Wirtschaftsinformatik Gehalt
Wie hoch ist das Gehalt von Wirtschaftsinformatikern und Wirtschaftsinformatikerinnen?

Goldregen Symbolbild Wirtschaftsinformatik Gehalt

Wie viel verdienen Wirtschaftsinformatiker? © miss.sophie / photocase.de

Wirtschaftsinformatiker und Wirtschaftsinformatikerinnen sind mehr als IT-Spezialisten: Aufgrund ihrer betriebswirtschaftlichen Kenntnisse besitzen sie den Blick fürs große Ganze und können deshalb einer Reihe verschiedener Tätigkeiten nachgehen. In jedem Fall sind sie aber gefragte Fachkräfte mit guten Verdienstaussichten.

Veröffentlicht: 28.01.2021

Von: Florian Heil

Wirtschaftsinformatiker haben in der Regel eine kombinierte Ausbildung aus Informatik und Wirtschaftswissenschaften absolviert. Sie bringt Fachkräfte hervor, die Wirtschaftsprozesse unter Einsatz digitaler Technologien optimieren und Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation begleiten.

Diese stark nachgefragte Tätigkeit bringt Wirtschaftsinformatikern bereits zum Berufseinstieg vergleichsweise viel Geld ein: Der durchschnittliche Verdienst liegt nach dem Stepstone-Gehaltsreport für Absolventen bei 47.600 Euro brutto im Jahr. Dieser Wert wurde aus den Gehaltsdaten von rund 13.000 Berufseinsteigern mit akademischer Ausbildung und maximal zwei Jahren Berufserfahrung ermittelt. Sie stammen aus dem Zeitraum von September 2019 bis August 2020. Wirtschaftsinformatik-Trainees sind hier ausgenommen, sie müssen erst eine ausführliche Einarbeitungs- und Lernphase mit verringertem Gehalt absolvieren, bevor sie dasselbe Geld wie Wirtschaftsinformatiker im Direkteinstieg bekommen.

Die Einstiegsvergütung hängt zudem vom Abschluss ab. Berufseinsteiger mit Masterabschluss verdienen durchschnittlich 11,4 Prozent mehr als Bachelor-Absolventen. Promovierte Fachkräfte können ihr Einstiegsgehalt sogar um bis zu 40 Prozent steigern.

Da sich der Fachkräftemangel gerade auf diesem Gebiet in den vergangenen zwei Jahren weiter verschärft hat, dürften die Summen im Jahr 2021 noch darüber liegen. Laut einer Bitkom-Studie waren Ende 2020 quer durch alle Branchen 86.000 Stellen für IT-Experten frei. Die Gesellschaft für Informatik (GI) geht davon aus, dass sich die Einstiegsgehälter im Durchschnitt zwischen 52.000 und 54.000 Euro jährlich bewegen, Tendenz weiter steigend.

Wie in anderen Studiengängen auch dürfen sich Wirtschaftsinformatiker im Laufe ihres Berufslebens über ordentliche Gehaltssteigerungen freuen. Laut dem StepStone-Gehaltsreport Fach- und Führungskräfte 2020 können Wirtschaftsinformatiker ihr Gehalt innerhalb der ersten zehn Jahre im Beruf um etwa 50-90 Prozent steigern. Im Durchschnitt verdienen erfahrene Wirtschaftsinformatiker 70.321 Euro brutto im Jahr.

Anhand eines typischen Beispielberufes – ein Projektmanager an der Schnittstelle zwischen Informatik und Management – entwickelt sich das Gehalt in etwa wie folgt:

  • Einstiegsgehalt: 47.836 Euro
  • Drei bis sechs Jahre Berufserfahrung: 56.716 Euro
  • Sieben bis zehn Jahre Berufserfahrung: 67.389 Euro
  • mehr als zehn Jahre Berufserfahrung: 80.552 Euro und mehr

Generell hängen Gehaltssteigerungen neben der Erfahrung immer auch vom gewählten Beruf und der Branchenkenntnis ab. In der Ausbildung oder im Berufsleben erworbene Zusatzqualifikationen wie sprachliche oder andere spezielle Kenntnisse sowie Führungskompetenz können für überdurchschnittliche Gehaltssprünge sorgen.

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Die Höhe des Gehalts hängt zudem von Branche, Unternehmensgröße, Bundesland und dem konkreten Beruf des Wirtschaftsinformatikers ab. So können Absolventen in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern ein bis zu 16 Prozent höheres Gehalt erwarten als diejenigen, die vergleichbare Stellen in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit maximal 500 Mitarbeitern annehmen.

Auch die Wahl der Branche kann sich bei Wirtschaftsinformatikern deutlich auf das Gehalt auswirken. So lässt sich etwa in den generell wirtschaftsstarken Branchen wie in der Automobil-, Luft- und Raumfahrt-, Energie-, Maschinen und Anlagenbau- und IT-Branche in vielen Fällen mehr Geld verdienen als im branchenübergreifenden Durchschnitt.

Das höchste Durchschnittsgehalt für Wirtschaftsinformatiker mit mehr als zwei Jahren Berufserfahrung bieten laut der Stepstone-Erhebung jedoch die Pharmaindustrie (86.343 Euro), die Chemie-/erdölverarbeitende Industrie (84.087 Euro) sowie die Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie (83.361 Euro).

Auf die Berufe heruntergebrochen sind die Unterschiede ebenfalls gewichtig. Arbeitet ein Wirtschaftsinformatiker beispielsweise als Systemadministrator, wird er im Schnitt rund 20 Prozent weniger Gehalt bekommen als ein Softwareentwickler, der auf ein Durchschnittsgehalt von rund 60.000 Euro kommt. Allerdings liegt die Spanne hier zwischen rund 45.000 Euro und 100.000 Euro Gehalt im Jahr. Jobs an der Schnittstelle zum Management, beispielsweise im Bereich Business Intelligence, werden laut Erfahrungen der GI nochmals rund 20 Prozent besser bezahlt.

Nach dem Absolventen-Gehaltsreport besteht zudem ein deutliches Gehaltsgefälle zwischen den alten und neuen Bundesländern. In Bayern und Hessen sind die Einstiegsgehälter am höchsten, Wirtschaftsinformatiker in Thüringen, Brandenburg und Sachsen müssen sich mit vergleichsweise geringen Gehältern zufriedengeben. Auch den Erhebungen des Gehaltportals gehalt.de zufolge bestehen teils gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern (Stand Januar 2021)

Verdienst eines Wirtschaftsinformatikers je nach Bundesland

Bundesland Durchschnittliches Jahresbruttoeinkommen

Baden-Württemberg

84.718 €

Bayern

82.112 €

Berlin

73.524 €

Brandenburg

61.997 €

Bremen

75.176 €

Hamburg

82.809 €

Hessen

86.838 €

Mecklenburg-Vorpommern

59.409 €

Niedersachsen

71.846 €

Nordrhein-Westfalen

78.951 €

Rheinland-Pfalz

76.831 €

Saarland

74.575 €

Sachsen

62.560 €

Sachsen-Anhalt

61.417 €

Schleswig-Holstein

68.952 €

Thüringen

63.397 €

Quelle: gehalt.de © academics.de

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Nach dem Studium an der Uni forschen oder später einmal lehren – auch das ist als Wirtschaftsinformatiker natürlich möglich. Üblicherweise werden wissenschaftliche Mitarbeiter, Doktoranden und Postdocs nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L), Entgeltgruppe 13 bezahlt. Das tatsächliche Gehalt hängt dann letztlich von der Berufserfahrung ab, nach der innerhalb der Entgeltgruppe unterschieden wird.

Die Bezahlung von Professoren und Juniorprofessoren erfolgt nach der W-Besoldung, die sich aus dem Grundgehalt, der Familienzulage und zusätzlichen Leistungsbezügen zusammensetzt. Gerade Professoren der Wirtschaftsinformatik sind aufgrund ihrer Kenntnisse in der Geschäftsprozessentwicklung gefragte Fachkräfte, die in vielen Fällen durch Unternehmensbeteiligungen oder andere Nebentätigkeiten ihr Einkommen deutlich aufstocken.

Bei den Einstiegsgehältern sind keine signifikanten Unterschiede zwischen den Studiengängen Wirtschaftsinformatik und Informatik festzustellen. Im Bereich Informatik gibt es allerdings auch einige Ausbildungsberufe wie den des IT-Systemelektronikers, die in der Regel geringer bezahlt werden als solche, die nach einem Studium ergriffen werden.

Im Laufe des Berufslebens können die Gehälter dann allerdings durchaus divergieren: Im Stepstone-Ranking der Fachkräfte mit mehr als zwei Jahren Berufserfahrung ist die reine Informatik nicht in den Top 5 der bestbezahlten Fachbereiche vertreten, die Wirtschaftsinformatik liegt hier immerhin auf Rang fünf. Das deckt sich mit der Einschätzung der GI, da Wirtschaftsinformatiker im Laufe ihrer Karriere eher an Managementpositionen kommen würden als reine Informatiker. Ausnahmen seien selbstständige Informatiker, die mit der Verwirklichung einer guten Idee aufgrund ihrer Kenntnisse zu absoluten Spitzenverdienern aufsteigen könnten. 

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