Associate bis Vollpartner: Das Gehalt von Rechtsanwälten in Sozietäten
Die höchsten Einkommen unter den angestellten Rechtsanwält:innen können die Partner einer Großkanzlei verbuchen – in Top-Kanzleien laut „Perspektive Jura 2022“ im Schnitt etwa eine halbe Million Euro. Das Einkommen der Partner und Partnerinnen ist dabei umsatzabhängig, der variable Anteil kann bis zu 50 Prozent betragen. Angestellte Juniorpartner und Juniorpartnerinnen bekommen in der Regel ein fixes Gehalt plus Boni, durchschnittlich verdienen sie in Deutschland 200.000 Euro brutto pro Jahr.
Das Buch „Perspektive Jura 2022“ beruft sich auf Zahlen des juristischen Personalvermittlers Legal People. In der folgenden Tabelle werden die durchschnittlichen Brutto-Jahresgehälter von angestellten Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen nach Berufserfahrung und Kanzleigröße unterschieden.
Wie in anderen Berufen auch, steigt das Gehalt von Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen in der Regel mit den absolvierten Berufsjahren an. Dies ist insbesondere in den Top-Kanzleien der Fall, wo stufenweise steigende Gehälter üblich sind.
In Boutique-Kanzleien mit bis zu 50 Mitarbeitenden und noch kleineren Kanzleien sind Gehaltssprünge dagegen oft an (Junior-)Partnerschaften gekoppelt. Managing Associates oder Senior Associates mit drei bis sieben Jahren Berufserfahrung verdienen in den Top-Kanzleien teils 150.000 bis 200.000 Euro im Jahr, im Durchschnitt allerdings eher 125.000 Euro.
Kanzleiform: Einzelkanzlei vs. Sozietät
Gemeinsam sind wir stark – das trifft auch auf Anwaltsgehälter zu. Erzielten Rechtsanwält:innen in Einzelkanzleien im Jahr 2018 ein durchschnittliches Brutto-Jahreseinkommen von 45.000 Euro, verdienten ihre Kolleg:innen in lokalen Sozietäten 52.000 Euro. In internationalen, großen Sozietäten waren es 80.000 Euro.
Dasselbe Bild bietet sich bei den Umsätzen selbstständiger Anwälte und Anwältinnen. Je größer die Sozietät, desto höher auch der persönliche Umsatz.
Anwalt ohne und mit Spezialisierung, Fachanwalt
Wer sich Fachwissen aneignet, wird dafür belohnt: Ein Anwalt mit Spezialisierung verdient laut STAR-Report mehr als einer ohne. Am höchsten sind die Einkommen bzw. Umsätze bei Fachanwälten und Fachanwältinnen.
Generell gilt: Anwälte und Anwältinnen, die sich auf Handels-, Gesellschafts-, Insolvenz-, Bank- oder Kapitalmarktrecht spezialisiert haben, erhalten ein überdurchschnittliches Gehalt. Im Gegensatz dazu verdienen Anwälte, die ihre Tätigkeitsschwerpunkte im Sozial-, Straf-, Familien- und Mietrecht haben, geringer als der Durchschnitt.
Standort der Kanzlei oder Sozietät
Der Standort der Kanzlei oder Sozietät wirkt sich ebenfalls erheblich auf den Verdienst aus: Je größer der Unternehmensstandort, desto höher ist in der Regel auch das Einkommen der Anwälte und Anwältinnen. In den Metropolen Frankfurt, Hamburg, München, Stuttgart und Köln winken großzügige Gehälter, dagegen sind vor allem in den neuen Bundesländern deutlich geringere Bezüge zu erwarten.
In Klein- und Mittelstädten (bis 100.000 Einwohner) lag das durchschnittliche Einkommen laut STAR-Report bei 45.000 bzw. 43.000 brutto pro Jahr. In Großstädten mit bis zu einer halben Million Einwohner waren es dagegen 55.000 Euro, in noch größeren Metropolen 83.000 Euro.
Selbstständige Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen: Großer Gender Pay Gap
Im Jahr 2018 lag der durchschnittliche persönliche Überschuss aus selbständiger Tätigkeit laut der STAR-Erhebung bei 98.000 Euro. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen war dabei enorm: Während Rechtsanwälte 110.000 Euro Gewinn erwirtschafteten, waren es bei Rechtsanwältinnen lediglich 66.000 Euro. In Westdeutschland, so der Report, seien der Gender Pay Gap dabei deutlich höher als in Ostdeutschland.
Das Gehalt von Syndikusanwälten
Syndikusanwälte und -anwältinnen gehören zu den Spitzenverdienern unter den Rechtsanwälten. Ihr Einkommen betrug im Jahr 2018 durchschnittlich 123.000 Euro brutto – und war damit deutlich höher als das von angestellten Rechtwält:innen.
Auch hier zeigte sich eine deutliches West-Ost-Gefälle und auch der Gender Pay Gap: Männer konnten im Schnitt 50 Prozent mehr Gehalt verbuchen.
Jura-Promotion: Gehaltssteigerung durch Doktortitel
Ein Doktortitel öffnet für Anwält:innen nicht nur Türen, die sonst verschlossen sein könnten – er lohnt sich auch finanziell. Das ergab eine Umfrage der Plattform Gehalt.de aus dem Herbst 2017. Im Schnitt verdienen promovierte Anwälte und Anwältinnen rund 33.000 Euro brutto im Jahr mehr.
In vielen der Top-50-Kanzleien war ein Doktortitel und/oder ein im Ausland erworbener LL.M. samt entsprechender Fremdsprachenkenntnisse lange Zeit notwendige Bedingung, durch den großen Bedarf an sehr gut ausgebildeten Jurist:innen ist dieser Grundsatz aktuell jedoch teilweise aufgeweicht.