Hiwi Berufsbild
Studentische und wissenschaftliche Hilfskraft: Aufgaben, Arbeitszeit und Gehalt

Ein Hiwi gestikuliert im Gespräch

Als Hiwi erste Berufserfahrung im Hochschulbetrieb erwerben, lässt sich sowohl als studentische als auch als wissenschaftliche Hilfskraft © PeopleImages / iStock.com

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte, kurz Hiwis, halten den Unibetrieb am Laufen. Was ihre Aufgaben sind und was sie verdienen, erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 10.04.2022

Von: Gaby Köchel / Florian Heil

Die Abkürzung Hiwi oder auch HiWi steht im universitären Umfeld für „Hilfswissenschaftler“. Statt des ausgeschriebenen Begriffs wird allerdings in der Regel die Bezeichnung „wissenschaftliche Hilfskraft“ (whk) verwendet. In den meisten Landeshochschulgesetzen werden so Studierende mit einem ersten Hochschulabschluss bezeichnet, zum Beispiel einem Bachelor. Als „studentische Hilfskraft“ (shk) gelten hingegen Studierende ohne Studienabschluss, die aber in einem Studiengang immatrikuliert sind.

Gelegentlich werden studentische Hilfskräfte ohne ersten Hochschulabschluss auch als „ungeprüfte wissenschaftliche Hilfskräfte“ bezeichnet, hierzu wäre die Bezeichnung „geprüfte wissenschaftliche Hilfskraft“ das Gegenstück. Eigentlich ist der Ausdruck jedoch redundant, da in der Unterscheidung zwischen studentischer und wissenschaftlicher Hilfskraft bereits die Differenzierung zwischen ungeprüft und geprüft angelegt ist.

Wie der Name andeutet, erledigt ein Hiwi im akademischen Umfeld hauptsächlich Hilfstätigkeiten. Das heißt, er unterstützt in Lehre, Forschung und teilweise bei verwalterischen Tätigkeiten. Dabei ist er immer direkt einem Ansprechpartner oder einer Ansprechpartnerin zugeordnet, der oder die für den Hiwi die Verantwortung trägt. Das kann etwa ein Hochschullehrer oder eine Hochschullehrerin sein oder wissenschaftlich Mitarbeitende

Diese Verantwortlichen sind angehalten, bei den Aufgaben, die sie ihrer Hilfskraft zuteilen, darauf zu achten, dass sie deren akademischem Kenntnisstand entsprechen. Dabei soll die Beschäftigung zur Förderung der wissenschaftlichen Qualifizierung der Hilfskraft dienen, das Ziel sollte klar benannt sein.

Welche Aufgaben ein Hiwi konkret erledigt, lässt sich allerdings kaum pauschal sagen. Das liegt zum einen daran, dass der Bedarf je nach Einsatzgebiet sehr variiert. Zum anderen wird die Arbeit von Hiwis durch die Landeshochschulgesetze sehr unterschiedlich geregelt, die einzelnen Hochschulen haben unterschiedliche Gestaltungsspielräume. 

So zählt beispielsweise die TH Köln die „Auswahl und Zusammenstellung des Materials für Lehrveranstaltungen“ zu den üblichen Aufgaben studentischer Hilfskräfte, während die TU Hamburg die „Unterstützung bei der Anfertigung, Vorbereitung, beim Ordnen und Sichten von Unterrichtsmaterial“ explizit ausschließt.

Wer es in Betracht zieht, als Hiwi zu arbeiten, sollte sich daher konkret an seiner Hochschule informieren, welche Aufgaben auf ihn zukommen können – und welche nicht. Viele Universitäten haben unter dem Titel „Richtlinie“ oder „Leitlinie“ zur Beschäftigung wissenschaftlicher und studentischer Hilfskräfte eine Übersicht auf ihrer Website, die Auskunft zu den Rahmenbedingungen gibt.

Machen Sie den Test!

Sie sind unsicher, ob eine Promotion der richtige Weg für Sie ist? Finden Sie es heraus – mit unserem gemeinsam mit Psycholog:innen entwickelten Promotions-Test.

Zum Promotions-Test

Das Tätigkeitsfeld wird maßgeblich von folgenden Aufgaben bestimmt:

  • Mithilfe bei der Vorbereitung und Durchführung des Lehr- und Forschungsbetriebs
  • Sammlung und Dokumentation von Forschungsergebnissen
  • Beschaffung und Erstellung von Bibliografien und Literaturlisten
  • Mithilfe bei der technischen bzw. verwaltungsmäßigen Abwicklung des Laborbetriebs
  • Statistische Arbeiten
  • Aufsicht in Bibliotheken
  • Mithilfe bei der Wartung und Ausgabe von Geräten
  • Korrekturhilfe.

Das Anleiten von Tutorien kann in den Bereich einer studentischen Hilfskraft fallen, in manchen Landeshochschulgesetzen ist der „Unterrichtstutor“ aber auch eine eigenständige Funktion.

Die Aufgaben einer wissenschaftlichen Hilfskraft decken sich häufig mit denen einer studentischen Hilfskraft, doch ist das mögliche Einsatzgebiet noch etwas vielfältiger und anspruchsvoller. So werden folgende Tätigkeiten eher einer whk übertragen:

  • Studierendenberatung
  • Korrigieren von Hausarbeiten oder Klausuren
  • Vorschläge für die Aufgabenstellung in (Abschluss-)Prüfungen
  • selbstständige Wahrnehmung von Forschungsaufgaben oder künstlerischen Entwicklungsvorhaben
  • in der klinischen Medizin: Krankenversorgung
  • Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Mitarbeitenden darf die wissenschaftliche Hilfskraft aber beispielsweise keine eigenständigen Lehrveranstaltungen übernehmen.


Nichts mehr verpassen?

Legen Sie sich einen Account an, um von allen Vorteilen unter “Mein academics” zu profitieren!

Wer als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft arbeiten möchte, kann sich auf einen solchen Posten initiativ am entsprechenden Lehrstuhl bzw. bei der Professur bewerben. Grundvoraussetzung ist ein Studium im jeweiligen Fachbereich an der Hochschule und starkes Interesse am Thema, zudem sollten Bewerber und Bewerberinnen zumindest die Grundkurse bereits absolviert haben. Von Vorteil ist es ebenfalls, wenn anhand der Wahl der Vorlesungen und Seminare eine Fokussierung auf den Bereich des anvisierten Lehrstuhls erkennbar ist. 

In manchen Fällen werden solche Stellen auch auf der Hochschulwebsite, auf Jobbörsen und Karriereportalen wie academics oder in einschlägigen Mailinglisten von Universitäten oder Fachvereinigungen ausgeschrieben. Vor allem bei Drittmittelprojekten kann das öfter der Fall sein. Auch Aushänge an den Lehrstühlen sollten beachtet werden.

In der Praxis viel gängiger ist jedoch der informelle Weg. Entweder sprechen Professoren und Professorinnen ihre Studierenden selbst an, ob sie Interesse hätten, Studium und Job auf diese Weise sinnvoll zu verbinden. Oder Studierende gehen ihrerseits auf Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeiter der Professur zu, und fragen nach. Oft ist eine klassische Bewerbung inklusive Lebenslauf dann gar nicht mehr notwendig.

Darüber hinaus werden shks und whks auch in anderen Bereichen einer Hochschule beschäftigt, wie beispielsweise an den Bibliotheken oder in an die medizinische Fakultät angeschlossene Unikliniken.

Das Gehalt einer studentischen Hilfskraft ist im Vergleich zu den Stundenlöhnen in der freien Wirtschaft eher niedriger. Wie viel man als Hiwi verdient, ist deutschlandweit nicht einheitlich geregelt, sondern hängt von dem Bundesland und teilweise der Einrichtung selbst ab. 

Dabei zeigen sich keine sehr großen, wohl aber spürbare Spannen. Der Hiwi-Stundenlohn für eine ungeprüfte Hilfskraft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg liegt beispielsweise zu Beginn des Jahres 2022 bei 9,85 Euro (ab 01. Juli 10,45 Euro). An der Universität Heidelberg werden seit dem Sommer 2021 10,77 Euro gezahlt.

Einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte gibt es lediglich in Berlin (TV Stud III): Hier erhalten die Angestellten seit dem 1. Januar 2022 12,96 Euro brutto die Stunde. Zudem bekommen sie einen Vertrag für mindestens zwei Jahre, in dem eine Mindestarbeitszeit von 40 Stunden und einer maximalen Arbeitszeit von 80 Stunden im Monat festgelegt ist. Darüber hinaus gibt es Zuschläge für Arbeit am Wochenende, an Feiertagen oder zu nächtlicher Stunde. Auch an anderen Standorten kämpfen die Studierenden für eine tarifliche Bezahlung, etwa in Hamburg.

Der Hiwi-Stundenlohn steigt recht kontinuierlich und oftmals können Interessierte schon für mehrere Semester im Voraus einsehen, welches Hiwi-Gehalt ihre Hochschule zahlen wird. Das Land Niedersachsen hat etwa im Herbst 2019 festgelegt, dass der Stundenlohn für studentische Hilfskräfte von damals 10,23 Euro auf 10,55 Euro für das Sommersemester 2020 und auf 10,69 Euro seit Sommer 2021 steigen wird.

Wissenschaftliche Hilfskräfte verdienen etwas besser als Studierende ohne Abschluss. Auch hier gilt aber, dass es keine bundesweit einheitliche oder tarifliche Regelung für die whk-Gehälter gibt. Die Spannen zwischen den verschiedenen Einrichtungen sind zudem meist sehr viel größer als bei der studentischen Hilfskraft. Weiterhin differenzieren die Hochschulen oftmals auch, ob die Hilfskraft einen Fachhochschul-/Bachelor- oder einen höheren Abschluss hat. 

Mit ersterem bekommen Hiwis beispielsweise in Erlangen-Nürnberg im Jahr 2022 einen Stundenlohn von 10,95 Euro brutto (ab 1. Juli 11,45 Euro), in Niedersachsen 12,43 Euro und in Heidelberg 12,52 Euro. Für eine wissenschaftliche Hilfskraft mit höherem Hochschulabschluss gibt es ein Gehalt pro Stunde von 13,50 Euro in Erlangen-Nürnberg (ab 1. Juli 14 Euro), 16,86 Euro in Niedersachen und 17,01 Euro in Heidelberg.

Anzeige

Hiwis dürfen laut dem Wissenschaftszeitvertragsgesetzmaximal sechs Jahre beschäftigt werden. Weiterhin endet der Vertrag zwangsweise auch mit der Exmatrikulation. Einzelne Hochschulen legen unter Umständen aber auch eine kürzere Maximaldauer fest, etwa die TU Hamburg mit vier Jahren.

In der Praxis kommen solch langfristige Verträge aber nur in Ausnahmefällen vor. Wie lange ein Hiwi-Vertrag läuft, liegt innerhalb der gesetzlichen Grenzen im Ermessen des Instituts beziehungsweise der Einrichtung. Oftmals werden Hiwi-Verträge auf ein bis zwei Semester befristet, die Mindestlaufzeit wird von manchen Hochschulen mit ein bis zwei Monaten vorgegeben. 

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte dürfen wöchentlich höchstens die Hälfte der durchschnittlichen regelmäßigen Arbeitszeit arbeiten. Auf dieser Grundlage begrenzen viele Hochschulen die Stundenzahl auf 19 oder 20 pro Woche. Es gibt jedoch auch Abweichungen: Die TH Köln zum Beispiel beschränkt die Arbeitszeit pro Woche auf 17 Stunden. Wer neben dieser Tätigkeit noch einer weiteren bezahlten Beschäftigung nachgehen möchte, sollte sich zuvor über die Zulässigkeit bzw. über die Folgen wie eine mögliche Sozialversicherungspflicht erkundigen.

Weiterhin legen manche Einrichtungen auch eine Mindeststundenzahl pro Woche fest, häufig im Bereich von zwei bis drei Stunden. Es ist also sinnvoll, dass Interessierte sich direkt bei ihrer Hochschule informieren. 

An vielen Hochschulen werden studentische Hilfskräfte auf Minijob-Basis beschäftigt, das Gehalt darf 6.240 Euro pro Jahr nicht übersteigen. Studierende, die im Rahmen dieser Geringfügigkeitsregeln beschäftigt werden, sind nicht sozialversicherungspflichtig und damit beitragsfrei in der Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung sofern sie – unabhängig von der Höhe ihres Arbeitsentgelts – nicht mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten.

Wer als Hiwi zwischen 520 Euro und 2.000 Euro im Monat (Midijob) verdient, befindet sich in der sogenannten Gleitzone. Beschäftigungen in der Gleitzone sind sozialversicherungspflichtig. 

Ein Hiwi-Job am Lehrstuhl kann viel nicht-monetäres Kapital einbringen: Hilfskräfte erleben den Alltag in Lehre und Forschung sehr nah und bekommen so ein erstes Bild von der wissenschaftlichen Arbeitswelt. Gleichzeitig knüpfen sie wichtige Kontakte zu Professor:innen und potenziellen Doktorvätern und -müttern. So haben viele Doktoranden und Doktorandinnen zuvor als Hilfskräfte an einer Hochschule gearbeitet. Das verwundert nicht, immerhin wird ein großer Teil der Hiwi-Jobs von den Professoren und Professorinnen direkt an Studenten vergeben, die in Seminaren und Vorlesungen durch besonders gute Leistungen aufgefallen sind. 

Aber auch sonst kann eine Hiwi-Stelle an der Hochschule im Vergleich zu einem Studentenjob in einem Unternehmen Vorteile bieten. Viele Institute stellen ihre studentischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Klausurphasen oder das Schreiben der Abschlussarbeit frei. Bei Unternehmen stoßen solche Auszeiten oft auf weniger Verständnis. Auch der Weg zur Arbeit ist kürzer, viele Hiwis können ihren Job zwischen den Vorlesungen und Seminaren organisieren.

Gleichzeitig gibt es vor allem von Gewerkschaften auch Kritik an den Arbeitsbedingungen von studentischen Hilfskräften. Das Streben nach wichtigen Kontakten und der Wunsch, sich für eine spätere Promotion zu qualifizieren, birgt auch die Gefahr der (Selbst-)Ausbeutung. So sollen unbezahlte Überstunden oder nicht gewährte Urlaubsansprüche an deutschen Hochschulen regelmäßig vorkommen, ver.di spricht von schlechten Arbeitsbedingungen. Denn die Hilfskräfte sind arbeitsrechtlich wenig geschützt, und ihre Stimme fällt kaum ins Gewicht. Dennoch gibt es genug zufriedene Hiwis, die ihre Bezahlung als angemessen und ihre Aufgaben als spannend empfinden.

Verwandte Themen

Artikel teilen