15 Jahre zeigt zwar eine deutliche Steigerung der MINT-Studienanfängerinnen. Von 2008 bis 2022 hat sich ihre Zahl von 59.599 auf 106.976 fast verdoppelt, der Frauenanteil beträgt nun 35,1 Prozent. Insgesamt starteten im Wintersemester 2022/2023 an deutschen Hochschulen 305.153 Studienanfänger:innen in MINT-Studiengängen – 2017 waren es noch 351.400, seitdem sind die Zahlen kontinuierlich rückläufig.

Auch in Sachen Promotion gibt es eindeutliches Ungleichgewicht der Geschlechter in den MINT-Fächern. Besonders wenige Frauen sind laut der Promovierendenstatistik 2022 von Destatis in der Informatik, dem Maschinenbau, in der Physik und in der Elektrotechnik vertreten. Eine Ausnahme bildet die Biologie – laut Destatis standen 2021 gut 8.200 Doktorandinnen etwa 5.500 Doktoranden gegenüber. 

Anteil weiblicher und männlicher Promovierender in MINT-Fächern (Auswahl)

Fachbereich Doktoranden Doktorandinnen

Mathematik

2.225

980

Informatik

6.703

1.676

Biologie

5.564

8.237

Physik, Astronomie

7.342

2.310

Chemie

7.692

5.146

Pharmazie

1.009

999

Geowissenschaften

1.663

1.299

Maschinenbau / Verfahrenstechnik

9.814

2.298

Elektrotechnik / Informationstechnik

5.266

1.004

Viele Frauen, die MINT-Fächer studiert haben, sind später gar nicht in MINT-Berufen tätig. Das ergab eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Demnach haben durchschnittlich 70 Prozent aller Männer mit einschlägigem Studium fünf Jahre später mindestens einmal in einem MINT-Beruf gearbeitet. Bei den Frauen sind es nur 56 Prozent. Die Zahl der Frauen, die tatsächlich MINT-Berufe ausüben, ist also relativ gering.

Gründe sind laut Studie fehlende Rollenvorbilder sowie unklare Berufsvorstellungen. Zudem existiert eine These, dass Frauen womöglich schlichtweg nicht von einer Karriere als Mathematikerin oder Technikerin träumen. Gestützt wird diese These durch eine Langzeitstudie, aus der hervorgeht, dass Männer sich im Arbeitsleben vorzugsweise mit Dingen beschäftigen, während Frauen lieber mit Menschen zu tun haben.

Attraktive Vergütungsmodelle und spannende Arbeitsfelder prägen die MINT-Berufe. Zahlreiche Stellen sind unbesetzt und die ungenutzten Potenziale der Branche groß; vor allem im IT-Bereich herrscht laut der Arbeitsagentur ein Fachkräftemangel, insbesondere an Frauen.  

Mittlerweile gibt es deshalb zahlreiche Initiativen aus Wirtschaft und Politik, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, mehr Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen. Fördermöglichkeiten, diverse Programme sowie andere Projekte sollen die berufliche Chancengleichheit fördern und jungen Frauen die vielfältigen Berufsperspektiven in diesem Bereich aufzeigen. Gute Beispiele sind folgende Initiativen:

  • „Komm, mach MINT“ und MINTvernetzt
  • Girls Day
  • Stipendien
  • Initiativen zur Vernetzung

Die Initiative „Komm, mach MINT“ informiert Mädchen und junge Frauen, die an den Schnittstellen zwischen Schule und Studium sowie zwischen Hochschule und Beruf stehen, über MINT-Studiengänge und -Berufe. Zwar endete mit August 2021 die Projektförderung. Die Website hat sich im Laufe der Jahre aber zu einer zentralen Informationsplattform entwickelt und bleibt deshalb bestehen.

Sie bietet neben Informationsmaterial zur Berufswahl Erfahrungsberichte und Interviews, in denen berufstätige Frauen zeigen, wie vielfältig MINT sein kann. Um Schülerinnen und Schüler bei der Suche nach einem passenden Studium zu unterstützen, hat das Projekt zudem Broschüren zur Berufsorientierung herausgegeben. Für Lehrkräfte gibt es im Downloadbereich Unterrichtsideen, Hinweise auf Wettbewerbe und Möglichkeiten für das praktische Ausprobieren.

Eine weitere Anlaufstelle für MINT-Akteur:innen ist die MINT-Vernetzungsstelle Deutschland, kurz: MINTvernetzt, die die MINT-Community deutschlandweit vernetzen will. Das soll zur MINT-Bildung in Deutschland beitragen, mit Schwerpunkt auf die Förderung von Mädchen und Frauen in MINT-Berufen.

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Der „Girls’Day“ ist ein bundesweites Projekt zur Berufs- und Studienorientierung von Mädchen. Am jährlichen Mädchen-Zukunftstag lernen Schülerinnen ab der fünften Klasse Berufe oder Studienfächer kennen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Am Aktionstag erhalten Schülerinnen die Chance, in einen MINT-Beruf hineinzuschnuppern. Dadurch sollen den Mädchen neue Perspektiven aufgezeigt werden und vielleicht sogar bisher unentdeckte Talente und Interessen zum Vorschein kommen. 

Eine besondere Hilfestellung soll die Möglichkeit eines Stipendiums speziell für Frauen in MINT-Studiengängen sein. Ob ein naturwissenschaftliches Stipendium oder fachunabhängige Stipendien für Frauen – wer sich für ein Stipendium interessiert, kann in Datenbanken fündig werden. Ausführliche Informationen finden Sie im Artikel zu MINT-Stipendien.

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Ein gutes Netzwerk ist für wissenschaftliche Nachwuchskräfte mindestens genauso wertvoll wie für angehende Unternehmerinnen. Aus diesem Grund wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen, die Frauen in MINT-Berufen untereinander vernetzen sollen. 

  • Ein Beispiel für ein solches Projekt ist der deutsche ingenieurinnenbund e. V., der jedes Jahr eine Tagung veranstaltet, um Ausstellende, Vortragende und Besucherinnen untereinander zu vernetzen und einen Austausch zu ermöglichen. 
  • Für Informatikerinnen wiederum gibt es beispielsweise die Fachgruppe Frauen und Informatik der Gesellschaft für Informatik, die Vernetzungsmöglichkeiten bietet und nützliche Informationen wie Veranstaltungshinweise bereitstellt. 
  • Weitere MINT-Netzwerke sind zum Beispiel das Femtec Hochschulkarrierezentrum in Berlin oder das internationale Women in Technology (WITI) Netzwerk, welche ebenfalls Events veranstalten.

Die Förderung von Frauen in MINT-Berufen ist ein aktuelles Thema und bringt bereits Fortschritte. Mit Blick auf den generellen Fachkräftemangel im MINT-Bereich besteht allerdings noch viel Luft nach oben. Gerade für Frauen bieten sich hier vielfältige Karrierechancen, da viele Arbeitgeber nicht nur einfach Fachkräfte suchen, sondern vermehrt Wert darauf legen, bislang vornehmlich männlich geprägte Teams paritätisch zu besetzen. 

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