Studieren oder promovieren mit Behinderung
Studium oder Promotion mit Behinderung: Fakten und Tipps

Die UN-Behindertenrechtskonvention des Jahres 2009, hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung den Zugang zum Arbeitsmarkt und zur akademischen Bildung zu erleichtern © Erdark / iStock.com
Obwohl viele Akademiker:innen mit einer Beeinträchtigung leben, ist ein Studium oder gar eine Promotion mit Behinderung nach wie vor eine besondere Herausforderung. Vielfältige Unterstützungsangebote wollen hier Abhilfe schaffen. Ein Überblick.
Aktualisiert: 30.09.2024
Überblick: Zahlen und Fakten
16 Prozent der Studierenden leben nach Angaben der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes mit einer Beeinträchtigung – das ist rund jede:r sechste. In den Jahren 2011 und 2016 waren es noch 8 bzw. 11 Prozent; vor allem Beeinträchtigungen durch psychische Erkankungen haben deutlich zugenommen (plus 20 Prozent).
59 Prozent der Studierenden mit Beeinträchtigung gaben an, dass die Beeinträchtigung (sehr) starke Auswirkungen auf das Studium hat, bei Studierenden mit einer gleich schweren Mehrfachbeeinträchtigung oder einer psychischen Erkrankung sind es sogar 72,5 bzw. 66,1 Prozent.
Politische Maßnahmen, wie bspw. die UN-Behindertenrechtskonvention des Jahres 2009, haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung den Zugang zum Arbeitsmarkt und zur akademischen Bildung zu erleichtern und damit ein gleichberechtigtes barrierefreies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Studierende mit Beeinträchtigung planen seltener eine Promotion
Studierende mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung streben seltener eine Promotion an als ihre Kommiliton:innen ohne: Laut der DZHW-Studierendenbefragung halten es 32,5 Prozent für „sehr unwahrscheinlich“, dass sie eine Promotion angehen, nur 13,6 Prozent halten es für „sehr wahrscheinlich“ – bei Studierenden ohne Beeinträchtigung waren dies 30,2 bzw. 15,5 Prozent. Besonders groß ist die Diskrepanz bei Studierenden mit einer mehrfachen Beeinträchtigung oder einer Bewegungsbeeinträchtigung; Studierende mit einer Sehbeeinträchtigung oder einer chronischen Erkrankung planen dagegen sogar überdurchschnittlich häufig, eine Promotion an das Studium anzuschließen.
Arbeitslosigkeit unter schwerbehinderten Akademiker:innen höher
Laut der Bundesagentur der Arbeit war die Arbeitslosenquote unter schwerbehinderten Arbeitnehmer:innen im Jahr 2023 mit 11 Prozent deutlich höher als im Bevölkerungsdurchschnitt (6,9 Prozent). Allerdings lässt sich feststellen, dass die Entwicklung leicht positiv ist – 2013 waren es noch 5,2 Prozentpunkte Unterschied. Als Ursache für die niedrigere Beschäftigungsquote gelten vor allem Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung, deren Stigmatisierung, fehlende Aufklärung sowie Berührungsängste. Hinzu kommen außerdem bürokratische Hürden.
Information und Unterstützung
Unter erschwerten Umständen bleibt ein Studium oder eine Promotion zwar eine Herausforderung. Es gibt aber zahlreiche Angebote, die Menschen mit Behinderung auf dem Weg zum Abschluss oder Doktortitel unterstützen. Wer Antworten auf bürokratische Fragen, Tipps zur Hochschulwahl oder Hilfe bei persönlichen Problemen sucht, kann sich an diverse Beratungsstellen wenden (sh. Infobox unten).
Unterstützung bei der Finanzierung der Promotion bieten auch hier Stipendien, die sich in diesem Fall direkt an Studierende oder Doktorand:innen mit Beeinträchtigungen richten. Die Universität Würzburg hat einen „Stipendienführer für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten“ herausgebracht, der hierzu einen sehr guten Überblick bietet.
Für Akademiker:innen mit besonders starken Beeinträchtigungen gab es von 2013 bis 2022 das vom Bundessozialministerium geförderte Projekt „PROMI – Promotion inklusive“. Daraus entstanden ist die Informationsplattform PROMI, auf der Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt in Form von Handlungshilfen, Good Practice-Beispielen und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus bietet sie eine Vernetzungsmöglichkeit mit „anderen Promovierenden und relevanten inner- und außerhochschulischen Akteur:innen zum Thema“, wie es auf der Homepage heißt.
Beratungsangebote für Studium oder Promotion mit Behinderung
- Informations- und Beratungsstelle Studium mit Behinderung des Deutschen Studierendenwerks
- PROMI – Promotion inklusive
- Bundesagentur für Arbeit
Zudem verfügt nahezu jede Hochschule über eine entsprechende Beratungsstelle oder einen Beauftragten, die individuell beraten und unterstützen.
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