Berufsfeld Produktentwicklung
Arbeiten in der Produktentwicklung: Aufgaben, Voraussetzungen und Gehalt

Fäden - Symbolbild: Produktentwicklung

In der Produktentwicklung laufen alle Fäden bei der Erstellung eines Produktes zusammen © Dirk Hinz / photocase.de

Von der Idee bis zur Marktreife: Wer in der Produktentwicklung arbeiten will, muss ein echter Allrounder sein. Vorausgesetzt werden ingenieur- oder naturwissenschaftliches Fachwissen, Kreativität, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Teamfähigkeit. Welche Aufgaben anfallen und welches Gehalt zu erwarten ist, erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 05.09.2021

Von: Maike Schade

Der Name dieses Berufsfeldes beschreibt es genau: Hier werden Produkte entwickelt oder auch weiterentwickelt, und zwar von der Idee bis hin zur Markteinführung. Diese Entwicklung beinhaltet also sowohl den kreativen Prozess, die Konzeption als auch die technische Umsetzung des finalen Entwurfs. Dabei gilt es, neben den technischen Anforderungen auch die Marktsituation (ist das Produkt überhaupt absetzbar?) sowie ökologische und wirtschaftliche Aspekte von der Produktentstehung über die Produktion und die Nutzungsphase bis hin zur Entsorgung zu bedenken. 

Die Entwicklung völlig neuartiger Produkte ist dabei ebenso möglich wie die Weiterentwicklung bestehender Produkte, erklärt Dr. Daniela Hein, Geschäftsführerin der VDI-Gesellschaft Produkt- und Prozessgestaltung im Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Diese werden häufig verbessert – beispielsweise also effizienter, leichter, handlicher, besser bedienbar, schneller oder günstiger gemacht, oder es werden neue oder zusätzliche Funktionen integriert.

Was macht ein Produktentwickler oder eine Produktentwicklerin? Die Aufgaben, die in einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung anfallen, sind sehr mannigfaltig. Zu den projektbezogenen Aufgaben gehören:

  • Bedarfsprüfung, klären und präzisieren der Aufgabe
  • Ermitteln von Funktionen
  • Lösungssuche/Ideenentwicklung
  • Bewerten und Auswählen der Lösungskonzepte
  • Gliedern in Module, Schnittstellendefinition
  • Entwurf des Produkts, in der Regel mittels Software am Computer
  • Erstellen der Produktdokumentation
  • technische Umsetzung, Produktion eines Prototyps
  • Absichern: Erfüllt das Produkt die gewünschten Anforderungen? Überprüfung zum Beispiel durch Simulation und Testreihen

Neben der eigentlichen Produktentwicklung müssen die daran Arbeitenden zudem immer das Kosten- und Qualitätsmanagement im Blick haben. Dazu kommen häufig auch projektunabhängige Aufgaben wie generelles Wissens-, Innovations- oder Technologiemanagement

In kleinen Betrieben liegen diese Aufgaben häufig im Verantwortungsbereich eines nur wenige Köpfe zählenden Teams, das das gesamte Spektrum abdecken muss. Je größer das Unternehmen und komplexer das Produkt ist, desto kleiner und spezialisierter ist der Aufgabenbereich der Beteiligten. 

Produktentwicklung gibt es in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Ein mittelständisches Unternehmen, das Sondermaschinen entwickelt, wird mit wenigen Generalisten in der Produktentwicklung auskommen. Ein großer Autobauer dagegen, der ein neues Kfz-Modell auf den Markt bringen möchte, benötigt statt einiger Generalisten häufig viele Spezialisten. 

So können dann neben den Entwicklungsingenieuren oder Entwicklungsingenieurinnen – beispielsweise Maschinenbau-, Elektrotechnik-, Mechatronik- oder Verfahrenstechnikingenieuren mit Spezialisierung für das entsprechende Aufgabengebiet – auch Wirtschaftsingenieurinnen, IT- und Softwarespezialisten, Physikerinnen und Produktdesigner beteiligt sein. Je nach Branche helfen aber auch Chemikerinnen, Biotechniker, Pharmazeutinnen oder Medizinphysiker an der Entwicklung des Produkts mit. 

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Die Entwicklung eines Produkts ist Teamsache – allein im dunklen Kämmerchen kann keine Produktentwicklerin eine Neuheit auf den Markt bringen. Unabdingbar sind für Produktentwickler deshalb eine hervorragende Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke. Auch Kreativität sowie Vorstellungsvermögen sind essenziell. Ebenso die Fähigkeit, strukturiert, zielorientiert und in fest abgesteckten Zeitrahmen arbeiten zu können. 

Da gerade größere Unternehmen häufig multinational besetzte Entwicklungsabteilungen haben, aber auch kleinere Unternehmen mit internationalen Kunden und Lieferanten arbeiten, sind ausgezeichnete Englischkenntnisse in der Regel ebenfalls Voraussetzung. Auch eine gewisse kulturelle Kompetenz kann bei international agierenden Firmen und Konzernen nicht schaden.

Ein Studium ist Voraussetzung für die Arbeit in der Produktentwicklung. Entwicklungsingenieure haben dabei einen ingenieurwissenschaftlichen Abschluss – häufig Maschinenbau- oder Elektrotechnik mit einer entsprechenden Spezialisierung auf Produktentwicklung im Masterstudium. Hier werden vor allem die Bereiche Konstruktionsmethodik, Projektmanagement, aber auch Programmierung und Kostenanalyse vertieft. Den Studiengang Produktentwicklung bieten mittlerweile zahlreiche Hochschulen in Deutschland an. Wirtschaftsingenieure, Produktdesigner, IT-Spezialisten oder Naturwissenschaftler müssen ebenfalls einen entsprechenden Hochschulabschluss nachweisen können. 

Auch Absolventen eines allgemeinen Maschinenbau- oder Elektrotechnik-Studiums finden laut Dr. Hein vom VDI in der Produktentwicklung grundsätzlich einen Job. Aber eine Spezialisierung schon während des Studiums, auch beispielsweise durch Praktika, sei hilfreich. Manche Unternehmen böten auch spezielle Trainee-Programme an.

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Die Karrierechancen in der Produktentwicklung sind generell gut. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien, aber auch in der Automotive-Branche, der Luft- und Raumfahrt- oder Medizintechnik, ist dauerhaft mit einem hohen Bedarf an Fachkräften zu rechnen. 

Die Gehaltsperspektiven sind ebenfalls attraktiv. Der Stepstone-Gehaltsreport 2021 weist für Produktentwicklerinnen ein durchschnittliches jährliches Bruttogehalt von 57.252 Euro aus, Projektingenieure verdienten laut dieser Erhebung im Schnitt etwa 2.000 Euro mehr pro Jahr. 

Die VDI-Studie „Ingenieurgehälter 2020“ kommt auf ähnliche Werte: Sie nennt als Richtwert für das Bruttojahresentgelt der Fach- und Projektingenieure in der Forschung und Entwicklung rund 59.100 Euro im Median, in der Spitze können es aber auch bis zu 70.000 Euro sein. Führungskräfte mit Personalverantwortung können bei großen Unternehmen auch sechsstellige Jahresgehälter verbuchen. 

Die höchsten Durchschnittsgehälter werden laut dem Stepstone-Gehaltsreport in der Chemie- und erdölverarbeitenden Industrie gezahlt: 68.798 Euro brutto pro Jahr. In der Automotive-Branche lagen die Brutto-Jahresgehälter im Schnitt bei 67.735 Euro, in der Elektrotechnik bei 64.100 Euro und in der Luft- und Raumfahrttechnik 63.726 Euro. Nur minimal weniger bietet die Konsumgüterbranche: 62.304 Euro brutto pro Jahr. Dabei gilt: Die Gehälter sind nicht nur abhängig von der Branche, sondern auch von der Region, der Berufserfahrung und der Unternehmensgröße. 

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