Rechtslage in Deutschland
Arbeitgeber in Deutschland können die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht beliebig gestalten. Sie sind an verschiedene Gesetze gebunden, die die notwendige Erholung, Arbeitszeit und Freizeit regeln. So schreibt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) beispielsweise vor, dass eine wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden nicht überschritten werden darf und jedem Arbeitnehmer mindestens vier Wochen Urlaub im Jahr zustehen. Und diese Statuten gelten auch, wenn der Arbeitgeber unter Personalmangel leidet oder besonders viel zu tun ist.
Es gibt jedoch Ausnahmen, für leitende Angestellte gilt das Gesetz beispielsweise nicht. Ebenso fallen Beamte nicht unter die Bestimmungen dieses Gesetzes. Doch auch für Staatsbedienstete gibt es Maximalarbeitszeiten, die je nach Bundesland und Lebensalter zwischen 40 und 42 Stunden in der Woche variiert.
Durch das Pflegezeit- sowie das Familienpflegezeitgesetz haben Beschäftigte zudem einen Anspruch darauf, sich für eine gewisse Zeit komplett von der Arbeit freistellen zu lassen oder die Arbeitszeit zu reduzieren, um pflegebedürftige nahe Angehörige zu betreuen.
Die Work-Life-Balance in der Wirtschaft
Wer in der freien Wirtschaft zu arbeiten beginnt, will seinem Arbeitgeber in der Regel beweisen, dass dieser mit seiner Personalauswahl goldrichtig lag. Die volle Konzentration gilt dann dem Job, Überstunden häufen sich, andere Dinge werden schnell vernachlässigt. In der Phase der Einarbeitung mag das noch gerechtfertigt sein, doch werden Überstunden über einen längeren Zeitraum zur Regel, sind die persönlichen Ressourcen schnell erschöpft und die Work-Life-Balance gerät aus den Fugen. Sorgen um den Arbeitsplatz, befristete Arbeitsverträge oder Beförderungsambitionen verstärken den Druck, sodass der Job leicht alle anderen Dinge des Lebens in den Hintergrund drängen kann.
Dabei ist dieses Übermaß an Engagement längst nicht mehr bei allen Arbeitgebern in der Wirtschaft gern gesehen. Wenn ein junger Mensch zu Beginn seiner Karriere häufig Überstunden schiebt, kann das durchaus kritisch beäugt werden. Denn dann mangelt es gegebenenfalls an Zeit- und Selbstmanagement, zwei der wichtigsten Softskills, die in die Mitarbeiterbewertung einfließen.
Bleibt eine Rückmeldung der Vorgesetzten jedoch aus, kommt der ambitionierte Arbeitnehmer schnell in einen Teufelskreis: Verzichtet er auf Dinge, die ihm Energie geben, stellt sich Frustration ein, die das Energielevel noch weiter senkt. In der Folge kann es zu einem Burnout kommen und es ist ihm gar nicht mehr möglich, seinem Job nachzugehen.
Herausforderungen von Führungskräften
In den obersten Unternehmensebenen sind die Arbeitsbelastung und der Leistungsdruck besonders hoch. Arbeitstage zwischen 14 und 18 Stunden, mehrfach wöchentliche Reisetätigkeit über mehrere Zeitzonen hinweg, ständige Erreichbarkeit, hohe Verantwortung, regelmäßiges Arbeiten an Abenden und Wochenenden, wenig Urlaub sowie Zeit- und Kostendruck gehören bei vielen Topmanagern und Topmanagerinnen zur Tagesordnung. Wenn eine Führungskraft an Burnout erkrankt, entstehen dem Unternehmen direkte und indirekte Ausfallkosten.
Nach Erkenntnissen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die in der Broschüre „Arbeitswelt im Wandel: Zahlen – Daten – Fakten (2020)“ nachzulesen sind, arbeiten je nach Teamgröße 18 bis 23 Prozent der Führungskräfte an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Rund die Hälfte der Führungskräfte mit mindestens fünf Mitarbeitenden berichtet, dass Stress und Arbeitsdruck in den vergangenen zwei Jahren zugenommen hätten. Einen Grund für die gestiegene Belastung nennt die Broschüre nicht.