Berufungsvortrag
Das Vorsingen für die Professur: Was zu beachten ist

Ein Blick, Stifte und zerknülltes Papier: Vorbereitung für den Berufungsvortrag

Der Berufungsvortrag sollte gut vorbereitet sein. © Frederick Medina / unsplash.com

Nach einer erfolgreichen Erstauswahl werden Bewerber für eine Professur zu einem Probevortrag eingeladen. Um hier punkten zu können, muss einiges beachtet werden. Was Sie erwartet und wie Sie sich am besten auf ein solches „Vorsingen“ vorbereiten können, haben wir für Sie zusammengefasst.

Veröffentlicht: 31.05.2023

Von: Florian Heil

Anwärter:innen auf eine Professorenstelle, die es in die engere Auswahl geschafft haben, werden von der Berufungskommission zu einem Berufungsvortrag eingeladen, auch Probevortrag oder landläufig „Vorsingen“ genannt. Diese Veranstaltung besteht in der Regel aus einem öffentlichen Vortrag mit anschließender Diskussion.

Der Vortrag behandelt ein wissenschaftliches Thema, das zur ausgeschriebenen Professur passen muss. Die Wahl des Themas obliegt aber in der Regel dem Kandidat. Wurde das Thema von der Berufungskommission angenommen, wird es hochschulöffentlich bekannt gemacht. Das bedeutet, dass auch andere in der Hochschule tätige Personen außerhalb der Berufungskommission bei dem Vortrag zuhören können. 

Der Berufungsvortrag ist jedoch nicht mit der Lehrprobe oder Probevorlesung zu verwechseln, die im Berufungsverfahren in zunehmendem Maße zusätzlich zum Probevortrag verlangt werden, und zwar nicht nur an HAWs/FHs. Hier steht die Lehre als Dienstaufgabe im Mittelpunkt und nicht die wissenschaftliche Forschung.

Wie der Berufungsvortrag aufgebaut werden sollte, wie die Prozedur abläuft und wie sich Kandidat:innen auf dieses „Vorsingen“ vorbereiten sollten, veranschaulicht im Folgenden Dr. Ulrike Preißler von der Berufungsberatung des Deutschen Hochschulverbandes.

Der Berufungsvortrag beginnt mit einer kurzen Einleitung, die alle Personen im Auditorium abholen sollte – also sowohl die Professor:innen der Kommission als auch fachfremde Zuhörende und Studierende. Im etwa 75 Prozent einnehmenden Hauptteil sollte der Kandidat oder die Kandidatin tief in die Materie einsteigen und seine Qualitäten als Wissenschaftler:in unter Beweis stellen. Er sollte dem Auditorium zudem zeigen, welche Ergebnisse er aus seiner Forschungstätigkeit bereits vorweisen kann. Dennoch sollte der Anwärter oder die Anwärterin den Spagat hinbekommen, in den Ausführungen verständlich zu bleiben und einem roten Faden zu folgen.

Nach dem Hauptteil folgt eine kurze Zusammenfassung, die auch all diejenigen im Auditorium wieder einfangen sollte, die dem Hauptteil fachlich nicht bis ins letzte Detail folgen konnten. Dieser Schlussteil kann auch einen kurzen Ausblick enthalten, wie sich die Forschung des Kandidaten weiterentwickeln könnte und warum das Thema gut zum gewählten Hochschulstandort passt.

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Nach der Begrüßung der Anwesenden folgt eine Vorstellung des Kandidaten oder der Kandidatin, die entweder von der Berufungskommission vorgenommen wird oder vom Kandidaten bzw. der Kandidatin selbst. Zunächst sollten die dem Vortrag zugrunde liegende Forschungsfrage und deren Relevanz erläutert sowie die Gliederung der nachfolgenden Ausführungen dargestellt werden. 

Der Probevortrag dauert in der Regel zwischen 20 und 30 Minuten und wird meist mithilfe eines Laptops, eines Beamers und eines Präsentationsprogramms gehalten. Nach Abschluss des Vortrags beginnt die wissenschaftliche Aussprache, bei der das gesamte Auditorium Fragen stellen darf. Hier werden abschließend in vielen Fällen nicht nur Fragen zum Thema direkt gestellt, sondern auch zu den weiteren Forschungsschwerpunkten des Kandidaten. 

Oft sind die genauen Anforderungen bereits in der Einladung vermerkt, wie beispielsweise ein Hinweis, dass nach dem Berufungsvortrag noch ein kurzer Abriss des Forschungskonzeptes gefragt ist.

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Bei der Auswahl des Themas sind zwei Dinge von wesentlicher Bedeutung:

  • Der:die Vorsingende sollte fachlich exzellent in der Materie auskennen, um die eigene wissenschaftliche Qualifikation zeigen und bei der abschließenden Aussprache adäquat und tiefgehend auf Fragen antworten zu können.
  • Das Thema sollte so gewählt werden, dass es zur ausgeschriebenen Professur passt.

Steht das Thema und der Vortrag ist ausgearbeitet, sollte er vor Fachkolleg:innen einmal testweise gehalten werden. So bekommt der:die Kandidierende wertvolle Hinweise, um den Vortrag optimieren zu können. Zudem lässt sich so auch sicherstellen, dass die maximal erlaubte Zeit für den Vortrag nicht überschritten wird. Das ist von entscheidender Bedeutung, da die Berufungskommission den Vortrag sonst einfach abbricht.

Zu guter Letzt hilft eine solche Generalprobe auch, um die generelle Verständlichkeit des Vortrags zu überprüfen. Der:die Anwärter:in sollte etwa die Gestaltung, die Anzahl der Folien sowie auch die Souveränität seines Auftretens noch einmal kritisch unter die Lupe nehmen. 

Darüber hinaus sollte sich ein:e Anwärter:in auf eine Professur im Vorfeld mit der jeweiligen Hochschule sowie der Studien- und Prüfungsordnung auseinandergesetzt haben. Jeder Fachbereich hat sein eigenes Profil und seine eigenen Gepflogenheiten. Der Kandidat oder die Kandidatin sollte eine Idee entwickeln, wie er oder sie sich selbst in diesen Kosmos mit seinen Professor:innen, Forschungsverbünden, Schwerpunkten in der Lehre und seinen Verwaltungsvorgängen einbringen will und wo der Fachbereich oder die Hochschule von ihm in den kommenden Jahren profitieren kann.

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