Wirtschaftswissenschaften
In den Wirtschaftswissenschaften ist die Promotion nicht annähernd so weit verbreitet wie in den Sozial- oder Naturwissenschaften. nur knapp 2,6 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland haben nach Auswertung des Mikrozensus 2012 einen Doktortitel. Unter den Volkswirten liegt die Quote bei etwa 5,7 Prozent. Eine Promotion ist nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte vor allem für eine wissenschaftliche Karriere erforderlich. „Aber auch in Nichtregierungsorganisationen (nGo) und in der Politik kann der Doktortitel einen Vorteil bringen“, sagt Sprecherin Dr. Alexandra Rohlmann. Bei Unternehmensberatungen werde oftmals auch ein Sabbatical für eine Promotion angeboten. Was im Wirtschaftsleben aber vor allem zähle, sei die Leistung im Job. Außerdem gebe es inzwischen Alternativen zur Promotion: „Der MBA hat hier im Vergleich zum Doktortitel sehr aufgeholt und wird oft auch von den Unternehmen im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen bevorzugt, weil er on the Job läuft“, sagt Dr. Rohlmann.
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INFO-BOX: Die Besonderheit der Medizin-Promotion
Eine besondere Form stellt die Promotion in der Medizin dar. Knapp jeder zweite Humanmediziner in Deutschland hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einen Doktortitel. Aber anders als in den übrigen Fachbereichen fertigen fast alle Mediziner ihre Dissertation bereits während des Studiums und innerhalb weniger Monate an. Deswegen stand die Medizin-Promotion in den vergangenen Jahren öfter in der Kritik, wurde vom Wissenschaftsrat sogar als „Pro forma-Forschung“ abgetan. Dennoch gilt eine Promotion für Ärzte, insbesondere an Universitätskliniken, nach wie vor als Standardausbildung.
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Wie wirkt sich eine Promotion auf das spätere Gehalt aus?
Grundsätzlich wirkt sich eine Promotion nur für bestimmte einzelne Fachbereiche sehr positiv auf das spätere Gehalt aus. So profitieren mit Abstand Ingenieure am meisten davon, während Sozialwissenschaftler entgegengesetzt dazu am wenigsten verdienen. Was jedoch beide Promovierte in beiden Bereichen eint, ist, dass sie grundsätzlich oft Stellen mit mehr Verantwortung bekommen.
Eine Promotion kostet Zeit, Nerven und auch Geld. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, ob und wie sich eine Promotion später auf das Gehalt auswirkt. Eine Analyse der Vergütungsberatung PersonalMarkt gibt darüber Aufschluss. Sie zeigt: Auch hier gibt es je nach Fachbereich große Unterschiede. So zahlt sich eine Promotion in den Sozialwissenschaften finanziell beinahe gar nicht aus: Liegt das mittlere Jahreseinkommen von Sozialwissenschaftlern ohne Doktortitel zu Beginn ihrer Tätigkeit bei 34.961 Euro, liegt das ihrer promovierten Kollegen bei 35.085 Euro und ist damit lediglich um 124 Euro höher. Das ist jedoch die Ausnahme: Bei den promovierten Naturwissenschaftlern und Mathematikern ist der Unterschied schon deutlich größer. Mit 56.828 Euro jährlich liegt Ihr durchschnittliches Einstiegsgehalt nach Angaben von PersonalMarkt satte 11.012 Euro über dem der Kollegen ohne Promotion. Bei den Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlern bewegen sich die Zahlen in ähnlichen Größenordnungen.
Promotion lohnt sich vor allem für Ingenieure
Vor allem für Ingenieure lohnt sich die Promotion auch finanziell: Das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Ingenieurs ohne Doktortitel liegt bei 47.222 Euro, das seines promovierten Kollegen hingegen bei 62.760 Euro – beachtliche 15.538 Euro mehr. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Promovierte zum Zeitpunkt ihres Berufseinstiegs in der Regel älter sind als Akademiker, die „nur“ einen Masterabschluss oder ein Diplom in der Tasche haben. Außerdem erhalten Promovierte häufig Einstiegspositionen mit mehr Verantwortung als ihre nicht-promovierten Kollegen. Neben der zusätzlichen fachlichen Qualifikation sind das weitere Gründe, warum Promovierte zum Teil so viel mehr verdienen als Nicht-Promovierte. Nach Angaben der Berufsverbände ist es jedoch lediglich die Ausnahme, dass ein Akademiker im gleichen Job mehr Geld bekommt, nur weil er eine Promotion abgeschlossen hat.
Kann eine Promotion schädlich sein – Stichwort „Überqualifizierung“?
Ein häufiges Problem für Berufseinsteiger, die bereits promoviert haben, ist, dass die oftmals überqualifiziert für ihre Tätigkeit sind. Dies trifft glücklicherweise jedoch nicht auf alle Fachbereiche zu. Jedoch suchen Arbeitgeber meist eher nach jungem und günstig bezahlbarem Personal.
Das vorangegangene Kapitel hat gezeigt: Eine Promotion kann auf lange Sicht eine gute Investition in die Zukunft sein. Doch kann auch das Gegenteil eintreten? Kann eine Promotion auch schädlich sein, weil man für bestimmte Stellen überqualifiziert ist? Die Antwort: Ja, auch das ist möglich.
Das Problem betrifft sogar Naturwissenschaftler: Viele promovierte Biowissenschaftler hören nach Angaben des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO) beim Berufseinstieg, sie seien überqualifiziert. Entsprechende Vorbehalte der Arbeitgeber bezögen sich aber häufig gar nicht auf die fachliche Qualifikation, sondern darauf, dass Promovierte nun mal älter seien und im Hinblick auf Tätigkeit und Gehalt als anspruchsvoller gelten, sagt Sprecherin Kerstin Elbing. Ähnliches berichtet der Verein Deutscher Ingenieure (VDI).
Geduld bei der Jobsuche
„Viele promovierte Bewerber, denen zum Teil wiederholt mit dieser Phrase abgesagt wird, sind frustriert“, berichtet Elbing. Entweder weil sie spürten, dass die Überqualifizierung nicht der wahre Grund sein kann, oder weil sie dächten, sie hätten etwas grundlegend falsch gemacht und ein Doktortitel sei generell karriereschädlich. Ein weiteres Problem: Nach den ersten Absagen bewürben sich ungeduldig werdende Berufseinsteiger querbeet auf die verschiedensten Positionen – bei denen die Qualifikation schlimmstenfalls erst recht nicht passt. Elbing rät jungen Biowissenschaftlern, geduldig zu sein und zu ihren Qualifikationen zu stehen. „Man sollte allerdings auch nicht den Eindruck erwecken, dass man den darüber hinausgehenden Qualifikationen nachtrauert, die der Arbeitgeber gerade nicht abruft“, sagt Elbing.
Kein Job nach dem Studium: Promotion als Alternative zur Arbeitslosigkeit?
Droht die Arbeitslosigkeit nach Abschluss des Master- oder Magisterstudiums, so steht oftmals eine Promotion als Mittel zur Vermeidung derselben im Raum. Obgleich die Bundesagentur für Arbeit zur Annahme von Promotionsstellen rät, sollte ein solches Vorgehen aus Mangel an Alternativen gut überlegt sein.
Die Masterarbeit ist endlich fertig, die letzte Prüfung geschafft, das Abschlusszeugnis in der Tasche. Nun kann das Berufsleben kommen! Doch dann ist kein passender Job in Sicht, die ersten Absagen flattern ins Haus. Nicht selten denken Akademiker unter diesen Umständen über eine Promotion nach, um der (drohenden) Arbeitslosigkeit und einer Lücke im Lebenslauf zu entgehen. In einer HIS-Umfrage gab knapp jeder zehnte Promovierte nach Erhalt seines Doktortitels an, die eigene Promotion habe auch den Nutzen gehabt, nicht arbeitslos geworden zu sein.
Promotion durchaus Alternative zur Arbeitslosigkeit
Sehr hoch lag die Quote bei Magister-Absolventen mit etwa 17 Prozent und Naturwissenschaftlern mit ungefähr 14 Prozent. „Grundsätzlich ist eine Beschäftigung immer der Arbeitslosigkeit vorzuziehen“, sagt Frauke Wille, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Wenn ein Doktorand also Arbeitslosigkeit vermeide, indem er beispielsweise eine Promotionsstelle annehme, stehe einem solchen Vorgehen nichts entgegen. „Selbst wenn das Promotionsvorhaben nicht zu Ende geführt wird, können in der Zeit der Beschäftigung Kenntnisse erlangt werden, die im weiteren Berufsleben nützlich sein können“, sagt Wille.
Nicht immer der richtige Weg
Trotzdem sollten sich Hochschulabsolventen gut überlegen, ob eine Promotion aus Mangel an Alternativen wirklich der richtige Weg ist. Denn die Promotion kann unter Umständen der eigenen Karriere durchaus schaden. Zudem kann sich eine abgebrochene Promotion auch negativ auf spätere Bewerbungen auswirken, da künftige Arbeitgeber dem Bewerber schlimmstenfalls mangelndes Durchhaltevermögen und Unschlüssigkeit bei der Karriereplanung attestieren könnten.