Zia Kongress 2025
„Netzwerke sind unabdingbar!“
© Phil Dera für DIE ZEIT
Am 6. Mai 2025 fand in den Berliner Bolle Festsälen der erste Zia Kongress statt – mit Podiumsdiskussionen, Workshops und vor allem: viel Austausch und konstruktiven Gesprächen bei Walk & Talks, gemeinsamen Essen oder auch in den Pausen. Ein Rückblick.
Aktualisiert: 05.06.2025
Hunderte Frauen* reden, diskutieren, lachen, vernetzen sich – junge Wissenschaftlerinnen, Role Models und Mulitplikatorinnen. In Workshops wird diskutiert, bei Panels gelauscht und kritisch hinterfragt, beim Essen Erfahrungen und Positionen ausgetauscht. Der erste Zia Kongress, das Frauen-Netzwerktreffen des ZEIT Fellowships „Zia – Visible Women in Science and Humanitities“, war ein ebenso Mut machendes wie inspirierendes Event.
Der Tenor: Auch wenn die Gleichstellung Fortschritte macht, bleibt noch viel zu tun. Es brauche einen Kultur- und Strukturwandel, der nur vor allen gemeinsam vorangetrieben werden könne – den Männern, den Frauen, dem Management und auch der Politik.
„Politik ist eine der größten Schrauben“, wie man derzeit ja auch in den USA sehen könne, sagte beispielsweise Prof. Dr. Martina Schraudner, wissenschaftliche Leiterin des Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation sowie Leiterin der Abteilung „Gender and Diversity in Technik und Produktentwicklung, im Panel „Strukturwandel für Chancengleichheit“ – wobei Gender-Mainstreaming in Europa fest verankert sei, was sich „schwerer zurückdrehen lässt, als Forschungsmittel zu streichen“. Doch Obacht: Die Tendenz zu einem Backlash, zurück zu traditionellen Rollenbildern (siehe den Trend der „Trad Wifes“ und Kritik bzw. Misstrauen an Gender Studies), ist gegeben, da waren sich alle einig.
Zia-Fellow Lara Weitzel (htw saar )
Blick nach UK
Prof. Dr. Dr. h. c. Petra Wend, ehemalige Präsidentin der KMU Edinburgh, gab Einblicke auf die Gleichstellung im Vereinigten Königreich: In UK werde schon in den Schulen viel Wert auf Kulturwandel gelegt; zudem gebe es viel mehr unbefristete Stellen neben den Professuren als im „rigideren“ deutschen System, was Frauen bessere Chancen verschaffe. Nichtsdestotrotz gibt es laut Wend auch in UK mehr Professoren als Professorinnen.
Neben strukturellen Herausforderungen sieht Wend aber noch einen weiteren Grund für die Leaky Pipeline: „Frauen haben weniger Mut als Männer, sich zu bewerben, das hat eine Harvard-Studie ergeben – sie tun es nur, wenn ihr Profil zu 100 Prozent auf eine Stelle passt. Und wenn einer ihrer Artikel abgelehnt wird, sind sie deprimiert, schreiben ihn um. Männer schicken ihn einfach an andere Journals.“
Nicht zuletzt, so ergänzte Schraudner, sei auch die Partnerwahl nicht unerheblich: Kommt der Partner damit klar, wenn die Frau einen Job mit höherem Titel, Rang und Gehalt hat?
Impressionen vom Zia Kongress
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„Netzwerke sind unabdingbar“
Essentiell für die Sichtbarkeit von Frauen sind Netzwerke, so die einhellige Meinung. „Seid solidarisch! Hört euch zu! Achtet auf einander!“, plädierte beispielsweise die Autorin Susanne Kaiser. Für Kenza Ait Si Abbou, CTO und Vorständin beim Logistikdienstleister FIEGE, sind Netzwerke „unabdingbar“. Sie hat unter anderem einen AI Hackathon nur für Frauen ins Leben gerufen. Mit großem Erfolg: In diesem „safe space“ hätten viele Frauen den Mut gefunden, sich ans Programmieren zu wagen und dann eine Karriere im Bereich KI/Informatik aufgebaut.
Dass Frauen sich weniger organisieren als Männer, hat aus ihrer Sicht einen ganz praktischen, strukturellen Grund: Mütter, gerade alleinerziehende, hätten aufgrund der Care-Arbeit oft nicht die Zeit, zu Gremien- oder Verbandstreffen oder einfach auch nur zum Netzwerken abends auf ein Bier zu gehen. Grundsätzlich hätten Frauen kein Problem damit, sich zu organisieren und auszutauschen, bekräftigte Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert, Präsidentin der Max Weber Stiftung und Direktorin (em.) am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Problematisch sei aber auch, dass Frauenorganisationen oft Aktionismus vorgeworfen werde. Warum eigentlich nicht auch Männernetzwerken?
Dr. Henrike Hartmann, VolkswagenStiftung
„Diversität führt zu besserer Forschung, besserer Lehre und mehr Exzellenz”
Prof. Dr. Dr. h. c. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin, erster Sprecher der Berliner Universitätsallianz und Autor des Buches „Diverse Universität“, ist davon überzeugt, dass Diversität und Gleichstellung nicht nur eine Frage der Fairness sind, sondern auch „zu besserer Forschung, besserer Lehre und mehr Exzellenz führen“. Diverse Teams seien zwar nicht in jedem Fachgebiet per se erfolgreicher – meistens aber eben doch. Zudem müsse Erfolg multidimensionaler bewertet werden und dürfe nicht nur auf die Anzahl von Publikationen und Zitationen reduziert werden.
Ein weiterer konkreter Lösungsansatz ergab sich beispielsweise im Workshop „Leaders for Equity“: Wie man das Management an Hochschulen sensibilisieren kann, weil das Thema in allen Facetten häufig noch nicht so bewusst ist oder einfach sehr unterschiedlich wahrgenommen wird.
Zia-Fellow Dr. Lina Hacker (Oxford University)
Dr. Hanna Proner, Director Science & Talent Solutions im Zeitverlag, Geschäftsführerin von academics und Initiatorin des Fellowship-Programms „Zia – Visible Women in Science and Humanities“, zeigte sich zufrieden mit der ersten Auflage der Veranstaltung; es habe viel positives Feedback von den Teilnehmenden gegeben. Proner weiter: „Der Zia Kongress hat Rolemodels, ehemalige und aktuelle Fellows ebenso wie Multiplikatorinnen zusammengebracht. Es war eine großartige Location, eine wunderbare Organisation durch Holtzbrinck Berlin – und ein tolles Programm, kuratiert von der VolkswagenStiftung, Holtzbrinck Berlin und der ZEIT Verlagsgruppe.“
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