Berufsfeld Biotechnologie
Biotechnologie: Aufgaben, Berufsaussichten, Gehalt

Ein Biotechnologe blickt prüfend auf eine Probe

Biotechnologie: Ein innovatives Berufsfeld mit viel Zukunftspotenzial © Jacob Wackerhausen / iStock.com

Bei der Biotechnologie geht es im Kern um die Nutzbarmachung biologischer Prozesse. Biotechnologen sind breit aufgestellt: Ihr Wissen stammt nicht nur aus der Biologie und Biochemie, sondern umfasst viele andere Teilbereiche wie Verfahrenstechnik, Materialwissenschaften oder Informatik. Die beruflichen Perspektiven sind besser denn je.

Veröffentlicht: 31.01.2024

Von: Florian Heil

Die Biotechnologie ist ein Teilgebiet der Biowissenschaften oder auch Life Sciences. Es handelt sich um eine anwendungsorientierte Spitzentechnologie an der Schnittstelle von Biologie, Medizin, Chemie und Ingenieurwissenschaften. Bei der Biotechnologie geht es im Wesentlichen um die Nutzbarmachung von Zellen, Organismen oder Biomolekülen, um neue Prozesse zu entwickeln oder Produkte herzustellen. 

Die Biotechnologie wird schon seit Jahrhunderten verwendet, um Lebensmittel zu veredeln oder haltbar zu machen, beispielsweise um Bier mit Hefe herzustellen oder Milch zu Milchprodukten weiterzuverarbeiten. Die weltweit ersten Unternehmen, die sich auf biotechnologische Prozesse spezialisiert haben, wurden allerdings erst ab Mitte der 1970er-Jahre gegründet. 1984 wurde mit der Qiagen AG das aktuell größte deutsche Biotech-Unternehmen gegründet.

Biotechnologen und Biotechnologinnen können in diversen Branchen Jobs finden. Auch ihr Aufgabenbereich ist sehr vielfältig und umfasst die verschiedensten Themen. Der wichtigste Zweig in Deutschland ist die sogenannte rote Biotechnologie, die den human- und tiermedizinischen Bereich abdeckt. Das Wissen von Biotechnologen ist hier beispielsweise in der Diagnostik oder bei der Herstellung von Biopharmazeutika gefragt, wenn es etwa um die Produktion therapeutischer Wirkstoffe mit genetisch veränderten Zellen geht. Auch Impfstoffe werden unter der Mithilfe von Biotechnologinnen gefertigt. Die Herstellung von mRNA-Vakzinen und ihrer Vorstufen sowie von Corona- und Immunitätstests ist ohne die Biotechnologie nicht möglich.

Über die rote hinaus unterteilen sich die Bereiche der Biotechnologie in weitere Teilgebiete beziehungsweise Farben:

  • Unter die grüne Biotechnologie fallen alle Prozesse des Agrarsektors, beispielsweise gentechnisch veränderte Pflanzen oder die Arbeit in Bioreaktoren.
  • Die graue Biotechnologie umfasst die Aspekte der Umweltwissenschaften und Ökosysteme, wie beispielsweise die Abfallentsorgung und Energiegewinnung.
  • Die weiße Biotechnologie kommt vorrangig in der chemischen Industrie zum Einsatz, beispielsweise zur Erzeugung von Biokraftstoffen, Waschmitteln und Kosmetika bis hin zu Nahrungsmittelzusätzen wie Vitaminen.

Die Forschung ist ein zentrales Beschäftigungsfeld für Biotechnologinnen; sie können in medizinischen oder in Umwelt- und Lebensmittellaboren oder auch an Hochschulen und Forschungseinrichtungen arbeiten. Auch in großen Produktionsanlagen werden Biotechnologen beschäftigt. Unternehmen stellen sie zudem als Produktmanager oder in der Vertriebs- und Marketingabteilung ein.

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Biotechnologie lässt sich sowohl an Hochschulen für angewandte Wissenschaften als auch an Universitäten studieren, hier mit theoretischem Schwerpunkt. Das Studium kann sich von Hochschule zu Hochschule deutlich unterscheiden: Ingenieurlastige Ausbildungen mit einem großen Anteil an Mathematik und Verfahrenstechnik oder Informatik sind genauso möglich wie ein biologischer Schwerpunkt des Studiums. 

Der Bachelor reicht als berufsqualifizierender Abschluss aus. Viele Biotechnologinnen, die ausführende Tätigkeiten beispielsweise in Laboren arbeiten, verfügen auch über keinen höheren Abschluss. Wer Forschungsverantwortung übernehmen möchte, hat mit dem Masterabschluss deutlich bessere Chancen. 

Ein klassisches Biologiestudium kann ebenfalls eine gute Grundlage für eine Karriere in der Biotech-Branche sein, sofern es einen molekularbiologischen Schwerpunkt aufweist. Jobs mit hohen technischen Anforderungen sind dann allerdings weniger geeignet. 

Auch für Nicht-Akademiker hält der Arbeitsmarkt in der Biotechnologie Jobs bereit. So arbeiten viele Biologisch-technische Assistenten (BTAs) in dieser Branche und konkurrieren dort in vielen Fällen mit Bachelor-Absolventen.

Anders als in der Biologie oder der Chemie ist die Promotion in der Biotechnologie laut dem Branchenverband BIO Deutschland, dem Branchenverband der Biotechnologie-Industrie, nicht die Regel, da das Studium anwendungsbezogener sei. Wer jedoch Führungstätigkeiten wie beispielsweise eine Laborleitung oder auch eine akademische Karriere anstrebt, habe mit einem Doktortitel deutliche Vorteile.

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Schon in den Jahren vor der Coronapandemie hatte der Bedarf an Biotechnolog:innen zugenommen, ab 2020 gab es einen zusätzlichen Boom, vor allem in der Impfstoffforschung. 2024 ist die Lage laut BIO immer noch gut, auch wenn die wirtschaftliche Gesamtlage (Inflation, Energiekosten, Fachkräftemangel) deutlich spürbar sind. Die großen Biotechnologieunternehmen suchen mit Nachdruck neues Personal, und auch die Diagnostikanbieter haben ihre Kapazitäten stark ausgebaut. Diese Arbeitsmarktsituation ist laut BIO Deutschland auch künftig zu erwarten, da es sich in Bezug auf Nachhaltigkeitsbestrebungen in der Industrie und der Eindämmung des Klimawandels um eine absolute Schlüsseltechnologie handele.

Die Gehälter in der Biotechnologiebranche sind überdurchschnittlich, und das über alle Qualifikationsstufen hinweg. Laut dem Stepstone Gehaltsreport 2024 liegt das Durchschnittsgehalt (Median) bei 61.542 Euro. Der Entgeltatlas der Arbeitsagentur beziffert das Durchschnittsgehalt mit 60.576 Euro. Aktuelle detailiiertere Daten gibt es nicht, einen Eindruck gibt allerdings die Gehaltserhebung von Compensation Partner im Auftrag von BIO Deutschland für das Jahr 2020:

  • Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer verdienten 2020 im Median 254.000 Euro brutto im Jahr.
  • Versierte Führungskräfte aus dem Vertrieb erreichten ein Jahreseinkommen von 160.000 Euro.
  • Berufsanfänger in der technischen und naturwissenschaftlichen Forschung kamen auf rund 59.000 Euro beziehungsweise 56.000 Euro jährlich, Labortechniker auf 32.000 Euro.
  • Berufserfahrene Mitarbeitende in den eben genannten Bereichen hatten durchschnittlich ein um 15.000 bis 20.000 Euro höheres Jahreseinkommen.
  • Regionale Unterschiede können sich um bis zu 50 Prozent auf das Gehalt auswirken (West-Ost-Gefälle).
  • Das Gehalt für eine vergleichbare Position variiert abhängig von der Unternehmensgröße um bis zu 25.000 Euro im Jahr. Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern zahlen deutlich mehr als kleinere Betriebe.


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