Naturwissenschaftliche Berufe
Chemie, Biologie, Physik und Co.: Berufe mit Naturwissenschaften

Eine junge Biologin im wissenschaftlichen Labor

Wie gelingt der Berufseinstieg mit einem naturwissenschaftlichen Abschluss? © PeopleImages / iStock.com

Die Bandbreite an Berufen in den Naturwissenschaften ist groß. Ob in Forschung und Lehre, der freien Wirtschaft oder dem öffentlichen Dienst: Es locken attraktive Jobs und gute Gehälter.

Veröffentlicht: 30.01.2024

Von: Inga Barth, Andrea Martini

Unter dem Begriff der Naturwissenschaften werden all diejenigen Wissenschaften gebündelt, die sich mit den Phänomenen der Natur beschäftigen und diese erforschen. Zu den naturwissenschaftlichen Fächern gehören die Biologie, die Chemie, die Physik und die Astronomie. Häufig werden auch die Agrarwissenschaften, die Genetik, die Physiologie und die Geowissenschaften zu den Naturwissenschaften gezählt. Die Mathematik wird nicht den Naturwissenschaften zugerechnet, gilt aber als als Hilfswissenschaft – sie ist Voraussetzung für die Beobachtung, Messung und Analyse der Natur und ihrer Phänomene. 

Durch fortschreitende Möglichkeiten in der Forschung und eine Fokussierung auf interdisziplinäres Arbeiten und Forschen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zudem neue Fachbereiche herausgebildet. Darunter zählen beispielsweise naturwissenschaftliche Fächer wie Biochemie, Umweltwissenschaften oder auch die Bio- und Astrophysik.

In Deutschland stehen Interessierten eine Vielzahl naturwissenschaftlicher Studiengänge zur Auswahl. Allein in den Fächern Physik, Chemie und Biologie gibt es in Deutschland laut „HeyStudium“ mehr als 1.000 Studiengänge an 122 Hochschulen (Januar 2024).

Auch die Studierendenzahlen wie in nahezu allen Studiengängen zuletzt leicht rückläufig waren, entscheiden sich doch viele junge Menschen nach wie vor für ein MINT-Studium: Während im Wintersemester 2009/2010 rund 760.000 Studierende eingeschrieben waren, verzeichneten die deutschen Universitäten im Wintersemester 2022/2023 etwa 1.078.000 eingeschriebene MINT-Studierende, 35 Prozent davon sind weiblich. Ebenfalls etwa ein Drittel der MINT-Studierenden, rund 314.000, studieren Naturwissenschaften und Mathematik. Aufgesplittet nach Fächern:

  • Biologie: 73.929
  • Chemie: 52.064
  • Physik, Astronomie: 49.275

Die Naturwissenschaften sind beliebte Fächer für einen Doktortitel: In keinem Fachbereich promovieren so viele Absolvent:innen wie in den Naturwissenschaften.

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Naturwissenschaftlern bieten sich vielfältigste Karriereperspektiven und Berufe: als Forscher:in an Universitäten oder Instituten, als Lehrkraft an Schulen, als Wissenschaftsreferent:in in Behörden oder Unternehmen. Auch beispielsweise das Gesundheitswesen, Ingenieur- oder Consultantbüros, die Medien, die Lebensmittel- oder Pharmaindustrie und der Bereich Umwelt- und Naturschutz bieten attraktive Berufsperspektiven. Auch Branchen wie Versicherungen oder Finanzdienstleister können – gegebenenfalls mit einer entsprechenden Weiterbildung – Arbeitgeber für Naturwissenschaftlerinnen sein.

Beispielhaft hier einige naturwissenschaftliche Berufe mit Zukunft:

Berufe im Labor

Biologin, Bioinformatiker, Chemikerin, Umweltingenieur, Pharmazeutisch-, Chemisch-, Medizinisch- oder Biologisch-technischer Assistent: Die Liste der Berufe im Labor ist lang. Die Labore selbst, ob im medizinischen oder Umwelt- und Lebensmittelbereich angesiedelt, können in Forschungseinrichtungen, Universitäten oder Unikliniken eingebunden sein. Wer über entsprechende Führungsqualitäten, die fachliche Qualifikation und die nötige Ambition verfügt, kann eine Stelle als Laborleiter oder Laborleiterin anstreben. In medizinischen Laboren gibt es in der Regel einen ärztlichen und einen technischen Laborleiter oder eine Laborleiterin.

Lebensmittelchemiker:in

Lebensmittelchemiker:innen entwickeln Maßstäbe zur Beurteilung der Qualität von Produkten, die im weiteren Sinne konsumierbar sind – vorrangig Nahrungsmittel, aber auch beispielsweise kosmetische Produkte oder auch Haushaltsmittel wie Wasch- oder Putzmittel. Sie analysieren und beurteilen die Inhaltsstoffe auf Unbedenklichkeit und überwachen die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Ihr Job ist es, Verbraucher:innen zu schützen sowie Produkte und deren Inhaltsstoffe für die Anwenderinnen transparent zu machen.

Medical Manager/Medical Science Liaison Manager:in

Wer nach dem naturwissenschaftlichen Studium eine Stelle in der Industrie anstrebt, kann zum Beispiel Pharmaunternehmen bei der Vermarktung und Zulassung ihrer Produkte unterstützen. Medical Manager:innen oder Medical Science Liaison Manager:innen beispielsweise bilden die Schnittstelle zwischen der Forschungsabteilung, Ärzt:innen und Kliniken sowie Kontroll- und Zulassungsgremien – sie informieren diese über Ergebnisse klinischer Studien neu oder weiterentwickelter Medikamente und Impfstoffe, beraten über Einsatzmöglichkeiten, Dosierung und Nebenwirkungen oder sind Ansprechpartner in allen medizinischen Fragen rund um das Produkt. 

Medizinphysiker:in

Die moderne Medizin arbeitet mit hochtechnologisierten Geräten. Ihre (Weiter-)Entwicklung, Wartung und Inbetriebnahme obliegt darauf spezialisierten Medizinphysiker:innen. Einige Hochschulen bieten Medizinphysik-Studiengänge an, doch auch ein Physikstudium kann mit einer entsprechenden Weiterbildung Basis dieses Berufs sein. 

Naturwissenschaftliche:r Forensiker:in

Die Forensik beschreibt verschiedene wissenschaftliche und technische Arbeitsbereiche, die sich mit der Erforschung krimineller Handlungen auseinandersetzen. Naturwissenschaftliche Teilbereiche und somit mögliche Arbeitsfelder für Naturwissenschaftler:innen sind beispielsweise Aufgaben in der DNA-Analyse (Biologie) oder die forensische Chemie, die unter anderem für die Untersuchung von Schmauchspuren, toxikologischen Spuren oder Betäubungsmitteln zuständig ist.

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Patentanwalt/Patentanwältin

Naturwissenschaftliches Fachwissen, ein Grundverständnis für technische Abläufe und das Interesse an juristischen Zusammenhängen sind die Voraussetzungen für die Arbeit als Patentanwalt oder Patentanwältin. Der Beruf bildet eine Schnittstelle zwischen Technik, Naturwissenschaft und gewerblichem Rechtsschutz.

Postdoc in den Naturwissenschaften

Postdocs sind Nachwuchswissenschaftler:innen, die nach ihrer Promotion für eine befristete Zeit an einer Universität oder einem Forschungsinstitut forschen, publizieren und manchmal auch lehren. Ziel ist in der Regel die Professur. 

Produktentwickler:in

Eine gute Portion Neugier, geballtes Fachwissen, Managerfähigkeiten und betriebswirtschaftliches Denken – das sind die Zutaten für eine erfolgreiche Produktentwickler:in in der naturwissenschaftlichen Industrieforschung.

Professor:in in den Naturwissenschaften

Der Weg zur Professur führt über eine lange akademische Laufbahn. Wer sie durchhält, darf sich sein ganzes Leben lang mit seinem naturwissenschaftlichen Lieblingsfach beschäftigen.

Umweltanalytiker:in

Umweltanalytiker:innen untersuchen die direkten und indirekten Auswirkungen von Chemikalien auf die Umwelt. Sie beurteilen den Zustand von Flora und Fauna, kontrollieren die schädlichen Stoffe im Ökosystem und arbeiten dabei mit Hightech-Analyseverfahren.

Wissenschaftsredakteurin

Zwischen wissenschaftlicher und journalistischer Sprache liegen Welten. Damit jeder die Chance hat, auch sehr komplexe Themen verstehen zu können, fungieren Wissenschaftsredakteure und -redakteurinnen als „Übersetzer“ – bei Zeitungen und Zeitschriften, in Fernsehen und Rundfunk oder auch bei Buchverlagen.

Ob im Öffentlichen Dienst, der Industrie oder der Forschung: Die Jobaussichten für Naturwissenschaftler:innen sind vielfältig. Dabei ist der höchste erreichte schulische Abschluss und die Erfahrung in der Praxis von hoher Bedeutung. Je höher der Abschluss, desto wahrscheinlicher ist eine Karriere in der Forschung, wie Umfragen für das Absolventenbarometer 2019 des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Trendence ergaben.

Doch nicht nur mit Bachelor- und Masterabschluss lässt sich in naturwissenschaftlich orientierten Berufen Fuß fassen. Zu den Jobs in naturwissenschaftlichen Ausbildungsberufen gehören beispielsweise die Biologie-, Chemie- oder Physiklaborant:innen, pharmazeutisch-technische Assistent:innen oder beispielsweise Edelmetall- oder Baustoffprüfer:innen. Auch eine Laufbahn als Beamtier oder Beamtin im Wetterdienst (mittlerer Dienst) lässt sich mit einer Ausbildung einschlagen. 

An eine naturwissenschaftliche Ausbildung lassen sich zahlreiche Weiterbildungen anschließen, beispielsweise zum Pharmareferenten oder zur (Pharmazie- oder Chemie-)Industriemeisterin. Durch Fortbildungen und Spezialisierungen verbessern sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Naturwissenschaftler:innen deutlich.

Die Auswahl an Jobmöglichkeiten für Naturwissenschaftler:innen mit Studium ist groß. Je nach Studienfach und Zusatzqualifikationen ergeben sich vielseitige Einsatzmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Nach dem Studium haben vor allem Chemiker:innen und Physiker:innen gute Jobaussichten, klassische Biolog:innen (ohne Zusatzqualifikationen) haben es etwas schwerer. Gute Karriereperspektiven bieten aber die interdisziplinären Bereiche wie Biochemie, Biophysik oder Biotechnologie. 

Zu den beliebtesten Arbeitgebern unter Naturwissenschaftlern mit Studienabschluss gehören der Chemie- und Pharmakonzern Bayer, die Max-Planck-Gesellschaft, die BASF sowie die Fraunhofer- und die Helmholtz-Gesellschaft (Quelle: Trendence Absolventenbarometer 2019).

Wer ein naturwissenschaftliches Fach studiert hat, hat in der Regel gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Entsprechend hoch fallen die Einstiegsgehälter für Naturwissenschaftlerinnen aus. Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt eines Naturwissenschaftlers oder einer Naturwissenschaftlerin in Deutschland bei einer Vollzeitstelle liegt im Januar 2024 laut dem Portal gehalt.de bei rund 63.500 Euro.

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