Nach dem Biologiestudium
Dissertation oder Zweitstudium?

Wege nach dem Biologiestudium

Nach dem Biologiestudium steht man vor der großen Entscheidung: Bleibt man in der Forschung oder wagt man den Schritt in die Industrie? © M-Image / istockphoto.com

Nach dem Master in Biowissenschaften ist für einige Karrierewege eine Dissertation unerlässlich, für andere jedoch entbehrlich. Die Berufsfelder sind weit gestreut.

Veröffentlicht: 19.02.2019

Von: Florian Heil

Wer sein Biologiestudium erfolgreich abgeschlossen hat, spielt vielleicht mit dem Gedanken, eine Dissertation zu schreiben und seinen Doktor zu machen. Diese Entscheidung will wohl überlegt sein, denn generell stehen den Vorteilen einer Promotion auch eine Reihe von Nachteilen. Gerade in naturwissenschaftlichen Fächern wie der Biologie kann eine abgeschlossene Promotion in einigen Bereichen jedoch von großem Nutzen sein, denn hier wird in der Praxis oft erst die Verleihung des Doktorgrades als eigentlich berufsqualifizierender Hochschulabschluss angesehen. Daher gilt es zunächst zu überlegen, welche Stellen oder Tätigkeitsfelder später infrage kommen und den Stellenmarkt in diesen Bereichen im Hinblick auf die Einstellungsvoraussetzungen zu analysieren.

Der Doktortitel in der Biologie ist in jedem Fall Voraussetzung, sollte eine wissenschaftliche Karriere im Hochschulbereich angestrebt werden. Aber auch in außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie den Max-Planck- oder Leibniz-Instituten oder als Laborbiologe in der Industrie ist es in der Regel von Vorteil oder gar notwendig, eine erfolgreich abgeschlossene Promotion vorweisen zu können. Auch im Bereich der wissenschaftsnahen Jobs, wie beispielsweise dem Wissenschaftsmanagement, das sich mit Projektplanung und -steuerung befasst, ist ein Doktortitel erwünscht. Generell ist eine Promotion von Vorteil, wenn Führungspositionen angestrebt werden – egal in welchem Bereich.

Wer sich in erster Linie aus finanziellen Motiven dazu entscheidet, nach dem Biologiestudium zu promovieren, ist nach Ansicht von Dr. Kerstin Elbing vom Verband der Biowissenschaften (VBIO) nicht gut beraten. „Niemand sollte den Doktor machen, nur um im Berufsleben mehr Geld zu verdienen. Denn das ist im Bereich der Biologie nicht garantiert. Das Gehalt hängt von einer Reihe anderer Faktoren ab, zum Beispiel von der Größe des Unternehmens oder der Position. Und während der Promotion ist das Gehalt ja in der Regel auch geringer als bei einem Arbeitnehmer, der direkt nach dem Master voll einsteigt.”

Darüber hinaus gibt es auch Berufszweige für Biologen, in denen der Master als Abschluss in der Regel ausreicht. Wer sich beispielsweise für den kommunikativen Bereich – als Wissenschaftsjournalist oder Mitarbeiter in Pressestellen von Forschungsinstitutionen – entscheidet oder als Umweltgutachter arbeiten möchte, hat durch den Doktortitel nicht zwingend Vorteile. „Das, was diese Kandidaten bei einer Promotion an Lebenszeit investieren, kann unter Umständen sinnvoller genutzt werden, zum Beispiel durch gezielte berufsvorbereitende praktische Tätigkeiten wie ein Volontariat”, rät Elbing.

Als Entscheidungshilfe kann sowohl ein Gespräch mit einem Berufsberater lohnenswert sein als auch das Versenden einiger Bewerbungen mit Masterabschluss, um die Resonanz im Arbeitsmarkt zu testen.

In Ausnahmefällen kann es sinnvoll sein, die Doktorarbeit nebenberuflich zu schreiben, also berufsbegleitend zu promovieren. Dies ist besonders dann empfehlenswert, wenn die berufliche Tätigkeit inhaltlich mit dem Thema der Doktorarbeit in Verbindung steht und beispielsweise für ein bestehendes oder geplantes Produkt geforscht wird.

Dieses Vorhaben kann jedoch sehr fordernd sein, gutes Zeitmanagement und Organisationstalent sind unabdingbare Voraussetzungen. In der Praxis kann es zudem zu problematischen Situationen kommen, die den gleichzeitigen Fokus auf Beruf und Doktorarbeit erschweren. „In der Biologie müssen für eine Dissertation meist umfangreiche Versuche durchgeführt werden. Die Anwesenheit im Labor ist oftmals unverzichtbar, und das häufig zu unregelmäßigen Zeiten. Der Rhythmus wird vom Untersuchungsgegenstand vorgegeben”, erklärt Elbing. „Trotzdem einer geregelten Arbeit im Unternehmen nachzugehen, gestaltet sich oft als schwierig.”

Ein weiterer Punkt: Für forschende Biologen ist ein intensiver Austausch mit Kollegen wichtig. Dies erfordert die Bereitschaft und zeitliche Flexibilität, an Kongressen und anderen Veranstaltungen teilzunehmen.

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Etwa 80 Prozent der Biologiestudenten, die ihren Bachelor-Abschluss in der Tasche haben, setzen ihr Studium bis zum Master fort. Anders als das Vordiplom früher ist der Bachelor jedoch ein eigenständiger, berufsqualifizierender Abschluss, an den Studenten ein Zweitstudium in anderen Fächern anknüpfen können. Ein Pädagogik-Studium im Anschluss an einen Bachelor in Biologie könnte beispielsweise sinnvoll sein, falls eine Tätigkeit als Lehrer angestrebt wird. Oder ein Master-Abschluss in Umweltkommunikation, falls eine Spezialisierung in diese Richtung gewünscht ist.

Ein komplettes Zweitstudium nach dem Master in Biologie ist nur bedingt empfehlenswert, allein schon vom Zeitaufwand her. „Zusatzqualifikationen sind immer gut, doch die müssen sich nicht durch ein Zweitstudium angeeignet werden”, sagt Elbing. „Zudem ist ein Zweitstudium keine Garantie, dass es hinterher nahtlos ins Berufsleben übergeht.” Praktika, Traineeprogramme, Weiterbildungseinrichtungen oder Honorarjobs seien mit einem Master in der Hand oft die bessere Alternative, um sich weiter fortzubilden und einen Einstieg ins Berufsleben zu finden.

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Das Berufsbild für Biologen ist extrem heterogen, der Karriereweg nicht vorgezeichnet. Es gibt eine Reihe von Berufen nach dem Biologiestudium oder nach der Promotion, die für Biowissenschaftler infrage kommen.

  • Der stabilste und größte Arbeitsmarkt liegt in den Bereichen der Biotechnologie und Biomedizin. Absolventen gehen hier aber nur zu einem geringen Teil in die Forschung, dafür vornehmlich in das Qualitätsmanagement, die Arzneimittelzulassung oder in das Marketing großer Unternehmen.
  • Vor allem nach abgeschlossener Promotion sind Biologen zudem im Patentwesen gefragt, um Patente aus den Biowissenschaften zu betreuen, sei es in Patentämtern, Biotechnologie- und Pharmafirmen oder Kanzleien.
  • Auch in der Umwelttechnologie gibt es Beschäftigungsfelder für Biologen, so etwa in der Produktion von Treibstoffen aus Mikroorganismen oder pflanzlicher Biomasse.
  • Die genetische Diagnostik stellt einen weiteren Bereich dar, der für Biowissenschaftler infrage kommt.
  • Manch einem Biologen gelingt es auch, sich mit einer guten Idee selbstständig zu machen und erfolgreich ein Start-up auf die Beine zu stellen.
  • Dann gibt es natürlich das Berufsfeld der Forschung und Lehre. Professuren an Hochschulen oder Abteilungsleiterstellen an außeruniversitären Forschungszentren sind jedoch rar gesät. Wer in diesen Bereich vorstoßen möchte, sollte sich damit anfreunden können, unter Umständen im Ausland arbeiten zu müssen.

„Wir haben in Deutschland jedes Jahr rund 4.100 neue Master-Absolventen und gut 2.700 Promotionen in Biowissenschaften. Die Arbeitslosenzahl verharrt dagegen seit Jahren bei der relativ geringen Zahl von rund 5.000. Die Perspektiven für Biologen, einen Job zu finden, sind also gar nicht mal so schlecht”, sagt Elbing. Den unbefristeten, gut dotierten Traumjob auf Lebenszeit gebe es für Biologen allerdings eher selten. Oft sind gerade für Berufsanfänger befristete Stellen, Krankheitsvertretungen oder Honorarjobs die Regel.

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