Anwalt Gehalt
Berufsanfänger bis Partner in der Großkanzlei: Wie hoch ist das Gehalt von Anwälten und Anwältinnen?

Portmonee Symbolbild Anwalt Gehalt

Das Gehalt von Anwält:innen variiert mitunter erheblich. © Micha / Photocase

Wie viel verdient ein Anwalt oder eine Anwältin? Das Gehalt hängt von vielen Faktoren ab – ist aber vor allem mit Prädikatsexamen herausragend.

Veröffentlicht: 13.02.2023

Von: Florian Heil, Maike Schade

Die Unterschiede beim Gehalt von Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen sind extrem groß; die Spanne reicht von rund 45.000 Euro im Jahr bis hin zu einer halben Million. Es ist von mehreren Faktoren abhängig, die Examensnote ist keineswegs der einzig entscheidende.Die Bundesrechtsanwaltskammer nennt in ihrem STAR-Report 2020 (STAR: Statistisches Berichtssystem für Rechtsanwälte) weitere Faktoren, die entscheidend für das Anwaltsgehalt sind:

  • das Alter bzw. somit die Berufserfahrung
  • Spezialisierungen (keine Spezialisierung, nur Spezialisierung, Fachanwalt)
  • die berufliche Stellung (angestellt, freiberuflich, selbstständig, Syndikusanwalt)
  • das Bundesgebiet (Ost/West) sowie die Ortsgröße des Kanzlei- oder Unternehmenssitzes
  • das Geschlecht
  • die Kanzleiform (Einzelkanzlei oder Sozietät)
  • die Größe der Kanzlei oder Sozietät und
  • das Kanzleialter.


Auf den Punkt gebracht

Je größer die Kanzlei oder Sozietät und der Ort, je älter die Kanzlei, desto höher fallen die Gehälter aus. Fachanwälte verdienen mehr als nicht spezialisierte, Männer verdienen mehr als Frauen, Westdeutsche mehr als Ostdeutsche. Das höchste Gehalt haben Partner in international agierenden Großkanzleien.

Die Coronapandemie hatte laut „Perspektive Jura 2022“ vorübergehend zu deutlichen Einbrüchen auf dem Arbeitsmarkt für Jurist:innen geführt; die Lage habe sich aber wieder entspannt. Mittel- und langfristige Folgen seien dennoch nicht abschätzbar. 

Vor allem überdurchschnittlich gute Jura-Absolventen und -Absolventinnen dürfen sich auch 2021 über hohe Einstiegsgehälter freuen. Diese waren im Vergleich zu anderen Berufen schon immer recht großzügig, doch in den vergangenen Jahren ist der Verdienst nochmals deutlich angestiegen, wie das Studien- und Karriereberatungszentrum der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln berichtet. 

Besonders Absolventinnen und Absolventen mit zwei Prädikatsexamen, also mit der Note „vollbefriedigend“ oder besser, haben hervorragende Karriereperspektiven. Sie sind als Arbeitskräfte extrem begehrt, da laut „Perspektive Jura 2022“ nur „ein kleiner Teil“ der jährlich 7.500 Jura-Absolvent:innen das zweite Staatsexamen mit dieser Note oder noch besser abschließt. Der Bedarf an diesen hoch Qualifizierten sei aber sehr groß.

Entsprechend hoch fallen die Einstiegsgehälter aus: Waren sechsstellige Eurobeträge im Jahr 2016 noch die Ausnahme, zahlen Top-Kanzleien ein solches Bruttojahresgehalt mittlerweile immer häufiger, um sehr gut ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen. In renommierten Großkanzleien winken direkt zum Einstieg bis zu 140.000 Euro im Jahr. 

In den sogenannten Boutiquen, also den Kanzleien mit 50 oder weniger Anwält:innen, liegt das Einstiegsgehalt laut „Perspektive Jura 2022“ im Schnitt bei 75.000 Euro. In kleineren Kanzleien mit zehn oder weniger Anwälten :innen, die den deutschen Rechtsdienstleistungsmarkt dominieren, starten Jungjurist:innen durchschnittlich mit 50.000 Euro im Jahr.

Die höchsten Einkommen unter den angestellten Rechtsanwält:innen können die Partner einer Großkanzlei verbuchen – in Top-Kanzleien laut „Perspektive Jura 2022“ im Schnitt etwa eine halbe Million Euro. Das Einkommen der Partner und Partnerinnen ist dabei umsatzabhängig, der variable Anteil kann bis zu 50 Prozent betragen. Angestellte Juniorpartner und Juniorpartnerinnen bekommen in der Regel ein fixes Gehalt plus Boni, durchschnittlich verdienen sie in Deutschland 200.000 Euro brutto pro Jahr.

Das Buch „Perspektive Jura 2022“ beruft sich auf Zahlen des juristischen Personalvermittlers Legal People. In der folgenden Tabelle werden die durchschnittlichen Brutto-Jahresgehälter von angestellten Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen nach Berufserfahrung und Kanzleigröße unterschieden.

Anwaltsgehälter nach Berufserfahrung und Kanzleigröße

Karrierelevel Kleine Kanzlei Boutique Großkanzlei

Associate (Berufsanfänger:in)

50.000 €

75.000 €

100.000 € (plus Boni)

Senior Associate

70.000 €

85.000 €

125.000 € (plus Boni)

Counsel (dauerhaft angestellter Anwalt/Anwältin ohne Partnerschaft)

85.000 €

125.000 €

175.000 € (plus Boni)

Salary/Junior/Local/Fixed Share Partner (angestellter Partner)

100.000 €

150.000 €

200.000 € (plus Boni)

Equity Partner (Vollpartner:in)

150.000 €

250.000 €

500.000 € (plus Boni, vor Steuern)

Quelle: Perspektive Jura 2022

Wie in anderen Berufen auch, steigt das Gehalt von Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen in der Regel mit den absolvierten Berufsjahren an. Dies ist insbesondere in den Top-Kanzleien der Fall, wo stufenweise steigende Gehälter üblich sind.

In Boutique-Kanzleien mit bis zu 50 Mitarbeitenden und noch kleineren Kanzleien sind Gehaltssprünge dagegen oft an (Junior-)Partnerschaften gekoppelt. Managing Associates oder Senior Associates mit drei bis sieben Jahren Berufserfahrung verdienen in den Top-Kanzleien teils 150.000 bis 200.000 Euro im Jahr, im Durchschnitt allerdings eher 125.000 Euro.

Gemeinsam sind wir stark – das trifft auch auf Anwaltsgehälter zu. Erzielten Rechtsanwält:innen in Einzelkanzleien im Jahr 2018 ein durchschnittliches Brutto-Jahreseinkommen von 45.000 Euro, verdienten ihre Kolleg:innen in lokalen Sozietäten 52.000 Euro. In internationalen, großen Sozietäten waren es 80.000 Euro.

Dasselbe Bild bietet sich bei den Umsätzen selbstständiger Anwälte und Anwältinnen. Je größer die Sozietät, desto höher auch der persönliche Umsatz.

Wer sich Fachwissen aneignet, wird dafür belohnt: Ein Anwalt mit Spezialisierung verdient laut STAR-Report mehr als einer ohne. Am höchsten sind die Einkommen bzw. Umsätze bei Fachanwälten und Fachanwältinnen.

Generell gilt: Anwälte und Anwältinnen, die sich auf Handels-, Gesellschafts-, Insolvenz-, Bank- oder Kapitalmarktrecht spezialisiert haben, erhalten ein überdurchschnittliches Gehalt. Im Gegensatz dazu verdienen Anwälte, die ihre Tätigkeitsschwerpunkte im Sozial-, Straf-, Familien- und Mietrecht haben, geringer als der Durchschnitt. 

Der Standort der Kanzlei oder Sozietät wirkt sich ebenfalls erheblich auf den Verdienst aus: Je größer der Unternehmensstandort, desto höher ist in der Regel auch das Einkommen der Anwälte und Anwältinnen. In den Metropolen Frankfurt, Hamburg, München, Stuttgart und Köln winken großzügige Gehälter, dagegen sind vor allem in den neuen Bundesländern deutlich geringere Bezüge zu erwarten.

In Klein- und Mittelstädten (bis 100.000 Einwohner) lag das durchschnittliche Einkommen laut STAR-Report bei 45.000 bzw. 43.000 brutto pro Jahr. In Großstädten mit bis zu einer halben Million Einwohner waren es dagegen 55.000 Euro, in noch größeren Metropolen 83.000 Euro.

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Im Jahr 2018 lag der durchschnittliche persönliche Überschuss aus selbständiger Tätigkeit laut der STAR-Erhebung bei 98.000 Euro. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen war dabei enorm: Während Rechtsanwälte 110.000 Euro Gewinn erwirtschafteten, waren es bei Rechtsanwältinnen lediglich 66.000 Euro. In Westdeutschland, so der Report, seien der Gender Pay Gap dabei deutlich höher als in Ostdeutschland.

Syndikusanwälte und -anwältinnen gehören zu den Spitzenverdienern unter den Rechtsanwälten. Ihr Einkommen betrug im Jahr 2018 durchschnittlich 123.000 Euro brutto – und war damit deutlich höher als das von angestellten Rechtwält:innen.

Auch hier zeigte sich eine deutliches West-Ost-Gefälle und auch der Gender Pay Gap: Männer konnten im Schnitt 50 Prozent mehr Gehalt verbuchen.

Ein Doktortitel öffnet für Anwält:innen nicht nur Türen, die sonst verschlossen sein könnten – er lohnt sich auch finanziell. Das ergab eine Umfrage der Plattform Gehalt.de aus dem Herbst 2017. Im Schnitt verdienen promovierte Anwälte und Anwältinnen rund 33.000 Euro brutto im Jahr mehr.

In vielen der Top-50-Kanzleien war ein Doktortitel und/oder ein im Ausland erworbener LL.M. samt entsprechender Fremdsprachenkenntnisse lange Zeit notwendige Bedingung, durch den großen Bedarf an sehr gut ausgebildeten Jurist:innen ist dieser Grundsatz aktuell jedoch teilweise aufgeweicht.

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Staatsanwälte und Staatsanwältinnen, das impliziert bereits die Berufsbezeichnung, sind im Staatsdienst tätige Beamt:innen. Ihr Gehalt ist in der Besoldungsordnung R (Richter und Staatsanwälte) geregelt. Diese fällt je nach Bundesland aber recht unterschiedlich aus. So ergeben sich Differenzen von bis zu zehn Prozent. Demnach verdient ein lediger, kinderloser Staatsanwalt 2023 im ersten Berufsjahr (Besoldungsgruppe R1) in Mecklenburg-Vorpommern 55.758,99 Euro brutto pro Jahr; in Bayern sind es 60.464,47 Euro. 

Für Bundesanwält:innen, etwa am Bundesgerichtshof, greift die Besoldungsordnung R des Bundes. Staatsanwälte und Staatsanwältinnen der Einstiegsgruppe R2 verdienen hier knapp 67.000 Euro brutto jährlich (ab April 2022), Ober- oder Generalstaatsanwält:innen der Besoldungsgruppe R6 rund 167.202 Euro.

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