Bewerbung Professur
Was ist wichtig bei der Bewerbung um eine Professur?

Ein junger Professor in einem Hörsaal vor Studierenden

Damit es mit der Professur klappt: Wie muss die Bewerbung aussehen? © shironosov / iStock

Die Bewerbungsunterlagen für eine Professur unterscheiden sich deutlich von denen in anderen beruflichen Bereichen. Anschreiben, Lebenslauf, Publikationsliste, Lehr- und Forschungskonzept... Was gehört in die Bewerbung um eine Professur, und wie muss sie gestaltet werden? Ein Leitfaden.

Veröffentlicht: 31.08.2023

Von: Maike Schade & Julia Becker

Vakante Lehrstühle werden in der Regel öffentlich und international ausgeschrieben, eine Initiativbewerbung ist nicht möglich. Angezeigt werden vakante W1-, W2- oder W3-Professuren in erster Linie in den einschlägigen Stellenmärkten für Akademiker:innen, beispielsweise auf academics oder in der ZEIT – und zwar meist mindestens anderthalb Jahre vor Freiwerden der Position.

Der Grund: Für die Berufung eines Professors oder der Professorin gilt das Prinzip der Bestenlese, nur der am besten Geeignetste darf die Stelle bekommen. Entsprechend (zeit)aufwändig ist das Berufungsverfahren, das nicht mit einem Vergabeverfahren in anderen Berufsfeldern zu vergleichen ist. Gleiches gilt für die Bewerbung, an die besondere Anforderungen gestellt werden.

Die Voraussetzungen für eine optimale Besetzung der Professorenstelle werden in der Stellenanzeige in der Regel exakt beschrieben. Sich zu bewerben ist nur sinnvoll, wenn die Anforderungen möglichst passgenau erfüllt sind – unter anderem der Forschungsschwerpunkt und die Lehrerfahrung, aber auch beamtenrechtliche Vorgaben. An wen die Bewerbung zu richten ist, vermerkt die Stellenanzeige. An den meisten Hochschulen ist mittlerweile eine digitale Bewerbung üblich oder sogar gefordert.

Die Unterlagen sollen der Berufungskommission einen ersten, aber umfassenden Eindruck über den beruflichen Werdegang und die wissenschaftliche Qualifikation des oder der Bewerbenden vermitteln. In die Bewerbung gehören

  • ein Anschreiben,
  • ein Lebenslauf unter anderem inklusive Angabe von Forschungstätigkeiten, Publikations- und Vortragsverzeichnis, Drittmitteleinwerbungen, Lehrtätigkeiten und Kooperationen,
  • meist ein Forschungs- und Lehrkonzept,
  • Zeugnisse (akademische Abschlüsse und stellenrelevante Arbeitszeugnisse). 

In einigen Fällen werden noch spezielle Referenzen verlangt. Auskünfte darüber, welche Daten und Unterlagen die berufungswillige Hochschule benötigt – und in welcher Form – geben in der Regel die Internetseite und/oder das Dekanatssekretariat. Auch ein Telefonat mit dem oder der Vorsitzenden der Berufungskommission kann von Vorteil sein. 

Je umfangreicher die Qualifikationen sind, desto ratsamer ist es, sich auf stellenrelevante Angaben zu beschränken, sodass die Lesenden die wesentlichen Punkte auf einen Blick erfassen können. Zu bedenken ist: Nicht alle Mitglieder der Berufungskommission sind mit dem Fach und dem Universitätsalltag vertraute Professor:innen, es sind auch externe Expert:innen und beispielsweise der oder die Gleichstellungsbeauftragte beteiligt. 

Die Gestaltung sollte übersichtlich sein und die Schriftgröße nicht zu klein. Werden die Bewerbungsunterlagen nicht in digitaler Form abgegeben, ist rein weißes Papier empfehlenswert, da sie möglicherweise mehrfach kopiert werden. Der Name inklusive Titeln sollte auf jeder Seite in der Kopf- und/oder Fußzeile stehen. Bewerber:innen sollten zudem immer ihre dienstlichen und privaten Kontaktdaten angeben.

Für eine Bewerbung um eine Juniorprofessur (W1) gelten prinzipiell dieselben Regeln wie bei einer um eine W2- oder W3-Stelle. Da Nachwuchswissenschaftler:innen für gewöhnlich weniger Referenzen vorweisen können, darf die Auswahl der aufgeführten Tätigkeiten und Qualifikationen breiter und weniger fachspezifisch ausfallen. Wichtig ist, dass die angegebenen Referenzen die für eine Juniorprofessur nötigen Softskills wie Führungsqualität oder Organisationstalent belegen. 

Wer an einer Fachhochschule oder einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) als Professor lehren und forschen möchte, muss in der Regel praktische Berufserfahrung mitbringen. Diese muss in der Bewerbung deutlich gemacht werden.

Tipp: DHV-Bewerbungsmappencheck

Der Blick eines Dritten kann hier sehr hilfreich sein. Professionelle Unterstützung dabei bietet der Bewerbungsmappencheck des Deutschen Hochschulverbands (DHV). Der Hochschullehrerbund bietet zudem Seminare zum Thema Bewerbung um eine Professur an. 

Das Anschreiben einer Bewerbung um eine Professorenstelle sollte 1,5 bis zwei Seiten umfassen und neben der aktuellen beruflichen Situation sowohl die Qualifikation als auch die Motivation des Bewerbers oder der Bewerberin darstellen. Überaus wichtig ist die Passgenauigkeit des Forschungsschwerpunkts des Bewerbernden auf den vakanten Lehrstuhl, die beispielsweise durch Nennung entsprechender Forschungsprojekte, Publikationen und Inhalte der eigenen Lehrtätigkeit belegt werden kann. Unerlässlich ist zudem die Darlegung der Drittmittelerfahrungen, Ebenso erwähnt werden sollten

  • Forschungsaufenthalte im Ausland,
  • internationale Verbindungen,
  • Kooperationen mit der Industrie,
  • besondere Leistungen in der Nachwuchsförderung,
  • Ämter in der akademischen Selbstverwaltung oder wissenschaftlichen Fachvereinigungen,
  • Preise, Auszeichnungen, Stipendien oder Patente. 

Ebenso wichtig ist die Motivation des oder der Bewerbenden: warum ausgerechnet diese spezielle ausgeschriebene Stelle? Hier bietet sich beispielsweise an, einen Ausblick auf geplante Lehr- und Forschungsvorhaben zu geben, die perfekt zur Denomination der vakanten Stelle passen.

Der Lebenslauf ist bei einer Bewerbung um eine Professur von besonders entscheidender Bedeutung. Einige Hochschulen, zum Beispiel die Universität Hamburg, arbeiten mit Bewerbungsformularen. Sie bieten einen guten Einblick, welche Daten neben einem Anschreiben und Zeugnissen für eine erfolgreiche Bewerbung um eine Professur wichtig sind: nicht nur die Stationen der akademischen und beruflichen Ausbildung, sondern auch detaillierte Angaben zum wissenschaftlichen Werdegang.

Erforderlich sind unter anderem ein Publikations- und Vortragsverzeichnis sowie eine Übersicht der Lehrtätigkeiten, Drittmittelerfahrungen und durchgeführter Forschungsprojekte. Ausführliche Informationen über Inhalt und Aufbau eines akademischen Lebenslaufs erhalten Sie in diesem academics-Ratgeber.

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von Rechtsanwältin Dr. Juliane Lorenz, Justitiarin und Bewerbungscoach beim Deutschen Hochschulverband.

1. Fokus auf das Anforderungsprofil

Analysieren Sie den Ausschreibungstext genau und arbeiten das konkrete Anforderungsprofil der Stelle heraus! Stellen Sie sich vor, Sie sind Mitglied der Berufungskommission. Wen wollen Sie für diese Professur gewinnen?

2. Rahmenbedingungen vor Ort kennen

Informieren Sie sich über die Rahmenbedingungen vor Ort. Recherchieren Sie beispielsweise mögliche Ausrichtungen oder Zukunftspläne der jeweiligen Fakultät bzw. Hochschule. Hilfreich können in diesem Zusammenhang auch konkrete Entwicklungsplanungen, das Leitbild der Hochschule bzw. Zielvereinbarungen mit dem jeweiligen Landesministerium sein. Gleiches gilt für Hintergrundinformationen zur ausgeschriebenen Professur.

3. Berufungsbedingungen kennen

Informieren Sie sich über die Berufungsbedingungen vor Ort. An vielen Hochschulen wird mittlerweile mit Berufungsleitfäden gearbeitet. Diese enthalten mitunter Kriterienkataloge, die seitens der Berufungskommission angewendet werden. Kriterien sind hier beispielsweise Einschlägigkeit, inhaltliche Passung, Internationalität oder Erfolge bei der Einwerbung von Drittmitteln. Diese Kriterien sollten Sie im Rahmen Ihres Anschreibens mit berücksichtigen.

4. Aussagekräftiges Anschreiben erstellen

Erstellen Sie ein aussagekräftiges Anschreiben und legen Sie hier Ihre Passgenauigkeit für die zu besetzende Stelle dar. Gehen Sie dabei auf Ihre Erfahrungen in Forschung, Lehre, Nachwuchsförderung sowie Ihr eigenes Forschungs- bzw. Lehrprofil ein und nehmen Bezug zum Profil der hier ausgeschriebenen Stelle. Sinnvoll kann darüber hinaus – soweit nicht ohnehin bereits erbeten – auch die Erstellung eines Forschungs- bzw. Lehrkonzeptes sein. Hierin können Sie Ihre konkreten Vorstellungen zur Ausgestaltung der Professur bzw. Ihre Schwerpunktsetzungen zum Ausdruck bringen und damit der Berufungskommission zeigen, dass Sie sich bereits sehr intensiv mit der zu besetzenden Professur sowie der Einrichtung beschäftigt haben.

5. Bewerbungsunterlagen gut strukturieren

Da viele Kommissionen mit sog. „Bewerbersynopsen“, also mit Bewerberspiegeln, arbeiten, um eine schnelle, vergleichende Betrachtung der Kandidaten vornehmen zu können, sollten Sie die Bewerbungsunterlagen so anordnen, dass die notwendigen Informationen schnell und korrekt erfasst werden können. Angesichts der Fülle der Bewerbungsunterlagen empfiehlt sich auch die Erstellung eines Bewerbungsvorblattes bzw. Inhaltsverzeichnisses.

Ist die Bewerbungsfrist abgelaufen, prüft die Berufungskommission die eingegangenen Bewerbungen und lädt die vielversprechendsten Kandidat:innen zu einem Fachvortrag sowie meist auch einer Lehrprobe ein. Die drei Besten schließlich werden – gewichtet nach Eignung – in einem Berufungsvorschlag der Fachbereichsleitung vorgelegt. Die Hochschulleitung trifft schließlich die finale Entscheidung und erteilt den Ruf. Es folgt die Berufungsverhandlung, in der die Bedingungen festgezurrt werden. Der Berufene kann den Ruf schließlich annehmen oder ablehnen.

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