Lehramt Promotion
Lohnt sich die Promotion für Lehrer:innen?
- Eine Promotion kann sinnvoll sein, wenn ein höheres Amt wie eine Schulleitung oder eine Karriere in einer Schulbehörde angestrebt wird. Auch die wissenschaftliche Vertiefung des eigenen Fachs kann eine Motivation sein.
- Promovieren können (angehende) Lehrer:innen im eigenen Unterrichtsfach, in Erziehungswissenschaften/Pädagogik oder auch in der Fachdidaktik eines Unterrichtsfachs.
- Begonnen werden kann die Promotion entweder nach dem Studium, während oder nach des Referendariats oder auch später als verbeamtete:r Lehrer:in.
- Einen finanziellen Vorteil bringt ein Doktortitel nicht unbedingt; er ist auch keine Voraussetzung für eine Führungsposition wie eine Schulleitung. Dennoch kann er sich positiv auswirken, wenn es um eine Beförderung geht.
Aktualisiert: 05.11.2025
Was bringt eine Promotion für Lehrer:innen?
Zur wissenschaftlichen Vertiefung
Wenn es Ihnen vor allem um die wissenschaftliche Vertiefung in ein Themengebiet geht, können Sie sich bei einer Promotion voll entfalten. In keinem anderen Rahmen ist es so gut möglich zu forschen, sich mit anderen Akademiker:innen auszutauschen und vielleicht sogar den wissenschaftlichen Diskurs rund um das Herzensthema zu prägen. Haben Sie die Hoffnung, auch zukünftige Schüler:innen begeistern zu können, überlegen Sie am besten parallel, wie Sie den schweren Stoff gut zugänglich machen, um später nicht enttäuscht zu werden.
Für berufliche Perspektiven außerhalb des Schulbetriebs
Ebenso kann die Promotion für unentschlossene Lehramtsstudierende sinnvoll sein. Wenn Sie darüber nachdenken, vielleicht doch beruflich an einer Universität Fuß zu fassen, haben Sie mit einem Doktortitel sehr viel bessere Chancen – und etwas mehr Zeit auszuloten, was wirklich das Richtige für Sie ist. Schließen Sie einen späteren Wechsel in die freie Wirtschaft nicht aus, können Sie mit einer Promotion umfassende Fachkenntnisse belegen. Dies kann sehr wohl ein Vorteil sein, da Lehramtsstudiengänge mit ihrem didaktischen Schwerpunkt – ob zurecht oder nicht – häufig in dem Ruf stehen, fachlich nicht so stark in die Tiefe zu gehen.
Für Karrieresprünge
Wer dagegen als Lehrer:in promovieren möchte, um innerhalb seines Jobs voranzukommen, geht ein gewisses Risiko ein, dass sich dieser Schritt nicht wie gewünscht auszahlt. Zum einen bekommen Lehrkräfte mit Doktortitel keine höhere Besoldung nur aufgrund der Promotion. Zum anderen stehen Posten wie die Leitung einer Schulstufe oder auch einer Schule nicht promovierten Lehrer:innen ebenso offen. Wie stark der Doktortitel doch in manchen Fällen die Entscheidung für einen bestimmten Kandidat:innen beeinflusst, ist objektiv nicht messbar. In einer wohlhabenden Gegend, in der auch ein Großteil der Eltern Akademiker:innen sind, mag die Promotion aber durchaus einen Vorteil bieten.
Wann ist welche Promotion sinnvoll?
In welchem Fach promovieren? In Erziehungswissenschaften? In einem der eigenen Unterrichtsfächer? Fachdidaktisch?
Wie so oft: Es kommt darauf an. In diesem Falle darauf, welchen Karriereweg Sie einschlagen wollen. Wollen Sie in der Wissenschaft bleiben und forschen? Sich mit dem eigenen Fachgebiet noch tiefergehend beschäftigen? Eine Schulleitung übernehmen? Oder vielleicht in einer Schulbehörde arbeiten und beispielsweise Lehrpläne entwickeln? Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, wann welche Art der Promotion sinnvoll ist.
| Fachbereich | Für wen/wann sinnvoll? | Beispiel-Promotion | Anwendungsfall |
|---|---|---|---|
|
Unterrichtsfach |
Lehrkräfte mit starker Fachbindung, Interesse an Wissenschaft, Forschung an Uni oder Fachleitung |
Promotion in Deutsch, Mathematik |
Hochschulkarriere, Fachberatung |
|
Fachdidaktik |
Lehrkräfte, die Unterrichtsmethoden erforschen/optimieren wollen |
Promotion in Fachdidaktik Chemie |
Didaktik-Forschung, Lehrplanentwicklung |
|
Erziehungswissenschaften |
Lehrkräfte mit Interesse an Bildungstheorie, Schulentwicklung, Leitung |
Promotion in Schulpädagogik |
Schulleitung, Bildungsverwaltung |
Quelle: academics
Zu welchem Zeitpunkt sollten Lehrer promovieren?
Ob direkt nach dem Studium, parallel zum Referendariat (Duale Promotion), daran anschließend oder berufsbegleitend als verbeamtete:r Lehrer:in – jeder Zeitpunkt hat seine Vor- und Nachteile.
Nach dem Studium
Für eine Promotion unmittelbar nach dem Studium sprechen mehrere Gründe: Das akademische Arbeiten liegt Ihnen noch im Blut und auch der Anschluss an die Universität ist frisch. Dies macht es für Sie leichter, Doktorvater oder -mutter zu finden. Schließlich sind Sie auch noch nicht wegen Ihres Berufes umgezogen – insbesondere Lehrer:innen in Flächenländern verschlägt es gern einmal in eine ganz andere Ecke. Nachteil an diesem Zeitpunkt ist, dass Sie vermutlich noch kein großes finanzielles Polster aufbauen konnten und sich um einen Nebenjob oder ein Stipendium bemühen müssen.
Nach dem Referendariat
Auch nach dem Referendariat brauchen Sie Ihr Wissen um das akademische Arbeiten nicht erst zu entstauben und sicher bestehen auch noch einige Kontakte zur Universität. Allerdings haben Sie nun Praxiskenntnisse im Lehrerberuf gesammelt, die Sie vielleicht erst vertiefen möchten, bevor Sie eine Weile pausieren. Finden Sie allerdings keine Stelle, die Ihren Vorstellungen entspricht, kann es taktisch klug sein, die Promotion direkt anzugehen und nebenbei die Augen offen zu halten. In diesem Fall sollten Sie sich allerdings überlegen, wie Sie verfahren möchten, wenn Sie Ihre Wunschanstellung finden, bevor Sie die Promotion beendet haben.
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Duale Promotion während des Referendariats
Die Möglichkeit, die Lehrerausbildung in Form der „Dualen Promotion“ mit dem Doktortitel zu verbinden, bieten die Universität Bremen und die Universität Kassel an. Dabei wird fachdidaktische Promotion parallel zum Referendariat vorgenommen – in einem strukturierten Programm. Die Uni Kassel beispielsweise schreibt: „Die auf vier Jahre angelegte Duale Promotion schließt sowohl mit dem Zweiten Staatsexamen als mit auch der Promotion in der Fachdidaktik in einem der beteiligten Schulfächer oder in den Erziehungswissenschaften ab.“
Berufsbegleitende Promotion als bereits verbeamtete Lehrkraft
Schließlich gibt es auch gute Gründe, erst als fest im Berufsleben stehender, eventuell sogar verbeamteter Lehrer zu promovieren: Zu diesem Zeitpunkt ist der Stress der ersten Jahre vielfach in routiniertes Arbeiten übergegangen und Sie hatten die Chance, sich finanzielle Rücklagen zu schaffen. Die Schulen unterstützen es zwar nicht direkt, wenn Lehrer nebenberuflich promovieren, indirekt sind sie in Bezug auf Teilzeitregelungen oder Jahresfreistellung (früher „Sabbatjahr“) kulante Dienstherren – eine rechtzeitige Beantragung vorausgesetzt. Da eine Promotion in aller Regel aber mehr als drei Jahre in Anspruch nimmt, sollten Sie realistisch einschätzen, wie stark die Doppelbelastung auf Dauer für Sie ist.
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Gehalt: Bringt eine Promotion finanzielle Vorteile mit sich?
Anders als in vielen anderen Berufen bringt der Doktortitel Lehrer:innen erst einmal keine finanziellen Vorteile – maßgeblich ist hier die Einstufung in eine Besoldungs- oder Entgeltgruppe (bei verbeamteten Lehrer:innen meist A13). Allerdings kann die Promotion sich finanziell positiv auswirken, wenn höhere Ämter erreicht werden, beispielsweise eine Fachbereichs- oder Schulleitung. Voraussetzung ist ein Doktortitel für diese Positionen aber nicht.
Warum gibt es so viele Lehrer mit Doktortitel?
Gemessen daran, dass eine Promotion für Lehrer nur wenige konkrete Vorteile mit sich bringt, finden sich an den Schulen fast erstaunlich viele Lehrkräfte mit Doktortitel. Das erklärt sich unter anderem darin, dass einige von ihnen Quer- oder Seiteneinsteiger:innen sind, die ursprünglich kein Lehramtsstudium absolviert haben. Die Schulen begegnen mit dieser Form der Rekrutierung dem Personalmangel insbesondere in Fächern wie Mathematik und den Naturwissenschaften. Auf diesen Gebieten gehört ein Doktortitel in der freien Wirtschaft oftmals zum guten Ton.