Wo promovieren?
Wo sollte und wo darf ich promovieren?

Weiche Symbolbild wo promovieren

Im Falle eines strukturierten Promotionsprogramms sind sie ortsgebunden © dioxin / photocase.de

Bei der Wahl des Standortes für die Promotion sind weniger lokale Präferenzen als organisatorische zu berücksichtigen. Vor allem die anvisierte Promotionsart beeinflusst die Standortwahl. Ein Überblick.

Veröffentlicht: 22.03.2023

Von: Julia Becker

Zunächst einmal können Sie frei wählen, wo und wie Sie Ihre Promotion machen möchten. Ihnen stehen viele Möglichkeiten offen, die Ihnen im Folgenden noch näher erläutert werden. Bei einer individuellen Promotion mit Selbstfinanzierung können Sie beispielsweise zu Hause, aber auch an anderen Orten arbeiten.

Ortsgebunden sind Sie häufig dann, wenn Sie etwa an einem strukturierten Promotionsprogramm teilnehmen oder eine Promotionsstelle annehmen. Im letzten Fall arbeiten Sie regulär an einer Hochschule oder in einem Unternehmen (Industrie-Promotion).

Aber egal, ob Sie frei promovieren, in einem Unternehmen oder an einem Lehrstuhl: In jedem Fall brauchen Sie für Ihre Promotion einen Hochschullehrer oder eine Hochschullehrerin, der Ihre Promotion betreut und Ihnen die entsprechenden Prüfungen abnimmt. Diese betreuende Person muss Professor:in an einer Hochschule mit Promotionsrecht sein – dazu zählen Universitäten und gleichgestellte Hochschulen. Das ist Vorschrift.

Fachhochschulen besitzen in vielen Fällen kein eigenes Promotionsrecht – auch wenn ihre Zahl beständig zunimmt. Auch wenn die HAW kein eigenes Promotionsrecht besitzt, ist eine Promotion in Kooperation mit einer Universität aber meist möglich, allerdings benötigen Sie dann sowohl an Ihrer Hochschule als auch der kooperierenden eine:n Betreuer:in. Die genauen Regularien und Vorgaben hängen von der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät ab, die Sie in der Regel im Internet herunterladen und einsehen können.

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An einer Frage scheiden sich seit jeher die Geister: Sollten angehende Doktorand:innen an der Universität bleiben, an der sie auch studiert haben, oder sollten sie die Hochschule wechseln? Die einen schwören auf das eine, die anderen auf das andere. Aber was sagen Expert:innenen dazu? Eine kleine Umfrage von academics hat ergeben: Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage. Denn für jede der beiden Optionen gibt es gute Gründe.

„Ein Vorteil eines Wechsels kann zum Beispiel sein, dass man eine andere Forschungsumgebung und neue Forschungsansätze kennenlernt“, sagt Anna Tschaut, Vorsitzende von Thesis, einem interdisziplinären Netzwerk für Wissenschaftler:innen. Dieses bietet Promovierten und Doktorand:innen die Möglichkeit des Austauschs.

Bei der Entscheidung für oder gegen die bisherige Hochschule sollten sich Doktorand:innen fragen, ob das Thema ihrer Promotion vielleicht an einer Uni mit anderem Schwerpunkt besser aufgehoben wäre. „Zudem stellt der Abschluss des Studiums einen Einschnitt im Ausbildungs-, Berufs- und Lebensverlauf dar, der sich sicherlich für einen Wechsel anbietet“, sagt Tschaut.

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Gegen einen Wechsel der Hochschule spricht, dass angehende Promovierende an ihrer bisherigen Universität bereits wertvolle Kontakte zu Professor:innen geknüpft haben könnten. An einem neuen Standort müssten diese Netzwerke neu aufgebaut werden. Außerdem bleibt den Doktorand:innen beim Verbleib an ihrem bisherigen Studienort ihr soziales Umfeld erhalten. „Das sind nicht zu unterschätzende Ressourcen, die den Einstieg in die Promotion sehr erleichtern können“, sagt Tschaut. Es koste viel Energie, sich an ein neues Umfeld zu gewöhnen und neue Netzwerke aufzubauen.

Vor dem Wechsel an eine neue Institution sollten sich folgende Fragen gestellt werden:

  • Passen Forschungsansätze und Methoden zu Ihrem Vorhaben?
  • Wie ist die Zusammenarbeit im Team?
  • Fühlen Sie sich wohl unter den Kolleg:innen?
  • Welche Unterstützung gibt es für Promovierende?
  • Und welchen Stellenwert hat die Forschung?

Thesis-Vorsitzende Anna Tschaut: „Gerade bei der letzten Frage kann es relevante Unterschiede zwischen den Einrichtungen geben“.

Nicht selten spielt auch der Ruf einer Hochschule bei der Auswahl eine Rolle. „Auch hier gilt selbstverständlich wie überall, dass ein guter Name natürlich Eindruck machen kann“, sagt Tschaut.

Die Reputation einer Hochschule könne später als zusätzlicher Türöffner wirken – jedoch zähle in der Wissenschaft vor allem die Leistung, die jemand während oder nach seiner Promotion erbringt. „Mit dieser muss man überzeugen“, sagt Tschaut. Da spiele das Renommee oder die Reputation einer Einrichtung insgesamt eine eher untergeordnete Rolle.  

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