Bewerbung als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft
Wer als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft arbeiten möchte, kann sich auf einen solchen Posten initiativ am entsprechenden Lehrstuhl bzw. bei der Professur bewerben. Grundvoraussetzung ist ein Studium im jeweiligen Fachbereich an der Hochschule und starkes Interesse am Thema, zudem sollten Bewerber und Bewerberinnen zumindest die Grundkurse bereits absolviert haben. Von Vorteil ist es ebenfalls, wenn anhand der Wahl der Vorlesungen und Seminare eine Fokussierung auf den Bereich des anvisierten Lehrstuhls erkennbar ist.
In manchen Fällen werden solche Stellen auch auf der Hochschulwebsite, auf Jobbörsen und Karriereportalen wie academics oder in einschlägigen Mailinglisten von Universitäten oder Fachvereinigungen ausgeschrieben. Vor allem bei Drittmittelprojekten kann das öfter der Fall sein. Auch Aushänge an den Lehrstühlen sollten beachtet werden.
In der Praxis viel gängiger ist jedoch der informelle Weg. Entweder sprechen Professoren und Professorinnen ihre Studierenden selbst an, ob sie Interesse hätten, Studium und Job auf diese Weise sinnvoll zu verbinden. Oder Studierende gehen ihrerseits auf Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeiter der Professur zu, und fragen nach. Oft ist eine klassische Bewerbung inklusive Lebenslauf dann gar nicht mehr notwendig.
Darüber hinaus werden shks und whks auch in anderen Bereichen einer Hochschule beschäftigt, wie beispielsweise an den Bibliotheken oder in an die medizinische Fakultät angeschlossene Unikliniken.
Gehalt: Was verdienen studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte?
Das Gehalt einer studentischen Hilfskraft ist im Vergleich zu den Stundenlöhnen in der freien Wirtschaft eher niedriger. Wie viel man als Hiwi verdient, ist deutschlandweit nicht einheitlich geregelt, sondern hängt von dem Bundesland und teilweise der Einrichtung selbst ab.
Dabei zeigen sich keine sehr großen, wohl aber spürbare Spannen. Der Hiwi-Stundenlohn für eine ungeprüfte Hilfskraft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg liegt beispielsweise zu Beginn des Jahres 2022 bei 9,85 Euro (ab 01. Juli 10,45 Euro). An der Universität Heidelberg werden seit dem Sommer 2021 10,77 Euro gezahlt.
Einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte gibt es lediglich in Berlin (TV Stud III): Hier erhalten die Angestellten seit dem 1. Januar 2022 12,96 Euro brutto die Stunde. Zudem bekommen sie einen Vertrag für mindestens zwei Jahre, in dem eine Mindestarbeitszeit von 40 Stunden und einer maximalen Arbeitszeit von 80 Stunden im Monat festgelegt ist. Darüber hinaus gibt es Zuschläge für Arbeit am Wochenende, an Feiertagen oder zu nächtlicher Stunde. Auch an anderen Standorten kämpfen die Studierenden für eine tarifliche Bezahlung, etwa in Hamburg.
Der Hiwi-Stundenlohn steigt recht kontinuierlich und oftmals können Interessierte schon für mehrere Semester im Voraus einsehen, welches Hiwi-Gehalt ihre Hochschule zahlen wird. Das Land Niedersachsen hat etwa im Herbst 2019 festgelegt, dass der Stundenlohn für studentische Hilfskräfte von damals 10,23 Euro auf 10,55 Euro für das Sommersemester 2020 und auf 10,69 Euro seit Sommer 2021 steigen wird.
Gehalt einer wissenschaftlichen Hilfskraft
Wissenschaftliche Hilfskräfte verdienen etwas besser als Studierende ohne Abschluss. Auch hier gilt aber, dass es keine bundesweit einheitliche oder tarifliche Regelung für die whk-Gehälter gibt. Die Spannen zwischen den verschiedenen Einrichtungen sind zudem meist sehr viel größer als bei der studentischen Hilfskraft. Weiterhin differenzieren die Hochschulen oftmals auch, ob die Hilfskraft einen Fachhochschul-/Bachelor- oder einen höheren Abschluss hat.
Mit ersterem bekommen Hiwis beispielsweise in Erlangen-Nürnberg im Jahr 2022 einen Stundenlohn von 10,95 Euro brutto (ab 1. Juli 11,45 Euro), in Niedersachsen 12,43 Euro und in Heidelberg 12,52 Euro. Für eine wissenschaftliche Hilfskraft mit höherem Hochschulabschluss gibt es ein Gehalt pro Stunde von 13,50 Euro in Erlangen-Nürnberg (ab 1. Juli 14 Euro), 16,86 Euro in Niedersachen und 17,01 Euro in Heidelberg.
Hiwi-Vertrag: Arbeits- und Laufzeit
Hiwis dürfen laut dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz maximal sechs Jahre beschäftigt werden. Weiterhin endet der Vertrag zwangsweise auch mit der Exmatrikulation. Einzelne Hochschulen legen unter Umständen aber auch eine kürzere Maximaldauer fest, etwa die TU Hamburg mit vier Jahren.
In der Praxis kommen solch langfristige Verträge aber nur in Ausnahmefällen vor. Wie lange ein Hiwi-Vertrag läuft, liegt innerhalb der gesetzlichen Grenzen im Ermessen des Instituts beziehungsweise der Einrichtung. Oftmals werden Hiwi-Verträge auf ein bis zwei Semester befristet, die Mindestlaufzeit wird von manchen Hochschulen mit ein bis zwei Monaten vorgegeben.
Wöchentliche Arbeitszeit von Hiwis
Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte dürfen wöchentlich höchstens die Hälfte der durchschnittlichen regelmäßigen Arbeitszeit arbeiten. Auf dieser Grundlage begrenzen viele Hochschulen die Stundenzahl auf 19 oder 20 pro Woche. Es gibt jedoch auch Abweichungen: Die TH Köln zum Beispiel beschränkt die Arbeitszeit pro Woche auf 17 Stunden. Wer neben dieser Tätigkeit noch einer weiteren bezahlten Beschäftigung nachgehen möchte, sollte sich zuvor über die Zulässigkeit bzw. über die Folgen wie eine mögliche Sozialversicherungspflicht erkundigen.
Weiterhin legen manche Einrichtungen auch eine Mindeststundenzahl pro Woche fest, häufig im Bereich von zwei bis drei Stunden. Es ist also sinnvoll, dass Interessierte sich direkt bei ihrer Hochschule informieren.
Minijob oder Midijob?
An vielen Hochschulen werden studentische Hilfskräfte auf Minijob-Basis beschäftigt, das Gehalt darf 6.240 Euro pro Jahr nicht übersteigen. Studierende, die im Rahmen dieser Geringfügigkeitsregeln beschäftigt werden, sind nicht sozialversicherungspflichtig und damit beitragsfrei in der Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung sofern sie – unabhängig von der Höhe ihres Arbeitsentgelts – nicht mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten.
Wer als Hiwi zwischen 520 Euro und 2.000 Euro im Monat (Midijob) verdient, befindet sich in der sogenannten Gleitzone. Beschäftigungen in der Gleitzone sind sozialversicherungspflichtig.
Hiwi-Job: Was sind die Vor- und Nachteile?
Ein Hiwi-Job am Lehrstuhl kann viel nicht-monetäres Kapital einbringen: Hilfskräfte erleben den Alltag in Lehre und Forschung sehr nah und bekommen so ein erstes Bild von der wissenschaftlichen Arbeitswelt. Gleichzeitig knüpfen sie wichtige Kontakte zu Professor:innen und potenziellen Doktorvätern und -müttern. So haben viele Doktoranden und Doktorandinnen zuvor als Hilfskräfte an einer Hochschule gearbeitet. Das verwundert nicht, immerhin wird ein großer Teil der Hiwi-Jobs von den Professoren und Professorinnen direkt an Studenten vergeben, die in Seminaren und Vorlesungen durch besonders gute Leistungen aufgefallen sind.
Aber auch sonst kann eine Hiwi-Stelle an der Hochschule im Vergleich zu einem Studentenjob in einem Unternehmen Vorteile bieten. Viele Institute stellen ihre studentischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Klausurphasen oder das Schreiben der Abschlussarbeit frei. Bei Unternehmen stoßen solche Auszeiten oft auf weniger Verständnis. Auch der Weg zur Arbeit ist kürzer, viele Hiwis können ihren Job zwischen den Vorlesungen und Seminaren organisieren.
Gleichzeitig gibt es vor allem von Gewerkschaften auch Kritik an den Arbeitsbedingungen von studentischen Hilfskräften. Das Streben nach wichtigen Kontakten und der Wunsch, sich für eine spätere Promotion zu qualifizieren, birgt auch die Gefahr der (Selbst-)Ausbeutung. So sollen unbezahlte Überstunden oder nicht gewährte Urlaubsansprüche an deutschen Hochschulen regelmäßig vorkommen, ver.di spricht von schlechten Arbeitsbedingungen. Denn die Hilfskräfte sind arbeitsrechtlich wenig geschützt, und ihre Stimme fällt kaum ins Gewicht. Dennoch gibt es genug zufriedene Hiwis, die ihre Bezahlung als angemessen und ihre Aufgaben als spannend empfinden.