Gehalt Erzieher / Erziehungswissenschaften
Was verdienen Erzieher und Erziehungswissenschaftler?

Eine Erzieherin mit Kindern im Kindergarten

Das Gehalt von Erziehern gehört sicherlich nicht zu den höchsten, variiert aber je nach Abschluss und Einrichtung © FatCamera / iStock.com

Erziehungswissenschaftlern stehen nach dem Abschluss zahlreiche Bereiche offen - von der Sozialpädagogik bis zur Erwachsenenbildung. Ebenso finden viele Absolventen in der Kinderbetreuung eine Anstellung. Die Qualifikation wird beim Gehalt dabei jedoch nicht immer berücksichtigt, und auch die Art des Arbeitgebers sowie die Berufserfahrung wirken sich auf den Verdienst aus.

Veröffentlicht: 05.04.2020

Von: Julia Holzapfel / Tanja Viebrock

Wer im pädagogischen Bereich mit Kleinkindern arbeiten wollte, für den gab es lange Zeit nur die Möglichkeit der Fachschulausbildung zum Erzieher. Mit der politischen Forderung nach steigender Professionalisierung in der Kleinkindpädagogik finden nun aber auch zunehmend Uni-Absolventen der Erziehungswissenschaft und verwandter Studiengänge den Weg in Kita und Kindergarten. Ihre Einkommens- und Karrierechancen sind dort allerdings nach wie vor begrenzt.

Das Gehalt von Erziehern in Kindertageseinrichtungen hängt in erster Linie vom Träger ab. Etwa ein Drittel der Erzieher ist bei einem öffentlichen Träger beschäftigt und wird nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst Kommunaler Sozial- und Erziehungsdienst (TVöD SuE) entlohnt. Bei den übrigen zwei Dritteln ist die Höhe des Verdienstes davon abhängig, ob ihr Arbeitgeber Mitglied eines kommunalen Arbeitgeberverbandes ist, für den auch direkt die Tarifbindung gilt. Ein Großteil der kirchlichen und freien Träger hat jedoch Entgeltregelungen gefunden, die an die Strukturen des Tarifvertrags angelehnt sind oder wenden ihn sogar direkt an.

Dennoch weist das Einkommen im Erziehungsbereich häufig eine große Bandbreite auf, die bereits beim Einstiegsgehalt deutlich wird: Vor allem private Träger zahlen Erziehern teilweise ein untertarifliches Gehalt. Es geht aber auch anders herum: Überdurchschnittlich gut bezahlt zum Beispiel die Diakonie Bayern. Sie hat eigene Tarifvereinbarungen, die Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie Bayern (AVR-Bayern). Für Erzieher erhalten hier beim Start in den Beruf (Erfahrungsstufe 1) ein monatliches Bruttogehalt von 3.398,08 Euro. Zum Vergleich: Berufseinsteiger in vergleichbarer Position bei einem öffentlichen Träger erhielten nur 2.829,77 Euro, also rund 17 Prozent weniger. Es zahlt sich für Erzieher also aus, sich schon vor der Bewerbung das Entlohnungssystem des Trägers anzusehen.

Ein erweiterter Aufgabenbereich, Leitungsfunktionen und auch die Größe der Einrichtung beeinflussen das Gehalt von Erziehern. Der Tarifvertrag sieht folgende Eingruppierung vor:

Tarifgehälter für Erzieherberufe

Aufgabenart Tarifgruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6

Kinderpfleger

S 3

2.476,93 €

2.658,24 €

2.826,92 €

2.981,80 €

3.052,66 €

3.137,31 €

Kinderpfleger mit schwieriger Tätigkeit

S 4

2.632,35 €

2.825,04 €

3.000,62 €

3.119,76 €

3.232,63 €

3.408,47 €

Erzieher

S 8a

2.829,77 €

3.036,91 €

3.250,62 €

3.453,09 €

3.649,92 €

3.855,19 €

Erzieher mit schw. Tätigkeit

S 8b

2.892,66 €

3.104,40 €

3.351,85 €

3.711,78 €

4.049,22 €

4.307,92 €

Heilpädagoge, koordinierender Erzieher, Kita-Leiter

S 9

2.892,66 €

3.104,40 €

3.351,85 €

3.711,78 €

4.049,22 €

4.307,92 €

Sozialarbeiter

S 11b

3.196,36 €

3.430,33 €

3.594,40 €

4.007,75 €

4.330,68 €

4.524,44 €

Sozialarbeiter mit schw. Tätigkeit

S 12

3.242,48 €

3.479,83 €

3.787,46 €

4.058,71 €

4.394,57 €

4.536,66 €

Kita-Leiter (ab 40 Plätze)

S 13

3.251,68 €

3.489,70 €

3.810,56 €

4.068,88 €

4.391,82 €

4.553,28 €

Kita-Leiter (ab 70 Plätze)

S 15

3.370,09 €

3.616,78 €

3.875,16 €

4.172,25 €

4.650,18 €

4.856,83 €

Kita-Leiter (ab 100 Plätze)

S 16

3.502,52 €

3.758,90 €

4.043,07 €

4.391,82 €

4.779,34 €

5.011,85 €

Kita-Leiter (ab 130 Plätze)

S 17

3.580,74 €

3.842,85 €

4.262,65 €

4.521,02 €

5.037,68 €

5.341,24 €

Kita-Leiter (ab 180 Plätze)

S 18

3.900,00 €

4.004,30 €

4.521,02 €

4.908,52 €

5.489,79 €

5.845,01 €

Quelle: Entgelttabelle TVöD Kommunaler Sozial- und Erziehungsdienst/GEW für den Zeitraum vom 01.03. bis 31.08.2020, Monatswerte in Euro © academics.de

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Laut dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung besaßen 2018 etwa sechs Prozent aller Mitarbeiter in der Kindertagesstätten einen fachrelevanten Hochschulabschluss. Diese Akademiker besetzen dort primär Leitungspositionen, zum Beispiel eine Einrichtungs- oder Gruppenleitung. Der größte Teil der (Fach-)Hochschulabsolventen in der Einrichtungsleitung verfügte über einen Abschluss in Sozialer Arbeit, gefolgt von Absolventen der Erziehungswissenschaften und der Kindheitspädagogik.

Auf dem Gehaltszettel wirkt sich ein Hochschulabschluss allerdings laut Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kaum aus. Die Autoren einer Studie der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) aus dem Jahr 2012 resümierten ebenfalls, dass sich der Verdienst von Absolventen des Studiengangs Kindheitspädagogik bloß unwesentlich von dem Einkommen der Erzieher ohne Hochschulabschluss unterscheide. Angesichts des für Hochschulabsolventen vergleichsweise niedrigen Gehalts ist die Beschäftigung im Kita-Bereich für viele Kindheitspädagogen nur eine Durchgangsstation, aber keine langfristige Karriereoption, wie eine 2015 veröffentlichte Untersuchung der Universität Duisburg-Essen (UDE) aus dem Jahr 2015 zeigte.

Abgesehen von der Arbeit in einer Kindertageseinrichtung eröffnet ein Abschluss in Erziehungswissenschaften zahlreiche Berufsfelder. Die Bandbreite reicht von Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung, Medien- und Sonderpädagogik bis hin zu Bildungs- und Entwicklungsforschung.

Das Karriereportal StepStone ermittelte in seinem Gehaltsreport 2020 ein Bruttodurchschnittsgehalt von 37.903 Euro jährlich für Absolventen der Erziehungswissenschaften. Damit gehören unter den Hochschulabsolventen eher zu den Geringverdienern. Zum Vergleich: Selbst Absolventen der Sozialwissenschaften kamen im Untersuchungszeitraum auf ein durchschnittliches Jahresbrutto von 39.487 Euro, mit einem Abschluss in Psychologie waren es immerhin 42.876 Euro. Insgesamt verdienen sie etwa 11.000 Euro weniger als diejenigen, die nach einem naturwissenschaftlichen Studium in das Berufsleben starten.

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Wer als Erziehungswissenschaftler mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik eine Stelle im öffentlichen Dienst, zum Beispiel als Sozialarbeiter, annimmt, wird in die Entgeltgruppen S 11b oder S 12 (siehe Tabelle oben) eingeordnet und erhält zu Beginn seiner Laufbahn ein monatliches Bruttoeinkommen von 3.196,36 bzw. 3.242,48 Euro.

Ganz ähnlich wie für Erzieher mit Hochschulabschluss stellt sich die Situation auch für Erziehungswissenschaftler dar, die im sozialen Bereich arbeiten: Die Unterschiede in der Höhe des Einkommens können zwischen einzelnen Trägern erheblich ausfallen, und ein Studium führt nicht automatisch zu einem deutlichen Plus auf dem Gehaltszettel.

Wer nach dem Abschluss an der Universität bleiben und im Bereich Pädagogik forschen möchte, für den führt der Weg vom Bachelor- und Mastergrad über die wissenschaftliche Mitarbeit und Promotion bis hin zu einer möglichen Professur.

Auf den Abschluss in Erziehungswissenschaften folgt zunächst eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter, die in der Regel nach Tarifverträgen vergütet wird. Eine genaue Darstellung der Gehälter finden Sie im Artikel über das Gehalt von wissenschaftlichen Mitarbeitern. Was ein Professor der Erziehungswissenschaft verdient, ist durch die Bundesländer geregelt. Mehr dazu finden Sie im Artikel über das Gehalt von Professoren.

Zusätzlich haben Erziehungswissenschaftler noch die Möglichkeit, als Dozent oder als Forschungsreferent zu arbeiten. Folgende Artikel gehen genauer auf diese Arbeitsbereiche ein:

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