Arbeiten in der Entwicklungshilfe
Internationale Entwicklungszusammenarbeit: Möglichkeiten, Jobs, Voraussetzungen

Entwicklungszusammenarbeit: Eine Gruppe von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft arbeiten zusammen

Für die Arbeit in internationalen Entwicklungszusammenarbeit zählt Berufserfahrung oft mehr als der Hochschulabschluss © Moyo Studio / iStock

Fachkräfte im Entwicklungsdienst sowie die Mitarbeitende in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit bieten Schwellen- und Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe – für eine gerechte, friedliche Welt. Welche Qualifikationen Sie dafür mitbringen sollten, welche Organisationen Stellen anbieten und wie typische Jobs in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit aussehen, erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 15.04.2021

Von: Florian Heil & Maike Schade

Die Entwicklungszusammenarbeit, auch Entwicklungsdienst genannt, bezeichnet den zeitlich befristeten Freiwilligendienst für qualifizierte Fachkräfte, die in Entwicklungsländern in speziellen Projekten und Programmen mitarbeiten – ohne Erwerbsabsicht. Sie wird von der Bundesregierung finanziell unterstützt, die Bevölkerung im jeweiligen Land soll vom theoretischen und praktischen Fachwissen der Experten und Expertinnen profitieren. Im Zentrum der Bemühungen steht immer das Streben nach Frieden und sozialer Gerechtigkeit

Der Status sowie die Rechte und Pflichten von Fachkräften in der Entwicklungszusammenarbeit sind im Entwicklungshelfer-Gesetz (EhfG) definiert. Dort ist beispielsweise festgelegt, dass die Fachkräfte für die Zeitspanne ihrer Tätigkeit Unterhaltsgeld erhalten und nach Beendigung des Entwicklungsdienstes eine angemessene Wiedereingliederungsbeihilfe. Zudem ist eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung nach deutschen Standards gewährleistet.

Die Höhe der gesamten finanziellen Unterstützung variiert stark und hängt vor allem vom Einsatzland, den dortigen Bedingungen und den Aufgaben ab. In der Regel werden die Umzugskosten erstattet und die Unterkunft wird (teil-)finanziert. Der gezahlte Unterhalt für Einzelpersonen beträgt laut der Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste e.V. (AGdD) in der Regel mindestens 1.000 Euro monatlich; je nach Abschluss und Berufserfahrung sowie je nach dem, ob Partner:in und Kinder mitausreisen, könne es auch deutlich höher ausfallen (bis zu 2.600 Euro).

Die Voraussetzungen für die Arbeit als Fachkraft im Entwicklungsdienst sind von der anvisierten Aufgabe abhängig und können sich deutlich unterscheiden. Soziales Engagement gilt als Grundbedingung für fast alle angebotenen Jobs, zusätzlich sind bestimmte Qualifikationen und Berufserfahrung im jeweiligen Tätigkeitsbereich erforderlich.

Auch Fremdsprachenkenntnisse sind oft unabdingbar, relevante Auslandsaufenthalte oder entwicklungspolitische Kenntnisse können zudem von Vorteil sein. Darüber hinaus sollten Bewerber über eine stabile Gesundheit verfügen, da der Arbeit oft bei tropischen Bedingungen nachgegangen werden muss.

Seit Neufassung des EhfG im Jahr 2016 müssen sich Interessenten nur noch für mindestens ein Jahr durchgehend für den Dienst verpflichten. Die durchschnittliche Einsatzdauer liegt allerdings bei fast drei Jahren. Zusätzlich ist in der Regel eine Vorbereitungszeit im Inland notwendig, um den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Aufgabe gerecht werden zu können. 

Das Mindestalter für den Entwicklungsdienst beträgt 18 Jahre, jedoch sind die meisten Fachkräfte in der Entwicklungszusammenarbeit aufgrund der benötigten Berufserfahrung deutlich älter. 

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Nur sieben Organisationen sind nach dem Entwicklungshelfer-Gesetz als „Träger des Entwicklungsdienstes“ anerkannt und können Fachkräfte im Entwicklungsdienst in andere Länder entsenden. Rund die Hälfte der Stellen werden von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) angeboten, eine staatliche Organisation. Die anderen sechs Einrichtungen sind Nichtregierungsorganisationen (NGOs).

  • AGIAMONDO e.V.
  • Dienste in Übersee (als Partner von Brot für die Welt)
  • Christliche Fachkräfte International (CFI)
  • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
  • EIRENE, Internationaler Christlicher Friedensdienst
  • Forum Ziviler Friedensdienst e.V. (forumZFD)
  • Weltfriedensdienst e.V.

Ende 2019 waren insgesamt 1.124 Fachkräfte im Entwicklungsdienst vornehmlich in Afrika, Asien, Lateinamerika und in den Reformländern Osteuropas tätig.

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Fachkräfte im Entwicklungsdienst arbeiten in verschiedenen Bereichen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Sie können sowohl in beratender Funktion tätig sein als auch selbst aktiv mitarbeiten. Zu den typischen Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit gehören:

  • Umweltschutz und Energie
  • Menschenrechte
  • Wirtschaftsförderung
  • Gesundheit
  • Migration & Flucht
  • Bildung
  • Kunst & Kultur

Politolog:innen beispielsweise können sich zur Stärkung der Demokratie einbringen und zu einer transparenten und effektiven Regierungsführung beitragen. Klimaforscher:innen unterstützen mit ihrem Wissen die nachhaltige Waldnutzung und Wassertechniker assistieren bei den Bemühungen, sauberes Grundwasser zu gewährleisten. Sozialpädagogen sind zum Beispiel für die Arbeit mit Straßenkindern gefragt, Biologen können sich um Naturschutzprojekte kümmern und Journalisten um kommunikative Dienste für diverse Organisationen vor Ort.

Gut zu wissen

Auch der Staat bietet in der Entwicklungszusammenarbeit – dieser Begriff wird mittlerweile regelmäßig anstelle von Entwicklungshilfe verwendet, da er eine Kooperation auf Augenhöhe impliziert – anspruchsvolle und attraktive Jobs im In- und Ausland.

Koordiniert und gesteuert wird das deutsche Engagement „für die Bekämpfung der Armut, für Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, für eine faire Gestaltung der Globalisierung und für den Erhalt der Umwelt und der natürlichen Ressourcen“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Es handelt mit den Partnerländern bilaterale Verträge aus – etwa günstige Kredite oder Förderprogramme. 

Umgesetzt werden diese im Auftrag der Bundesregierung entweder durch NGOs oder durch die sogenannten Durchführungsorganisationen, in erster Linie die KfW Entwicklungsbank (finanzielle Zusammenarbeit) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die die Umsetzung vor Ort betreut und verantwortet (technische Zusammenarbeit). 

Auch das Auswärtige Amt, das für die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland zuständig ist, bietet Karriereperspektiven in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Mitarbeiter im Diplomatischen Dienst vertreten dabei im Ausland nicht nur die deutschen Interessen, sondern setzen sich beispielsweise auch für die Wahrung der Menschenrechte oder kultur- und umweltpolitische Fragen vor Ort ein. 

Die Mitarbeiter:innen in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit sind entweder Beamte oder tariflich Angestellte. Wer eine Verbeamtung im öffentlichen Dienst etwa im BMZ anstrebt, muss ein Auswahlverfahren durchlaufen. Ein Quereinstieg ist hier nicht möglich. Anders sieht es bei den Tarifangestellten aus: Hier gibt es für gut ausgebildete Akademiker:innen vielfältige Einstiegsmöglichkeiten.

Die Gehälter der Angestellten richten sich nach dem TVöD des Bundes; verbeamtete Mitarbeiter (mittlerer, gehobener und höherer Dienst) werden nach der Besoldungsordnung des Bundes vergütet. In beiden Fällen sind die beruflichen Perspektiven – sowohl die Position als auch das Gehalt betreffend – hervorragend.

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