LL.M. in Vollzeit oder berufsbegleitend: Möglichkeiten
Grundsätzlich kann ein LL.M.-Titel sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Staatsexamen erworben werden. Möchten Juristen den Master of Laws bereits nach dem ersten Staatsexamen absolvieren, sind in der Regel jedoch höhere Voraussetzungen zu erfüllen, um zum Masterstudium zugelassen zu werden.
Ein Vorteil, den LL.M. schon nach dem ersten Staatsexamen zu absolvieren, kann darin liegen, sich frühzeitig zu spezialisieren, wenn die Wunschausrichtung bereits klar ist und die Zeit zwischen dem ersten Staatsexamen und dem Referendariat effizient genutzt werden soll. Steht jedoch noch nicht genau fest, in welchem Rechtsgebiet die Vertiefung erfolgen soll oder bestehen noch viele Unsicherheiten und Schwierigkeiten im juristischen Arbeiten, kann es empfehlenswert sein, sich dem LL.M. erst nach dem zweiten Staatsexamen zu widmen. Vorteilhaft ist, dass Studierende den Masterstudiengang sowohl im Vollzeit- als auch im Teilzeit- sowie im Präsenz- oder im Fernstudium durchlaufen können. Es ist also durchaus auch möglich, einen LL.M. berufsbegleitend zu absolvieren
Die verschiedenen LL.M.-Studiengänge in Deutschland
Um den LL.M.-Studienabschluss zu erlangen, haben Juristen eine große Auswahl an Studiengängen. Die Schwerpunkte sind hierbei äußerst vielfältig, sodass für nahezu jeden Interessenschwerpunkt ein passendes Programm vorhanden ist. Wer mit einem solchen Postgraduiertenstudium seine Kenntnisse im deutschen oder europäischen Recht verbessern möchte, findet an einigen Hochschulen entsprechende Aufbaustudiengänge.
Mit einem Blick auf die große Auswahl an LL.M.-Studiengängen wird schnell deutlich, wieso es für Juristen durchaus sinnvoll ist, die eigenen Interessen zu kennen, bevor sie sich für einen juristischen Masterstudiengang entscheiden. Angefangen von Wirtschafts-, über Steuer-, bis hin zu Umwelt- oder Seerecht, sind hier zahlreiche Rechtsgebiete vertreten, die einen Juristen für die spätere Berufswahl qualifizieren. So gibt es beispielsweise auch Raritäten wie den LL.M. im Medienrecht an der Humboldt-Universität in Berlin und der Johannes Gutenberg Universität in Mainz oder den LL.M. im Sportrecht an der Universität Bayreuth.
Den LL.M. im Ausland absolvieren
Für LL.M.-Interessenten, die für den Zeitraum des Masterstudiengangs nicht an Deutschland gebunden sind und sich nicht zwingend auf das deutsche Recht spezialisieren wollen, bietet ein Auslands-LL.M. einige Vorteile für den späteren Karriereweg. Zum einen können angehende Juristen ihre Fremdsprachkenntnisse verbessern und zum anderen lernen sie andere Kulturen kennen und erweitern ihren Horizont – alles Attribute, die von international tätigen Kanzleien und Unternehmen gern gesehen werden. Da es für deutsche Juristen ansonsten nur begrenzte Möglichkeiten gibt, im Ausland zu arbeiten, nutzen die meisten LL.M.-Studierenden das Zusatzstudium, um die wertvollen Auslandserfahrungen zu sammeln.
Beliebt ist insbesondere der LL.M. Eur. (Master of European Law), der an vielen europäischen Hochschulen angeboten wird. Die Seminare und Veranstaltungen im Rahmen der Studieninhalte beschäftigen sich vor allem mit dem europäischen Recht und seiner Umsetzung in den Mitgliedsstaaten der EU. Deutschen Kandidaten fällt der Einstieg in der Regel leicht, da das Europarecht bereits in der deutschen Juristenausbildung eine Rolle spielt. Die meisten Studiengänge werden dabei auf Englisch angeboten, weshalb insbesondere der LL.M. Eur. den Arbeitgebern ein verhandlungssicheres Englisch verspricht.
Mit entsprechenden Kenntnissen können sich deutsche Juristen aber auch auf beispielsweise spanische oder französische Programme bewerben. Wer mehrere Fremdsprachen spricht, kann sich zudem für ein bilinguales Studium wie den LL.M. am College of Europe in Brügge entscheiden. Juristen, die hingegen einen Einblick in eine vollkommen fremde Rechtsordnung erhalten möchten, können nach LL.M.-Programmen außerhalb der EU Ausschau halten. Besonders begehrt sind dabei die US-amerikanischen Jura-Masterstudiengänge, wobei vor allem die LL.M.-Titel von Elite-Universitäten wie der Harvard University oder der Yale Law School einen guten Ruf haben.
Wie viel Zeit nimmt ein LL.M. in Anspruch?
Die Dauer eines LL.M.-Studiums hängt insbesondere von der Art des jeweiligen Programms ab. Während deutsche LL.M.-Programme in der Regel zwei Jahre (vier Semester) dauern, können Sie die meisten ausländischen Studiengänge als Vollzeitprogramm innerhalb eines Jahres beziehungsweise in zwei Semestern absolvieren. Das Studium beginnt meist im Herbstsemester, einige Universitäten bieten den Einstieg allerdings auch im Frühjahr an. Daneben gibt es die sogenannten Executive-Varianten, bei denen Sie den LL.M. berufsbegleitend absolvieren können.
Die Ausgestaltung der einzelnen Programme ist sehr unterschiedlich, sodass jeder das Angebot finden kann, das sich am besten mit der jeweiligen beruflichen Situation vereinbaren lässt. Die meisten Universitäten setzen dabei auf ein- bis dreiwöchige Präsenzkurse, an denen Studierende während des Jahresurlaubs teilnehmen können. Um den LL.M.-Titel zu erlangen, müssen Sie während eines variablen Zeitraums von ein bis vier Jahren eine bestimmte Anzahl an Kursen erfolgreich absolvieren. Einen solchen LL.M. Professional Track bietet beispielsweise die University of California, Berkeley an. Viele Programme kombinieren ihre Präsenzveranstaltungen außerdem mit Onlinekursen, wie der Kooperationsstudiengang zur Erlangung des Executive LL.M. der IE Law School in Madrid und der Northwestern University in Chicago oder setzen ausschließlich auf Onlineplattformen wie der LL.M. Taxation von der New York University School of Law (NYU).
Welcher Zeitpunkt eignet sich für die Erlangung des LL.M.?
Wer sich um einen LL.M. bewerben möchte, sollte sich frühzeitig mit den Voraussetzungen beschäftigen. Insbesondere dann, wenn der LL.M. im Ausland absolviert werden soll. Hier benötigen Bewerber neben Referenzen und guten Noten auch eine hohe Punktzahl in einem Fremdsprachentest wie dem TOEFL oder dem IELTS. Da für die Zulassung in der Regel jedoch nur der Abschluss eines juristischen Hochschulstudiums erforderlich ist, ist es möglich, den Master of Laws direkt nach dem ersten Examen zu machen. Beachten Sie jedoch, dass die Bewerbungsfristen an vielen Universitäten bereits mehrere Monate vor dem Studienbeginn enden. Wer nicht zu viel Zeit zwischen Abschluss der mündlichen Prüfung und dem LL.M.-Studium verlieren möchte, kann sich daher oftmals auch mit seinen vorläufigen Noten bewerben. Ein Zusatzstudium im Anschluss an das erste Examen wird zudem oftmals als willkommene Abwechslung und Auszeit nach einer langen Phase des Lernens gesehen.
Gleiches gilt auch für das Masterstudium nach dem zweiten Examen. Für Volljuristen können sich dabei außerdem spannende Jobperspektiven bei internationalen Arbeitgebern ergeben. Bei der Frage, ob ein Vollzeit-LL.M. nach dem ersten oder zweiten Examen die richtige Wahl ist, spielt aber auch die persönliche Situation eine Rolle. Kurz nach dem ersten Examen etwa haben Juristen in der Regel noch keine familiären Verpflichtungen und es fällt ihnen nicht schwer, ihren studentischen Lebensstandard fortzusetzen.
Bedeutsam für die Wahl des richtigen Zeitpunkts sind außerdem die Kosten des Studiengangs. Während bei einem europäischen LL.M. mit etwa 10.000 Euro zu rechnen ist, kostet ein Studium in den USA meist mehr als 50.000 Euro. Diese hohen Summen führen deshalb bei vielen jungen Juristen dazu, das Masterstudium erst zu einem späteren Zeitpunkt anzugehen. Manche lassen sich dafür von ihrem Arbeitgeber unbezahlt freistellen oder nehmen ein Sabbatical in Anspruch, um ein Vollzeitprogramm absolvieren zu können. Andere wiederum entscheiden sich für einen berufsbegleitenden LL.M. Im Gegensatz zu einem Vollzeit-LL.M. werden die Studiengebühren hier oftmals nicht auf einen Schlag fällig. Stattdessen werden die jeweiligen Kurse einzeln bezahlt. Dies hat den Vorteil, dass Interessierte nicht über mehrere Jahre hinweg sparen müssen, sondern das Masterstudium zeitnah nach dem Berufseinstieg angehen können. Außerdem müssen sie sich mit dieser Variante keine lange Auszeit vom Job nehmen und vermeiden somit mögliche Karriereeinbußen.
Was den LL.M.-Titel vom Dr. jur. unterscheidet
Trotz der hohen Kosten eines LL.M.-Studiums interessieren sich immer mehr Jura-Absolventen für diese Zusatzqualifikation. Ein Grund dafür ist auch, dass der LL.M. im Vergleich zu einer Promotion viele Vorteile bietet: Während der Zeitplan einer Dissertation von vielen verschiedenen Faktoren abhängt und je nach Thema ein bis fünf Jahre eingeplant werden müssen, kann ein Masterstudium meistens innerhalb eines Jahres absolviert werden. Wenn eine juristische Zusatzqualifikation vor allem wegen besserer Chancen beim Berufseinstieg anstrebt wird, ist der LL.M. also eine gute Wahl, da er den Start ins Berufsleben nicht zu sehr verzögert. Außerdem sind für eine Promotion nach wie vor sehr gute Noten (im Idealfall ein Prädikat) erforderlich. Bei der breiten Auswahl an LL.M.-Programmen ist es dagegen auch bei durchschnittlichen Noten möglich, einen Studienplatz zu bekommen. Ein LL.M.-Titel kann beim Jobeinstieg zudem ein schlechtes Examenszeugnis ausgleichen. Für den Doktortitel in Jura spricht allerdings, dass er für eine Karriere in der Wissenschaft unabdingbar ist. Unter Umständen kann ein Dr. jur. auch mit höheren Einstiegsgehältern einhergehen. Letzteres gilt auch für LL.M.-Abschlüsse, wobei im Durchschnitt ein Doktortitel höher vergütet wird.
Der Master of Laws kann aber im Vergleich zum Doktortitel mit weiteren Vorteilen punkten: In international ausgerichteten Wirtschaftskanzleien sind englischsprachige Verträge und Verhandlungen an der Tagesordnung. Personalchefs und Partner achten bei den Bewerbern daher insbesondere auf Fremdsprachenqualifikationen. Ein LL.M., der nicht nur zeigt, dass der Kandidat die Sprache fließend beherrscht, sondern auch das juristische Fachvokabular kennt, ist daher gern gesehen und inzwischen sogar oftmals wichtiger als ein Doktortitel. Viele Rechtsanwälte in Großkanzleien haben allerdings sogar beide Titel. Wer sein Masterstudium in den USA absolviert, hat außerdem die Möglichkeit am Bar Exam teilzunehmen und als Rechtsanwalt in den Vereinigten Staaten zugelassen zu werden, was von international ausgerichteten Arbeitgebern ebenfalls gern gesehen wird.