Chemiker Gehalt
Was verdienen Chemiker und Chemikerinnen?

Eine junge Chemikerin mit einer Pipette

Laut Tarif-Entgelttabelle bekommen promovierte Chemiker:innen rund 82.000 Euro im zweiten Berufsjahr. © SolStock / iStock

Chemiker:innen können echte Spitzengehälter erzielen – wenn die Voraussetzungen stimmen: Promotion und Zusatzqualifikationen sind quasi Pflicht. Wie hoch ist der Entgelt nach Tarif?

Veröffentlicht: 13.05.2024

Von: Christina Roesler, Maike Schade

Die Gehälter von Chemikern und Chemikerinnen bewegen sich innerhalb einer großen Spannbreite. Diese Unterschiede sind nicht zuletzt auf die vielfältigen Wirkungsfelder dieser Berufsgruppe zurückzuführen, denn Chemiker:innen werden fast überall gebraucht. Auch Berufseinsteigende verdienen bereits überdurchschnittlich gut,.

Die Gehälter von Chemiker:innen sind in den meisten Fällen tariflich geregelt. Die offiziellen Jahresbezüge für akademische technische und naturwissenschaftliche Angestellte in der chemischen Industrie werden vom Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie (VAA) und dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) ausgehandelt. Angestellte im öffentlichen Dienst werden nach TV-L (Einrichtungen der Länder, beispielsweise Hochschulen) oder TVöD (Kommunen und Bundeseinrichtungen) bezahlt.

Einen Überblick über die Einstiegsgehälter, die jeweils zu erwarten sind, gibt die folgende Tabelle. Hinweis: In kleinen und mittleren Betrieben wird meist nicht nach Tarif bezahlt, die Gehälter fallen hier in der Regel niedriger aus.

Chemikergehalt beim Berufseinstieg nach dem Studium

Position/Arbeitgeber Grundlage Brutto-Jahresgehalt in Euro

Öffentlicher Dienst/Hochschule

TV-L, E13, Stufe 1

52.206,90€

Öffentlicher Dienst/Hochschule

TV-L, E14, Stufe 1

55.989,40€

Unternehmen außerhalb der chem. Industrie, mit Promotion *

Median, Quelle: GDCh/VAA-Einkommensumfrage

67.175€

Unternehmen innerhalb der chem. Industrie, mit Promotion *

Median, Quelle: GDCh/VAA-Einkommensumfrage

88.400€

Angestellte mit Masterabschluss

VAA-Tarifvertrag (2. Jahr, erste Jahr verhandelbar)

71.250€

Angestellte mit Promotion

VAA-Tarifvertrag (2. Jahr, erste Jahr verhandelbar)

82.825€

*) im 6. Beschäftigungsjahr, Promotion wird angerechnet

Quelle: Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) © academics

Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das Durchschnittsgehalt von Chemikern und Chemikerinnen mit Studienabschluss bei 79.140 Euro brutto pro Jahr. Chemie-Ingenieurinnen und Chemie-Ingenieure verdienen demnach jährlich 77.040 Euro brutto, Lebensmittelchemiker:innen circa 62.800 Euro. Das durchschnittliche Jahresgehalt von Chemielaborant:innen gibt die Arbeitsagentur mit 49.716 Euro an. Berufserfahrene und Führungskräfte können in der Chemie mit Spitzengehältern im sechsstelligen Bereich rechnen.

Das Portal gehalt.de, das unter dem Überbegriff Chemie Ausbildungs- und akademische Berufe zusammenfasst, benennt das jährliche Durchschnittseinkommen von Chemiker:innen mit rund 62.000 Euro.

Was Absolvent:innen eines Chemie-Studiums im Laufe ihres Berufslebens tatsächlich verdienen, hängt dabei vor allem von folgenden Faktoren ab:

  • Bildungsabschluss: Bachelor, Master, Promotion?
  • Berufserfahrung
  • Arbeitgeber: öffentlicher Dienst, Privatwirtschaft?
  • Branche
  • Unternehmensgröße
  • Region
  • Personalverantwortung
  • Zusatzqualifikationen / Spezialisierung

Chemiker:innen können innerhalb ihrer eigenen Branche tendenziell die höchsten Gehälter erzielen. Aber auch in der Pharmabranche sind die Absolvent:innen gefragt – sowohl im Labor als auch im Vertrieb oder der Unternehmensberatung.

Mit der Unternehmensgröße wächst auch das Gehalt: In großen Firmen bekommen Chemiker im Durchschnitt rund 22.000 Euro mehr pro Jahr. 

Chemikergehalt nach Unternehmensgröße

Anzahl Mitarbeiter:innen Brutto-Jahresgehalt in Euro

100 oder weniger

50.593

101 - 1.000

57.932

1001 - 20.000

63.407

mehr als 20.000

72.808

An dieser Stelle muss natürlich auch bedacht werden, dass in großen Unternehmen mehr hoch dotierte Stellen existieren, die beispielsweise mit Personalverantwortung einhergehen.

In Sachen Gehalt gibt es bundesweit große Unterschiede – das gilt für Chemiker:innen ebenso wie für die meisten anderen Berufe und Branchen. Generell verdienen Wissenschaftler:innen im Süden mehr als im Norden (ausgenommen Hamburg) und im Westen mehr als im Osten. Laut der Daten von gehalt.de, die nicht auf repräsentativen Umfragen beruhen, sondern auf eigenen Angaben der Nutzer:innen und die auch Chemikergehälter in Ausbildungsberufen mit einbeziehn, ergibt sich deutschlandweit folgendes Bild. Bitte beachten: Chemiker:innen mit abgeschlossenem Studium bzw. Promotion verdienen deutlich mehr als dieser Durchschnitt, siehe oben. Die Relationen dürften sich aber ähnlich verhalten.

Durchschnittliches Gehalt von Chemikern deutschlandweit (Stand Mai 2024)

Bundesland Brutto-Jahresgehalt in Euro

Baden-Württemberg

64.689

Bayern

63.128

Berlin

59.569

Brandenburg

54.317

Bremen

60.436

Hamburg

63.659

Hessen

64.249

Mecklenburg-Vorpommern

53.116

Niedersachsen

59.002

Nordrhein-Westfalen

62.002

Rheinland-Pfalz

61.167

Saarland

59.988

Sachsen

54.500

Sachsen-Anhalt

53.883

Schleswig-Holstein

58.363

Thüringen

54.441

Quelle: gehalt.de © academics

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Bei Gehaltsunterschieden von bis zu an 10.000 Euro jährlich wirken manche Bundesländer spontan attraktiver als andere. Was dabei aber nicht vergessen werden sollte: Die Lebenshaltungskosten in einer süddeutschen Metropole sind auch ungleich höher als in einer ostdeutschen Mittelstadt.

Chemiker:innen stehen nicht unbedingt mit Kittel und Pipette im Labor. Wer nach einem hohen Gehalt strebt, trägt viel häufiger ein Business-Outfit. Neben einer Promotion wirken sich vor allem Kenntnisse in folgenden Bereichen positiv aufs Jahreseinkommen aus:

  • Management
  • Vertrieb
  • Personalführung
  • Betriebswirtschaft

Insbesondere Chemiker:innen mit Personalverantwortung verdienen mehr als ihre Fachgenossen.

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Eine Promotion ist für Chemiker fast schon obligatorisch – für Wissenschaftler:innen sowieso, doch auch in der Industrie ist der Doktortitel Dr. rer. nat. gern gesehen. Grundsätzlich ist es zwar auch durchaus möglich, mit einem Diplom, Bachelor oder Master einen Job zu finden, aber die Gehälter fallen im Durchschnitt deutlich kleiner aus: Der Unterschied kann schnell 10.000 Euro brutto pro Jahr ausmachen.

Berufserfahrung und Weiterbildungen sind wichtig, doch Führungspositionen werden fast ausschließlich mit promovierten Chemiker:innen besetzt. Aber selbst wer gar keine Personalverantwortung haben will, ist als Chemiker oder Chemikerin mit einer Promotion gut beraten: Aufgrund der hohen Promotionsdichte in dieser Berufsgruppe haben Kollegen ohne Doktortitel häufig schlechtere Chancen auf die wirklich spannenden und hoch dotierten Jobs.

Im öffentlichen Dienst macht die Promotion nur bedingt einen Unterschied: Sie mag vielleicht ausschlaggebend sein, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin genommen wird, bedeutet aber nicht automatisch mehr Gehalt.

Das Gehalt in der Wissenschaft ist ebenfalls nach Tarif geregelt. An Hochschulen gilt meister der Tarifvertrag der Länder (TV-L), an Bundeseinrichtungen wie außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Regel der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Das Gehalt von Promovierenden und Postdocs in den Entgeltgruppen E13 und E14 liegt somit zwischen ca. rund 50.000 (E13, Stufe 1) und 80.000 Euro (E14, Stufe 6).

Professor:innen werden nach der W-Besoldung alimentiert; die Gehälter unterscheiden sich teilweise von Bundesland zu Bundesland deutlich. Die Spannbreite der Professorengehälter (Grundgehalt ohne Zulagen) beträgt in etwa:

  • W3-Professuren: rund 85.000 bis 100.000 Euro brutto jährlich
  • W2-Professuren: rund 75.000 bis 86.000 Euro brutto jährlich
  • W1-Professuren: rund 58.000 bis 66.000 Euro brutto jährlich


Auch für Chemiker:innen, die beispielsweise in Ämtern, Behörden oder Verwaltung angestellt sind, gelten die Tarifverträge des Bundes (TVöD) beziehungsweise der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Die jeweiligen Gehälter – sowohl bei Berufseinstieg als auch nach einigen Jahren im Dienst – sind öffentlich einsehbar. Bei Stellenausschreibungen ist die jeweilige Entgeltgruppe immer mit angegeben, wobei durchaus ein bisschen Spielraum besteht:

  • Bachelor (BA) oder Fachhochschulabsolventen: Gehaltsgruppen E9 bis E12
  • Chemiker mit mindestens Masterabschluss oder Uni-Diplom: Entgeltgruppen E13 bis E15

Gehalt mit Bachelor: Wer im öffentlichen Dienst tätig ist, darf 2023/4 als Chemiker:in mit Bachelorabschluss mit einem Einstiegsgehalt von knapp 40.000 bis 44.000 Euro brutto pro Jahr rechnen; in der Spitze sind rund 73.000 Euro möglich (E12, Stufe 6).

Gehalt mit Master: Für Chemiker:innen mit Master (oder gleichwertigem Abschluss) bedeutet das ein Einstiegsgehalt von mindestens rund 55.000 Euro (E13, Stufe 1) und ein Maximalgehalt von mehr als 90.000 Euro (E15, Stufe 6). Anders als in der freien Wirtschaft bedeutet ein Doktortitel im öffentlichen Dienst nicht zwangsläufig ein höheres Gehalt.

In der Industrie warten auf Chemiker:innen oft überaus attraktive Gehälter. Pauschal zu sagen, dass Chemiker:innen in der freien Wirtschaft zu den Spitzenverdienern gehören, wäre allerdings zu kurz gegriffen, denn die Topgehälter gibt es vor allem bei Großkonzernen. Die haben entsprechend hohen Zulauf und können sich aus den Bewerber:innen die besten aussuchen.

Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen leisten sich selten üppige Gehälter. Dafür bieten sie gerade für Berufseinsteigende andere interessante Aspekte: breite Aufgabenfelder, flache Hierarchien, viele Möglichkeiten, um Erfahrungen zu sammeln.

Neben den oben genannten Faktoren gibt es in der Wirtschaft noch einen weiteren Grund für die großen Unterschiede beim Gehalt: Die Jobs verlangen häufig nicht zwingend nach einem Chemiker oder einer Chemikerin. Je nach Tätigkeitsfeld kann eine offene Stelle mit einem klassischen Chemiker oder einer klassischen Chemikerin besetzt werden oder auch mit spezialisierten Fachkolleg:innen – etwa einem Chemieingenieur oder einer Chemieingenieurin, Biochemiker:in oder Lebensmittelchemiker:in – oder mit Naturwissenschaftler:innen einer ganz anderen Fachrichtung wie etwa Materialwissenschaft, Physik, Biologie, Rheologie (Fließkunde, beschäftigt sich mit dem Verformungs- und Fließverhalten von Materie) oder Verfahrenstechnik. In Anbetracht dieser Austauschbarkeit fallen die Gehälter gegebenenfalls entsprechend geringer aus.

Das Gehalt für Chemiker:innen in der Industrie ist demnach Verhandlungssache. Orientierungswerte halten die Tarifverträge für Chemiker:innen in der Industrie bereit.

Für akademisch gebildete Angestellte in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen der Chemie-Industrie gibt es einen Tarifvertrag, der das Gehalt im zweiten Beschäftigungsjahr regelt. Bei Berufseinsteigern und Chemikern mit Berufserfahrung bleibt das Gehalt weiterhin reine Verhandlungssache. Der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zufolge liegen die Mindestjahresbezüge bei:

  • 71.250 Euro brutto pro Jahr für Chemiker:innen mit Diplom oder Master
  • 82.825 Euro brutto pro Jahr für promovierte Chemiker:innen

(Stand: 2023)

Ausgehandelt wurden diese Zahlen vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und dem Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie (VAA). Wichtig hierbei: Diese Tarife gelten nur in Unternehmen, die im Bundesarbeitgeberverband Chemie Mitglied sind. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen ist das aber eher selten der Fall, sodass die Gehälter für dort angestellte Chemiker:innen kleiner sind.

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