Dissertation veröffentlichen
Die Doktorarbeit publizieren: Vorgehensweise, Möglichkeiten und Kosten

Ein junger Mann mit Tablet vor einem Bücherregal

Den im eigenen Fach üblichen Publikationsweg für die Promotion zu wählen, kann eine Türöffner für die Wissenschaftskarriere sein © FreshSplash / iStock.com

Um den Doktortitel führen zu dürfen, muss die eigene Dissertation veröffentlicht werden. Welche Möglichkeiten gibt es dafür und auf welche Unterstützung kann man zurückgreifen?

Veröffentlicht: 03.08.2021

Von: Maria Zeitler

Wer die Geduld und Zeit aufgebracht und in jahrelanger Arbeit eine Doktorarbeit verfasst hat, muss noch eine letzte Hürde nehmen. Denn bevor man berechtigt ist, den Doktortitel zu führen, muss die Dissertation nach der Disputation publiziert werden. Das besagt der entsprechende Absatz in Promotionsordnungen zur Veröffentlichungspflicht. Die Publikation ist damit integraler Bestandteil des Promotionsverfahrens an einer deutschen Hochschule. Wichtig ist, die eventuellen Änderungswünsche der Gutachter einzuarbeiten und die Freigabe zum Druck abzuwarten, bevor man die Doktorarbeit veröffentlicht.

Abhängig von Universität und Fakultät muss der Doktorand oder die Doktorandin zunächst eine bestimmte Anzahl an Exemplaren seiner Dissertation bei der Universität einreichen. Diese Pflichtexemplare können je nach Fachbereich mit einer Länge von bis zu mehreren hundert Seiten bereits teuer werden. Doch um der Veröffentlichungspflicht vollumfänglich nachzukommen, muss die Doktorarbeit in zitierfähiger Form der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. So soll sichergestellt werden, dass die Ergebnisse zum Fortschritt in der Wissenschaft beitragen können.

Die genauen Vorgaben für die Publikation variieren je nach Fachbereich und Universität. Die exakten Regeln und erlaubten Publikationswege müssen vorher also unbedingt in der Promotionsordnung recherchiert werden. Der Nachweis der Publikation erfolgt am Ende durch eine Bescheinigung der Universitätsbibliothek. Dort müssen die Exemplare oder die Datei vorgelegt werden. 

Besonders einfach erscheint es zunächst, die Doktorarbeit einfach selbst zu „verlegen“, also in einem Copy-Shop oder einer Druckerei ausdrucken und binden zu lassen. Auch Online-Druckereien, die sich auf den Druck von Dissertationen und Abschlussarbeiten spezialisiert haben, erfüllen diesen Zweck. Hier kann sich ein Vergleich der Kosten und Leistungen lohnen, zum Beispiel, ob farbige Seiten oder ein individuell gestaltetes Buchcover möglich sind. Ob Spiral- oder Ringbindung ausreichen oder eine feste Buchbindung vorgeschrieben ist, lässt sich in der Promotionsordnung des eigenen Fachbereichs nachlesen. 

Vorteil dieser Variante ist zwar, dass der Druck meist innerhalb weniger Tage erfolgt und der Preis transparent und meist günstig ist. Der Nachteil ist, dass die Doktorarbeit nur gedruckt wird und der oder die Promovierende keinerlei Betreuung bei der Veröffentlichung der wissenschaftlichen Arbeit hat. Gerade wer jedoch in der Wissenschaft bleiben möchte, ist darauf angewiesen, dass die eigenen Forschungsergebnisse in der Fachcommunity und in Fachzeitschriften Beachtung finden. In diesem Fall ist die Publikation bei einem renommierten Verlag empfehlenswert.

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Die klassische Möglichkeit ist die Publikation der Doktorarbeit als Buch bei einem Verlag. Lange Bearbeitungszeiten und relativ hohe Kosten stehen bei dieser Variante der Reputation gegenüber, die anerkannte, renommierte Fachverlage auf die eigene Arbeit ausstrahlen. Dies rührt jedoch auch daher, dass diese Verlage nicht jede Dissertation veröffentlichen, sondern nur durch Experten sehr gut bewertete und qualitativ hochwertige Arbeiten publizieren – die eigene Dissertation muss also erst einmal für das Peer-Review-Verfahren (Begutachtung durch unabhängige Experten) und schließlich für die Veröffentlichung angenommen werden. Doch auch andere Verlage bieten meist den Vertrieb über den Buchhandel oder Online-Buchhandel und die Aufnahme des Werkes in Bibliothekskataloge an. 

Bei der Auswahl des Verlages sollten Doktoranden sichergehen, dass dieser die entsprechenden Aktivitäten unternimmt, die der Dissertation zu Aufmerksamkeit und Rezensionen verhelfen. Es kann auch der Fall eintreten, dass nach einigen Jahren weitere Exemplare benötigt werden. Bei etablierten Verlagen ist eher zu erwarten, dass das Unternehmen dann noch existiert.

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Wer sich versichert hat, dass die eigene Promotionsordnung die Online-Veröffentlichung erlaubt, kann auch diesen Weg gehen. Mittlerweile wird diese Variante von nahezu allen promotionsberechtigten Hochschulen akzeptiert. Dafür gibt man an den meisten Hochschulen die Dissertation in elektronischer Form bei der Universitätsbibliothek (UB) ab. Anschließend wird die Arbeit auf dem Server der UB publiziert. 

Vorteil ist, dass die Publikation meist schneller und fast kostenlos funktioniert – obwohl einige Universitäten zusätzlich wenige gedruckte Exemplare verlangen. Dies lässt sich aber wie oben beschrieben kostengünstig über Druckerei oder Copy-Shop bewerkstelligen. Einige Hochschulen wie beispielsweise die LMU München auch eine kombinierte Version an, indem sie mit einem Verlagsdienstleister zusammenarbeiten: So kann die Dissertation zu überschaubaren Kosten parallel als Verlagspublikation und digital mit Open Access access auf dem Universitäts-Server veröffentlicht werden. Solche Hybrid-Publikationen bieten auch Verlage selbst an – hier ist jedoch wieder mit höheren Kosten zu rechnen.

Ob eine Online-Publikation in der eigenen Fachcommunity gern gesehen ist oder ob hier erwartet wird, dass die Doktorarbeit bei einem Verlag veröffentlicht wird, ist vorher zu recherchieren – hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Fachbereichen: So ist zum Beispiel in den Naturwissenschaften eine Online-Publikation der Dissertation üblich und auch in der Wissenschaftscommunity anerkannt – gerade weil die Themen meist international beachtet und rezipiert werden. In Sozial-, Kultur-und Geisteswissenschaften ist es dagegen unüblich, die Doktorarbeit online zu veröffentlichen. Dies liegt vor allem daran, dass die Publikation in einem renommierten Fachverlag mit Reputation für die eigene Arbeit verbunden ist. In diesen Disziplinen sind Rezensionen der Arbeit wichtig, die sich meist mit gedruckten Büchern befassen. Besonders selten sind online veröffentlichte Dissertationen in den Fächern Jura und Theologie.

Den im eigenen Fach üblichen Publikationsweg zu wählen, lohnt sich, denn in allen Disziplinen ist das Ziel, dass die eigenen Forschungsergebnisse entsprechend beachtet werden – gerade, wenn die berufliche Karriere in der Wissenschaft weitergehen soll. 

Wenn es auch zwischen Selbstverlag, klassischer und Online-Publikation viele Unterschiede gibt, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie sind mit Kosten verbunden, die sich nicht pauschalisieren lassen. Bei der klassischen, gedruckten Veröffentlichung ist je nach Anzahl der Seiten, Auflage, Ausstattung des Buches, Farb- und Schwarz-Weiß-Druck, Qualität und Renommee des Verlags mit drei- bis vierstelligen Beträgen zu rechnen. Das hat oft den Grund, dass die Themen der meisten Doktorarbeiten so speziell sind, dass die Veröffentlichung für einen Verlag nicht wirtschaftlich sein kann: Es werden schlicht nicht genug Exemplare verkauft, und die Kosten für die aufwendigen Peer-Review-Verfahren und den Buchdruck sind hoch.

Werben Verlage mit einer kostenlosen Veröffentlichung, ist Vorsicht geboten. Oft verstecken sich Kosten im Kleingedruckten. Sehr bekannte Verlage hingegen fordern von den Autoren und Autorinnen oft viel Geld für die Veröffentlichung – das Renommee hat seinen Preis. Andere bieten ihre Bücher im Handel sehr teuer an, was eventuell der Aufmerksamkeit abträglich ist. Eine sorgfältige vorherige Recherche ist also sehr ratsam. Dass von einem wissenschaftlichen Buch jedoch ein großer Geldsegen zu erwarten wäre, ist eher unwahrscheinlich. Der größte Nutzen, eine Dissertation zu veröffentlichen, besteht vor allem in der fachlichen Reputation.

Bei Online-Veröffentlichungen muss zwischen klassischer Publikation und dem sogenannten Open Access unterschieden werden. Ersteres bedeutet, dass das Lesen und/oder Herunterladen der Arbeit kostenpflichtig ist – der Verlag kann so seine Kosten für die Veröffentlichung zumindest zum Teil decken. Für den oder die Verfasserin ist diese Art der Publikation meist mit nur geringen Kosten verbunden. 

Anders sieht es aus, wenn die Dissertation im Open Access, also barrierefrei und somit für jeden ohne Kostenschranke lesbar, veröffentlicht wird. Diese Art der Publikation ist relativ neu, wird aber zunehmend praktiziert, da wissenschaftliche Erkenntnisse so deutlich besser zugänglich sind und somit an Relevanz gewinnen. Da hier aber keinerlei Einnahmen fließen, verlangen seriöse Verlage häufig die Übernahme der Kosten (vor allem für das Peer-Review-Verfahren und die Bereitstellung der digitalen Infrastruktur). Auch hier gilt aber: Die Unterschiede sind gewaltig. In vielen Fällen übernehmen auch die Hochschule oder die Universitätsbibliothek zumindest einen Teil der Kosten; auch beispielsweise einige Stiftungen stellen hierfür Gelder bereit.

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Wie lassen sich die Kosten für das Veröffentlichen der Doktorarbeit decken? Hier besteht zum einen die Möglichkeit, Druckkostenzuschüsse zu beantragen. Diese werden zum Beispiel von manchen Fachbereichen, Forschungsreferaten von Universitäten oder Stiftungen und Förderorganisationen vergeben. Wer bei einem Verlag publiziert (und die Druckkosten bezahlen muss), kann auch da nachfragen: Oft gibt es dort ein Verzeichnis mit möglichen Förderern. Darüber hinaus übernehmen manche Organisationen, die auch Stipendien vergeben, die Druckkosten für die Dissertation. Eine Recherche in entsprechenden Datenbanken, wie beispielsweise der der Universität Duisburg Essen, kann sich lohnen. Oft gibt es die Zuschüsse auch bei Organisationen und Firmen, die an der Publikation der Ergebnisse interessiert sind.

Daneben gibt es noch eine weitere Möglichkeit, einen großen Teil der Kosten zu decken: Für publizierte Dissertationen besteht in der Regel ein Anspruch auf Tantiemen aus der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort). Diese können bis zu mehreren hundert oder sogar mehr als tausend Euro betragen. Um das Geld zu erhalten, muss eine kostenlose Anmeldung bei der VG Wort erfolgen, wo Promovierende dann die Veröffentlichung der Dissertation melden müssen. Rund ein halbes bis ein Jahr später erhalten sie dann die Zahlung. 

Die Bedingungen formuliert die VG Wort in ihrem Verteilungsplan so: „Eine individuelle Ausschüttung erfolgt für wissenschaftliche sowie Fach- und Sachbücher, die in wissenschaftlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland in angemessenem Umfang ausgeliehen werden. Berücksichtigt werden nur Werke, die im Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) in mindestens zwei regionalen Verbundsystemen mit mindestens 5 Standorten nachgewiesen sind.“ Auch wer sich nur für eine Online-Veröffentlichung entscheidet, wird im Rahmen der Ausschüttung „Texte im Internet“ berücksichtigt.

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