Finanzierung Promotion
Per Promotionsstipendium zum Doktortitel

Ein junger Mann mit beschrifteten Blättern in der Hand vor einem Laptop, auf dem Scholarship steht

Welche Promotionsstipendien gibt es? © Rawpixel / iStock.com

Die Doktorarbeit kann eine zähe Angelegenheit werden. Um sich voll und ganz auf die Promotion konzentrieren zu können, bieten verschiedene Organisationen Promotionsstipendien an. Mit welcher Unterstützung Doktorand:innen rechnen und wo sie sich bewerben können, lesen Sie hier.

Veröffentlicht: 29.10.2020

Von: Florian Heil

Das Promotionsstipendium ist eine Möglichkeit für Postgraduierte, sich die Doktorarbeit finanzieren zu lassen – egal ob sie den klassischen Doktortitel anstreben oder den internationalen Doktorgrad des Ph.D. Der große Vorteil: Sie können sich voll und ganz ihrer Dissertation widmen. Wer beispielsweise nebenbei noch als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in tätig ist, muss zusätzlich Aufgaben in Lehre, Forschung und Verwaltung leisten.

Ein Vollstipendium beinhaltet in der Regel eine monatliche finanzielle Unterstützung, wobei die Höhe je nach Stipendiengeber teils stark variiert. Häufig bewegt sich der Betrag aber zwischen 1.300 und 2.000 Euro monatlich. Er wird meist für ein bis zwei Jahre gewährt, manchmal sogar für die gesamte Promotionsdauer.

Darüber hinaus gibt es Promotionsstipendien, die keine oder nur eine geringere regelmäßige finanzielle Unterstützung bieten, dafür aber andere Förderungen. Das können Sachbeihilfen sein, die Übernahme der Kosten für Kongressteilnahmen oder für Forschungsreisen. Zudem bieten einige Stiftungen und Universitäten auch reine Abschlussstipendien an, die finanzielle Zuschüsse für die meist sehr arbeitsintensiven letzten sechs bis neun Monate einer Dissertation beinhalten.

Laut der Stipendienstudie 2016 der Stiftung Mercator und der Initiative für transparente Studienförderung (ItS) hat jeder zweite Studienteilnehmer, der zum Zeitpunkt der Studie Doktorand:in war, auf ein Stipendium zurückgreifen können. 82,6 Prozent der Doktoranden hatten sich auf ein Stipendium beworben.

Nach Angaben der Stipendienplattform myStipendium richten sich rund 20 Prozent aller angebotenen Stipendien an Promovierende. Grundsätzlich zu unterscheiden sind themengebundene Doktorandenstipendien, die nur Arbeiten in bestimmten Themengebieten fördern, und Stipendien ohne Themenschwerpunkt.

Zu den größten Anbietern für Promotionsstipendien gehören:

Doktoranden konzentrieren sich in ihren geplanten Bewerbungen jedoch am stärksten auf andere, kleinere Stipendiengeber, die insgesamt den größten Anteil ausmachen. So bieten beispielsweise die Gerda Henkel Stiftung oder die Stadt Wesselburen themengebundene Stipendien an. Zudem bewerben sich Promovierende häufiger auf DAAD-Stipendien als Studierende anderer Bildungsabschnitte, ergab die Stipendienstudie 2016.

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Die Anforderungen an ein Promotionsstudium hängen stark vom Stipendiengeber ab. Bei einigen ist ein sehr guter Master oder vergleichbarer Abschluss unabdingbar, bei themengebundenen Doktorarbeiten spielen Noten oft gar keine Rolle.

Das ist beispielsweise bei Industriepromotionen bei Unternehmen der Fall, die sich durch die wissenschaftliche Arbeit einen Forschungsfortschritt erhoffen und den Doktoranden daher unterstützen. Bei den Begabtenförderungswerken wird neben überdurchschnittlichen Leistungen auch gesellschaftliches oder soziales Engagement vorausgesetzt.

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Eine Bewerbung für ein Promotionsstipendium sollte den Fokus klar auf die Ziele des jeweiligen Stipendiengebers legen. Doch auch hier gilt: so kurz wie möglich, so umfangreich wie nötig. Ein tabellarischer Lebenslauf und ein kurzes Anschreiben reichen bei vielen Anbietern vollkommen aus – manchmal wird aber auch ein ausführlicher Lebenslauf verlangt, gerade von Stiftungen. Ein Zeugnis mit Einzelnoten über den Hochschulabschluss sollte anliegen sowie gegebenenfalls ein Gutachten des Betreuers oder der Betreuerin und eine Publikationsliste.

Besonders bei den Promotionsstipendien mit Themenschwerpunkt sind die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung vergleichsweise gut, da hier in der Regel weniger konkurrierende Bewerbungen eingehen. Zudem sollten Promovierende verstärkt kleinere Stiftungen ins Visier nehmen. Diese haben zwar weniger Plätze zu vergeben und oft auch sehr spezielle Auswahlkriterien, doch die Chancen auf ein Doktorandenstipendium sind ein Vielfaches höher. 

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Die finanzielle Unterstützung eines Vollstipendiums wird von den Krankenkassen wie ein Gehalt angesehen, auch wenn es sich nicht um eine Lohnzahlung handelt. Insofern gehören Promotionsstipendiate auch nicht mehr zum Personenkreis der ordentlich Studierenden.

Sie müssen sich demnach freiwillig krankenversichern, wollen sie in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben. Und das kann ein immenser Kostenfaktor sein, denn der Stipendiengeber zahlt – anders als ein Arbeitgeber – keinen eigenen Anteil. Als grobe Hausnummer können Vollstipendiate damit rechnen, dass rund ein Sechstel des monatlichen Nettobetrages an die Krankenkasse abgeführt werden muss.

Es gibt allerdings zwei Möglichkeiten, diese hohen Abgaben zu vermeiden: eine Heirat oder der Wechsel in eine private Krankenversicherung. Da das Stipendium rechtlich kein Gehalt darstellt, können sich Promotionsstipendiate als Einkommenslose über ihren Ehepartner beziehungsweise ihre Ehepartnerin in der Familienversicherung versichern. Und die Tarife bei einer privaten Krankenkasse können deutlich attraktiver sein – allerdings gilt es hier zu beachten, welche Leistungen eingeschlossen sind und ob eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung problemlos möglich ist. 

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