Berufsaussichten nach dem Mathematikstudium
Mathematikerinnen haben also grundsätzlich sehr gute Jobaussichten. Der Arbeitsmarkt bietet ihnen nicht nur zahlreiche, sondern auch sehr unterschiedliche Möglichkeiten: Neben akademischer Forschung und Lehre sind sie oft in der freien Wirtschaft, aber auch im Öffentlichen Dienst zu finden. Mögliche Berufsfelder von Mathematikern sind:
- Schulen (Lehramt, auch im Quereinstieg) und Hochschulen (Forschung und Lehre)
- Logistikbranche
- Forschung und Entwicklung (in der Industrie oder in außeruniversitären Forschungseinrichtungen)
- IT-Branche
- Unternehmensverwaltung, -führung und -beratung
- Versicherungen
- Finanzsektor
- Bauwesen
- Gesundheitswesen.
Nach Einschätzung von Thomas Vogt, dem Leiter und Pressesprecher des Medienbüros der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, gibt es insbesondere in der Wissenschaft einen gestiegenen Bedarf an Mathematikern, die mit der Aufbereitung und Auswertung von Daten zur qualitativen Forschung vieler naturwissenschaftlicher Fachbereiche wie bspw. der Biologie beitragen.
Auch die Logistikbranche verzeichnet in den letzten Jahren einen gestiegenen Bedarf an mathematischen Fachkräften. Sie arbeitet verstärkt mit mathematischen Methoden zur Optimierung infrastruktureller Abläufe beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr, in der Organisation von Rettungseinsätzen und im Speditionssektor. Große Handelsakteure wie Amazon wachsen rasant und haben einen hohen Bedarf an Mathematikerinnen zur Verbesserung der logistischen Strukturen entwickelt.
Auch in der Softwareindustrie werden Mathematiker laut Vogt aktuell verstärkt gesucht. In den Bereichen Big Data (Analyse großer Datenmengen) sowie der Internetsicherheit ist die Nachfrage von mathematischem Fachpersonal hoch.
Die Banken- und Versicherungsbranche hat laut Vogt hingegen stark unter der Finanzkrise gelitten und stellt deutlich weniger Mathematikerinnen ein als davor. Einzige Ausnahme mit sich abzeichnendem Wachstumspotenzial ist die Versicherungsbranche im Bereich Risikobewertungen, die aufgrund des Klimawandels auch perspektivisch steten Bedarf an Mathematikabsolventen haben wird.
Der weiter oben beschriebene berufliche Generationenwechsel wird auf breiter Front für neue Jobs sorgen. Darauf allein sollten sich Mathematiker allerdings nicht verlassen. Denn den vielen zu erwartenden Vakanzen stehen voraussichtlich noch mehr jobsuchende Absolventinnen und Absolventen gegenüber – im Wintersemester 2020/2021 waren rund 68.000 Studierende an den deutschen Hochschulen im Fach Mathematik eingeschrieben, wie das Statistische Bundesamt meldet.
Um sich für den Wettbewerb zu rüsten, können angehende Mathematiker bereits während des Studiums auf eine Spezialisierung setzen. Die Gelegenheit für eigene inhaltliche Schwerpunkte ergibt sich in der Regel ab dem zweiten oder dritten Bachelor-Jahr an der Hochschule. Diese Chance sollte clever genutzt werden.
In Unternehmen sind außerdem Doppel-Qualifikationen wie Mathematik/Marketing, Mathematik/IT oder Mathematik/Logistik begehrt. Worauf sich die Studierenden fokussieren, hängt aber natürlich auch von ihren eigenen Interessen ab – und vom Standort der Universität. Denn jede setzt bei der Lehre eigene Akzente.
Karriereperspektiven in Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichem Dienst
Haben Mathematiker mit einem Bachelorstudium zwar grundsätzlich gute Berufsaussichten, empfiehlt es sich dennoch, anschließend noch einen Masterabschluss zu machen. Wer höhere Posten anstrebt oder in der Forschung und Entwicklung arbeiten möchte, sollte promovieren.
Berufsaussichten für Mathematiker in der Wirtschaft
Was die Berufsaussichten für Mathematikerinnen in der Wirtschaft angeht, lautet das Credo: Je höher die angestrebte Stelle, desto höher sollte der mitgebrachte Abschluss sein. Bachelorabsolventen haben grundsätzlich bereits gute Aussichten auf eine Anstellung in der Wirtschaft; für komplexe Aufgabenbereiche und Führungspositionen werden aber eher Masterabsolventinnen oder sogar Promovierte gesucht.
Unterschiede in den Anforderungen an den Abschluss zeigen sich unter anderem auch in der Größe des entsprechenden Unternehmens: Insbesondere in kleineren Firmen ist laut der Bundesagentur für Arbeit in der Regel maximal der Masterabschluss für anspruchsvolle Aufgaben gefordert, da eine Promotion für mittelständische Unternehmen in der Regel keinen entscheidenden fachlichen Mehrwert bietet. Im Gegenteil: Manchmal gibt es sogar Vorbehalte gegenüber dem Doktortitel, weil sich seine Träger – so das Klischee – vornehmlich mit theoretischen Fragen beschäftigen und nicht die erforderliche Praxiserfahrung haben.
Größere Unternehmen hingegen legen wesentlich mehr Wert auf den Doktorgrad. Dort kann der Titel bei Einstellungen das Zünglein an der Waage sein und den entscheidenden Ausschlag geben – vor allem, wenn die Forschungsschwerpunkte zu denen des Unternehmens passen. Zudem zeigt die Promotion, dass betreffende Kandidaten mit komplexen Problemen umzugehen wissen und Aufgaben ergebnisorientiert angehen sowie abschließen können, was auf dem Karriereweg bis in die höchsten Positionen erforderlich ist. Oftmals dürfte eine Promotion Bewerbern auch bei der Gehaltsverhandlung Vorteile verschaffen.
Berufsaussichten für Mathematikerinnen in der Wissenschaft
Ein Viertel aller studierten Mathematiker bleibt an den Hochschulen oder kehrt dorthin zurück. Eine ambitionierte Karriere in Forschung und Lehre setzt – wie in allen Fachbereichen – zwingend eine Promotion voraus. Ohne Doktortitel ist die gut dotierte Stelle einer Professorin oder eines Professors an einer staatlichen Hochschule nicht zu bekommen. An privaten Hochschulen sieht es anders aus: Hier zählt die berufliche Praxis mehr als ein Doktortitel; die wissenschaftliche Reputation, die mit einem solchen Lehrstuhl einhergeht, ist allerdings eher überschaubar.
Lehramt und Co.: Berufsaussichten für Mathematiker im Öffentlichen Dienst
Grundsätzlich sind Mathematikerinnen, die an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in öffentlicher Hand arbeiten, im Staatsdienst tätig, egal, ob sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tariflich angestellt sind, eine Nachwuchsgruppenleitung innehaben oder als Professorin verbeamtet sind. Darüber hinaus gibt es aber viele weitere Möglichkeiten im Öffentlichen Dienst, beispielsweise als Data Scientist in der (kommunalen) Verwaltung oder anderen Behörden. Für den mittleren oder gehobenen Dienst genügt ein Bachelor-Abschluss, für den höheren Dienst ist der Master zwingende Voraussetzungen. Es verhält sich also ähnlich wie in der Wirtschaft: Je höher und theoriebasierter der angestrebte Posten im Öffentlichen Dienst ist, desto höher sollte der akademische Abschluss sein. Generell sind die Berufsaussichten gut.
Hervorragend sind die Karriereperspektiven im Bildungswesen: Laut dem Bericht zum Lehrereinstellungsbedarf der Kulturministerkonferenz (2021) zählt Mathematik zu den sogenannten Mangelfächern, der Bedarf an Lehrern und Lehrerinnen bis 2030 ist groß. In den Lehrämtern aller Schularten des Primar- und Sekundarbereichs I ist kurz- und langfristig ein hoher Einstellungsbedarf von Mathematiklehrern und -lehrerinnen prognostiziert. Für den Sekundarbereich II der allgemeinbildenden sowie beruflichen Fächer und für das Gymnasium wird ebenso ein hoher Bedarf an Mathematiklehrkräften angenommen. Darüber hinaus wird in sonderpädagogischen Lehrämtern von einem gleich hohen Einstellungsbedarf in allen Förderschwerpunkten ausgegangen, also auch im Fach Mathematik. Die Berufsaussichten für Mathematiklehrkräfte – auch für Quereinsteiger – sind also hervorragend, laut Thomas Vogt von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung sogar flächendeckend in allen deutschen Bundesländern.