Bewerber sollten großes Interesse an Forschung und Lehre mitbringen
Was zählt, ist die Qualifikation der Bewerber. Angehende Hochschulmediziner sollten eine hohe Affinität für Lehre und Forschung mitbringen und interdisziplinäre Arbeit schätzen. Ärzte, die sich lieber umfassend und alleinverantwortlich um Patienten kümmern, sind an einem Universitätsklinikum eher falsch. Zudem ist die Ausbildung zum Facharzt zwingend: "An einem Universitätsklinikum macht alles andere keinen Sinn. Wenn ich Allgemeinarzt werden will, würde ich vielleicht ein oder zwei Jahre an einer Universitätsklinik bleiben, aber dann würde ich mir andere Ausbildungsstätten suchen", sagt der Dekan des UKE, Professor Uwe Koch-Gromus. Darüber hinaus sollten junge Ärzte unbedingt promovieren, bestenfalls auf dem Weg zur Habilitation sein.
Auch Anästhesist Bläute hat promoviert - die Doktorarbeit beendete er jedoch erst, als er bereits mitten im Berufsleben stand. Die Doppelbelastung aus Dissertation und Klinikalltag kostete ihn nach eigenen Angaben sehr viel Kraft: "Ein Tipp von mir wäre wirklich, dass man seine Doktorarbeit schon während des Studiums fertig schreibt", rät er Studenten. Alles andere erfordere starke Nerven und Durchhaltevermögen. Es sei auch in Ordnung, sich nach dem Staatsexamen ein halbes Jahr Zeit zu nehmen und sich dann erst an den Kliniken zu bewerben. "Dafür hat jeder Chef Verständnis", sagt Bläute.
Eine Habilitation will der 34-Jährige nicht machen: "Am Anfang hat mich die Forschung noch gereizt. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass das nicht meins ist", erzählt er. Bläute weiß, dass er mit dieser Einstellung keinen Chefposten am UKE bekommen wird - die internen Regeln schreiben eine Habilitation vor. Deshalb hat er einen anderen Plan gefasst: Er möchte sich am UKE noch weiter aus- und weiterbilden lassen, anschließend eine kleinere Bereichsleitung übernehmen und dann in ein paar Jahren als Oberarzt an ein kommunales Krankenhaus wechseln. Seine Chefs sind mit dieser Entscheidung einverstanden: "Ich mache hier am UKE eben auch viel. Wichtig ist, dass man engagiert ist und klare Ziele hat", sagt Bläute.
Der Wechsel von erfahrenen Universitätsmedizinern an kommunale Krankenhäuser ist keine Ausnahme. Häufig bekommen sie dort Positionen mit Leitungsfunktion angeboten, nicht selten sogar den eines Chefarztes. "Wenn Sie mal in Schleswig-Holstein schauen, wo die leitenden Ärzte an den Krankenhäusern dort herkommen, dann haben sehr, sehr viele von denen eine vorgeschaltete akademische Karriere in Hamburg, Kiel oder Lübeck", sagt Dekan Koch-Gromus. Der umgekehrte Weg, also der Wechsel eines Arztes von einem kommunalen Krankenhaus an eine Universitätsklinik, sei eher selten. "Dazu sind die Karrierestufen, die Hochschulmediziner durchlaufen müssen, zu eng getaktet", erklärt er. Die Entscheidung für eine Karriere an einem kommunalen Krankenhaus sei "in der Regel ein Weg ohne Umkehr".