Juristischer Titel
Der LL.M.-Titel – eine Alternative zum Dr. Jur.?

Zettel Symbolbild LLM-Titel

Der Titel LL.M. unterscheidet sich vom Dr. jur. nicht nur in Bezug auf Zugangsvoraussetzungen und Dauer sondern auch in Bezug auf spätere Gehaltsaussichten © margie / Photocase

Alles über die Voraussetzungen des LL.M. für Juristinnen und Juristen sowie Unterschiede zum LL.B. und dem juristischen Doktortitel lesen Sie hier.

Veröffentlicht: 11.10.2022

Von: Sandra Frielingsdorf, Maresa Wolbert

Die Abkürzung LL.M. steht für die lateinische Langform „Legum Magister“ sowie die englische Form „Master of Laws“ und ist ein juristischer Postgraduierten-Abschluss, der sowohl nach einem Jurastudium als auch nach Absolvieren eines nicht-juristischen Studiengangs erlangt werden kann.

Juristinnen und Juristen können sich nach ihrem Bachelor-Studium oder nach dem ersten oder zweiten Staatsexamen dazu entscheiden, den Masterstudiengang anzuhängen und dadurch ihre Berufsaussichten zu verbessern. Das juristische Masterstudium schlägt sich nicht nur in einer besseren Aussicht auf eine gute Position nieder sondern auch in einem höheren Gehalt.

Wer plant, international Karriere zu machen, dem bietet vor allem ein LL.M.-Abschluss Vorteile, der entweder im Ausland erlangt wird oder sich mit internationalem Recht befasst und ganz oder zu großen Teilen in englischer Sprache absolviert wird. Der LL.M.-Titel wird bei hiesigen Arbeitgebern neben dem Doktortitel immer beliebter, weil er eine juristische Zusatzqualifikation und Vertiefung darstellt. Für die Juristen selbst ist das Aufbaustudium eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse jenseits der Vorgaben der Prüfungsordnungen zu vertiefen und sich auf bestimmte Bereiche zu spezialisieren. Nachfolgend sollen die wichtigsten Fragen zum Thema Masterstudium für Juristen beantwortet werden.

Neben dem klassischen LL.M.-Titel, der die Grundzüge des deutschen Rechts behandelt, gibt es weitere Spezialisierungen, beispielsweise: 

  • LL.M. Oec. steht für Magistra/Magister Legis Oeconomicae. Dieses Aufbaustudium thematisiert das Wirtschaftsrecht.
  • LL.M. Int. bedeutet Magistra/Magister Legis Internationalis. Schwerpunkte des LL.M.-Studiums sind die Bereiche internationales Recht und/oder Rechtsvergleichung.
  • LL.M. Eur. steht für Magistra/Magister Legis Europae. Studierende erwerben vertiefte Kenntnisse im Bereich des europäischen (und internationalen) Wirtschaftsrechts.

In Deutschland werden an vielen Universitäten LL.M.-Studiengänge für Postgraduierte angeboten. Renommee und Prestige sind oft entscheidende Faktoren bei der Wahl. Da sich die LL.M.-Programme allerdings mitunter sehr voneinander unterscheiden und auch die formellen Rahmenbedingungen variieren, lassen sich schwerlich objektive Bewertungskriterien finden. Zu den wohl beliebtesten Hochschulen für den LL.M. in Deutschland zählen:

  • Humboldt-Universität zu Berlin 
  • Freie Universität Berlin
  • Bucerius Law School Hamburg
  • LMU München
  • Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Westfälische Wilhelms Universität Münster

Viele Juristen drängt es für den LL.M. in die USA. Zu den besten amerikanischen Law Schools gehören laut einem Ranking des amerikanischen Nachrichtenmagazins U.S. News & World Report folgende Einrichtungen:

  • Yale University in Connecticut
  • Stanford University in Kalifornien 
  • University of Chicago
  • Columbia University in New York
  • Harvard University in Cambridge

Wer mit dem Gedanken spielt, seinen LL.M.-Abschluss in Europa zu machen, findet vor allem in England exzellente Hochschulen wie etwa die University of Oxford, die University College London (UCL) oder die University of Cambridge.

Auch Hochschulen aus anderen Teilen Europas wie den Niederlanden (Leiden University, University of Amsterdam, Maastricht University), der Schweiz (Université de Genève) und Frankreich (Université Paris 1 Pantheon-Sorbonne, Paris 2 Pantheon-Assas University) sind bekannt für ihre sehr guten LL.M.-Programme. 

Ein LL.M.-Studium muss nicht an (oftmals hohen) Kosten scheitern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Finanzierung, etwa ein Stipendium. Stiftungen, Organisationen und Kanzleien vergeben sie unter bestimmten Voraussetzungen. Eine Übersicht liefert die Stipendiendatenbank. Weitere Adressen:


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Die Dauer eines LL.M.-Studiums hängt insbesondere von der Art des jeweiligen Programms ab. Während deutsche LL.M.-Programme in der Regel zwei Jahre (vier Semester) dauern, können Studierende die meisten ausländischen Studiengänge als Vollzeitprogramm innerhalb eines Jahres beziehungsweise in zwei Semestern absolvieren. Das Studium beginnt meist im Herbstsemester, einige Universitäten bieten den Einstieg allerdings auch im Frühjahr an. Daneben gibt es die sogenannten Executive-Varianten, bei denen Studierende den LL.M. berufsbegleitend absolvieren können.

Die Ausgestaltung der einzelnen Programme ist sehr unterschiedlich, sodass jeder das Angebot finden kann, das sich am besten mit der jeweiligen beruflichen Situation vereinbaren lässt. Die meisten Universitäten setzen dabei auf ein- bis dreiwöchige Präsenzkurse, an denen Studierende während des Jahresurlaubs teilnehmen können. Um den LL.M.-Titel zu erlangen, müssen sie während eines variablen Zeitraums von ein bis vier Jahren eine bestimmte Anzahl an Kursen erfolgreich absolvieren. 

Einen solchen LL.M. Professional Track bietet beispielsweise die University of California, Berkeley an. Viele Programme kombinieren ihre Präsenzveranstaltungen außerdem mit Onlinekursen, wie der Kooperationsstudiengang zur Erlangung des Executive LL.M. der IE Law School in Madrid oder setzen ausschließlich auf Onlineplattformen wie der LL.M. Taxation von der New York University School of Law (NYU).

Der Abschluss Master of Laws an einer in Deutschland ansässigen Universität lässt sich ebenfalls im Fernstudium erreichen. Dabei variieren Programme der einzelnen LL.M.-Studiengänge stark. Schwerpunkte können beispielsweise Medienrecht oder Steuerrecht sein. Die Euro-FH etwa bietet ein LL.M.-Fernstudium in Wirtschaftsrecht an, ebenso die FernUniversität in Hagen

An einigen Universitäten gibt es die Möglichkeit eines berufsbegleitenden Präsenzstudiums. Oft ist es als Abendstudium oder Wochenendstudium konzipiert. Nähere Informationen finden sich auf den Internetseiten der Universitäten.

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Wer sich um einen LL.M. bewerben möchte, sollte sich frühzeitig mit den Voraussetzungen beschäftigen. Insbesondere dann, wenn der LL.M. im Ausland absolviert werden soll. Hier benötigen Bewerberinnen und Bewerber neben Referenzen und guten Noten auch eine hohe Punktzahl in einem Fremdsprachentest wie dem TOEFL oder dem IELTS. Da für die Zulassung in der Regel jedoch nur der Abschluss eines juristischen Hochschulstudiums erforderlich ist, ist es möglich, den Master of Laws direkt nach dem ersten Examen beziehungsweise nach dem LL.B. zu machen. Ein Masterstudium nach dem zweiten Examen ist ebenfalls möglich. Für Volljuristen können sich dadurch spannende Jobperspektiven bei internationalen Arbeitgebern ergeben. 

Bei der Frage, ob ein Vollzeit-LL.M. nach dem ersten oder zweiten Examen die richtige Wahl ist, spielt aber auch die persönliche Situation eine Rolle. Kurz nach dem ersten Examen etwa haben Juristen in der Regel noch keine familiären Verpflichtungen und es fällt ihnen nicht schwer, ihren studentischen Lebensstandard fortzusetzen. 

Bedeutsam für die Wahl des richtigen Zeitpunkts sind außerdem die Kosten des Studiengangs. Während bei einem europäischen LL.M. mit etwa 10.000 Euro zu rechnen ist, kostet ein Studium in den USA meist mehr als 50.000 Euro. Diese hohen Summen führen deshalb bei vielen jungen Juristinnen dazu, das Masterstudium erst zu einem späteren Zeitpunkt anzugehen.

Sich im juristischen Bereich zu qualifizieren, ist auf vielen Wegen möglich. Doch Titel ist nicht gleich Titel. Hinter den Bezeichnungen LL.B., LL.M., MBA und Dr.jur. stecken unterschiedliche Qualifikationen und Schwerpunkte, denen spezifische Voraussetzungen zugrunde liegen. 

LL.B. steht für den Bachelor of Laws und geht auf das Lateinische Legum Baccalaureus zurück. Das Studium befasst sich in sechs bis acht Semestern mit grundlegenden juristischen Themen. Der LL.B. ist zwar ein akademischer Abschluss. Mit ihm alleine sind Absolventinnen und Absolventen allerdings nicht berechtigt, mit dem Referendariat zu starten. Denn die Ausbildung zum Volljuristen oder zur Volljuristin ist in Deutschland auf die beiden Staatsexamina ausgelegt. Wer also allein einen LL.B.-Titel in der Tasche hat, dem bleibt eine spätere Karriere als Notar, Richter oder Anwalt verwehrt. Mit einem Bachelor of Laws ist es allerdings möglich, in juristischen Arbeitsfeldern von Unternehmen zu arbeiten. Auch für juristischen Bereiche ohne Anwaltszwang genügt der LL.B.. 

Der LL.B.-Titel reicht in der Regel, um für ein LL.M.-Studium zugelassen zu sein. Letzteres ist durchaus empfehlenswert, da mit dem LL.M-Titel die Aussicht auf eine einkommensstärkere Karriere steigt.

Der Master of Business Administration (MBA) richtet sich nicht nur an Juristen. Das Aufbaustudium ist auch für Ingenieure, Natur- und Geisteswissenschaftlerinnen interessant, die in Managementpositionen oder hohen Ämtern im öffentlichen Dienst arbeiten wollen. Inhaltlich geht es um allgemeine Managementfunktionen. 

Da es beim MBA nicht um klassische juristische Themen, sondern um den Erwerb von Managementkenntnissen geht, ist dieser Titel nicht unbedingt für alle Juristinnen interessant. Wer allerdings eine Karriere in einem Unternehmen anstrebt und nicht ausschließlich juristisch tätig sein möchte, kann sich mit einem MBA-Titel hervorheben.

Der LL.M. bietet im Vergleich zu einer Promotion viele Vorteile: Während der Zeitplan einer Dissertation von vielen verschiedenen Faktoren abhängt und je nach Thema ein bis fünf Jahre eingeplant werden müssen, kann ein Masterstudium meistens innerhalb eines Jahres absolviert werden. Wenn eine juristische Zusatzqualifikation vor allem wegen besserer Chancen beim Berufseinstieg angestrebt wird, ist der LL.M. also eine gute Wahl, da er den Start ins Berufsleben nicht zu sehr verzögert. Außerdem genügt für ein LL.M.-Aufbaustudium in der Regel bereits ein LL.B.-Titel. 

Für eine Promotion sind hingegen nach wie vor sehr gute Noten in mindestens einem juristischen Staatsexamen (im Idealfall ein Prädikat) erforderlich. Bei der breiten Auswahl an LL.M.-Programmen ist es dagegen auch bei durchschnittlichen Noten möglich, einen Studienplatz zu bekommen. Ein LL.M.-Titel kann beim Jobeinstieg zudem ein schlechtes Examenszeugnis ausgleichen. Für den Doktortitel in Jura spricht allerdings, dass er für eine Karriere in der Wissenschaft unabdingbar ist. Unter Umständen kann ein Dr. jur. auch mit höheren Einstiegsgehältern einhergehen. Letzteres gilt auch für LL.M.-Abschlüsse, wobei im Durchschnitt ein Doktortitel höher vergütet wird. 

Der Master of Laws kann aber im Vergleich zum Doktortitel mit weiteren Vorteilen punkten: In international ausgerichteten Wirtschaftskanzleien sind englischsprachige Verträge und Verhandlungen an der Tagesordnung. Personalchefs und Partner achten bei den Bewerbern daher insbesondere auf Fremdsprachenqualifikationen. Ein LL.M., der nicht nur zeigt, dass der Kandidat oder die Kandidatin die Sprache fließend beherrscht, sondern auch das juristische Fachvokabular kennt, ist daher gern gesehen und inzwischen sogar oftmals wichtiger als ein Doktortitel. Viele Rechtsanwälte in Großkanzleien haben allerdings sogar beide Titel. Wer sein Masterstudium in den USA absolviert, hat außerdem die Möglichkeit, am Bar Exam teilzunehmen und als Rechtsanwalt in den Vereinigten Staaten zugelassen zu werden, was von international ausgerichteten Arbeitgebern ebenfalls gern gesehen wird.

Unterschiede zwischen einem LL.M. und einer Promotion (Dr. jur.) auf einen Blick

LL.M. Promotion (Dr. jur.)

Dauert in der Regel nur ein bis zwei Jahre

Kann bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen

In der Regel auch mit mittelmäßigen Noten möglich

Sehr gute Noten werden vorausgesetzt

Qualifiziert nicht für eine wissenschaftliche Karriere

Ermöglicht den Einstieg in Forschung und Lehre an Universitäten

Wird durchschnittlich geringer vergütet

Wird durchschnittlich höher vergütet

Bringt Vorteile bei international ausgerichteten Arbeitgebern, sofern der LL.M. ganz oder zu großen Teilen aus Englisch absolviert wurde

Verhandlungssicheres Englisch fehlt unter Umständen

Oft höhere Kosten bei einem Auslands-LL.M.

Geringere Kosten gegenüber einem Masterstudiengang im Ausland

Quelle: academics ©academics
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