Dual Career Couples
Doppelkarrierepaare in der Wissenschaft: Herausforderungen, Programme, Tipps

Hochschulen bieten Unterstützung für Doppelkarrierepaare © PeopleImages / iStock.com
Forscher- oder Wissenschaftlerpaare, bei denen beide Partner:innen eine akademische Karriere verfolgen, sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert – bei der Stellen- und Wohnungssuche oder auch der Vereinbarkeit von Job und Familie. Dual Career Services, Programme oder Netzwerke bieten Unterstützung. Ein Überblick.
Aktualisiert: 28.10.2024
Dual Career Couples in der Wissenschaft: Definition
Dual Career Couples in der Wissenschaft sind Partnerschaften, in denen beide Partner:innen über eine akademische Ausbildung verfügen und aktiv an ihrer beruflichen Entwicklung in der Wissenschaft arbeiten. Diese Paare sehen sich jedoch mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit ihrer Karrieren und die gleichzeitige Berücksichtigung familiärer Verpflichtungen.
Herausforderungen für Doppelkarrierepaare in der Wissenschaft
Eine der gravierendsten Schwierigkeiten für Dual Career Couples in der Wissenschaft stellt die eingeschränkte Verfügbarkeit von Stellen dar, die eine Beschäftigung beider Partner an derselben Institution oder in derselben Region ermöglichen würden. In der Konsequenz muss einer der Partner möglicherweise seine Karriere zurückstellen oder sogar aufgeben, was nicht nur zu beruflichen Frustrationen führt, sondern auch die persönliche Beziehung belastet.
Auch Standortwechsel im wissenschaftlichen Kontext keine Seltenheit, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. Die Annahme einer neuen Position durch einen Partner kann zur Konsequenz haben, dass der andere Partner keine Möglichkeit sieht, eine ähnliche Position anzunehmen, oder aber auch, dass er diese Möglichkeit nicht wahrnehmen möchte. Die damit einhergehende Mobilität erfordert eine sorgfältige Planung und Abstimmung der Karrieren, was zusätzlichen Stress erzeugt. Nicht zuletzt aufgrund der häufig befristeten Verträge (Stichwort WissZeitVG) sind häufige Standort- oder Arbeitgeberwechsel keine Seltenheit. Die damit eingehende Unsicherheit belasten viele Familien zusätzlich.
Die gesellschaftlichen Erwartungen sowie die Notwendigkeit, Beruf und Familie in Einklang zu bringen, verschärfen diese Herausforderungen zusätzlich. Insbesondere Frauen in Dual Career Couples sind in besonderem Maße von den genannten Herausforderungen betroffen, da sie nach wie vor häufig in der Regel die Hauptverantwortung für die Koordination von Beruf und Familie übernehmen müssen: Laut des Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung wenden Frauen am Tag 44,3 Prozent mehr Zeit für Care-Aufgaben als Männer.
Dual Career Programme – unerlässlich für die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland
Spezielle Dual-Career-Programme und Unterstützungsangebote von Hochschulen sind unerlässlich, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Hierbei handelt es sich um spezialisierte Initiativen, die darauf abzielen, die beruflichen Perspektiven von Partner:innen neu berufenener Wissenschaftler:innen zu fördern. Diese Programme sind häufig in den Gleichstellungsbüros oder speziellen Servicestellen der Institutionen angesiedelt und bieten eine Vielzahl von Dienstleistungen an, um die Integration der Partner in den lokalen Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Die Dual-Career-Programme bieten in der Regel folgende Unterstützungsangebote an:
- Individuelle Karriereberatung: Unterstützung bei der Entwicklung einer maßgeschneiderten Bewerbungsstrategie sowie Coaching zur Verbesserung der Bewerbungsunterlagen.
- Wohnortwechsel: Beratung und Unterstützung bei der Wohnungs- und Kinderbetreuungssuche, bei ausländischen Wissenschaftler:innen auch in Fragen von Visa, Aufenthaltsgenehmigung oder Sprachkursen
- Stellensuche: Hilfestellung bei der Identifizierung von potenziellen Arbeitgebern und offenen Stellen, die den Qualifikationen und Interessen des Partners oder der Partnerin entsprechen.
- Vernetzung: Zugang zu Netzwerken und Veranstaltungen, die den Austausch zwischen Dual Career Paaren fördern und Kontakte zu regionalen Unternehmen und Institutionen ermöglichen.
- Work-Life-Balance-Beratung: Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben, einschließlich Informationen über Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen in der Umgebung.
Ein Beispiel für sehr gute Dual-Career-Programme in Deutschland ist die Initiative der Technischen Universität München (TUM): Das Munich Dual Career Office bietet ein umfassendes Programm, das nicht nur individuelle Karriereberatung umfasst, sondern auch Workshops zur Netzwerkbildung organisiert. Dies ermöglicht es den Partner:innen, sich mit anderen Wissenschaftler:innen auszutauschen und wertvolle Kontakte zu knüpfen.
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Das Dual Career Netzwerk Deutschland (DCND)
Das Dual Career Netzwerk Deutschland wurde 2010 gegründet. Ziel ist, wissenschaftliche Einrichtungen bzw. deren Dual Career Center dabei zu unterstützen, die Qualität und Professionalität ihrer Angebote für Doppelkarrierepaare zu optimieren und so deren „Strategien zum Finden und Binden von Spitzenkräften, zur Familienförderung, zur Chancengerechtigkeit oder zur Internationalisierung“ auf Basis gemeinsamer Qualitätsstandards zu verbessern – etwa durch gezielte Fortbildungen der Mitarbeiter:innen. Mittlerweile vereint das DCND mehr als 50 regionale sowie mehrere überregionale Netzwerke. Mitglieder sind neben Universitäten und anderen Hochschulen auch Forschungseinrichtungen und -verbünde sowie Einrichtungen aus dem Non-Profitbereich und dem öffentlichen Sektor.
Tipps für (Berufungs-)Verhandlungen mit dem Arbeitgeber
Bei der Anstellung oder bei beruflichen Veränderungen wird Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern empfohlen, proaktiv mit ihrem Arbeitgeber über die Bedürfnisse beider Partner zu verhandeln. Im Folgenden werden einige Aspekte dargelegt, die es zu berücksichtigen gilt:
- Neben den inviduell verhandelbaren Leistungs- oder Forschungszulagen können auch flexible Arbeitszeiten für Forschung und Lehre, die Möglichkeit des Homeoffice sowie Unterstützung bei der Jobsuche für den Partner oder die Partnerin Gegenstand der Verhandlungen sein. Auch beispielsweise Mentoring-Programme oder spezielle Workshops zur Karriereentwicklung oder zum Zeit- und Selbstmanagement können zu Gespräch kommen.
- Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch und eine offene Kommunikation währenddessen ist von essentieller Bedeutung, um die Situation des Wissenschaftlerpaares adäquat zu erörtern. Arbeitgeber sind vielfach gewillt, Lösungen zu finden, sofern sie die Herausforderungen nachvollziehen und erkennen, wie diese Maßnahmen zur Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfelds beitragen können. Ziel ist es schließlich, gute Wissenschaftler:innen langfristig zu binden und die Mitarbeiterzufriedenheit zu fördern. Es sollte klar argumentiert werden, welche Maßnahmen erforderlich sind und welche Vorteile der Arbeitgeber davon hat.
Dual Career Netzwerke im Überblick
Dual Career Service Region Stuttgart: Dieses Netzwerk unterstützt Unternehmen in der Region Stuttgart dabei, Fachkräfte und deren Partner bei der beruflichen Integration zu helfen. Es bietet Beratung, Informationen über den regionalen Arbeitsmarkt und Vernetzungsevents sowie Bewerbungstrainings an.
Dual Career Service Karlsruhe: Initiiert vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), bietet dieses Netzwerk Unterstützung bei der Jobsuche und der Integration in die Region Karlsruhe. Es umfasst zahlreiche lokale Bildungseinrichtungen und Forschungsinstitute.
Dual Career Netzwerk Hamburg + der Norden: Dieses Netzwerk besteht aus fast 30 wissenschaftlichen Einrichtungen in der Metropolregion Hamburg und hat das Ziel, Spitzenkräfte für die Region zu gewinnen.
Dual Career Netzwerk Rheinland: Das DC-Netzwerk Rheinland ist ein Zusammenschluss aus 14 wissenschaftlichen Einrichtungen des Rheinlands. Es unterstützt Doppelkarrierepaare unter anderem durch individuelle Beratung in Karriere- und Bewerbungsfragen, mit Informationen zu Beschäftigungsmöglichkeiten bei den Netzwerkmitgliedern und auf dem regionalen Arbeitsmarkt sowie durch die Vermittlung berufsbezogener Kontakte.
Dual Career Netzwerk Region Passau: Das noch recht junge Netzwerk, dem unter anderem die Uni Passau und die TH Deggendorf angehören, bietet Dual Career Couples Unterstützung bei der Jobsuche durch Jobmatching, individuelle Beratung, Zugang zu einem Netzwerk von Unternehmen und Institutionen in der Region, sowie regelmäßige Netzwerkveranstaltungen zur Förderung des Austauschs zwischen Mitgliedern.
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Strategien zur erfolgreichen Karriereplanung von Forscherpaaren
Jedes berufstätige Paar muss sich mit Fragen um Karriereplanung und Care-Aufgaben beschäftigen. Das gilt auch und erst recht für Forscherpaare. Ein paar Tipps:
- Gemeinsame Zielsetzung: Regelmäßig sollten Gespräche geführt werden, um sowohl individuelle als auch gemeinsame Karriereziele zu definieren. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, akademische Ambitionen, Forschungsinteressen sowie mögliche Lehrverpflichtungen zu berücksichtigen. Des Weiteren sollten auch langfristige Perspektiven, wie etwa die Planung von Drittmittelanträgen, die Aussicht auf eine Professur oder auch ein etwaiger Kinderwunsch, Gegenstand dieser Diskussion sein.
- Eine klare Aufteilung von Verantwortlichkeiten im Haushalt und in der Kinderbetreuung kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Es empfiehlt sich, dass Wissenschaftler:innen gemeinsam erörtern, welche Aufgaben von jedem von ihnen übernommen werden, um sicherzustellen, dass beide Partner:innen ausreichend Zeit für Forschung, Lehre und Publikationen haben. Unter Umständen kann auch die Inanspruchnahme externer Unterstützung, beispielsweise in Form einer Haushaltshilfe oder Kinderbetreuung, in Erwägung gezogen werden.
- Ein effizientes Zeitmanagement ist von entscheidender Bedeutung, um die vielfältigen Verpflichtungen und zeitlichen Anforderungen zu bewältigen. Die Nutzung digitaler Tools wie gemeinsame Kalender oder Projektmanagement-Software kann dabei helfen, Termine und Verpflichtungen besser zu koordinieren. Ein effizientes Zeitmanagement ermöglicht es beiden Partnern, sowohl akademische als auch persönliche Verpflichtungen zu planen und Prioritäten zu setzen.
- Netzwerkbildung: Der Austausch mit anderen Dual-Career-Paaren in der Wissenschaft kann wertvolle Einblicke und Unterstützung bieten – wie organisieren sich andere Forscherpaare, wo gibt es eventuell gute Unterstützung oder Beratung? Die Teilnahme an einschlägigen Netzwerktreffen – an der Hochschule, regional oder auch (inter-)national kann nicht nur auf privater Ebene wertvolle Impulse schenken, sondern bietet zudem auch die Möglichkeit zurVernetzung mit potenziellen Arbeitgebern oder Kooperationspartnern.
Hilfestellung für internationale Wissenschaftler:innen
Alexander von Humboldt Stiftung (AVH): Die Alexander von Humboldt Stiftung fördert Wissenschaftskooperation zwischen ausländischen und deutschen Forschenden. Sie vergibt zum einen Stipendien und Preise an Forschende, die nach Deutschland kommen. Zum anderen unterstützt die Stiftung Wissenschaftler:innen aus Deutschland bei ihren Forschungsprojekten im Ausland.
Auswärtiges Amt: Das Auswärtige Amt bietet Informationen zu Einreise, Visabestimmungen, Aufenthaltsbestimmungen und viele hilfreiche Informationen rund um das Thema Arbeiten und Forschen in Deutschland.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bietet umfassende Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt sowie zu Themen des Arbeitsrechts oder -schutzes. Weiterhin ist es für Belange der sozialen Sicherung in Deutschland zuständig und liefert auch hierzu Informationen. Außerdem stellt das Ministerium mit www.make-it-in-germany.com eine Informationsplattform zur Verfügung, die Informationen zu Leben und Arbeiten in Deutschland liefert.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt den europaweiten Forschungsaustausch und informiert auf seiner Website zu unterschiedlichen Initiativen und Netzwerken, die diesen Austausch fördern.
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD): Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist die weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftler*innen. Hier finden Sie umfassende Informationen zu Fördermöglichkeiten, Stipendien und Rückkehrprogrammen.
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Die europaweit größte Forschungsförderungsorganisation dient der Wissenschaft durch die finanzielle Unterstützung von Forschungsaufgaben und fördert die Zusammenarbeit zwischen den Forschenden. Die Förderung umfasst Einzelförderung, koordinierte Programme, wissenschaftliche Preise und Internationales.
GAIN – German Academic International Network: Diese Organisation bietet Beratungsangebote für internationale Wissenschaftler:innen und deren Partner:innen, um diesen bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt zu helfen. Sie kooperiert mit verschiedenen Dual Career Services.
EURAXESS Germany: Diese Plattform bietet Informationen über Dual Career Services an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland, die speziell auf die Bedürfnisse von internationalen Wissenschaftler:innen ausgerichtet sind