Arbeitgeber Universitätsklinik
Arbeiten in der Uniklinik: Jobs, Gehalt und Karriereperspektiven

Ärzte an einer Uniklinik im OP

Was macht das Arbeiten am Universitätsklinikum aus? © Morsa Images / iStock.com

Was ist der Unterschied zwischen einer Uniklinik und einem normalen Krankenhaus? Welche Jobs gibt es hier, und welche Karriere- und Gehaltsperspektiven sind zu erwarten? academics klärt auf.

Veröffentlicht: 24.10.2021

Von: Inga Barth

Eine Universitätsklinik ist eine Klinik, die strukturell an eine Universität mit medizinischer Fakultät gekoppelt ist. Durch diesen universitären Anschluss umfassen die Aufgaben der Uniklinik neben der Krankenversorgung, die jeder regulären Klinik und jedem städtischen Krankenhaus obliegen, zusätzlich die medizinische Forschung und Lehre. Gemeinsam mit den medizinischen Fakultäten ist es den Unikliniken möglich, zu forschen, zu entwickeln und die Erkenntnisse zeitnah und vor Ort zu erproben. Krankheitsbilder können somit entsprechend dem neuesten Stand der Wissenschaft diagnostiziert und therapiert werden.

Im Sinne der Kooperation mit medizinischen Fakultäten haben Universitätskliniken den Auftrag, ärztliches Personal medizinisch aus- sowie fortzubilden. Viele dieser Ärztinnen und Ärzte praktizieren nicht nur innerhalb der Krankenversorgung, sondern forschen (und lehren) außerdem. Durch diese Form der klinischen Forschung wird ein Alleinstellungsmerkmal der Unikliniken, die Entwicklung und Erprobung medizinischer Innovationen, sichergestellt.

Unikliniken bieten viele Leistungen an, die über die Möglichkeiten der meisten kommunalen Krankenhäuser hinausgehen: neben einer ambulanten und einer 24-Stunden-Notfallversorgung auch die Aufnahme und Versorgung von Extremkostenfällen sowie besonders seltener und komplexer Erkrankungen. Durch ihr breites Leistungsspektrum ist es den Hochschulambulanzen möglich, Patienten Leistungen anbieten zu können, die von niedergelassenen Ärztinnen oder regulären Krankenhäusern nicht erbracht werden können. Ermöglicht wird diese Versorgung unter anderem durch die Vielfalt an interdisziplinären Forschungszentren, die an die Unikliniken gekoppelt sind.

Die Koppelung von Kliniken (Krankenversorgung) an die Universitäten (Forschung und Lehre) wirkt sich auch auf die Finanzierung der Universitätskliniken aus: In den meisten Fällen werden Unikliniken dual finanziert. Das bedeutet, dass sie strukturell sowohl in das Gesundheitssystem als auch in das Hochschulsystem fallen und jeweils aus diesen Systemen (mit-)finanziert werden. Da es immer wieder zu Schwierigkeiten in der Trennung der Finanzkreisläufe der Hochschul- sowie Gesundheitssysteme kommt, regeln die Bundesländer diese Herausforderung meist individuell. 

In der Regel wird die duale Finanzierung durch eine Drittmittelförderung ergänzt. Die wichtigsten Drittmittelgeber öffentlicher Hand sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Zuwendungen für klinische Studien an Arzneimitteln und Impfstoffen werden für gewöhnlich durch Pharmaunternehmen bereitgestellt. Deren Mitarbeitende in der Medical Affairs-Abteilung, die die Studien koordinieren, betreuen und auswerten, arbeiten eng mit den Ärzten der Uniklinik zusammen. 

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Unikliniken sind, was die Anzahl der Betten und Fachabteilungen betrifft, deutlich größer als reguläre kommunale oder konfessionelle Kliniken. Mit ihrem Umfang gehören sie somit der höchsten Versorgungsstufe (Maximalversorgung) der Krankenhäuser an. Meist beherbergen sie alle oder nahezu alle medizinischen Fachabteilungen unter einem Dach. 

Durch die Zusammenarbeit mit den medizinischen Fakultäten der Universitäten ist es Unikliniken möglich, stetig und in Kooperation mit den Universitäten zu forschen und neue medizinische Erkenntnisse und Innovationen umgehend in der Praxis zu erproben. Durch ihre große Bandbreite an diagnostischen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten obliegt Unikliniken außerdem die Aufgabe, besonders seltene, schwere oder komplexe Krankheitsbilder vor Ort und mit Unterstützung vieler Fachabteilungen zu behandeln.

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An den 35 deutschen Universitätskliniken sind etwa 38.000 ärztliche und 184.000 nicht-ärztliche Mitarbeitende beschäftigt (Statistisches Bundesamt 2019). Aufgrund des umfassenden medizinischen Angebots arbeiten in Unikliniken nahezu alle Berufsgruppen, die mit der Medizin und der medizinischen Forschung zu tun haben.

Die praktische medizinische Karriere, die für Anwärter in der Regel mit dem Praktischen Jahr bereits während des Medizinstudiums beginnt, gliedert sich innerhalb der Uniklinik in den meisten Fällen wie folgt auf:

  • Assistenzarzt mit Ausbildung zum Facharzt
  • Facharzt
  • Oberarzt
  • Chefarztvertreter/Leitender Oberarzt
  • Chefarzt.

Unterschieden wird generell zwischen ärztlichen und nicht-ärztlichen Berufen, wobei die nicht-ärztlichen Berufe häufig ebenso mit medizinischer Diagnose und Therapie beschäftigt sind. Zu den nicht-ärztlichen Beschäftigungsgruppen in Unikliniken, die kein klassisches Medizinstudium absolviert haben, zählen unter anderem:

  • Pflegepersonal
  • Medizinisch-Technische Assistenten (MTAs)
  • Hebammen
  • Psychologen
  • Biologen und Chemiker (Labor)
  • Pharmazeuten und pharmazeutisch-technische Assistenten
  • Verwaltungsangestellte
  • Notfallsanitäter
  • Physio- und Ergotherapeuten
  • Logopäden
  • Hygienekontrolleure.


Vorrangig forschendes ärztliches Personal wird entgeltlich behandelt wie alle an einer Universität in Forschung und Lehre Tätigen; ihr Gehalt bemisst sich also nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L). In der Regel werden die Beschäftigten in die Entgeltgruppen E13 bis E15 eingeordnet. Als Ärzte an der Uniklinik tätige Professoren werden entsprechend der W-Besoldung vergütet. 

Primär mit der Versorgung der Patienten beschäftigte Ärztinnen werden dagegen nach dem Tarifvertrag für Ärzte an Unikliniken (TV-Ärzte) bezahlt. Ihr Gehalt liegt je nach Bundesland nach Angaben des Marburger Bundes bis zu 2.000 Euro brutto monatlich höher als das der vornehmlich forschenden Kollegen. Chefärzte erhalten grundsätzlich ein außertarifliches Gehalt. Eine Übersicht über die Gehaltsstrukturen an Unikliniken finden Sie in dieser Zusammenfassung.

Vor allem für forschende Medizinerinnen sind die Jobaussichten an Universitätskliniken gut. Dabei ist eine Promotion nicht zwangsläufig eine Voraussetzung und hat ebenso keine Auswirkungen auf das potenzielle Gehalt. Um die Karriereleiter an einer Uniklinik zu meistern, sind viel Eigeninitiative, Idealismus und eine hohe Motivation, auch zu Engagement über die formalen Anforderungen hinaus, notwendig. Wer das mitbringt, hat gute Chancen auf eine medizinische Karriere an der Uniklinik.

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