Öffentliches Gesundheitswesen
Arbeiten beim Gesundheitsamt: Aufgaben, Gehalt und Quereinstieg

Zwei Mitarbeitende im Labor des Gesundheitsamts beraten sich vor einem Monitor

Auch Auswertungen im Labor gehören zu den Aufgaben des Gesundheitsamts. © Sean Anthony Eddy / iStock

Die Gesundheitsämter setzen vor Ort um, was zum öffentlichen Gesundheitsschutz auf Bundes- oder Landesebene beschlossen wird. Beratung, Schutz und Prävention sind ihre zentralen Aufgaben. Über Jobs beim Gesundheitsamt.

Veröffentlicht: 16.07.2023

Von: Frauke Noweck

Gesundheitsämter sind meist auf Stadtbezirks- oder Landkreisebene angesiedelte Behörden, die für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung vor Ort zuständig sind. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) gibt es in Deutschland rund 400 Gesundheitsämter. Statt „Gesundheitsamt“ heißt die entsprechende Behörde mancherorts offiziell beispielsweise auch „Fachdienst Gesundheit“. 

Die Gesundheitsämter sind Teil des sogenannten Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), dessen oberste Bundesbehörde das Bundesministerium für Gesundheit ist. Sie nehmen auf lokaler Ebene verschiedene Aufgaben wahr, die dem Schutz der Gesundheit der Bevölkerung dienen. Die Prävention nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. 

Zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes gehören zum Beispiel:

  • der amtsärztliche Dienst: Er umfasst eine Vielzahl von Aufgaben. Amtsärzte und Amtsärztinnen stellen bei Bedarf zum Beispiel Gutachten zum Gesundheitszustand aus – etwa im Rahmen von Fahreignungsuntersuchungen und Einstellungsuntersuchungen. 
  • der kinder- und jugendärztliche Dienst: Hier finden beispielsweise Schuleingangsuntersuchungen statt. Der kinder- und jugendzahnärztliche Dienst berät zum Thema Zahngesundheit und kommt zu Untersuchungen und zur Prophylaxeaufklärung in Kindertagesstätten und Schulen. 
  • die Beratung Betroffener bei bestimmten Krankheiten sowie schwangerer Frauen in Konfliktsituationen
  • der sozialpsychiatrische Dienst, der psychisch kranken und suchtgefährdeten Menschen Hilfe und Beratung anbietet
  • und die Überwachung der Einhaltung von Hygienevorschriften in vielen Betrieben, zum Beispiel in Gaststätten, Gemeinschaftseinrichtungen, Versorgungseinrichtungen und bei körpernahen Dienstleistungen. 

Das Robert-Koch-Institut erklärte 2019 den 19. März zum jährlichen „Tag des Gesundheitsamts“. Zitat: „Mit diesem Gedenktag sollen die kommunalen Gesundheitsbehörden gewürdigt werden, die weltweit eine wichtige Säule für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen, deren Bedeutung jedoch oftmals zu wenig bekannt ist.“ Der 19. März ist der Geburtstag von Johann Peter Frank (1745 – 1821), der als Begründer der öffentlichen Gesundheitsdienste in Deutschland gilt. (Quelle: RKI)

Welche Bedeutung die Gesundheitsämter haben, wird immer dann besonders deutlich, wenn es darum geht, die Verbreitung ansteckender und gefährlicher Krankheiten einzudämmen (Infektionsschutz). Die örtliche Gesundheitsbehörde beantwortet Fragen der Bürger, sammelt Daten und sorgt dafür, dass die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes eingehalten werden – etwa, indem sie eine Quarantäne für Infizierte anordnet.

In der Regel hat ein:e Mediziner:in mit Anerkennung als Facharzt oder Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen die ärztliche Leitung des Gesundheitsamtes inne und vertritt die Behörde auch nach außen, etwa in Gremien und gegenüber der Presse.

Die ärztliche Leitung wird oft durch eine Verwaltungsleitung unterstützt. Diese Aufgabe übernimmt meist ein Beamter oder eine Beamtin des gehobenen oder höheren Dienstes oder eine angestellte Verwaltungsfachkraft mit entsprechender Qualifikation. 

In den einzelnen Fachbereichen des Gesundheitsamts arbeiten Ärzt:innenunterschiedlicher Fachrichtungen. Dazu zählen: 

  • Allgemeinmediziner:innen
  • Kinder- und Jugendärzt:innen
  • Psycholog:innen
  • Zahnärzt:innen 
  • Gynäkolog:innen
  • Fachärzt:innen für Hygiene und Umweltmedizin 

In den Gesundheitsämtern arbeiten 2023 deutschlandweit rund 17.000 Menschen (Quelle: Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V. (BVÖGD)). Davon sind allerdings nur etwa 2.500 Mitarbeitende Fachärzt:innen, davon wiederum nur ein Teil in den Gesundheitsämtern. 

Gesundheitsämter beschäftigen außer Ärzten auch Verwaltungsfachleute sowie Fachkräfte mit Berufsausbildung im medizinischen Bereich und fachnahen Berufsfeldern, zum Beispiel:

  • Logopäd:innen
  • Sozialpädagog:innen
  • medizinisch-technische Assistent:innen
  • Pflegefachkräfte
  • Hygiene- und Lebensmittelkontrolleur:innen
  • Gesundheitsingenieur:innen
  • Chemie-/Biologielaborant:innen.


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Eine Tätigkeit im Gesundheitsamt hat für medizinische Fachkräfte gegenüber dem oft hektischen Krankenhausalltag einige Vorteile:

  • Die Arbeitszeit ist planbar,
  • Einsätze außerhalb der täglichen Bürozeiten die Ausnahme und
  • der Job damit äußerst familienfreundlich. 

Laut der Ärztestatistik der Bundesärztekammer ist die Zahl der berufstätigen Fachärztinnen und -ärzte für Öffentliches Gesundheitswesen seit einigen Jahren rückläufig. Wer sich nach seinem Medizinstudium für eine Weiterbildung in dieser Fachrichtung entscheidet, kann sich derzeit also gute Chancen auf einen Job als Arzt oder Ärztin in einem Gesundheitsamt ausrechnen. 

Warum fällt es trotzdem vielen Ärzten schwer, sich für einen Job beim Gesundheitsamt zu entscheiden? Laut dem BVÖGD ist das ausschlaggebende Kriterium ganz klar das Gehalt. Die Vergütung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) beziehungsweise dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) kann mit den Gehältern, die gemäß den Tarifverträgen der Kliniken gezahlt werden, nicht mithalten. 

Nach TVöD werden alle angestellten Mitarbeiter des Gesundheitsamts bezahlt, wenn die Behörde – wie in den meisten Fällen – Teil der kommunalen Verwaltung ist. Für das Gehalt von Beamten gelten die entsprechenden Besoldungstabellen. 

Für medizinische Fachkräfte aus Ausbildungsberufen ist die Tätigkeit im Gesundheitsamt aufgrund der Sicherheit und Familienfreundlichkeit häufig sehr attraktiv, zumal auch der Gehaltsunterschied im Vergleich zur freien Wirtschaft oder zu Krankenhäusern in der Regel nicht so stark ins Gewicht fällt wie bei Ärzt:innen.

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Der Weg zu einem Job im Gesundheitsamt führt zum einen über eine Berufsausbildung in der öffentlichen Verwaltung. Hygiene- und Lebensmittelkontrolleur:innen etwa absolvieren ihre Ausbildung üblicherweise beim Gesundheitsamt (praktischer Teil) und einer Berufsschule des öffentlichen Dienstes (theoretischer Teil). 

Die Perspektive auf einen sicheren und abwechslungsreichen Job im Gesundheitsamt ist prinzipiell aber auch für Quereinsteiger:innen aus dem medizinischen oder naturwissenschaftlichen Bereich gut, entsprechende Stellen sind häufig ausgeschrieben. In vielen Fällen besteht bei Interesse auch die Chance auf eine Verbeamtung, wenn die Tätigkeit unbefristet ist und der Kandidat oder die Kandidatin die persönlichen Voraussetzungen erfüllt. Auch ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Gesundheit/Pflege oder eine entsprechende Weiterbildung können eine Basis für einen Job im Gesundheitsamt sein.

Für Ärzt:innen gilt: Grundsätzlich stehen die Türen zum Gesundheitsamt für Mediziner:innen aus allen Fachrichtungen offen, die für den öffentlichen Gesundheitsschutz relevant sind. Insbesondere, wenn es um Leitungsfunktionen im Gesundheitsamt geht, ist die Anerkennung als Facharzt oder Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen jedoch oft Voraussetzung. Wenn diese noch fehlt, aber die restlichen Kriterien passen, kann die entsprechende Qualifikation mit Unterstützung des neuen Arbeitgebers manchmal auch nachgeholt werden.

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