Zu welchem Zeitpunkt sollten Lehrer promovieren?
Die Möglichkeit, die Lehrerausbildung in Form der „Dualen Promotion“ mit dem Doktortitel zu verbinden, bietet aktuell nur die Universität Bremen an (Stand: Mai 2020). Studierende, die nicht an diesem Programm teilnehmen, müssen sich entscheiden, wann sie ihrem Promotionsvorhaben Zeit einräumen.
Nach dem Studium
Für eine Promotion unmittelbar nach dem Studium sprechen mehrere Gründe: Das akademische Arbeiten liegt Ihnen noch im Blut und auch der Anschluss an die Universität ist frisch. Dies macht es für Sie leichter, Doktorvater oder -mutter zu finden. Schließlich sind Sie auch noch nicht wegen Ihres Berufes umgezogen - insbesondere Lehrer in Flächenländern verschlägt es gern einmal in eine ganz andere Ecke. Nachteil an diesem Zeitpunkt ist, dass Sie vermutlich noch kein großes finanzielles Polster aufbauen konnten und sich um einen Nebenjob oder ein Stipendium bemühen müssen.
Nach dem Referendariat
Auch nach dem Referendariat brauchen Sie Ihr Wissen um das akademische Arbeiten nicht erst zu entstauben und sicher bestehen auch noch einige Kontakte zur Universität. Allerdings haben Sie nun Praxiskenntnisse im Lehrerberuf gesammelt, die Sie vielleicht erst vertiefen möchten, bevor Sie eine Weile pausieren. Finden Sie allerdings keine Stelle, die Ihren Vorstellungen entspricht, kann es taktisch klug sein, die Promotion direkt anzugehen und nebenbei die Augen offen zu halten. In diesem Fall sollten Sie sich allerdings überlegen, wie Sie verfahren möchten, wenn Sie Ihre Wunschanstellung finden, bevor Sie die Promotion beendet haben.
Berufsbegleitende Promotion als bereits verbeamteter Lehrer
Schließlich gibt es auch gute Gründe, erst als fest im Berufsleben stehender, eventuell sogar verbeamteter Lehrer zu promovieren: Zu diesem Zeitpunkt ist der Stress der ersten Jahre vielfach in routiniertes Arbeiten übergegangen und Sie hatten die Chance, sich finanzielle Rücklagen zu schaffen. Die Schulen unterstützen es zwar nicht direkt, wenn Lehrer nebenberuflich promovieren, indirekt sind sie in Bezug auf Teilzeitregelungen oder Jahresfreistellung (früher „Sabbatjahr“) kulante Dienstherren – eine rechtzeitige Beantragung vorausgesetzt. Da eine Promotion in aller Regel aber mehr als drei Jahre in Anspruch nimmt, sollten Sie realistisch einschätzen, wie stark die Doppelbelastung auf Dauer für Sie ist.
Warum gibt es so viele Lehrer mit Doktortitel?
Gemessen daran, dass eine Promotion für Lehrer nur wenige konkrete Vorteile mit sich bringt, finden sich an den Schulen fast erstaunlich viele Lehrkräfte mit Doktortitel. Das erklärt sich unter anderem darin, dass einige von ihnen Quer- oder Seiteneinsteiger sind, die ursprünglich kein Lehramtsstudium absolviert haben. Die Schulen begegnen mit dieser Form der Rekrutierung dem Personalmangel insbesondere in Fächern wie Mathematik und den Naturwissenschaften. Auf diesen Gebieten gehört ein Doktortitel in der freien Wirtschaft oftmals zum guten Ton.