Promovieren mit Behinderung
Tipps für die Promotion mit Beeinträchtigung

Ein asiatisch aussehender Doktorand im Rollstuhl in einer Bibliothek

Die UN-Behindertenrechtskonvention des Jahres 2009, hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung den Zugang zum Arbeitsmarkt und zur akademischen Bildung zu erleichtern © Erdark / iStock.com

Obwohl viele Akademiker mit einer Beeinträchtigung leben, ist die Promotion mit Behinderung noch immer keine Selbstverständlichkeit. Vielfältige Unterstützungsangebote wollen hier Abhilfe schaffen.

Veröffentlicht: 01.03.2016

Von: Julia Becker

Manchmal passiert im Leben etwas Unvorhergesehenes, Menschen können plötzlich nicht mehr so weiter machen wie bisher: etwa nach psychischen Ausnahmesituationen, bei chronischen Leiden, nach schweren Verletzungen. Oder eine Beeinträchtigung besteht bereits von Geburt an. Diese Lebenswege sind auch an deutschen Hochschulen zu finden: Etwa jeder siebte Student lebt nach Angaben der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes mit einer Beeinträchtigung. Bei jedem 14. Studenten ist die Behinderung so ausgeprägt, dass dadurch die akademische Arbeit erschwert wird.

Politische Maßnahmen, wie bspw. die UN-Behindertenrechtskonvention des Jahres 2009, haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung den Zugang zum Arbeitsmarkt und zur akademischen Bildung zu erleichtern und damit ein gleichberechtigtes barrierefreies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Körperliche und geistige Beeinträchtigungen sind auch unter Akademikern keine Ausnahmen, Promotionen von Menschen mit Behinderung dagegen schon. Nach Angaben des „Bundesberichtes Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013“ ist unter 24 Doktortitel-Trägern nur ein einziger mit Behinderung. Zum Vergleich: Etwa jeder elfte Bürger der Gesamtbevölkerung lebt mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen.

Im Auftrag der „Aktion Mensch“ haben sich Wissenschaftler der Kölner Universität kürzlich mit der beruflichen Teilhabe von hoch qualifizierten Menschen mit Behinderung auseinandergesetzt. Die Studie zeigt: Haben nicht beeinträchtigte Akademiker vom wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre profitiert, stieg unter den schwerbehinderten Akademikern die Zahl der Arbeitslosen sogar an. Als Ursache werden vor allem Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung, deren Stigmatisierung, fehlende Aufklärung sowie Berührungsängste genannt. Hinzu kämen außerdem bürokratische Hürden.

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Doch all das sollte Sie unter keinen Umständen davon abhalten, an Ihren Karrierezielen festzuhalten. Unter erschwerten Umständen bleibt eine Promotion zwar eine Herausforderung, die sich inzwischen jedoch durchaus meistern lässt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Angebote, die Menschen mit Behinderung auf dem Weg zum Doktortitel unterstützen. Wer Antworten auf bürokratische Fragen, Tipps zur Hochschulwahl oder Hilfe bei persönlichen Problemen sucht, kann sich an diverse Beratungsstellen wenden.

Unterstützung bei der Finanzierung der Promotion bieten auch hier Stipendien, die sich in diesem Fall direkt an Doktoranden mit Beeinträchtigungen richten. Die Universität Würzburg hat einen „Stipendienführer für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten“ herausgebracht, der hierzu einen sehr guten Überblick bietet.

Für Akademiker mit besonders starken Beeinträchtigungen gibt es seit 2013 das vom Bundessozialministerium geförderte Projekt „PROMI – Promotion inklusive“. In diesem Rahmen werden jährlich speziell für schwerbehinderte Akademiker 15 zusätzliche halbe Promotionsstellen geschaffen. Die Universität zu Köln ist Initiator des Projekts, 15 weitere Universitäten sind bereits als feste Partner mit dabei.

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Bundesarbeitsgemeinschaft Studium und Behinderung
www.behinderung-und-studium.de

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Dortmunder Zentrum Behinderung und Studium
www.dobus.tu-dortmund.de

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Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung des Deutschen Studentenwerks
www.studentenwerke.de/de/behinderung

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Stipendienführer für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten der Universität Würzburg
www.behindertenbeauftragter.uni-wuerzburg.de

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