Alternativen zum Abbruch
Wenn sich Karriere- oder Lebensplanung geändert haben und der Doktortitel dafür nicht mehr relevant ist, ist die Entscheidung für einen Promotionsabbruch womöglich leichter zu treffen. Wenn allerdings nicht persönliche, sondern organisatorische oder finanzielle Gründe ausschlaggebend sind, kann es sich lohnen, nach Alternativen zum Abbruch der Promotion zu suchen. Um den passenden Lösungsansatz zu finden, ist es wichtig, zunächst einmal die Wurzel des Problems zu identifizieren. Zudem sollten Betroffene ehrlich zu sich sein und zentrale Fragen für sich selbst klären:
- Wie wichtig ist der Doktortitel für mich? Brauche ich ihn wirklich für meine Karriere?
- Habe ich das Zeug für eine Promotion? Das betrifft nicht nur die wissenschaftlichen Fähigkeiten, sondern auch Selbstdisziplin und Motivation.
Wenn die Zeichen grundsätzlich pro Dissertation stehen, können folgende Maßnahmen möglicherweise einen Abbruch abwenden:
- Betreuerwechsel: Wenn Sie zwar grundsätzlich gern zu Ihrem Thema forschen, aber Ihr Doktorvater oder Ihre Doktormutter Sie nicht ausreichend bei Ihrer Arbeit unterstützt, wäre ein Abbruch extrem ärgerlich. Bei Kommunikationsproblemen mit dem Prof kann es manchmal schon helfen, sich externe Unterstützung zu suchen, etwa durch die Doktorandenberatungsstelle der Uni. Stellen sich die Konflikte als unlösbar heraus, haben Sie immer noch die Möglichkeit, Ihre Arbeit bei einem anderen Betreuer fortzuführen.
- Themenwechsel: Die Motivation zu promovieren ist nach wie vor da, doch das Thema ist einfach nicht realisierbar oder interessiert Sie nicht mehr. Wenn Sie nicht zu einem vorgegebenen Thema promovieren, ist ein Themenwechsel oft relativ unkompliziert möglich. Im schlechtesten Fall müssen Sie sich einen neuen Betreuer suchen, wenn der bisherige nicht mit dem neuen Thema einverstanden ist. Bei vorgegebenen Themen ist es nicht ganz so einfach, mitunter lassen sich jedoch auch hier Lösungen finden. Wer beispielsweise mit seiner klinischen Doktorarbeit in der Medizin unglücklich ist und in einer frühen Phase abbrechen möchte, kann versuchen, das Thema samt bisheriger Ergebnisse an einen qualifizierten Kollegen weiterzugeben. So wird die Studie fortgeführt und Sie können stattdessen experimentell promovieren.
- Neue Finanzierung: Wenn es vor allem finanzielle Sorgen sind, die Sie über einen Promotionsabbruch nachdenken lassen, sollten Sie auf jeden Fall noch einmal in sich gehen und überlegen, ob es nicht Alternativen gibt. Wenn die klassischen Möglichkeiten wie Hiwi-Stelle oder Stipendium nicht ausreichen oder nicht infrage kommen, sollten Sie auch Geldquellen wie Crowdfunding oder private Darlehen mitdenken.
Wie bricht man die Promotion ab?
Wie das formale Vorgehen bei einem Promotionsabbruch ist, hängt immer von den individuellen Gegebenheiten ab, also von den jeweils vorliegenden vertraglichen Vereinbarungen. An diese müssen Sie sich halten. Bei einer Individualpromotion gibt es meist eine Betreuungsvereinbarung zwischen Promovend und Doktorvater beziehungsweise -mutter, die beiderseitig gekündigt werden kann. Möglicherweise enthält auch die Promotionsordnung Regularien für die Beendigung des Promotionsverhältnisses.
Bei einer internen Promotion besteht zudem ein Arbeitsvertrag mit der Hochschule. Rein rechtlich gesehen ist dieser unabhängig von der Betreuungsvereinbarung. Ein Abbruch der Promotion rechtfertigt in keinem Fall eine außerordentliche Kündigung des Arbeitsvertrags. In der Praxis kann die weitere Mitarbeit in einer Forschungsgruppe nach Aufgeben des Promotionsvorhabens allerdings konfliktbehaftet sein. Soll das Arbeitsverhältnis ebenfalls aufgelöst werden, müssen geltende Kündigungsfristen eingehalten werden. Alternativ kann auch ein Aufhebungsvertrag vereinbart werden, um das Arbeitsverhältnis zu beenden.
Ob und wie eine Industriepromotion abgebrochen werden kann, hängt von den vertraglichen Vereinbarungen zwischen Doktorand und dem Unternehmen ab. Zusätzlich muss die Betreuungsvereinbarung mit der Doktormutter beziehungsweise dem Doktorvater beendet werden.