Die Mehrheit der Unternehmen ist mit der Kompetenz von Bachelorabsolventen zufrieden, besonders positiv sind die Einstiegschancen für Informatiker, Ingenieur- und Naturwissenschaftler. Das belegt die Studie "Mit dem Bachelor in den Beruf" vom Stifterverband, dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln und der HIS Hochschul-Informations-System GmbH. "Erfahrungsgemäß sehen die meisten Unternehmen den Bachelorabschluss als sehr gute Qualifikation an", bestätigt Professor Jochen Hasenpath von der Fachhochschule Kiel. Der promovierte Diplom-Ingenieur ist am Fachbereich Maschinenwesen für die Studienberatung der Bachelorstudierenden zuständig, von denen pro Jahrgang rund 95 Prozent ihre Bachelorarbeit im Unternehmen schreiben.
Während Bachelorarbeit Praxiserfahrungen sammeln
Auch Romina di Fiore, BWL-Studentin an der Fachhochschule Rosenheim, entscheidet sich für diesen Weg. Obwohl ihr ein Praxissemester aufgrund einer früheren Ausbildung erlassen wird, absolviert sie während des Studiums ein Praktikum im Bereich Hochschulmarketing bei dem Elektronikkonzern Rohde & Schwarz. "Die Ausschreibung klang so spannend, dass ich mich einfach bewerben musste", sagt sie. Mit den Studienschwerpunkten Personal, Industriegütermarketing und Digitales Marketing ist sie in der Firma genau richtig, nicht nur als Praktikantin. "Ich wollte mich in meiner Abschlussarbeit mit der Konzeption von Karriere-Facebookseiten von Unternehmen beschäftigen", erklärt die 27-Jährige, die 2012 ihre Bachelorarbeit schreibt. "Das Thema kam damals gerade auf und wurde auch bei Rohde & Schwarz intern stark diskutiert." Das praktische Beispiel für ihr Abschlussthema ist gefunden. Auf Grundlage ihrer Bachelorarbeit setzt das Unternehmen später die eigene Karriere-Facebookseite um und Romina di Fiore steigt als Social Media-Expertin direkt ins Unternehmen ein. Die Begeisterung für das Thema beschreibt sie als wichtigsten Erfolgsfaktor. "Man sollte sich gut überlegen, welches Thema einen wirklich interessiert, in welchen Bereich man beruflich einsteigen will und welches Unternehmen dazu passt", rät sie. Umso größer ist dann die Chance, bei dem Unternehmen auch den Einstieg zu schaffen. Bei ihren Kommilitonen, von denen etwa die Hälfte die Bachelorarbeit im Unternehmen schreibt, beobachtet Di Fiore vor allem bei jenen mit viel Praxiserfahrung einen leichteren Berufseinstieg.
Rechtzeitig die Weichen stellen
Ein passendes Unternehmen zu finden, ist aufwändig. Daphne Menges schätzt die Zeit vom ersten Kontakt bis zur Vertragsunterzeichnung auf fünf Monate. "Wer mit der Suche erst anfängt, wenn alle Klausuren geschrieben sind, riskiert lange Wartezeiten", meint die Studentin der Verfahrenstechnik. Anfang 2012 erkundigt sie sich beim Edelmetall- und Technologie-Unternehmen Heraeus nach der Möglichkeit, hier ihre Bachelorarbeit zu schreiben. Im Internet ist sie zuvor auf einen Technologie-Report der Firma aufmerksam geworden, der genau ihre Studienschwerpunkte trifft. Ein halbes Jahr später startet sie mit einem Praktikum und anschließender Bachelorarbeit in der Firma. Bei Simon Schweidler schreibt die Studienordnung die Bachelorarbeit im Unternehmen vor. Der Student der Chemischen Technologie an der Hochschule Darmstadt entscheidet sich für den Materialtechnologie-Konzern Umicore. Ein Kommilitone empfiehlt ihm das Unternehmen, das weckt Schweidlers Interesse. "An der Hochschule haben wir uns im Bereich der anorganischen Chemie recht kompakt mit Metallen beschäftigt", erzählt der 25-Jährige. "Das in der Mitarbeit in einem Unternehmen zu vertiefen hat mich gereizt." Er bewirbt sich erfolgreich bei der Firma für die Bachelorarbeit und ein vorgelagertes Praktikum, welches seine Studienordnung vorschreibt. Diese Möglichkeit wählen einige Hochschulen, um die kurze Bearbeitungszeit von durchschnittlich acht bis zwölf Wochen zu verlängern. Auch an der FH Kiel können Bachelorarbeiten mit einem Praktikum verbunden werden. "Sonst wäre die Zeit zu kurz, um spannende Themen mit den Unternehmen umzusetzen", erklärt Professor Hasenpath. "Zudem dauert es gerade in großen Unternehmen oft mehrere Tage, bis man sich organisiert hat - wertvolle Zeit, die den Studierenden ohne vorherige Praxisphase verloren geht."