Welche Kompetenzen braucht eine gute Führungskraft?
Mit diesen Aufgaben gehen entsprechende Kompetenzen einer guten Führungskraft einher. Doch was macht eine gute Führungskraft aus?
Auch hierüber gibt es zahlreichen Studien und Analysen. Das Project Oxygen beispielsweise ermittelte, welche Eigenschaften eine perfekte Führungskraft haben muss – unabhängig davon, welchen Führungsstil sie pflegt. Die zehnjährige Recherche des Unternehmens Google identifizierte in einem ersten Schritt acht Eigenschaften, die für gute Führungskräfte unerlässlich sind. In einem zweiten Schritt wurden diese Eigenschaften in den Unternehmen implementiert – und bereits das steigerte die Zufriedenheit der Angestellten sowie die Gesamtleistung einzelner Teams.
Im Jahr 2020, also zwölf Jahre nach Projektstart, wurden die Ergebnisse erneut ausgewertet und an die aktuellen Bedingungen der teilnehmenden Unternehmen angepasst. Im Ergebnis machten die Wissenschaftler:innen zehn Eigenschaften aus, die eine gute Führungskraft ausmachen:
1. Motivation: Sie sind gute Coaches und wissen, wie sie ihr Team einsetzen.
2. Fähigkeit zur Delegation: Sie bestärken ihr Team, geben auch mal Verantwortung ab und vermeiden Mikromanagement.
3. Verantwortungsbewusstsein: Sie schaffen ein integratives Arbeitsumfeld und legen ihren Fokus auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen.
4. Selbstvertrauen und Entschlusskraft: Sie sind produktiv und ergebnisorientiert.
5. Gute Kommunikationsfähigkeit: Sie sind gute Zuhörer:innen und teilen relevante Informationen mit dem Team.
6. Empathie und emotionale Intelligenz: Sie geben Teammitgliedern die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. Außerdem geben sie ihnen regelmäßiges Feedback über ihre Leistungen.
7. Weitsicht und Überblick: Sie haben eine klare Vision und Strategie für das Team.
8. Konstruktives, lösungsorientieres Verhalten: Sie haben alle Fähigkeiten, die es braucht, um dem Team mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
9. Teamplayer: Sie fördern die Zusammenarbeit mit anderen Teams.
10. Integrität und Durchsetzungsvermögen: Sie treffen klare Entscheidungen, können sie auch begründen und stehen auch in Krisenzeiten zu ihren Vorhaben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Zeiten von Homeoffice und Remote Working sind digitale Kompetenzen. Führungskräfte müssen Tools verstehen und nutzen, die die Prozesse innerhalb eines Teams oder Unternehmens auch auf Distanz möglich machen.
Führung in Wissenschaft und Forschung
Grundsätzlich haben Führungskräfte in Wissenschaft und Forschung mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen wie Führungskräfte in der freien Wirtschaft oder dem öffentlichen Dienst. Für sie gelten also auch die gleichen Anforderungen an einen guten Führungsstil. Daneben bestehen allerdings durchaus Besonderheiten:
- Führungskräfte, die Wissenschaftler:innen vorgesetzt sind, führen Personen, die oft aus starkem Eigeninteresse forschen und dementsprechend motiviert sind. Sie brennen für neue Erkenntnisse, ihre Forschung bedeutet für sie meistens mehr als ein Job. Für Führungskräfte bedeutet das, dass sie dieser Motivation gerecht werden müssen, etwa indem sie gute Rahmenbedingungen für die Forschung schaffen oder reputationsfördernde Maßnahmen sicherstellen.
- Führungskräfte selbst sollten nicht nur Führungskompetenzen vorweisen. Sie sollten zudem über wissenschaftliche Kompetenzen verfügen, die in ihrer Organisation gefragt sind. Das erhöht ihre Glaubwürdigkeit und Akzeptanz innerhalb der Einrichtung.
- Viele Wissenschaftler:innen brauchen einen hohen Grad an inhaltlicher und gestalterischer Freiheit. Ihre Ideen, Theorien und Forschungsinteressen folgen keinem festgesetzten Schema und lassen sich oft schwer in eine 40-Stunden-Woche pressen. Das bedeutet für Führungskräfte, ihnen individuelle Handlungsspielräume zu ermöglichen, Freiheiten zu gewähren und das Arbeitsumfeld entsprechend zu gestalten. Damit das funktioniert, sollte ein regelmäßiger Austausch zwischen Führungskraft und Forschenden stattfinden, der allerdings keinen kontrollierenden Charakter hat, sondern eher organisatorischer und beratender Natur ist.
- Arbeiten in der Wissenschaft bedeutet viel inhaltliche Unsicherheit, hoher Konkurrenzdruck sowie eine stetige Suche nach Innovationen und Lösungen (oft mit ungewissem wissenschaftlichen Ausgang), gepaart mit Zukunftsängsten. Um all dies aufzufangen, sollten Führungskräfte den Wissenschaftler:innen ein hohes Maß an Stabilität und Sicherheit bieten. Eine klare Kommunikation, gute Mentoringprogramme, transparente Prozesse sowie eine Unternehmenskultur, die offen für Veränderungen ist, tragen dazu bei. Wertschätzendes Handeln, das Kreativität und Ideen fördert, ist ein weiterer wichtiger Pfeiler für eine gute und fruchtbare Beziehung zwischen Wissenschaftler:innen und Führungskräften.
Führung: Rollenbilder und Dunkle Triade
Im Jahr 2022 war nurknapp jede dritte Führungsposition von Frauen besetzt. Das liegt allerdings nicht daran, dass Frauen in Führungspositionen anders agieren als männliche Führungskräfte, wie eine Studie des Verbands deutscher Unternehmerinnen zeigt. Demnach setzen sie bei ihrem Führungsstil allerdings die Schwerpunkte Kreativität, Fürsorglichkeit und Teamfähigkeit, während ihre männlichen Pendants von einer „Ellbogen-Mentalität“ gesteuert werden und schneller Entscheidungen treffen.
Allerdings: Bei der genaueren Betrachtung der negativen und sozial nicht verträglichen Eigenschaften Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie, der sogenannten Dunklen Triade, zeigt eine im Journal of Business and Media Psychology (2023, 12, Heft 1, S. 22-31) Studie von Matthias Sure, dass Männer gegenüber Frauen im Top-Management mehrheitlich eine deutlich größere Affinität zu eben diesen destruktiven Eigenschaften aufweisen. Für Charaktere mit diesen Charaktereigenschaften seien solche Unternehmen besonders anziehend, die unpersönlich, profit- und kapitalmarktgetrieben sind. Zu den Branchen zählen Unternehmensberatungen, Wirtschaftsprüfungen und Rechtsberatungen sowie (Investment-)Banken, Versicherungen und Finanzholdings, wie die Studie ermittelte.