Gesundheitsökonom
Gesundheitswirtschaft: Aufgaben und Gehalt von Gesundheitsmanager:innen

Ein Mann mit Klemmbrett in einem Fitnessraum

Ein Gesundheitsökonom sorgt für gute Patientenversorgung bei möglichst niedrigen Kosten. © PeopleImages / iStock

Von Ärztekammer über Klinikleitung bis Zentrum für medizinische Versorgung: Wer als Gesundheitsökonom oder Gesundheitsmanagerin arbeitet, muss den Balanceakt zwischen optimaler Patientenversorgung und Wirtschaftlichkeit beherrschen. Dafür winken aber gute Berufsaussichten in vielen Branchen.

Veröffentlicht: 16.07.2023

Von: Maria Zeitler

Die Gesundheitsökonomie (auch: Medizinökonomie oder Gesundheitsmanagement) ist sehr vielfältig, es gibt die verschiedensten Bereiche, in denen er oder sie tätig sein kann. Allen gemeinsam ist, dass sie die Themen Gesundheit und Ökonomie verbinden: Gesundheitsökonom:innen beschäftigen sich mit den wirtschaftlichen Fragen des Gesundheitswesens und der Medizin. Zentrale Aufgabe ist es also meist, mit möglichst geringen Kosten eine optimale gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten und so den Ausgleich zwischen den medizinischen Möglichkeiten und deren Finanzierbarkeit zu finden. 

Der Gesundheitsökonom oder die Gesundheitsökonomin sollte über Abläufe im Sozialbereich, der Pflege oder anderer ärztlicher Versorgung informiert sein, aber auch Kenntnisse in den Bereichen Management, Budgetierung, Qualitätsmanagement oder Bedarfsplanung vorweisen können. Oft sind Gesundheitsökonom:innen die Schnittstelle zwischen Ärzt:innen, Krankenkassen, Kliniken und Industrie. Der Ausdruck Gesundheitsmanager:in wird meist synonym verwendet.

Die Voraussetzung, um als Gesundheitsökonom:in zu arbeiten, ist in den meisten Fällen ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Hier gibt es zahlreiche Studiengänge, die sich oft nur in der Formulierung, manchmal aber auch inhaltlich unterscheiden.

In der Theorie beschäftigt sich die Gesundheitsökonomie als Mischung aus VWL und Gesundheitswissenschaften eher mit Angebot und Nachfrage von Gesundheitsdienstleistungen in der Bevölkerung oder der gerechten Verteilung von Leistungen in der Gesellschaft.

Das Gesundheitsmanagementlegt mehr Wert auf betriebswirtschaftliche Aspekte, sodass Controlling, Projektmanagement oder Personalführung in Unternehmen im Mittelpunkt stehen. Dies dient aber nur als grobe Richtschnur, denn in der Praxis und auch in Studiengängen sind die Bereiche oft nicht klar trennbar.

Daneben stehen auch noch Studiengänge wie Medizinökonomie, Health Economics, Public Health oder Gesundheitswirtschaft. Es lohnt sich also, einen Blick in die konkreten Inhalte des Studiums zu werfen, um den passendsten Studiengang für den geplanten Werdegang herauszusuchen.

Die meisten Studiengänge können mit einem Bachelor- und Masterabschluss abgeschlossen werden. Während der Bachelor Grundlagenwissen in den wichtigsten Bereichen vermittelt, aber ebenfalls für einige Stellen im Bereich Gesundheitsökonomie qualifiziert, vermittelt der Masterstudiengang weiterführendes Wissen. Er führt meist zu einer Spezialisierung innerhalb der Gesundheitsökonomie (wie Controlling oder Finanzen) und befähigt zu Stellen, für die diese Spezialisierung nötig ist. Für Gesundheitsmanagement und -ökonomie gibt es auch duale und Fern-Studiengänge.

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Gesundheitsökonom:in ist nur ein Beruf von vielen im Gesundheitswesen. Erfahren Sie mehr über mögliche Berufsbilder – auch für Quereinsteiger:innen – auf unserer Themenseite „Medizin und Gesundheitswesen“.

Je nach Arbeitgeber und Stelle sind die Aufgaben sehr unterschiedlich. Um einige Beispiele zu nennen: Bei einer Krankenkasse beispielsweise ist das Ziel, die optimale medizinische Versorgung zu gewährleisten und gleichzeitig die Kosten gering zu halten. Im Pharmakonzern steht die Kenntnis von Medikamentenpreisen, Zulassungen oder die Einschätzungen von neuen Gesetzesvorlagen im Mittelpunkt. Bei den meisten Arbeitgebern sind Gesundheitsökonom:innen auch Repräsentant:innen für das Unternehmen: Auf medizinischen Kongressen oder Veranstaltungen Ansprechpartner:in zu sein, kann zum Job dazugehören.

Mögliche Tätigkeiten sind

  • Controlling,
  • Projektleitung (auch von Forschungsprojekten),
  • Kaufmännische Leitung,
  • Consulting,
  • Management im Finanz- und Rechnungswesen,
  • Leitung von Pflegeeinrichtungen oder Referententätigkeiten.

Interessante Tätigkeiten bietet auch das Arbeitsfeld Consulting, da Gesundheitsunternehmen zunehmend Bedarf an ökonomischer Beratung haben. Projektleitungs- oder Referentenfunktionen finden sich vor allem bei Verbänden oder Sozialversicherungsträgern. Als Gesundheitsmanager:in ist man auch für das Controlling von Kliniken, Alten- oder Pflegeeinrichtungen qualifiziert und kümmert sich um die Erstellung von Budgetplänen, die Übermittlung der Zahlen an das Management, Planung strategischer Maßnahmen oder die Etablierung einer Kontrolle von Betriebsabläufen. 

Ein relativ neuer Bereich für Gesundheitsökonom:innen ist eine Karriere bei gesundheitstouristischen Einrichtungen und Unternehmen: Auch hier ist Expertise in Konzeption, Management, Beratung, Marketing und Qualitätsmanagement gefragt. Wer eher einen kommunikativen statt eines zahlenorientierten Jobs sucht, kann auch im Marketingbereich eine reizvolle Perspektive finden.

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Mit dem Beruf Gesundheitsökonom:in sind zahlreiche spannende Aufgabenfelder verbunden; die unterschiedlichsten Arbeitgeber benötigen gut ausgebildete Fachkräfte in diesem Bereich. Dazu zählen:

  • Medizinische Versorgungszentren, 
  • Pflegeeinrichtungen, 
  • Pharma- und Medizinprodukteindustrie, 
  • Verbände, Ministerien, Behörden und Verwaltungen,
  • Unternehmensberatungen, 
  • Hochschulen und Forschungseinrichtungen, 
  • Alten- und Behinderteneinrichtungen, 
  • Ärztekammern, 
  • Kassenärztliche Vereinigungen, 
  • Krankenkassen und Sozialversicherungsträger, 
  • der öffentliche Gesundheitsdienst, 
  • Krankenhäuser und Unikliniken,
  • Gesundheitsämter,
  • Rehabilitationseinrichtungen, 
  • Prüfungs- und Beratungsstellen des Gesundheitswesens,
  • Verbraucherorganisationen,
  • NGOs oder
  • Reiseveranstalter im Gesundheitstourismus.


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Viele verschiedene Faktoren lassen die Frage nach Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Zukunft noch stärker als bisher in den Vordergrund treten. Aufgrund des demografischen Wandels steigt der Bedarf an Pflege- und Gesundheitsgütern. Dank technologischer Erfindungen in der Medizintechnik werden diese zunehmend vielfältiger und kostenintensiver. Gute Berufsaussichten für Gesundheitsmanager:innen also, die die oft begrenzt vorhandenen Ressourcen und Mittel gerecht verteilen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des eigenen Unternehmens sichern helfen.

Gut ausgebildete Gesundheitsökonom:innen werden also auch auf lange Sicht gebraucht. Hinzu kommt, dass der Gesundheitsbereich kaum konjunkturellen Schwankungen unterliegt und die Gesundheitswirtschaft eine Wachstumsbranche ist: Die Bruttowertschöpfung lag im Jahr 2021 laut Bundesgesundheitsministerium bei knapp 392 Milliarden Euro (2019: 270 Milliarden) und entspricht mehr als zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Seit 2010 wurden in der Gesundheitswirtschaft mehr als 1,2 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Berufseinstiegs- und Aufstiegschancen sind also sehr gut. Für alle, die mit einem Bachelor-Abschluss auf einer mittleren Ebene eingestiegen sind, kann es sich durchaus lohnen, mit einem zusätzlichen Masterabschluss langfristig den Grundstein für eine Leitungsfunktion in einem größeren Unternehmen zu legen.

Wer Gesundheitsökonom wird, muss nicht sein Leben lang den gleichen Job ausüben: Da die Tätigkeitsfelder und Arbeitgeber so unterschiedlich sind, gibt es viele Möglichkeiten, sich im Laufe der Karriere immer wieder beruflich zu verändern. Auch Tätigkeiten in anderen Branchen sind nicht ausgeschlossen: Wer eine starke Spezialisierung, beispielsweise im Controlling, hat, kann sich auch auf Controller-Stellen in beliebigen anderen Unternehmen bewerben.

Die Gehaltsspanne im Bereich Gesundheitsökonomie und -management ist aufgrund der sehr unterschiedlichen möglichen Arbeitgeber und Positionen sehr groß. Laut dem Entgeltatlas der Arbeitsagentur verdienen Gesundheitsmanager:innen im Median etwa 55.500 Euro brutto pro Jahr. Es sind aber in Spitzenpositionen auch sechsstellige Gehälter möglich, wie Zahlen von „HiTech Management Consultants“, einer Unternehmensberatung mit einem Schwerpunkt auf Medizintechnik, zeigen. Die Angaben beruhen auf mehreren Tausend Kandidatengesprächen, sollen jedoch nur als allgemeine Orientierung dienen.

Einkommen in der Healthcare-Branche, Jahresbruttogehalt in Euro:

Job Berufseinsteiger:in Berufserfahrene Expert:innen

Account Manager Medical

35.000 €

75.000 €

130.000 €

Geschäftsbereichsleiter Krankenhaus

38.000 €

51.000 €

64.000 €

Geschäftsführer Krankenhaus/Klinik

85.000 €

110.000 €

290.000 €

Wie alle Gehaltsangaben unterliegen die Zahlen verschiedenen Faktoren, unter anderem regionalen Unterschieden. Auch die Unternehmensgröße spielt eine entscheidende Rolle: Je größer ein Unternehmen ist, desto höher sind in der Regel auch die Gehälter.

Nicht zuletzt hat die Art des Unternehmens oder der Institution Einfluss: Wer als Gesundheitsmanager:in bei einer NGO arbeitet, verdient rund 15 bis 25 Prozent weniger als der Durchschnitt. Gehälter in der Pharmaindustrie sind dagegen überdurchschnittlich hoch.

Sind Gesundheitsmanager in einer öffentlichen Einrichtung beschäftigt – also etwa kommunalen Krankenhäusern, gesetzlichen Krankenkassen oder bei einer Behörde –, werden sie entweder als Angestellte nach den jeweiligen Tarifverträgen oder als Beamter bzw. Beamtin nach der Besoldungsordnung von Bund und Kommunen oder der Länder bezahlt. In der Entgeltgruppe E13 (mit Masterabschluss) liegen die Gehälter je nach Tarifvertrag und Berufserfahrung in etwa zwischen gut 50.000 und rund 75.000 Euro brutto pro Jahr.

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