Gehalt promovierter Chemiker
Eine Promotion ist für Chemiker fast schon obligatorisch – für Forscher sowieso, doch auch in der Industrie ist ein Doktortitel gern gesehen. Grundsätzlich ist es zwar auch durchaus möglich, mit einem Diplom, Bachelor oder Master einen Job zu finden, aber die Gehälter fallen im Durchschnitt deutlich kleiner aus: Der Unterschied kann schnell 10.000 Euro brutto pro Jahr ausmachen.
Berufserfahrung und Weiterbildungen sind wichtig, doch Führungspositionen werden fast ausschließlich mit promovierten Chemikern besetzt. Aber selbst wer gar keine Personalverantwortung haben will, ist als Chemiker mit einer Promotion gut beraten: Aufgrund der hohen Promotionsdichte in dieser Berufsgruppe haben Kollegen ohne Doktortitel häufig schlechtere Chancen auf die wirklich spannenden und hoch dotierten Jobs.
Im öffentlichen Dienst macht die Promotion nur bedingt einen Unterschied: Sie mag vielleicht ausschlaggebend sein, ob ein Bewerber genommen wird, bedeutet aber nicht automatisch mehr Gehalt.
Chemiker in der Industrie: Gehaltsaussichten
In der Industrie warten auf Chemiker oft attraktivere Gehälter als in der Forschung. Pauschal zu sagen, dass Chemiker in der freien Wirtschaft zu den Spitzenverdienern gehören, wäre allerdings zu kurz gegriffen, denn die Topgehälter gibt es vor allem bei Großkonzernen. Die haben entsprechend hohen Zulauf und können sich aus den Bewerbern die besten aussuchen.
Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen leisten sich selten üppige Gehälter. Dafür bieten sie gerade für Berufseinsteiger andere interessante Aspekte: breite Aufgabenfelder, flache Hierarchien, viele Möglichkeiten, um Erfahrungen zu sammeln.
Neben den oben genannten Faktoren gibt es in der Wirtschaft noch einen weiteren Grund für die großen Unterschiede beim Gehalt: Die Jobs verlangen häufig nicht zwingend nach einem Chemiker. Je nach Tätigkeitsfeld kann eine offene Stelle mit einem klassischen Chemiker besetzt werden oder auch mit einem spezialisierten Fachkollegen – etwa einem Chemieingenieur, Biochemiker oder Lebensmittelchemiker – oder mit einem Naturwissenschaftler einer ganz anderen Fachrichtung wie etwa Materialwissenschaft, Physik, Biologie, Rheologie (Fließkunde, beschäftigt sich mit dem Verformungs- und Fließverhalten von Materie) oder Verfahrenstechnik. In Anbetracht dieser Austauschbarkeit fallen die Gehälter gegebenenfalls entsprechend geringer aus.
Das Gehalt für Chemiker in der Industrie ist demnach Verhandlungssache. Einen Anhaltspunkt bietet der Gehaltstest von ingenieur.de, wonach Chemieingenieure 76.115 Euro brutto im Jahr verdienen (Stand 2019). Anderen Orientierungswerte halten die Tarifverträge für Chemiker in der Industrie bereit.
Tarifverträge für Chemiker in der Industrie
Für akademisch gebildete Angestellte in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen der Chemie-Industrie gibt es einen Tarifvertrag, der das Gehalt im zweiten Beschäftigungsjahr regelt. Bei Berufseinsteigern und Chemikern mit Berufserfahrung bleibt das Gehalt weiterhin reine Verhandlungssache. Der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zufolge liegen die Mindestjahresbezüge bei:
- 68.550 Euro brutto pro Jahr für Chemiker mit Diplom oder Master
- 79.875 Euro brutto pro Jahr für promovierte Chemiker
(Stand: 2021)
Ausgehandelt wurden diese Zahlen vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und dem Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie (VAA). Wichtig hierbei: Diese Tarife gelten nur in Unternehmen, die im Bundesarbeitgeberverband Chemie Mitglied sind. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen ist das aber eher selten der Fall, sodass die Gehälter für dort angestellte Chemiker kleiner sind.
Tarifverträge für Chemiker im öffentlichen Dienst
Für Chemiker, die im öffentlichen Dienst tätig sind, gelten die Tarifverträge des Bundes (TVöD) beziehungsweise der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Die jeweiligen Gehälter – sowohl bei Berufseinstieg als auch nach einigen Jahren im Dienst – sind öffentlich einsehbar. Bei Stellenausschreibungen ist die jeweilige Entgeltgruppe immer mit angegeben, wobei durchaus ein bisschen Spielraum besteht:
- Bachelor (BA) oder Fachhochschulabsolventen: E 9 - E 12
- Chemiker mit Master-Abschluss oder Uni-Diplom: E 13 - E 15
Wer also das Glück hat, im Auftrag des Staates zu forschen, darf 2021 als Chemiker mit Bachelor oder Fachhochschulabschluss mit einem Einstiegsgehalt von 36.000 bis 44.000 Euro brutto pro Jahr rechnen. Für Diplom- und Master-Chemiker bedeutet das ein Gehalt zwischen 49.000 und 59.000 Euro brutto jährlich.