Lebenslauf Biologe
Worauf Biologen beim Lebenslauf besonders achten sollten

Lebenslauf Biologie

Der Lebenslauf bekommt auch für Biologen einen wachsenden Stellenwert © Z2Sam / Photocase

Im Lebenslauf haben Biologen die Gelegenheit, ihre Ausbildung und ihre Qualifikationen herauszustellen. Wer dabei einige Regeln beachtet, kann den Personaler von sich überzeugen.

Veröffentlicht: 01.04.2019

Von: Maria Zeitler

In Zeiten, in denen viele Unternehmen explizit auf ein Anschreiben verzichten, bekommt der Lebenslauf auch für Biologen einen höheren Stellenwert: Er ist die Visitenkarte, die zeigt, wie das bisherige Arbeitsleben verlaufen ist, welche Stellen der Bewerber innehatte und welche Erfolge er vorweisen kann. Doch neben allgemein zu beachtenden Regeln kommt es im Bereich Biologie auch darauf an, mit welcher Ausbildung und in welchem Bereich man sich bewerben will. Einen Überblick über die wichtigsten Richtlinien gibt die folgende Übersicht.

Ob als Gutachter, im Naturschutz, im Zoo, in der Bioinformatik, in der Meeresbiologe oder Ökologie: In welchem Bereich auch immer sich Biologen bewerben, sie sollten viel Energie in den Lebenslauf stecken. 99 Prozent der Personaler halten ihn laut der Kienbaum-Studie RecruitingTrends 2017 für sehr wichtig. Übersichtlichkeit und Struktur dieses Dokuments sind demnach in Bewerbungen von größerer Bedeutung als Anschreiben und Zeugnisse. 82 Prozent der Befragten finden Bewerbungen ohne Foto nicht gut. Außerdem sollten Bewerber auf die Rechtschreibung Wert legen: Es wird zwar kaum ein Biologe in seinem Job täglich druckreife Texte verfassen müssen, doch dient die Rechtschreibung Personalern als Gradmesser für Sorgfalt – und die dürfte bei so manchem Job im Labor, wenn etwa mit gefährlichen Substanzen und Erregern gearbeitet wird, ein wichtiges Kriterium sein.

Karriereexperten und Coaches raten für den Lebenslauf zu folgender Gliederung:

  1. Persönliche Angaben
  2. Berufserfahrung
  3. Weiterbildungen
  4. Praktika / Auslandserfahrung / Nebentätigkeiten
  5. Studium / Ausbildung / Wehr- oder Zivildienst / Schule
  6. Sprachen und IT-Kenntnisse
  7. Weitere Kenntnisse (optional, ggf. Führerschein, Veröffentlichungen etc.)
  8. Interessen (optional)

Alle relevanten Personen- und Kontaktdaten gehören an den Anfang. Auch das Foto kann, sofern es nicht auf einem Deckblatt platziert ist, im Lebenslauf Platz finden. Wer auf das Bild, Angaben zu seinem Alter, seinen Geburtsort oder seine Religion verzichtet, ist zwar rechtlich auf der sicheren Seite, könnte aber trotzdem bei einer ersten Sichtung durchfallen. 

Den zweiten Punkt im Lebenslauf sollten Biologen besonders sorgfältig ausarbeiten: Die Berufserfahrung erhält bei Personalern die meiste Aufmerksamkeit. Laut einer Eyetracking-Studie mit Personalern, die Stepstone Österreich und die Marktforschungsagentur MindTake durchführten, nehmen sich Personaler im Schnitt 43 Sekunden Zeit, um einen Lebenslauf zu überfliegen – 22,3 Sekunden davon investieren sie jedoch allein in die Berufserfahrung. Sieben Sekunden werden für den letzten Job verwendet und 6,1 Sekunden für die Ausbildung. Bei der Darstellung der Berufserfahrung ist es wichtig, sie antichronologisch darzustellen, so steht der aktuelle Job ganz oben. Die Zeiträume der verschiedenen Tätigkeitsabschnitte sollten präzise sein: Datumsangaben auf den Tag genau sind nicht nötig, lediglich die Jahreszahlen anzugeben, ist dagegen zu schwammig. Mit monatsgenauen Angaben kann der Lebenslauf am schnellsten erfasst werden. Also zum Beispiel: 06/2016 bis 05/2018.

Biologen können beim Schreiben ihres Lebenslaufs durchaus auch ins Detail gehen: Wenn es für die gewünschte Stelle von Belang ist, kann hier darauf eingegangen werden, mit welchen Organismen und Substanzen bereits gearbeitet wurde und wie viel Erfahrung im Labor gesammelt wurde.

Bewerber sollten jedoch immer streng darauf achten, den Lebenslauf nicht mit Fachbegriffen zu überfrachten: Da der erste Leser oft ein Mitarbeiter aus der Personalabteilung ist, können zu technische Begriffe verwirren. Hier sollten Bewerber versuchen, die Stellen mit gebräuchlichen Jobbezeichnungen und verständlichen Tätigkeitsbeschreibungen zu versehen. Für die Vermittlung der fachlichen Kompetenz ist in den persönlichen Gesprächen mit dem entsprechenden Fachpersonal noch genug Zeit und Raum – allerdings nur, wenn der Lebenslauf nicht schon beim Personaler wegen Unverständlichkeit durchfällt. 

Was die Wortwahl betrifft, kann es auch helfen, die Stellenausschreibung noch einmal genau zu lesen und dort genannte Schlüsselqualifikationen als „Keywords“ in den Lebenslauf einzubauen. Das hilft auch, falls die Bewerbung in einem der großen Konzerne in der ersten Runde von einem Algorithmus ausgewertet wird. Eine optisch übersichtliche, nicht überfrachtete Darstellung kommt dem ebenfalls entgegen – und so wünscht es sich auch der menschliche Personaler.

Der wichtigste Hinweis für promovierte Biologen liegt auf der Hand: Der Doktortitel sollte im Lebenslauf genannt werden. Streng zu beachten ist hierbei jedoch, dass der Titel erst nach Erhalt der Promotionsurkunde offiziell getragen – und demzufolge auch im Lebenslauf aufgeführt – werden darf. Verschweigen muss und sollte man diesen so wichtigen Aspekt auch vor Erhalt der Urkunde jedoch auf keinen Fall: Im Lebenslauf können Biologen darauf hinweisen, dass sie eine Doktorarbeit abgegeben haben, wo und zu welchem Thema diese verfasst wurde. Für viele Jobs in der Biologie ist der Doktortitel eine Voraussetzung, zumindest aber ist meist ein höheres Einstiegsgehalt mit der Promotion verbunden.

Bei Bewerbungen in der Wirtschaft sollten promovierte Biologen darauf achten, weniger die Forschung selbst in den Mittelpunkt zu stellen, als vielmehr herauszuarbeiten, welche konkreten Kenntnisse und Fähigkeiten für die Forschung notwendig waren oder durch sie erlangt wurden. Hobbies oder ehrenamtliche Tätigkeiten können im Lebenslauf für einen Job in der Wirtschaft genannt werden, vor allem wenn sie einen konkreten Bezug zum späteren Tätigkeitsprofil aufweisen: So könnte die Erfahrung als Kitesurfing-Lehrer für eine Stelle mit Führungsverantwortung für den Personaler durchaus eine Rolle bei der Auswahl spielen. In der Wissenschaft und Forschung sind solche Anmerkungen hingegen eher unüblich. 

Das Graduiertenzentrum der Universität Passau weist darauf hin, dass der Lebenslauf für eine Bewerbung in der Wissenschaft deutlich länger als der „normale“ sein darf. Die Chronologie darf aufgebrochen werden, um so die Forschungsschwerpunkte direkt nach den Angaben zur Person aufzulisten. Auch Publikationen finden explizit Erwähnung. Nach den üblichen Punkten des Lebenslaufs beginnt – am besten auf einer neuen Seite – der wissenschaftliche Lebenslauf, der folgende Punkte enthalten sollte: 

  • Forschungsprojekte
  • Publikationen, aufgeteilt in die Bereiche Originalarbeiten (Papers), Übersichtsarbeiten (Reviews) und Bücher/Buchbeiträge
  • Lehrerfahrungen
  • Vorträge auf Konferenzen 
  • Stipendien, Preise und Auszeichnungen 
  • Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Organisationen, Gruppen, Netzwerken 

Gerade bei den Publikationen sollten sich Bewerber mit der Angabe ihrer Werke nicht zurückhalten, denn Veröffentlichungen sind die wichtigste Währung in der Wissenschaft: Bewerber mit vielen Publikationen sind also auch für die Institute oftmals am interessantesten.

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Während bei Informatikern oder Ingenieuren heute auch Bachelor-Absolventen gute Chancen auf eine Stelle haben, liegt der Fall bei Naturwissenschaftlern wie Biologen anders. Nicht nur in der Wissenschaft ist der Doktortitel gefragt. Auch wer eine leitende Position in Wirtschaft oder Verwaltung anstrebt, erhöht mit einer Promotion oft seine Chancen – und sein Gehalt. Zwar kommt heutzutage ein Biologie-Studium ohne Promotion nicht mehr einem kompletten Studienabbruch gleich. Dennoch wird es für Biologen mit Diplom oder Master, aber vor allem mit Bachelor ungleich schwerer.

Wer sich also auf Stellen für biologisch-technische Assistenten, für Management-Trainee-Programme in der Industrie oder für Einstiegsprogramme von Unternehmensberatungen speziell für Naturwissenschaftler bewirbt, sollte sich beim Lebenslauf besonders Mühe geben. Laut Informationen des Career Service der Ruhr-Universität Bochum (RUB) muss zum Beispiel eine abgebrochene Doktorarbeit nicht unbedingt im Lebenslauf ersichtlich werden: Im Einzelfall lasse sich dies so begründen, dass man im Rahmen einer wissenschaftlichen Mitarbeit noch bestimmte Projekte beenden wollte, dies dann aber zu theorielastig wurde und man mit mehr Praxisbezug arbeiten wolle. Das sollte auch im Lebenslauf entsprechend aufgefangen werden. Im besten Fall kann dies dem Unternehmen auch die Sorge nehmen, dass der Kandidat wieder abspringt, weil er die Möglichkeit hat, in die Forschung zu wechseln.

Für viele Unternehmen haben außerdem Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen einen hohen Stellenwert, gerade wenn ihre Entwicklungs- und Forschungsabteilungen international arbeiten. Wer sich also mit Diplom, Bachelor oder Master bewirbt und nicht promoviert hat, aber mit speziellen Sprachkursen, Auslandsaufenthalten und beruflichen Stationen in anderen Ländern glänzen kann, sollte dies im Lebenslauf prominent auflisten und die Tätigkeiten und erworbenen Kenntnisse genau beschreiben. 

Auch tatsächliche Lücken im Lebenslauf sind nicht schlimm – ausgenommen jene, die nicht erklärt werden. Laut der Kienbaum-Studie RecruitingTrends 2017 sagen 46 Prozent der befragten Personaler, dass Lücken ohne Erklärung einen Bewerber disqualifizieren. Die fast 300 an der Onlinebefragung beteiligten Unternehmen finden dies noch schlimmer als beispielsweise ein unprofessionelles Foto.

Vielleicht gibt es eine Fortbildung, den Versuch der Selbstständigkeit oder eine ehrenamtliche Tätigkeit im Bereich der Biologie, die in diese Zeit fallen? So lassen sich diese Phasen statt mit „arbeitslos“ oder „arbeitsuchend“ leicht als Gewinn beschreiben und als konstruktive Phase im Sinne von Orientierung und Berufsfelderschließung im Lebenslauf darstellen.

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