Biologie Berufsaussichten
So stehen die Jobchancen in der Biologie

Ein Biologe mit Rucksack macht Fotos an einem See

Auf der Suche nach beruflichen Perspektiven können Biologen mit Spezialisierung punkten © GaudiLab / iStock.com

Der Arbeitsmarkt für Biologen und Biologinnen ist schwierig, doch wer sich im Studium spezialisiert, kann seine Berufsaussichten verbessern.

Veröffentlicht: 27.07.2022

Von: Detlev Neumann und Florian Heil

Das Berufsbild für Biologen und Biologinnen ist reich an Facetten, allerdings auch an Konkurrenz. Das liegt nicht zuletzt an der enormen Beliebtheit dieses Studiengangs in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt waren im Sommersemester 2021 66.519 Studierende in dem Fach Biologie eingeschrieben. Das ist im Vergleich zum Jahr 2018 ein Anstieg von rund fünf Prozent. Damit gab es in keinem anderen naturwissenschaftlichen Fach mehr Studierende.

Die hohe Anzahl an Studierenden in der Biologie schmälert nach dem Abschluss die Jobchancen für die Absolventen und Absolventinnen. 2020 suchten im Jahresdurchschnitt rund 3.700 Arbeitslose eine Anstellung als Biologe. Das waren sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Die studienfachspezifische Arbeitslosenquote fiel unter Akademikern und Akademikerinnen laut Arbeitsagentur vergleichsweise hoch aus: 3,7 Prozent. Das klingt zunächst nicht nach viel. Doch der Eindruck täuscht, denn die Arbeitslosenquote anderer naturwissenschaftlicher Fächer liegt im Schnitt nur bei etwas über zwei Prozent.

Rund 1.600 neue Stellenangebote kamen 2020 auf den Markt, ein Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei fällt ein hoher Anteil befristeter Stellenangebote auf. Mehr als die Hälfte der Jobs in dem Fachbereich wurden mit Ablaufdatum ausgeschrieben.

Bis auf Weiteres dürfte die Situation für Biologie-Absolventen nicht einfacher werden. Jedes Jahr kämen 7.000 neue Jobsuchende auf den Markt, erläutert eine Expertin aus dem Ressort Wissenschaft und Gesellschaft vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO). Und die haben nicht nur Konkurrenz aus den eigenen Reihen. So stehen sie zum Beispiel oft mit Chemikern und Mathematikerinnen im Wettbewerb um Jobs.

Die Perspektiven für Biologinnen und Biologen auf dem Arbeitsmarkt hängen in hohem Maße von ihrem akademischen Abschluss ab. Der Bachelor of Science qualifiziert zwar schon für gewisse Jobs, doch der Master eröffnet weit umfassendere Chancen, im Berufsleben Fuß zu fassen. Und gerade in der Biologie ist in vielen Bereichen auch die Promotion unabdingbar.

Im Vergleich mit der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre, als Industrieunternehmen laut VBIO im Zweifel lieber Diplombiologen einstellten, sind die Jobaussichten für Bachelor-Absolventen besser geworden. Gerade größere Unternehmen mit eigenen Trainee-Programmen präferieren teilweise Kandidaten und Kandidatinnen mit dem Bachelor of Science, da diese in der Regel jünger und formbarer sind.

Absolventinnen mit einem Masterabschluss sind besser und spezialisierter ausgebildet. Wo eine solche Spezialisierung gefragt ist, haben sie also deutliche Vorteile auf dem Arbeitsmarkt. Das kann beispielsweise in der Verwaltung der Fall sein oder im Bereich Naturschutz und Umweltgutachten. Und auch wenn der zweithöchste akademische Grad in einem anderen Fachgebiet absolviert wurde, kann das von Vorteil sein. Bachelor-Biologinnen mit einem Master in Wirtschaft beispielsweise sind für Unternehmen oft deutlich interessanter als monothematisch ausgebildete Fachkräfte.

Für eine wissenschaftliche Karriere in Forschung und Lehre ist eine Biologie-Promotion unverzichtbar. Ebenso sicher ist jedoch auch, dass eine akademische Laufbahn in der Biologie „hartes Brot“ ist. Das liegt aus Sicht des VBIO daran, dass Universitäten über zu wenige Mittel verfügen, um allen interessierten Absolventen eine ausreichende Anzahl von Doktorandenstellen anzubieten.

In der Wirtschaft hingegen ist eine Promotion nicht automatisch erforderlich – aber unter Umständen hilfreich. Besonders dann, wenn es um Stellen mit Führungs- und Personalverantwortung geht. Beides haben Promovierte in der Regel während ihrer Ausbildung kennengelernt. Ein weiterer Vorteil: Sie sind älter und erfahrener als frischgebackene Bachelor- oder Masterabsolventen. 

Deshalb können sie auf höherer Ebene in den Beruf einsteigen, zum Beispiel direkt im Management. Das schlägt sich natürlich auch im Gehalt für Biologen nieder. Übrigens: Nicht immer geht es auf dem Führungslevel um die fachliche Qualifikation, die mit einem Doktortitel verbunden ist. Oft gibt das damit verknüpfte Ansehen den Ausschlag.

Dieser Effekt ist besonders in größeren Unternehmen nicht zu unterschätzen. Schließlich arbeiten in deren Management häufig ebenfalls promovierte Kolleginnen und Kollegen. Das signalisiert nach innen wie außen viel Kompetenz. Wer also in Wirtschaft und Industrie beruflich ganz nach oben will und etwa bis in den Vorstand eines Konzerns aufsteigen will, verbessert seine Jobchancen als Biologe mit einem Doktortitel.

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Die meisten Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftlerinnen haben gelernt, zu abstrahieren. Das heißt, sie erkennen die Strukturen hinter Problemen und Prozessen. Dank ihrer analytischen Fähigkeiten entwickeln sie bei Bedarf individuelle Hypothesen, Lösungen und Verbesserungen – unabhängig von ihrem fachlichen Studium. In welchem konkreten beruflichen Umfeld sie diese Fähigkeit einsetzen, ist dabei nachrangig.

Deshalb sind Biologen in vielen Branchen zu finden. Nach Angaben der Arbeitsagentur gibt es die meisten Arbeitsplätze für sie derzeit in diesen sechs Bereichen:

  • Hochschulen und Forschungsinstitute
  • Unternehmen der Pharma- und Chemieindustrie
  • Gesundheitswesen
  • botanische und zoologische Gärten und Naturparks
  • öffentliche Verwaltung, z. B. bei Umweltämtern
  • Naturkundemuseen

Weitere Arbeitsplätze winken Biologinnen im Großhandel, denn dort gewinnt das Geschäft mit Bio-Produkten stark an Bedeutung. Dabei stellen sich zunehmend Fragen nach der Haltbarkeit von entsprechenden Lebensmitteln oder nach optimal organisierten Logistikketten. Nischen für (selbstständige) Biologen lassen sich auch noch in den Bereichen Kommunikation und Unternehmensberatung finden.

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Angehende Biologen sollten immer über den beruflichen Tellerrand ihres Fachs schauen – und das möglichst früh. Strukturiertes Vorgehen ist für sie wichtiger als für Studierende anderer Fachbereich. Ratsam ist folgende Strategie:

Beispiel für einen beruflich orientierten Aufbau des Studiums der Biologie

Angestrebter Abschluss Empfehlung

Bachelor

- Inhaltlich möglichst breit aufstellen - Eigene Interessen und mögliche spätere Berufsfelder identifizieren

Master

- Spezialisieren auf die individuellen Schwerpunkte - Begleitend passende Praktika absolvieren (Universität oder Unternehmen) - Eventuell in ein anderes Master-Studienfach (Wirtschaft, Kommunikation u. Ä.) wechseln

Quelle: academics © academics

Für gute Berufsaussichten nach dem Biologiestudium ist es also lohnenswert, sich besonders in der Phase nach dem Bachelor auf beruflich aussichtsreiche Inhalte zu fokussieren und mit praktischen Erfahrungen anzureichern. Dazu kann auch – zwecks zielgenauer Positionierung – die Kombination mit einem fachfremden Master-Abschluss gehören.

Die Art der Spezialisierung hat ebenfalls Einfluss auf die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So haben Biologen, die mit ihrem Wissen für Unternehmen aus der Biotechnologie interessant sind, sehr gute Aussichten, eine Stelle zu finden. Auch Biologinnen mit weitreichenden Kenntnissen in Biochemie und solche, die sich mit molekularen Methoden auskennen, haben vergleichsweise gute Jobchancen. In der Meeresbiologie warten ebenfalls diverse Stellen, die allerdings eine örtliche Flexibilität voraussetzen. Wer sich hingegen auf den Bereich der Forensik spezialisieren möchte, muss mit vielen anderen Absolventinnen um sehr wenige Stellen konkurrieren.

Laut VBIO führt in der Biologie nur selten ein gerader Weg zum Traumjob, der Berufseinstieg sei immer ein bisschen krumm. Das heißt: Biologinnen und Biologen müssen anfangs oft mit befristeten Beschäftigungen rechnen oder auf freier Basis arbeiten. Immerhin sammeln sie auf diese Weise Erfahrungen, die ihnen später noch sehr nützlich sein können.

Von besonders großer Bedeutung ist ein gut funktionierendes und gepflegtes Netzwerk. Hier sind gute Kontakte zu Fachbereichen, Unternehmen und anderen Studierenden sinnvoll. Unterstützung können spezielle studentische Angebote leisten, wie zum Beispiel die Biotechnologische Studenteninitiative (btS).

Nicht zuletzt hängen die Berufsaussichten nach dem Biologiestudium auch vom Arbeitgeber ab. Aufgesplittet in die drei großen Bereiche Forschung und Lehre, freie Wirtschaft und öffentlicher Dienst sind die Jobchancen durchaus differierend:

  • Forschung und Lehre: Wie in anderen Fachgebieten auch sind die unbefristeten Stellen in diesem Bereich selten. Oft erweist sich die hoffnungsvoll begonnene akademische Karriere ab einem gewissen Punkt als Sackgasse. Kurz gesagt: Nur wenige promovierte Biologen haben am Ende die Chance auf eine Professur. Deshalb sollten Aspiranten auf eine solche Position sicherheitshalber einen Plan B parat haben.
Angehende Biologielehrer und -lehrerinnen haben in der Regel kaum Probleme, eine  Anstellung zu finden. Allerdings gibt es in diesem Fach nur selten die Möglichkeit eines Quereinstiegs, wie das beispielsweise in der Physik vergleichsweise oft der Fall ist.
  • Freie Wirtschaft: Die weitaus meisten Stellen für Biologen sind in der freien Wirtschaft zu finden. Diese ist natürlich konjunkturabhängig, dafür winken in der Spitze auch die höchsten Gehälter.
  • Öffentlicher Dienst: Auch hier werden Biologinnen und Biologen gesucht, beispielsweise in Aufsichtsbehörden oder in der Naturschutzverwaltung. Die Anzahl der verfügbaren Stellen ist zwar geringer als in der freien Wirtschaft, dafür sind die Jobs in der Regel sicherer und nach Tarif teils besser bezahlt.


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