Tarivvertrag Ärzte Uniklinik
Gehalt an Universitätskliniken: Was verdienen Assistenzärzte, Fachärzte, Oberärzte und Chefärzte?

Krankenhaus Symbolbild Gehalt Aerzte Uniklinik Krankenhaus

Das Gehalt von Ärzten an Universitätskliniken fällt höher aus als an kommunalen oder privaten Krankenhäusern © sudok1 / istockphoto.com

Einigung im Tarifstreit (TdL): Ärztinnen und Ärzte an den meisten deutschen Unikliniken bekommen ab April 2024 deutlich mehr Gehalt. Wie viel verdienen sie? Hier gibt es die Antworten.

Veröffentlicht: 01.04.2024

Von: Florian Heil, Maike Schade

Ärzte und Ärztinnen an Universitätskliniken gehören zu den bestbezahlten Klinikärzt:innen in Deutschland. Der Verdienst für Assistenzärzte und -ärztinnen, Fachärzt:innen, Oberärzt:innen und Leitende Oberärzt:innen ist im Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken (TV-Aerzte) geregelt. Nur Chefärzte, Chefärztinnen und Klinikdirektor:innen sowie intensiv forschende Mediziner:innen werden außertariflich bezahlt.

Die Arbeit in Forschung und Lehre, die Hochschulmediziner:innen zusätzlich zur Patientenversorgung leisten, ist in der Regel in den Tariflöhnen inbegriffen. Durch Bereitschafts- oder Wochenenddienste lässt sich das Grundgehalt jedoch noch aufstocken, im Durchschnitt um etwa 20 Prozent.

Das Gehalt von Ärzt:innen, die nach TV-Ärzte bezahlt werden, wird wie bei allen öffentlich Angestellten regelmäßig angepasst. Die Tarifrunde 2023/24 brachte in der fünften Runde nach zahlreichen Streiks an Unikliniken eine deutliche Gehaltserhöhung für Ärzte und Ärztinnen an 23 deutschen Universitätskliniken: Das Gehalt steigt zum 1. April 2024 um vier Prozent, zum 1. Februar 2025 um weitere sechs Prozent. Zum 1. Januar 2026 sinkt die Wochenarbeitszeit zudem von 42 auf 40 Wochenstunden. De facto steigt das Gehalt somit bis zum Laufzeitende des Tarifvertrags am 31. März 2026 um 15,75 Prozent.

Einige Bundesländer wie Berlin und Hessen haben eigene Tarifverträge für die Ärzt:innen an den dortigen Unikliniken ausgehandelt, andere Häuser wie das UKE in Hamburg unterfallen den Regelungen des Tarifvertrages für kommunale Kliniken. Die Gehälter in den elf außertariflichen Krankenhäusern orientieren sich aber meist am aktuellen Flächentarifvertrag. Ein Ost-West-Gefälle wie in anderen Berufszweigen gibt es beim Gehalt von Ärzten und Ärztinnen an Unikliniken nicht.

Entgelttabelle TV-Aerzte TdL (1.4.2024 bis 31.1.2025)*

Entgeltgruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6

Arzt, Assistenzarzt (Ä1) **

5.308,41

5.609,30

5.824,22

6.196,76

6.640,89

6.814,12

Facharzt (Ä2)***

7.006,25

7.593,70

8.109,49

8.399,34

8.557,35

8.775,73

Oberarzt (Ä3)***

8.775,73

9.291,53

10.029,39

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

Chefarzt-Vertreter / Leitender Oberarzt (Ä4)

10.323,14

11.060,98

11.648,42

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

*) 42-Stunden-Woche; alle Angaben in Euro brutto pro Monat und ohne Gewähr; **) Aufstieg in die nächste Stufe nach jeweils einem Jahr; ***) Stufe 2 nach einem Jahr, Stufe drei nach 4, Stufe vier nach 7, Stufe fünf nach 10, Stufe sechs nach 13 Jahren

Quelle: Marburger Bund

Entgelttabelle TV-Aerzte TdL (1.2.2025 bis 31.3.2026*)

Entgeltgruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6

Arzt, Assistenzarzt (Ä1)**

5.626,91

5.945,86

6.173,67

6.568,57

7.039,34

7.222,97

Facharzt (Ä2)***

7.426,63

8.049,32

8.596,06

8.903,30

9.070,79

9.302,27

Oberarzt (Ä3)***

9.302,27

9.849,02

10.631,15

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

Chefarzt-Vertreter / Leitender Oberarzt (Ä4)***

10.942,53

11.724,64

12.347,33

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

keine weiteren Erhöhungen

*) 42-Stunden-Woche bis 31.12.2025; Absenkung auf 40 Stunden ab dem 1.1.2026; alle Angaben in Euro brutto pro Monat und ohne Gewähr; **) Aufstieg in die nächste Stufe nach jeweils einem Jahr; ***) Stufe 2 nach einem Jahr, Stufe drei nach 4, Stufe vier nach 7, Stufe fünf nach 10, Stufe sechs nach 13 Jahren

Quelle: Marburger Bund

Von dem Tarifvertrag für Universitätsärzte und -ärztinnen sind jene ausgenommen, die mehr Arbeitszeit in die Forschung investieren als in die Patientenversorgung. Sie werden nach dem klassischen Tarifvertrag der Länder (Tv-L) bezahlt. Das kann nach Angaben des Marburger Bundes stellenweise einen Lohnunterschied von bis zu 2.000 Euro monatlich bedeuten – zu Ungunsten der forschenden Ärzt:innen. 

Diese deutlichen Gehaltsunterschiede schrecken Mediziner:inn bisweilen ab, in die Forschung zu gehen – und das, obwohl qualifizierte Forscher:innen händeringend gesucht werden. Daher gehen manche Kliniken mit einem eigenen Haustarifvertrag inzwischen andere Wege und stellen forschende Ärzt:innen mit klinisch tätigen finanziell gleich.

Schon gewusst?

Insgesamt gibt es in Deutschland 36 Universitätsklinika; sie versorgen pro Jahr etwa zwei Millionen Patient:innen stationiär und zwölf Millionen ambulant.

Die Gehälter von Chefärzt:innen und Klinikdirektor:innen werden außertariflich bezahlt. Ihr Verdienst ist sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe und dem Standort der Klinik sowie der Fachrichtung und Reputation des Chefarztes oder der Chefärztin.

Nach dem Kienbaum-Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2019“ erhalten Chefärzt:innen im Durchschnitt 300.000 Euro im Jahr, wobei die variablen Vergütungen aus Privatliquidationen, der Beteiligungsvergütung oder einer Bonusvereinbarung das Grundgehalt in der Regel deutlich übersteigen. Mit 360.000 Euro im Jahr verdienen Chefärzte und Chefärztinnen der Radiologie im Schnitt am meisten, Chefärzt:innen der Geriatrie mit 177.000 Euro am wenigsten. Über das Gehalt von ausschließlich universitären Klinikdirektor:innen und Chefärzt:innen sind nach dem Vergütungsreport keine belastbaren Aussagen möglich.

Nichts mehr verpassen?

Legen Sie sich einen Account an, um von allen Vorteilen unter “Mein academics” zu profitieren!

Der überwiegende Teil der Mediziner:innen trägt einen Doktortitel. In der Regel beginnen Mediziner:innen mit der Promotion bereits während des Studiums oder kurz nach dem Examen. Es ist aber ebenso möglich, die Promotion als Assistenzarzt im Rahmen einer bezahlten Doktorandenstelle nachzuholen.

Unmittelbare Auswirkungen auf das Gehalt an Universitätskliniken hat der Doktortitel jedoch nicht. Die Tarifverträge sehen hier keine Unterschiede vor. Allerdings erhöht der Doktor die Karrierechancen auf führende Positionen in den Krankenhäusern wie den Chefarzt oder Leitende Oberärztin. Insofern verdienen promovierte Mediziner:innen im Schnitt etwas mehr als Ärzte und Ärztinnen ohne Doktortitel.

Mit welchem Gehalt Medizintechniker:inne und Zahnmediziner:innen rechnen können lesen Sie in den Artikeln „Was verdient ein Medizintechniker“ und „Gehalt Zahnmedizin“.

Anzeige

Artikel teilen