Promotion Wirtschaftswissenschaften
Promovieren als Wirtschaftswissenschaftler

Wendeltreppe Symbolbild Promotion Wirtschaftswissenschaften

2012 haben nur knapp 2,6 % der Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland einen Doktortitel © Samuel Zeller / unsplash.com

Ein Doktortitel macht sich gut im Lebenslauf. Doch ob sich eine Promotion als Wirtschaftswissenschaftler tatsächlich lohnt, hängt auch davon ab, wo es beruflich hingehen soll.

Veröffentlicht: 04.12.2017

Von: Linda Hartmann

Da bereits im Bachelorstudium Grundlagen, fachliche Qualifikationen und mithilfe von Praktika auch praxisnahes Wissen vermittelt werden, sind Absolventen eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums bereits früh fit für das Berufsleben. Die Chance auf eine Stelle und vor allem den späteren Aufstieg innerhalb eines Unternehmens steigt allerdings mit dem akademischen Grad. Ein Master lohnt sich im Bereich der Wirtschaftswissenschaften in der Regel immer, auch weil man dadurch bestimmte Schwerpunkte setzen und sich Spezialwissen aneignen kann, was zu Pluspunkten bei der Bewerbung führen kann.

Ein weiterer Schritt ist die Promotion, die bei Wirtschaftswissenschaftlern im Vergleich zu anderen Fachbereichen wie Sozial- oder Naturwissenschaften jedoch weniger gefragt ist. Dem Mikrozensus 2012 zufolge haben nur knapp 2,6 % der Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland einen Doktortitel. Unter den Volkswirten liegt diese Quote bei etwa 5,7 %.

Wer eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, kommt an einer Promotion kaum vorbei. Der Doktortitel dient Wirtschaftswissenschaftlern hier als Türöffner: Für eine wissenschaftliche Karriere ist er unerlässlich und stellt darum in dem Sinne weniger eine Zusatzqualifikation, sondern vielmehr eine akademische Grundvoraussetzung dar.

In der freien Wirtschaft hingegen zählt anstelle des akademischen Titels vor allem die Leistung im Job. Aber auch dort können Wirtschaftswissenschaftler von einer Promotion profitieren. Hier macht sich eine Promotion besonders finanziell bemerkbar. Das zeigt sich in der freien Wirtschaft bereits beim Einstiegsgehalt von Wirtschaftswissenschaftlern, das laut der Vergütungsberatung PersonalMarkt mit 54.004 Euro pro Jahr deutlich über dem von Wirtschaftswissenschaftlern ohne Doktortitel (42.683 Euro) liegt.

Auch im Bereich der Fach- und Führungskräfte gilt, dass das Gehalt analog zum Bildungsgrad steigt, sodass Führungskräfte mit Promotion ein deutlich höheres Einkommen erzielen als jene, die die Universität mit einem Bachelor-, Master- oder Diplomabschluss verlassen haben. Demnach verdienen also Wirtschaftswissenschaftler mit Promotion ebenfalls mehr als ohne.

Dass viele Manager mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund oder hochrangige Beamte in Ministerien und Verwaltungen promoviert haben, zeigt, dass ein Doktortitel – in Verbindung mit weiteren unternehmensspezifischen Fähigkeiten – Führungskräfte in Spitzenpositionen bringen kann. Eine Garantie für einen sicheren, gut bezahlten Job bietet er allerdings nicht. Ob sich die Promotion für Wirtschaftswissenschaftler lohnt, hängt stark von den individuellen beruflichen Zielen ab.

In bestimmten Branchen und Abteilungen der freien Wirtschaft werden Bewerber mit einer wirtschaftswissenschaftlichen Promotion bevorzugt, zum Beispiel bei Unternehmensberatungen, in Research-Abteilungen bei Banken oder Versicherungen sowie im Medienmanagement und an Marktforschungsinstituten. Aber auch in Ministerien, Behörden oder Verbänden sowie bei Lehrtätigkeiten an Hochschulen kann bei einer Bewerbung mit einem Doktortitel gepunktet werden.

Im Bewerbungsprozess um eine Stelle steht ein Doktortitel im Lebenslauf der Bewerbung eines Managers für ein besonders großes Fachwissen sowie analytische Fähigkeiten. Gleichzeitig bedeutet die Promotion für das einstellende Unternehmen aber auch ein höheres Einstiegsalter des Bewerbers und höhere Personalkosten, sodass ein Doktortitel die Position bei der Bewerbung nicht automatisch verbessert.

Insgesamt ist die Promotionsquote unter Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern im Vergleich zu vielen anderen Fächergruppen sehr niedrig. Nur 9 % von denjenigen, die einen promotionsberechtigenden Abschluss erwarben, haben im Jahr 2014 dem Statistischen Bundesamt zufolge tatsächlich auch promoviert. Allerdings lag die Erfolgsquote bei promovierenden Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern bei 49 %, was bedeutet, dass 2014 gut doppelt so viele Absolventen eine Promotion begonnen haben, aber nur knapp die Hälfte davon diese auch mit einem Doktortitel abgeschlossen hat. Entsprechend klein ist der Anteil promovierter Wirtschaftswissenschaftler im Vergleich zu anderen Fächergruppen. 2014 stammten nur 13 % der Promovierten aus der Gruppe der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Im Schnitt dauert die Promotion von Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern 4,6 Jahre. Abgeschlossen wurde die Promotion 2014 in diesen Fachbereichen durchschnittlich im Alter von 33,2 Jahren. Die deutliche Mehrheit der Promovierten (75 %) war männlich, lediglich ein Viertel (25 %) weiblich.

Von den Wirtschaftswissenschaftlern mit Doktortitel entscheidet sich der Großteil später für einen beruflichen Werdegang in der Wirtschaft. Von den im Jahr 2010 promovierten Wirtschaftswissenschaftlern sind beispielsweise 13 % an einer Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung beschäftigt, während 87 % im nicht wissenschaftlichen Bereich tätig sind.

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Wegen des geringen Anteils derer, die in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre arbeiten können und dies auch wollen, sind besonders für Wirtschaftswissenschaftler Alternativen zur klassischen Promotion interessant. Eine davon ist der Master of Business Administration (MBA), der praxisnahe Kenntnisse im Management vermittelt. Nachteil ist, dass diese Form des Studiums ebenso zeitintensiv wie kostspielig ist. Vorteile sind dagegen die Inhalte, denn die Kombination aus Fachwissen und interkultureller Kompetenz erfüllt genau die Voraussetzungen, die im Management und in Führungspositionen erforderlich sind.

Wer als Wirtschaftswissenschaftler zwar eine berufliche Laufbahn in der Wirtschaft anstrebt, aber dennoch auf den klassischen Doktortitel nicht verzichten möchte, ist der perfekte Kandidat für eine Industrie-Promotion. Während der Promotionsphase arbeiten die Doktoranden dabei bereits in einem Unternehmen, das häufig auch das Thema der Dissertation entsprechend der Firmenschwerpunkte vorgibt. Diese Praxisnähe der Promotion kann später ein Pluspunkt im Lebenslauf eines Wirtschaftswissenschaftlers sein.

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Bei einer Entscheidung für oder gegen eine Promotion sollten auch die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten beachtet werden, die es für Wirtschaftswissenschaftler gibt. Eine sehr häufig genutzte Möglichkeit der Finanzierung ist die Promotionsstelle an der Hochschule. In der Regel wird während der Promotion dann nicht ausschließlich geforscht, sondern auch am Institut gelehrt. Eine Alternative dazu ist ein Nebenjob außerhalb der Hochschule.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Promotionsstipendien, die Doktoranden meist mit monatlich rund 1.000 Euro unterstützen, ohne dass diese eine Gegenleistung erbringen müssen und somit mehr Zeit für ihre Forschungsarbeit haben. Grundsätzlich gilt: Je besser die Noten auf dem Hochschulzeugnis sind, desto größer ist die Chance, eines der begehrten Stipendien zu ergattern.

Unter Wirtschaftswissenschaftlern ist der Anteil geförderter Promovierender jedoch vergleichsweise gering: Laut Statistischem Bundesamt erhalten lediglich 6.000 Promovierende der Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften ein Stipendium. Dabei gibt es unterschiedliche Stipendien, die sich an Doktoranden verschiedener Fachrichtungen und Forschungsgebiete richten. Passende Stipendien für Wirtschaftswissenschaftler kann man zum Beispiel mithilfe des Stipendienlotsen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finden.

Geförderte Promovierende nach Fächergruppen

Geförderte Promovierende nach Fächergruppen © academics Grafik / Promotionsfibel S.63, Statistisches Bundesamt

Wirtschaftswissenschaftler, die sich für den Weg der Industrie-Promotion entschieden haben, werden während ihrer Doktorarbeit vom jeweiligen Unternehmen bezahlt. Doch die Industrie-Promotion lohnt sich für Wirtschaftswissenschaftler, die nach dem Abschluss ihrer Arbeit ohnehin in die Wirtschaft einsteigen wollen, nicht nur finanziell, da sie so auch bereits Kontakte im Unternehmen knüpfen und die Chancen auf einen Direkteinstieg erhöhen können.

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