Bewerbung Mathematik
So gelingt die Bewerbung als Mathematiker

Stift Symbolbild Bewerbung Mathematiker

In der Bewerbung von Mathematikern wird neben den fachlichen Fähigkeiten besonders auf den Nachweis sozialer Kompetenzen geachtet © AlexDePario / Photocase

Mathematiker erwartet nach dem Studienabschluss ein breit gefächertes Berufsfeld. Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten Sie zum Berufseinstieg haben und was Sie bei Ihrer Bewerbung beachten sollten.

Veröffentlicht: 14.03.2019

Von: Thorsten Schierhorn

Mathematiker haben in ihrem Studium gleich mehrere Eigenschaften nachgewiesen, die sie zu gesuchten und begehrten Arbeitskräften machen – auch als Berufseinsteiger. Denn das Mathematikstudium gilt als komplex und arbeitsintensiv. Mehr als jeder Zweite bricht das Bachelor-Studium an einer deutschen Hochschule ab, ergab eine Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)(.pdf) aus dem Jahr 2016. Wer dagegen das Studium erfolgreich absolviert, gilt deshalb als besonders engagiert und beharrlich.

Hinzu kommen die fachlichen Qualitäten. Zahlen spielen in unzähligen Tätigkeiten und Projekten eine zentrale Rolle. Wer es versteht, sie aufzubereiten, zu interpretieren und auf ihrer Basis Programme zu entwickeln, dem stehen auf dem Arbeitsmarkt viele Möglichkeiten offen.

Wer eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, kann schon während des Studiums erste Erfahrungen als studentische Hilfskraft sammeln. Solche und vergleichbare Vorkenntnisse sollten Sie bei Ihren Bewerbungen als Berufseinsteiger besonders in den Fokus rücken. Als Arbeitgeber kommen neben einer Hochschule auch private oder öffentlich finanzierte Forschungsinstitute infrage, unter anderen zum Beispiel die folgenden:

Der Einstieg ist auf vielen Stufen und unter verschiedenen Bezeichnungen möglich, etwa als akademischer Mitarbeiter oder wissenschaftlicher Mitarbeiter, an (Fach-)Hochschulen auch als Dozent oder Juniorprofessor.

Das Betätigungsfeld für Mathematiker in privaten Unternehmen ist kaum zu überblicken. In unzähligen Themenfeldern und Projekten ist mathematische Expertise gefragt, zum Beispiel:

  • Modellrechnungen für Versicherungen, Banken, Verkehrsplaner u. a.
  • Entwicklung von Software und Datenbanken
  • Analysen für Unternehmensberater, Produktentwicklung u. a.
  • Prozessoptimierungen in der Logistik, Güterproduktion u. a.
  • Projektmanagement

Mehr erfahren Sie im Ratgeber Berufsaussichten von Mathematikern.

Als Berufseinsteiger profitieren Sie besonders von Praktika oder freier Mitarbeit, die Sie während des Studiums geleistet haben – idealerweise natürlich in der Branche, in der Sie Ihre Berufskarriere beginnen möchten. Aber auch, wenn Sie Ihre Erfahrungen in anderen Branchen gesammelt haben, sollten Sie die Berufspraxis in Ihrer Bewerbung betonen. Denn damit weisen Sie nach, dass Sie sich nicht nur im Universitätsalltag zurechtfinden und durchbeißen können, sondern auch in der Realwirtschaft.

Das Anschreiben hinterlässt – neben dem Foto – den nachdrücklichsten und persönlichsten Eindruck bei Ihrem potenziellen Arbeitgeber. Das gilt für die klassische Bewerbungsmappe, aber auch bei einer Online-Bewerbung, bei der Sie das Anschreiben im Mailtext unterbringen können. Selbst wenn ein privates Unternehmen die Personalakquise über ein Online-Portal durchführt, gibt es in der Regel eine Möglichkeit für einige persönliche Zeilen.

Ihr Lebenslauf passt häufig für mehrere Stellenausschreibungen privater Unternehmen, da Ihre mathematische Qualifikation den Hintergrund für viele Aufgaben bildet. Das Anschreiben dagegen sollten Sie in jedem Fall individuell verfassen. Erläutern Sie darin in wenigen Worten, warum Sie für die ausgeschriebene Tätigkeit die richtige Person sind. Dabei geht es allerdings weniger um Ihren fachlichen Hintergrund als darum, was Sie motiviert und inwiefern Sie sich mit der Tätigkeit identifizieren. Gehen Sie dabei nicht zu sehr ins akademische Detail, sondern erläutern Sie, wie Sie sich Ihr Aufgabengebiet vorstellen und inwieweit Ihre mathematischen Kenntnisse zu einer Lösung beitragen.

Bei Bewerbungen an einer Hochschule können Sie hingegen das Interesse an Ihrem Forschungsgebiet stärker betonen, da Sie beim Empfänger eine größere Fachkenntnis voraussetzen dürfen. Berücksichtigen Sie aber auch Themen wie die Lehre, wenn diese für die Stelle von Bedeutung sind. Inwiefern macht es Ihnen Spaß und warum sind Sie überzeugt, dass Sie Zahlenwerke nicht nur im Griff haben, sondern die grundlegenden Strukturen dahinter auch anderen vermitteln können?

Natürlich sollten Sie auch die gängigen Formalia einhalten:

  • Ein ausgedrucktes Anschreiben sollte die Länge von einer Seite nicht überschreiten. Nehmen Sie diese Länge auch als Maßstab für Online-Versionen.
  • Wählen Sie eine vertraute, klare Schrifttype (etwa Arial, Times New Roman oder Calibri) und eine gut lesbare Schriftgröße (ab 12 Punkt).
  • Vermeiden Sie Füllwörter.
  • Das Anschreiben enthält keine Rechtschreibfehler. Vor allem die Namen der Empfänger sind korrekt geschrieben.
  • Das Datum ist aktuell.


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Nicht wenige Mathematiker wollen nach dem Studienabschluss an der Universität bleiben. Hier kann man die eigenen Forschungen vorantreiben, obendrein winkt vielleicht sogar eine Professur mit festen Besoldungssteigerungen. Auch hier stellt ein gelungenes Anschreiben vor allem die eigene Motivation heraus. Doch eine Uni-Karriere bedeutet auch Lehre. Ihre Bewerbung sollte dies berücksichtigen.

  • Was zeichnet Sie – neben Ihrer persönlichen Motivation – für eine Tätigkeit an der Universität aus? Beantworten Sie diese Frage in wenigen Worten im Anschreiben. Gibt es zum Beispiel ein bestimmtes Forschungsgebiet, das attraktiv für die Universität ist? Haben Sie Erfahrungen in der Lehre, etwa durch die Leitung eines Kolloquiums oder Seminars?
  • Führen Sie im Lebenslauf sämtliche akademische Leistungen an, die Sie für die angestrebte Position qualifizieren. Dazu gehören neben Ihrem Abschluss (mit beglaubigter Kopie des höchsten akademischen Grades) auch bisherige Lehrveranstaltungen und Publikationen.
  • Erwähnen Sie etwaige Stipendien und Drittmittel. Bedenken Sie: Die Einwerbung von Geldern ist für Wissenschaftler von elementarer Bedeutung. Weisen Sie deshalb, falls möglich, Ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet nach.
  • Helfen Sie dem Empfänger durch eine klare Struktur, schnell die wesentlichen Informationen zu erfassen, die ihn interessieren. Nutzen Sie zum Beispiel Themenblöcke wie Studium, Lehrveranstaltungen, Auszeichnungen. Wenn Sie über eine Berufsausbildung verfügen, auch Ausbildung und Berufserfahrung. Nebenjobs sollten Sie nur aufführen, wenn diese im Zusammenhang mit der angestrebten Tätigkeit stehen, also etwa Nachhilfe oder Studentenbetreuung.

Wie bei Bewerbungen üblich, sollten die Angaben pro Themenblock in umgekehrter chronologischer Reihenfolge angegeben werden, sprich die jüngste Information zu Beginn. Bei Auszeichnungen oder vergleichbaren Themenblöcken ist natürlich auch eine hierarchische Abfolge möglich, bei der die wichtigste zuerst genannt wird.

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Weitaus stärker als an der Hochschule achtet man in den Personalabteilungen von privaten Unternehmen auf die soziale Kompetenz der Bewerber. Denn während man in der Forschung die Berechnungen für weite Teile eines Projekts allein vornimmt und in der Lehre auf die Eigenständigkeit der Studenten vertrauen kann, stehen in der Privatwirtschaft die Zusammenarbeit, Wissensaustausch und gegebenenfalls auch die Mitarbeiterführung stärker im Mittelpunkt. Ihre Bewerbung sollte das widerspiegeln – vor allem, wenn Sie langfristig eine höhere Position anstreben. Nach einer Studie der Universität Kalifornien in Santa Barbara erreichen nur diejenigen Mathematiker die Karrierestufen mit entsprechendem Top-Verdienst, die Mathe-Talent und soziale Kompetenz vereinen. Berücksichtigen Sie die Soft Skills sowohl im Anschreiben als auch im Lebenslauf. Zusätzlich sollten Sie die folgenden Punkte bedenken:

  • Zeigen Sie, dass Sie sich nicht nur mit der ausgeschriebenen Tätigkeit, sondern auch mit dem gesamten Unternehmen auseinandergesetzt haben. Gibt es vielleicht einen persönlichen Bezugspunkt zum Produkt beziehungsweise der Dienstleistung Ihres potenziellen Arbeitgebers? Gibt es etwas, das Sie an dieser Branche besonders interessiert? Können Sie sich mit dem Unternehmen und seinen Werten identifizieren? Bleiben Sie bei diesen Ausführungen immer ehrlich und authentisch.
  • Im Gegensatz zu einer Bewerbung in der Wissenschaft müssen Sie bei einem Privatunternehmen beim Nachweis Ihrer mathematischen Kompetenz nicht bis ins letzte Detail gehen. In der Regel wollen die Personalabteilungen statt akademischer Einzelheiten sehen, inwieweit Ihre Kenntnisse mit den Anforderungen der ausgeschriebenen Tätigkeit übereinstimmen. Optimal ist es deshalb, wenn Sie bei jedem Punkt Ihrer akademischen Laufbahn kurz ausführen, wie sich das im Unternehmensalltag anwenden lässt, zum Beispiel: Kolloquium Trendlinien-Differenz-Methode (Analyse für die Bemessung der Kursziele von Aktien).
  • Versuchen Sie, Ihrem Profil eine persönliche Note zu geben. Dafür können Sie zum Beispiel im Lebenslauf ungewöhnliche Hobbys aufführen, eine eigenwillige Anrede im Anschreiben wählen oder ein überraschendes Foto beilegen. Sprich: Widerlegen Sie das Klischee, Mathematiker seien zahlenverliebte Eigenbrötler. Übertreiben Sie es jedoch nicht und achten Sie darauf, dass die Bewerbung wirklich zu Ihrer Persönlichkeit passt.
  • Stellen Sie gegebenenfalls Erfahrungen im Berufsalltag heraus, um zu verdeutlichen, dass Sie nicht nur mit dem Universitätsalltag vertraut sind. Deshalb ist hier auch die Angabe von Nebenjobs möglich, die nicht unmittelbar mit ihrer mathematischen Qualifikation zu tun haben.


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