Beim Jugendamt arbeiten
Berufsfelder, Quereinstieg und Gehalt in einem Jugendamt

Jugendamt - Hände

Berufswege und alle wichtigen Infos zur Arbeit mit Kindern im Jugendamt © Hannah Busing / unsplash.com

Die Arbeit in Jugendämtern ist vielfältig. Die Mitarbeitenden sind bei weitem nicht nur damit beschäftigt, sich um vernachlässigte Kinder zu kümmern. Welche Aufgaben in diesen Kinderschutzinstitutionen insbesondere auf Akademiker:innen warten, erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 24.10.2023

Von: Florian Heil

In Deutschland gibt es laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter insgesamt 559 örtliche Jugendämter. Sie sind dem Kindeswohl verpflichtet und hierzulande die größten Kinderschutzorganisationen. Jugendämter steuern die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort. Sie helfen bei der Organisation des Lebens von Familien mit Kindern und greifen bei Bedarf in familiäre Strukturen ein. 

Zusätzlich existieren 17 Landesjugendämter im Bundesgebiet (zwei in NRW), die in ihrem jeweiligen Einzugsbereich überregionale Aufgaben der Jugendhilfe wahrnehmen und die örtlichen Jugendämter in allen fachlichen Fragen beraten und fördern. Diese sind in der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Landesjugendämter zusammengeschlossen.

Örtliche Jugendämter sind sozialpädagogische Fachbehörden, daher machen die klassischen Verwaltungsberufe hier nur eine Minderheit aus. In erster Linie werden in Jugendämtern also Sozialpädagog:innen, Sozialarbeiter:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Erziehungswissenschaftler:innen und Erzieher:innen angestellt. 

Im Bereich der Landesjugendämter kommen Verwaltungslaufbahnen hingegen häufiger vor. Da es hier auf verschiedenen Gebieten einen erheblichen Fachkräftebedarf gibt, werden in den Landesjugendämtern neben sozialpädagogischen Fachkräften auch Betriebswirt:innen oder Jurist:innenen beschäftigt.

Die örtlichen Jugendämter bieten abhängig vom Bildungsgrad des Beschäftigten eine große Auswahl an Arbeitsfeldern. Fünf typische Berufe werden im Folgenden kurz erörtert.

Mitarbeiter des ASD unterstützen Familien bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Sie vermitteln beispielsweise eine Erziehungsberatung, einen Elternkurs oder ein soziales Training für Jugendliche. Auch für das unmittelbare Kindeswohl in Notsituationen sind die Fachkräfte des ASD zuständig, um die Situation einzuschätzen und Kinder gegebenenfalls an einen sicheren Ort zu bringen.

Viele Jugendämter haben eigene Kindertagesstätten (Kitas). Erzieher:innen begleiten und fördern dort die Entwicklungsfortschritte der Kleinkinder und stehen dabei in regelmäßigem Austausch mit den Eltern. 

Sie organisieren Kinderfreizeiten und sind für Jugendkulturarbeit oder Bildungsangebote verantwortlich, die außerhalb der Schule stattfinden. Die Mitarbeitenden unterstützen die Jugendverbände und den länderübergreifenden Jugendaustausch. Die Arbeit findet jedoch nicht nur am Schreibtisch statt – mobile Jugendarbeiter:innen statten bekannten Treffpunkten der Jugendlichen Besuche ab und bieten ihnen dort Hilfe an.

Diese Mitarbeiter:innen versuchen, zum Wohl der Kinder rechtliche Fragen zu klären, die sich mit Unterhaltsansprüchen, Vaterschaftsfeststellungen und anderen Streitigkeiten unter Eltern beschäftigen. Sie führen Beratungsgespräche mit Müttern, Vätern und Anwält:innen und setzen sich dafür ein, dass Kinder geschiedener Eltern zu beiden Elternteilen in Kontakt bleiben dürfen.

Verwaltungsfachleute kümmern sich um die administrativen Bereiche im Jugendamt. Darunter fallen beispielsweise finanzielle Themen wie die Bearbeitung von Kostenübernahmen für die Hilfen, die Familien gewährt werden. Aber auch die Leistungserfassung, die Immobilienbetreuung, die Überwachung gesetzlicher Regularien oder allgemeine Sekretariatsaufgaben fallen in diesen Aufgabenbereich.

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Etwa jede zweite angestellte Person im Jugendamt verfügt über einen sozialpädagogischen Hochschulabschluss. Bei etwa jeder dritten Person liegt ein verwaltungsbezogener Abschluss vor. Dabei qualifizieren noch viele andere Studiengänge aus dem sozialen Bereich an Universitäten oder Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) für den Berufseinstieg im Jugendamt. Dazu gehören beispielsweise Soziale Arbeit, Sozialwissenschaften oder Erziehungswissenschaften. Für eine Tätigkeit als Erzieher:in reicht eine berufsbegleitende Ausbildung. Viele Jugendämter bieten zudem spezielle Einstiegsprogramme an, durch die der Start in diesen Berufsfeldern vereinfacht wird.

Wer den gehobenen Verwaltungsdienst anstrebt, sollte ein duales Studium an den Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung absolvieren. Das sind beispielsweise die Studiengänge „Kommunaler Verwaltungsdienst“ oder „Public Management“ mit den Abschlüssen Bachelor of Laws oder Bachelor of Arts. Hier gilt der Beamtenstatus bereits während des Studiums, zunächst allerdings auf Widerruf. Für den mittleren Dienst ist kein Studium notwendig, hier reicht eine zweijährige Ausbildung in unterschiedlichen Bereichen der Kommunalverwaltung.

Im Verwaltungsbereich ist zudem ein Quereinstieg denkbar, denn hier werden außer Verwaltungsfachwirt:innen auch Jurist:innen, Betriebswirt:innen oder andere Mitarbeitende mit kaufmännischem Hintergrund eingestellt. In den örtlichen Jugendämtern ist ein Quereinstieg für Akademiker:innen fachfremder Studienrichtungen eher unüblich, da das Gesetz ein Fachkräftegebot vorsieht.

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Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter sind insgesamt mehr als 55.000 Personen in den Jugendämtern beschäftigt. In den nächsten Jahren muss etwa jede vierte Stelle durch Verrentung neu besetzt werden. Somit findet in den Jugendämtern derzeit ein Generationenwechsel statt, der Absolvent:innen gute Perspektiven bietet.

Darüber hinaus herrscht im sozialen Bereich ein Fachkräftemangel, der die Chancen auf einen unmittelbaren Berufseinstieg nochmals erhöht. In der von der BAG Landesjugendämter initiierten bundesweiten Kampagne „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt“ wird aktiv um neue Mitarbeiter:innen geworben.

Aufstiegschancen gibt es wie in anderen Bereichen der öffentlichen Verwaltung auch. Eine interessante Karrieremöglichkeit ist der Wechsel in die Landesjugendämter, in denen soziale Fachkräfte die Jugendämter in Fragen des Kinderschutzes vor Ort beraten. Dieser steht beispielsweise den Leiter:innen der örtlichen Jugendämtern offen und wird in der Regel besser vergütet als die Arbeit in den örtlichen Jugendämtern.

Die Bezahlung für Mitarbeiter des Jugendamtes ist tariflich geregelt. Die Fachberater:innen der Landesjugendämter mit Hochschulabschluss werden in der Regel nach der Entgelttabelle TVÖD VKA bezahlt und dort in E12 oder E13 eingruppiert. Der Verdienst bewegt sich also je nach Erfahrungsstufe zwischen 3.700 und 6.000 Euro brutto monatlich

Für die Arbeit in den örtlichen Jugendämtern wird in der Regel die Entgelttabelle TVÖD SuE angewandt. Dort sind für das Gehalt von Sozialarbeiter und Sozialpädagogen die Gruppen S11b, S12 und S14 relevant. Der Verdienst im öffentlichen Dienst liegt also je nach Erfahrungsstufe in etwa zwischen 3.500 Euro und 5.200 Euro brutto im Monat. Informationen zur Besoldung von verbeamtenen Mitarbeitenden finden Sie im Ratgeber „Beamtenbesoldung – wie hoch ist das Gehalt?“.

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