Quereinstieg öffentlicher Dienst
Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst: Voraussetzungen und Chancen für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen

Zwei lachende Frauen an einem Schreibtisch

Quereinstieg in den öffentlichen Dienst: ein Job mit gesellschaftlicher Relevanz und Sicherheit. © jakoblund / iStock

Ein Job im öffentlichen Dienst verspricht Sinnhaftigkeit – und Sicherheit in unsicheren Zeiten. Auch für Quereinsteiger:innen bieten sich vielfältige Karrierechancen. Ein Überblick über mögliche Berufsfelder, Voraussetzungen und Gehalt.

Veröffentlicht: 09.06.2024

Von: Maresa Wolbert

Ein krisensicherer, sinnvoller Job mit einem transparenten, planbaren Gehalt inklusive einer guten Work-Life-Balance und flexiblen Arbeitszeiten – was nach unrealistischen Arbeitsbedingungen klingt, kann durchaus wahr werden: im öffentlichen Dienst. Laut des Statistischen Bundesamts arbeiten 5,2 Millionen Menschen im Staatsdienst, die Hälfte davon bei den Ländern; etwa ein Drittel ist verbeamtet, zwei Drittel sind angestellt.

Ob bei der Polizei, in der Verwaltung, im Lehramt oder im Gesundheitssektor – der Fachkräftemangel wirkt sich auch in den Berufsfeldern des öffentlichen Diensts aus. Überall werden qualifizierte Mitarbeiter:innen gebraucht. Laut dem dbb beamtenbund und tarifunion fehlen dem Staat 500.000 Arbeitskräfte.

Selbst wer keine klassische Beamtenlaufbahn eingeschlagen hat, aber dafür motiviert ist und als geeignet eingestuft wird, hat gute Chancen auf eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst: Die Perspektiven für Quereinsteiger:innen sind exzellent. Eine Bewerbung für den öffentlichen Dienst ist folglich durchaus lohnenswert.

Wer einen Quereinstieg in den öffentlichen Dienst anstrebt, wird nicht automatisch verbeamtet. Oft wird ein Angestelltenverhältnis angeboten. Die Voraussetzung für einen Quereinstig ins Beamtentum und in ein Angestelltenverhältnis variieren.

Quereinsteiger:innen, die sich für einen Job im öffentlichen Dienst interessieren und eine Beamtenlaufbahn einschlagen möchten, müssen ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorlegen sowie geeignete Kompetenzen und passende Softskills nachweisen. Unerlässlich sind die zum angestrebten Dienstgrad passenden Abschlüsse: 

  • Einfacher Dienst: Hauptschulabschluss
  • Mittlerer Dienst: Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Ausbildung
  • Gehobener Dienst: Fachhochschul- oder Hochschulreife
  • Höherer Dienst: Hochschulabschluss

Nach einer erfolgreichen Bewerbung beginnt der sogenannte Vorbereitungsdienst, der Anwärter:innen auf die neue Tätigkeit vorbereitet. Er kann von sechs Monaten bis zu drei Jahren dauern, je nachdem, welcher Dienstgrad angestrebt wird. Anwärter:innen tragen dann den Titel Beamt:in auf Widerruf. Nach erfolgreich absolviertem Vorbereitungsdienst werden sie Beamt:in auf Probe, nach einer Probezeit dürfen sich die Absolvent:innen Beamter oder Beamtin auf Lebenszeit nennen.

In Bezug auf Altersgrenzen gelten für Quereinsteiger:innen ins Beamtentum folgende Besonderheiten: 

  • Bund: Bewerber:innen, die sich für eine Beamtenlaufbahn beim Bund interessieren, können sich in der Regel altersunabhängig für den Vorbereitungsdienst bewerben. Nur in vereinzelten Bereichen gelten bestimmte Altersgrenzen. Sie resultieren aus bestimmten körperlichen Voraussetzungen wie Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, die für die Berufsausübung unerlässlich sind. Beispiele sind der Vollzugsdienst der Bundespolizei und des Bundeskriminalamts sowie bestimmte Laufbahnen bei der Bundeswehr.
  • Länder und Kommunen: Wer eine Beamtenlaufbahn bei Ländern und Kommunen anstrebt, hat das Beamtenrecht des jeweiligen Bundeslands zu beachten. Sie regeln das Höchstalter für die Verbeamtungen, oft in Verbindung mit weiteren Landesverordnungen. Die Folge: Die Höchstaltersgrenzen für die Verbeamtung in Deutschland unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise liegt die Grenze grundsätzlich bei 42 Jahren, in Bayern bei 45 Jahren. In Berlin benötigen Bewerber:innen für die Einstellung und Versetzung eine Einwilligung der Senatsverwaltung, wenn sie älter als 50 Jahre sind.


Nicht jeder Quereinstieg in den öffentlichen Dienst mündet in eine Beamtenstelle. Die meisten Quereinsteiger:innen kommen in einem tarifvertraglich geregelten Angestelltenverhältnis unter. Auch sie müssen passende Qualifikationen, Softskills und ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. 

Fehlen Quereinsteiger:innen spezifische Voraussetzungen für eine angestellte Beschäftigung im öffentlichen Dienst, haben sie die Möglichkeit, durch Umschulungen oder Verwaltungslehrgänge einen Job beim Staat zu bekommen. Solche Maßnahmen sind insbesondere dann empfehlenswert, wenn es um einen Quereinstieg in die öffentliche Verwaltung geht. 

  • In anderen Bereichen des öffentlichen Diensts fassen Quereinsteiger:innen häufig nach einer spezifischen Einarbeitungszeit, berufsbegleitenden Fortbildungen oder Lehrgängen Fuß. 
  • Wer aus einem Beruf kommt, der auch im öffentlichen Dienst gesucht wird, benötigt wiederum oft nur eine Einarbeitung, in der die noch fehlenden Verwaltungskenntnisse erworben werden.
  • In anderen Fällen kann wiederum eine berufsbegleitende Ausbildung in Betracht kommen.

Im Gegensatz zu Anwärter:innen für eine Beamtenlaufbahn gibt es für Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst keine Altersgrenzen.

Die Berufsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst sind vielfältig. Zu den typischen, angestrebten Berufsfeldern für Quereinsteiger:innen in Verwaltung und Behörden zählen: 

  • Öffentliche Sicherheit: zum Beispiel bei der Polizei (etwa als Jurist:in oder IT-Expert:in), bei der Bundeswehr oder bei der Feuerwehr (Service- und Verwaltungsaufgaben)
  • Allgemeinen Verwaltung: zum Beispiel im gehobenen nichttechnischen Dienst und im mittleren nichttechnischen Dienst, als Bürokaufleute, Immobilienkaufleute, Industriekaufleute, Informatikkaufleute, Mediengestalter:innen oder im Standesamt
  • Zoll und Finanzverwaltung: zum Beispiel als Bankkaufleute, Finanzwirt:innen oder beim Zoll
  • Gesundheitswesen: zum Beispiel als Altenpfleger:innen, Apotheker:innen, Psycholog:innen, Lebensmittelkontrolleur:innen
  • Justizverwaltung: zum Beispiel im Justizvollzug oder als Gerichtsvollzieher:innen oder Bewährungshelfer:innen
  • Natur und Umwelt: zum Beispiel als Förster:in oder Landschaftsarchitekt:in
  • Verkehr und Infrastruktur: zum Beispiel als Angestellte im Luftfahrtbundesamt, im Schifffahrtsamt oder am Flughafen
  • Kultur: zum Beispiel als Bibliothekar:innen oder in der Kulturpädagogik und -vermittlung
  • Wissenschaft und Technik: zum Beispiel als Ingenieur:innen, Wirtschaftsinformatiker:innen oder Architekt:innen
  • Erziehung, Bildung, Soziales: zum Beispiel als Lehrer:innen, Pädagog:innen oder Erzieher:innen


Für viele Quereinsteiger:innen in den öffentlichen Dienst sind die organisatorischen Strukturen innerhalb einer Behörde oder eines Verwaltungsapparats neu. Sie erhalten daher anfangs regelmäßig spezielle Unterstützung in Form von Schulungen, Fortbildungen und anderen Programmen. Zudem findet in der Regel eine spezielle, praktisch orientierte Einarbeitszeit statt, in der der Quereinstieg in eine hierarchisch strukturierte Organisation ebenfalls berücksichtigt wird.

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In Bezug auf die Bezahlung, die Karrieremöglichkeiten sowie auch in puncto Beförderungen bestehen grundsätzlich keine Unterschiede zwischen Quereinsteiger:innen und Beschäftigten, die bereits eine Ausbildung im öffentlichen Dienst vorweisen können.

  • Verbeamtete Quereinsteiger:innen erhalten folglich die für Beamt:innen üblichen Gehälter, die sogenannten Bezüge. Sie sind in Besoldungstabellen festgesetzt und werden nach Besoldungsgruppen und Erfahrungsstufen aufgeteilt
  • Für angestellte Quereinsteiger:innen im öffentlichen Dienst gilt der jeweilige Tarifvertrag. Die Eingruppierung sowie die Einordnung in eine bestimmte Erfahrungsstufe richten sich nach Erfahrungen, Qualifikation und der ausgeübten Tätigkeit und ist in den jeweiligen Entgelttabellen einsehbar.

Zu beachten ist jedoch, dass Quereinsteiger:innen vor allem beim Einstieg in der Regel in niedrigere Entgeltgruppen eingeordnet werden als ihre verbeamteten Kolleg:innen. So werden beispielsweise Quereinsteiger:innen ins Lehramt in der Regel nicht in E12 oder gar E13 einsortiert, sondern müssen häufig mit E10 oder E11 beginnen, während Lehrer:innen mit entsprechendem Studium in A12 oder in den allermeisten Fällen in A13 eingruppiert werden.

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Quereinsteigende, die sich für einen Job beim Land Berlin interessieren, haben gute Karriereperspektiven. Gesucht werden vor allem Fachkräfte aus den medizinischen, psychologischen und pädagogischen Berufen. Erfahrene Ingenieur:innen sowie IT-Fachkräfte sind beim Land Berlin ebenso sehr gefragt. 

Die Berliner Verwaltung ist mit 120.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Region und bietet unter anderem für Masterabsolvent:innen der Wirtschafts-, Finanz-, Sozial-, Verwaltungs-, Rechts- oder politischen Wissenschaften ein vergütetes Traineeprogramm an, das für die Übernahme als (zunächst auf Probe) verbeamteter Regierungsrat oder Regierungsrätin qualifiziert.

An der Verwaltungsakademie können sie außerdem berufsqualifizierende Lehrgänge absolvieren. Berufsanerkennungsqualifikationen und Personalentwicklungsmaßnahmen sorgen dafür, dass der Einsatz beim Land Berlin für Quereinsteiger:innen kein Sprung ins kalte Wasser wird.

In Deutschland herrscht akuter, massiver Lehrkräftemangel. Deshalb gibt es immer mehr Quereinsteigende, die in den Schuldienst wechseln. Wie genau sie die noch fehlenden pädagogischen Fähigkeiten erwerben und welche sonstigen Voraussetzungen sie für den Einstieg als Lehrkraft erfüllen müssen, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Mehr zum Thema Quereinstieg in den Lehrberuf erfahren Sie in diesem academics Ratgeber.

Auch beim Quereinstieg für Lehrkräfte mischt die Hauptstadt ganz vorn mit. In Berlin ist der Mangel an Lehrpersonal sogar so hoch, dass seit 2022 bei Vorliegen der nötigen Voraussetzungen Quereinsteiger:innen vorübergehend bis zu einem Alter von 52 Jahren verbeamtet werden können – ein weiterer Anreiz für einen Karrierewechsel.

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