Bachelorarbeit im Unternehmen
Bachelorarbeit im Unternehmen schreiben: Chance für den Berufseinstieg

Schreibtisch Arbeitsmaterial Symbolbild Bachelorarbeit

Was gilt es bei der Bachelorarbeit im Unternehmen zu beachten? © margie / photocase.de

Einblicke in die Praxis, viele Branchenkontakte, gute Chancen auf eine Übernahme – wer eine Bachelorarbeit im Unternehmen schreibt, kann profitieren. Vor allem an der HAW ist das der übliche Weg. Die Vor- und Nachteile.

Veröffentlicht: 04.09.2022

Von: Maresa Wolbert

Eine externe Bachelorarbeit? Das ist vor allem an Fachhochschulen und HAWs der übliche Weg. Denn sowohl FH als auch HAW sind praxis- und anwendungsorientiert ausgerichtet und arbeiten oft Hand in Hand mit Unternehmen. Kein Wunder also, dass sich vergleichsweise viele FH- und HAW-Studierende – besonders technischer und naturwissenschaftlicher Fächer – dafür entscheiden, ihre Abschlussarbeit nicht klassisch am Lehrstuhl, sondern im Unternehmen zu schreiben. Nicht nur eine externe Masterarbeit, auch eine externe Bachelorarbeit kann sich durchaus lohnen – für beide Seiten. 

An Universitäten sind die meisten Studiengänge dagegen eher theoretisch ausgelegt, sodass es sich eher anbietet, die Bachelorarbeit am Lehrstuhl zu schreiben. Abhängig von der Fachrichtung und auch Fakultätsordnung (ist eine externe Arbeit überhaupt erlaubt?) kann aber auch für Uni-Studierende eine externe Bachelorarbeit eine gute Alternative sein.

Die Vorteile einer externen Bachelorarbeit:

  • Einblicke in die Praxis erhöhen die Chancen auf einen direkten Berufseinstieg im Unternehmen. Eine Bachelorarbeit im Unternehmen kann so schnell zum Türöffner werden. 
  • Studierende, die ihre Bachelorarbeit im Betrieb schreiben, haben oft einen besseren Zugang zu Ressourcen und gelangen einfacher an exklusive Informationen, beispielsweise von Spezialisten, die im Unternehmen beschäftigt sind. 
  • Im naturwissenschaftlichen Bereich bietet eine Bachelorarbeit im Unternehmen häufig die Gelegenheit, hochmodernes Equipment zu nutzen.
  • Auch die Unternehmen profitieren, vor allem dann, wenn der oder die Studierende später regulär einen Job dort antritt. Denn der Kandidat oder die Kandidatin ist bekannt, ein oft langwieriges Onboarding in den ersten Wochen entfällt. Während des Schreibens entwickeln Studierende zudem häufig praxisrelevante Lösungsansätze und tragen so dazu bei, innerbetriebliche Probleme zu lösen.

Etwaige Nachteile einer externen Bachelorarbeit:

  • Studierende müssen zwei Seiten gleichzeitig gerecht werden: dem Unternehmen und der Hochschule. Praxisrelevantes und wissenschaftliches Arbeiten sowie die jeweiligen Erwartungshaltungen können zu Konflikten führen.
  • In manchen Fällen ist es Vorgabe des Unternehmens, firmeninterne Informationen nicht zu veröffentlichen. Sie fordern einen Sperrvermerk, um ihre Daten zu schützen. Das kann sowohl für die Bewertung der Arbeit als auch eine etwaige Publikation problematisch sein.
  • Studierende, die nebenher für das Unternehmen arbeiten, bleibt mitunter wenig Zeit für die eigentliche Bachelorarbeit.


Wer mit dem Gedanken spielt, seine Bachelorarbeit in einem Unternehmen zu schreiben, sollte frühzeitig klären, ob dies grundsätzlich an seiner Hochschule möglich ist. Erhält der oder die Studierende hierfür grünes Licht, ist es ratsam, sich zunächst über hochschulabhängige Basics wie den Ablauf, die Anforderungen und die Fristen zu informieren. Dann gilt es, das richtige Thema und ein geeignetes Unternehmen zu finden.

Das Thema einer Bachelorarbeit sollte klar eingegrenzt sein. Schließlich sollen Studierende zeigen, dass sie sich eigenständig wissenschaftlich arbeiten können. Nötig ist also eine präzise Fragestellung, auf die die erforschte Antwort eindeutige, neue Erkenntnisse liefert. Ein geeignetes Thema zu finden, ist für viele Studierende eine Herausforderung. 

Bei einer Bachelorarbeit in einer Firma kann die Themenfindung einfacher sein. Der Arbeitgeber hat häufig eine genaue Vorstellung davon, mit welchem Thema sich Studierende beschäftigen sollen. Wichtig: Auch wenn eine Bachelorarbeit keine Doktorarbeit ist, muss der oder die Studierende sich intensiv und über einen längeren Zeitraum mit dem Thema auseinandersetzen. Die Fragestellung sollte also nicht nur relevant, sondern für den Autoren oder die Autorin auch interessant sein. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein geeignetes Unternehmen für die Bachelorarbeit zu finden. Der Leitgedanke sollte sein, thematisch passende Arbeitgeber zu suchen, die Spezialisten auf ihrem Gebiet sind. Das allein kann aufwendig und zeitintensiv sein. Bei der Suche lohnt sich folgendes:

  • Ausschreibungen am schwarzen Brett der Hochschule und im Internet suchen
  • Absolventen und Professoren nach Empfehlungen fragen
  • Auf Jobmessen oder Tagen der offenen Tür Unternehmen kennenlernen
  • Auf Labels wie Hidden Champions, Fair Companies und Top Job achten

Während der Recherche sollten Bewerber und Bewerberinnen prüfen, ob das Unternehmen bereits Erfahrung mit der Betreuung von Abschlussarbeiten hat, ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, im Wunschgebiet tätig zu sein und ob eine konstante Betreuung gewährleistet ist. Sind diese Voraussetzungen gegeben, steht einer Bewerbung nichts im Wege. 

Grundsätzlich gehört in jede Bewerbungsmappe der Lebenslauf und ein Anschreiben, in dem man sich, seine Motivation und die eigenen Qualifikationen darlegt. Im späteren Bewerbungsgespräch kann es dann durchaus sinnvoll sein, Übernahmechancen und Zukunftsperspektiven zu erfragen. Übrigens: Nicht nur die Suche nach dem passenden Betrieb, auch der weitere Bewerbungsprozess kann sich hinziehen. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Vertragsunterschrift vergeht mitunter durchaus ein halbes Jahr. Es gilt also, sich frühzeitig um ein geeignetes Unternehmen zu kümmern. 

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Bei einer Bachelorarbeit im Unternehmen besteht die Besonderheit, dass der Studierenden zwei betreuende Personen zur Seite stehen: ein Ansprechpartner auf Unternehmensseite und ein Betreuer der Hochschule. Dieses Dreiecksverhältnis birgt durchaus Konfliktpotenzial, da auf beiden Betreuerseiten unterschiedliche Erwartungshaltungen oder Anforderungen an die Arbeit bestehen können. 

Grundsätzlich gilt: Da auch die externe Bachelorarbeit eine akademische Abschlussarbeit ist, ist der Hochschulbetreuer der oder die Erstbetreuende. Er hat einen anderen Fokus als der Zweitbetreuer. Letzterem wird es als Vertreter des Unternehmens besonders auf die praktisch umsetzbaren Ergebnisse ankommen, während für den akademischen Betreuer die wissenschaftlichen Aspekte im Fokus stehen.

Damit potenzielle Spannungen gar nicht erst entstehen, empfiehlt es sich, bereits zu Beginn des Arbeitsprozesses die Anforderungen und Erwartungshaltungen aller Parteien zu besprechen. In einem Gespräch zu dritt lassen sich wichtige Aspekte am besten kommunizieren und Unsicherheiten aus dem Weg räumen. Folgende Punkte sollten dabei berücksichtigt werden: 

  • Zielsetzung der Bachelorarbeit
  • Aufbau und Umfang der Arbeit
  • Zitierregeln
  • Timing und Deadlines.

Da das Schreiben einer Abschlussarbeit oft ein dynamischer Prozess ist, sind regelmäßige Gespräche zwischen Studierendem und Betreuern im Laufe des Schreibprozesses durchaus empfehlenswert.

Mit dem externen Betreuer sollte zudem über das Thema Datensicherheit gesprochen werden. Da Studierende häufig auf interne und sensible Unternehmensdaten zugreifen müssen, werden für manche Abschlussarbeiten spezielle Verträge aufgesetzt. 

Sie beinhalten beispielsweise Sperrfristen oder verpflichten den Studierenden zur Geheimhaltung bestimmter Informationen. Die erhobenen Daten sowie die Ergebnisse dürfen dann nur eingeschränkt für die Arbeit verwendet werden. Auch hierüber sollten Studierende ihren akademischen Betreuer informieren, um mögliche Unklarheiten von Seiten der Hochschule aus dem Weg zu räumen. Und: Eine eventuell geplante Publikation der Bachelorarbeit kann schwierig werden.

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Für Bachelorarbeiten gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn. Es kann also sein, dass Studierende kein Gehalt bekommen, wenn sie eine Bachelorarbeit im Unternehmen schreiben. Fallen laufende Kosten an, bedeutet das nicht selten, dass sie nebenbei arbeiten gehen müssen – ein nicht zu unterschätzender Zeitfaktor. 

Meistens sind Studierende allerdings für die Dauer der Bachelorarbeit in Form eines Werkstudentenvertrags im Unternehmen angestellt – inklusive entsprechender Vergütung. Werkstudenten haben einen Anspruch auf den Mindestlohn. Seit Juli 2022 liegt er bei 10,45 Euro brutto pro Stunde. Im Oktober 2022 wird der Mindestlohn auf 12 Euro steigen. Für viele Studierende ist die externe Bachelorarbeit damit gleichzeitig ein lukrativer Nebenjob. 

Wichtig für Empfänger von BAföG: Das Gehalt für die Bachelorarbeit im Unternehmen wird genauso angerechnet, wie das Gehalt eines gewöhnlichen Nebenjobs. Da es in der Regel den monatlichen Freibetrag von 520 Euro überschreitet, müssen Studierende dem Studentenwerk diese Einkünfte anzeigen.

Abhängig von der Anstellungsart variiert auch der Urlaubsanspruch. Werkstudenten zählen als Teilzeitarbeitnehmer im Sinne des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG). Sie haben einen gesetzlichen Urlaubsanspruch, der sich nach den Arbeitstagen richtet. Bei einer Sechs-Tage-Woche besteht ein Mindestanspruch von 24 Urlaubstagen, bei einer Fünf-Tage-Woche liegt der Anspruch bei 20 Urlaubstagen. Je nach individuellem Arbeits- oder Tarifvertrag können sie auch höher ausfallen. Aber Achtung: Auf den vollen Urlaubsanspruch kann sich nur berufen, wer mindestens ein halbes Jahr im Unternehmen beschäftigt ist. Vor diesem Zeitpunkt wird der Urlaubsanspruch anteilig berechnet.

Die Arbeitszeit eines Werkstudenten oder einer Werkstudentin liegt bei maximal 20 Stunden pro Woche. Ob diese Zeit in regelmäßiger Form – etwa täglich vier Stunden – in der Firma verbracht werden muss, ob es eine Anwesenheitspflicht gibt oder ob der Studierende die Arbeitszeit frei einteilen kann, sollte mit der betreuenden Person im Unternehmen besprochen werden. 

Ganz wichtig ist auch zu klären, inwiefern Studierende die Bachelorarbeit tatsächlich im Betrieb schreiben können. Ist es möglich, die komplette Arbeitszeit für das Anfertigen der Bachelorarbeit zu nutzen? Oder muss nebenher noch im Unternehmen mitgearbeitet werden? 

Falls letzteres der Fall sein sollte, ist es empfehlenswert, vertraglich festzuhalten, wie groß der jeweilige Anteil ist, um sicherzustellen, dass genügend Zeit für das Schreiben bleibt. Geklärt werden sollte im Vorfeld auch, ob etwa die Literaturrecherche als Arbeitszeit gerechnet wird, oder ob diese aufwändige Aufgabe außerhalb der Arbeitszeit geleistet werden muss. 

Die thematische Auseinandersetzung, eine intensive Literaturrecherche sowie inhaltliche Korrekturen und Lektorate brauchen mal mehr, mal weniger Zeit. Eine flexible Einteilung der Arbeitszeit im Unternehmen kann also durchaus sinnvoll sein – dann steht einer erfolgreichen externen Bachelorarbeit eigentlich nichts mehr im Wege.

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