Bewerbung als Arzt / Assistenzarzt
Bewerbung als Arzt: Was ist zu beachten?

Fussmatte Schuhe - Symbolbild: Bewerbung Medizin

Welche Besonderheiten gibt es bei der Bewerbung als Arzt? © Robert Nelson / unsplash.com

Ärztinnen und Ärzte müssen bei einer Bewerbung nicht nur fachliche Expertise, sondern auch soziale Kompetenz beweisen. Assistenzarzt bis Chefarzt, Praxis bis Uniklinik: Worauf kommt es an?

Veröffentlicht: 21.09.2022

Von: Julia Holzapfel, Maike Schade

Ob Assistenzarzt, Fachärztin, Chefärztin oder Oberarzt: Bei einer Bewerbung um eine freie Arztstelle gelten grundsätzlich dieselben allgemeinen Anforderungen wie bei jeder Bewerbung. Sie sollte fehlerfrei in Rechtschreibung und Grammatik sein, einheitlich und optisch ansprechend gestaltet, individuell auf die Stellenausschreibung zugeschnitten und vollständig. Zu einer vollständigen Arztbewerbung gehören 

  • eventuell ein Deckblatt, 
  • ein Anschreiben,
  • der Lebenslauf sowie
  • Zeugnisse und Zertifikate (nach Relevanz und Aktualität geordnet). 

Je höher die angestrebte Position, desto mehr Nachweise und Zeugnisse werden in der Regel verlangt – zum Beispiel die Facharztzulassung, Belege über Weiterbildungen sowie gegebenenfalls Nachweise über die Promotion, Habilitation und Drittmittelakquise oder auch eine Publikationsliste.

Darüber hinaus ist aber nicht nur die fachliche Expertise entscheidend – je nach Arbeitgeber und Position spielen auch andere Qualifikationen, vor allem soziale Kompetenzen, eine Rolle. Worauf es ankommt, klärt academics im Folgenden auf.

Tipp: Registrierte Nutzer und Nutzerinnen von academics profitieren nicht nur von passenden Stellenanzeigen, über die sie informiert werden. Im Downloadbereich gibt es zudem Online-Seminare und Informationen rund um die Themen Karriereberatung, Jobsuche und Bewerbung – zum Beispiel eine Rundum-Checkliste zur Bewerbung in der Medizin und eine Vorlage für einen akademischen Lebenslauf. Registrierung und Downloads sind kostenlos.  

  • Universitätsabschlusszeugnis 
  • Approbationsurkunde 
  • Promotions- und Habilitationsurkunde (falls vorhanden) 
  • Facharzturkunde (falls vorhanden) 
  • Arbeitszeugnisse der letzten Arbeitgeber, v. a. Famulatur- und PJ-Zeugnisse 
  • Zertifikate über relevante Weiterbildungen und Auszeichnungen 
  • Publikationsliste (nur bei Bewerbungen auf wissenschaftliche Stellen)

Egal, um welche Position es sich handelt: Eine A4-Seite mit drei oder vier Absätzen muss ausreichen, um den Chefarzt oder die Personalverantwortliche von den eigenen Qualitäten zu überzeugen. Das ist wenig Platz, weshalb im Anschreiben ein Fokus auf die in der Stellenanzeige beschriebenen Anforderungen von größter Bedeutung ist. Statt allgemeiner Floskeln zählen hierbei spezifisch zugeschnittene Angaben: Greifen Sie die Schwerpunkte Ihrer Fähigkeiten heraus.

Ein Absatz sollte sich der Motivation für die Bewerbung widmen. Dazu gehört nicht nur eine logische Erklärung dafür, warum man sich für ein spezielles medizinisches Fachgebiet entschieden hat, sondern auch ein Satz dazu, warum es genau die ausgeschriebene Stelle sein soll. 

Selbstverständlich sollte das Anschreiben auch die Kontaktdaten des Bewerbers und die vollständige Anschrift des Arbeitgebers enthalten. Soweit möglich, sollte sie an einen konkreten Ansprechpartner adressiert sein – wenn dieser in der Stellenanzeige nicht genannt ist, empfiehlt es, diesen zu erfragen.  

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Universitätsklinik hier, Facharztausbildung da, Promotion dort: Ausbildung und vergangene berufliche Stationen im Lebenslauf antichronologisch aufzulisten reicht nicht. Damit die Empfängerin der Bewerbung nicht nur Ort und Dauer einer Tätigkeit kennt, sondern sich ein Bild über die tatsächliche Arbeit machen kann, sollte er Stichworte zu Zuständigkeiten und Arbeitsschwerpunkten enthalten. An dieser Stelle im Lebenslauf von Medizinerinnen stehen zum Beispiel die spezielle Schilddrüsen-Sprechstunde oder die Organisation der wöchentlichen Teammeetings.

Der Umfang des Lebenslaufs in der Medizin sollte bei maximal zwei Seiten liegen; Kontaktdaten sowie Datum und Unterschrift dürfen hier ebenfalls nicht fehlen. Hinsichtlich der Schulbildung reicht die Angabe des höchsten Abschlusses aus. Bei erfahrenen Ärzten ist auch die Abiturnote nicht mehr relevant. Ähnliches gilt für Praktika und Famulaturen: Berufsanfänger geben sie selbstverständlich an. Liegen sie allerdings schon sehr weit zurück, werden sie im Lebenslauf nicht mehr erwähnt – es sei denn, sie sind fachlich für die neue Stelle relevant. 

Ehrenamtliches Engagement, nebenberufliche Fortbildungen oder private Interessen finden dann Platz im Lebenslauf von Ärzten, wenn sie Kompetenzen belegen, die für die ausgeschriebene Position von Bedeutung sind. Diese Aktivitäten außerhalb des engeren Jobkontextes erzeugen ein facettenreicheres Bild der Persönlichkeit, das bei gleicher fachlicher Qualifikation mehrerer Bewerberinnen den Ausschlag geben kann. „Kochen und Backen“ als Hobby hilft wohl nur selten weiter – das ehrenamtliche Training einer Leichtathletiktruppe oder die Ausbildung zur Rettungsschwimmerin dagegen beweist soziales Verantwortungsbewusstsein. 

Grundsätzlich darf kein Arbeitgeber ein Bewerbungsfoto verlangen, und viele Bewerber und Bewerberinnen um eine Arztstelle verzichten mittlerweile darauf. Wer sich dafür entscheidet, dem Lebenslauf eines beizufügen, sollte unbedingt ein professionelles Foto verwenden. Urlaubsfotos und Selfies sind ein absolutes No-Go. Ein ausdrucksstarkes Bewerbungsbild kann aber durchaus das Interesse der Personalerin wecken und somit die Chancen erhöhen.

Tipp: Interessenvertretungen wie der Marburger Bund bieten regelmäßige Bewerbungstrainings für Mediziner und Medizinerinnen unterschiedlicher Erfahrungsstufen an, in denen neben Anschreiben und Vorstellungsgespräch auch Besonderheiten beim Arbeitsvertrag oder Gehaltsvorstellungen bei Chefarztbewerbungen Thema sind.

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In der Medizin ist es wie in jedem anderen Bereich: Je nach Position in der hierarchischen Ordnung gelten unterschiedliche Anforderungen. Doch worauf kommt es in der Bewerbung an? 

Drei Staatsexamen und die Approbation: Damit erhält der Mediziner oder die Medizinerin die Berechtigung, den Arztberuf auszuüben. Eine Facharztausbildung im Rahmen einer Assistenztätigkeit ist dafür nicht zwingend erforderlich, jedoch häufig der nächste Schritt. Sie dauert in der Regel fünf bis sechs Jahre, in denen die Spezialisierung auf einen bestimmten Fachbereich erfolgt, beispielsweise Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Chirurgie oder Allgemeinmedizin.

Die Bewerbung als Assistenzarzt sollte somit eine schlüssige Erklärung liefern, warum eine Ausbildung in genau diesem speziellen Fachbereich angestrebt wird. Bereits gewonnene Erfahrungen sollten dargelegt und mit Famulatur- und PJ-Zeugnissen belegt werden. 

Achtung: Wer eine Facharztausbildung anstrebt, sollte bereits im Vorfeld der Bewerbung abklären, ob der potenzielle Arbeitgeber als Weiterbildungsstätte zugelassen ist. Darüber findet man in der Regel bei den zuständigen Landesärztekammern nähere Angaben. Diese nehmen auch die Facharztprüfung nach Abschluss der Ausbildung ab. 

Mit dem Facharzttitel in der Tasche müssen Bewerberinnen nicht mehr ausführlich darlegen, warum sie in dem Fachbereich arbeiten wollen. Vielmehr muss herausgestellt werden: Warum soll es genau diese Stelle bei genau diesem Arbeitgeber sein? 

Liegt der Schwerpunkt des vakanten Jobs beispielsweise auf der Behandlung rheumatischer Erkrankungen bei Kindern, sollte der Bewerber in diesem speziellen Bereich der Pädiatrie über entsprechende Kenntnisse, Weiterbildungen und Behandlungserfolge verfügen und diese auch belegen können. 

Wer sich um einen Job als Oberarzt oder Chefarzt bewirbt, muss nicht nur seine weitreichende fachliche Expertise, sondern auch Führungsqualitäten belegen können. Denn Führungskompetenz kann sich jeder attestieren; doch erst durch die Angabe, dass der Bewerber zum Beispiel die leitende Oberärztin bei einem Teil ihrer Aufgaben vertritt, wird sie für den Personalverantwortlichen nachvollziehbar.

Bei Universitätskliniken, wo die Forschung und Lehre im Mittelpunkt steht, müssen Bewerberinnen ihre wissenschaftliche Kompetenz und Lehrerfahrung sowohl im Anschreiben als auch im Lebenslauf herausstellen. Die Publikationsliste mit den für das Fachgebiet relevanten Veröffentlichungen ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Ebenso müssen geforderte Nachweise über Promotion oder Habilitation in der Bewerbung enthalten sein.

In einer Uniklinik stehen Mediziner anderen Aufgaben und Herausforderungen gegenüber als in einer kleinen, beschaulichen Arztpraxis in einer Kleinstadt. Worauf kommt es an? 

Eine Uniklinik ist neben der Krankenversorgung und Weiterbildung insbesondere auf medizinische Forschung und Lehre ausgerichtet. Nach Angaben des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wird deshalb viel Wert auf wissenschaftliche Erfahrung und Erfolge gelegt – desto mehr, je höher der Arztposten in der Hierarchie ist. Große klinische Erfahrung in Forschung und Lehre, aber auch der Drittmittelakquise, seien dabei sehr wichtig.  

Auch Soft Skills haben laut UKE zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dinge wie beispielsweise eine hohe Belastbarkeit oder kulturadäquates Verhalten seien in jedem Fachbereich von hoher Bedeutung.

Je höher die angestrebte Position in einem Krankenhaus ist, desto wichtiger ist es, dass neben der fachlichen Expertise auch Führungsqualitäten nachgewiesen werden. Generell sind eine hohe Belastbarkeit und Stressresistenz wichtig; nicht nur in der Notfallaufnahme oder auf der Intensivstation.

Je nach Fachrichtung sind auch weitere Soft Skills entscheidend – vor allem Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, mit Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen verständlich und freundlich zu kommunizieren. Wer eine besonders hohe soziale Kompetenz überzeugend belegen kann, ist gegenüber Mitbewerbern im Vorteil. 

Wird beispielsweise eine Anstellung in der Pädiatrie angestrebt, sollte Erfahrung im Umgang mit Kindern (etwa jahreslanges Babysitten, eigene Kinder oder jüngere Geschwister, das Coaching einer Fußballmannschaft oder Ähnliches) unbedingt in der Bewerbung erwähnt werden – auch wenn das vielleicht banal klingt, könnte es das entscheidende i-Tüpfelchen sein. Wer in die Geriatrie oder Onkologie möchte, kann damit punkten, wenn er oder sie nachweislich Eltern oder Großeltern gepflegt hat. 

Für jeden Arbeitgeber ist ein harmonisches Team wichtig. Doch je kleiner es ist, desto mehr rückt dieser Aspekt unter Umständen in den Vordergrund. Wer sich in einer Arztpraxis mit einer überschaubaren Anzahl von Angestellten bewirbt, darf deshalb etwas persönlicher werden: Was macht Sie aus, welche Hobbies betreiben Sie, wie ist es um Ihre Teamfähigkeit bestellt? Gerade in ländlichen Gegenden kann es unter Umständen auch hilfreich sein, wenn die Bewerberin über einen Bezug zur Region verfügt und mit der Mentalität oder dem Dialekt vertraut ist. 

Neben den Dingen, die für Jobinterviews in anderen Branchen gelten – sich den Namen des Ansprechpartners merken, die eigenen Unterlagen kennen, nicht schlecht über den aktuellen Arbeitgeber reden, sich auf das Gespräch gut vorbereiten –, wird im Bewerbungsgespräch in der Medizin schwerpunktmäßig auf soziale Fähigkeiten und das persönliche Kennenlernen geachtet.

Fachinhalte werden oft nur für einen Überblick abgefragt: Mit welchen Krankheitsbildern hatte der Bewerber zu tun, welche Medikamente wurden dabei angewendet? Wie groß waren die Stationen oder Praxen, in denen bisher gearbeitet wurde? 

Jetzt ist Gelegenheit, die im Bewerbungsschreiben bereits angerissene Motivation näher auszuführen: Warum fiel die Entscheidung für den Arztberuf beziehungsweise das Fachgebiet, warum soll es genau diese Stelle sein?

Doch auch weniger konkrete, weniger fachbezogenen Fragen werden in der Regel gestellt. Es lohnt, sich vor dem Gespräch darüber Gedanken zu machen. Zum Beispiel: 

  • Welche Vorstellung haben Sie von Ihrer beruflichen Zukunft? 
  • Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie? 
  • Wo sehen Sie Ihre größten Stärken und Schwächen? 
  • Was ist Ihnen im Job wichtig?

Sich als Bewerber selbst nach Arbeitszeitmodellen, technischer Ausstattung, Forschungsprojekten oder dem Austausch zwischen Abteilungen zu erkundigen, ermöglicht einen besseren Eindruck von der möglichen zukünftigen Stelle. Zudem zeigt es dem Gegenüber konkretes Interesse, was positiv bewertet wird. Den authentischsten Eindruck vom potenziellen neuen Arbeitsplatz erhält man über einen Hospitationstag, der im Bewerbungsgespräch vereinbart werden kann.

Es ist von Rechts wegen verboten, beim Bewerbungsgespräch Fragen nach Schwangerschaft, Religions- oder Gewerkschaftszugehörigkeit sowie politischer oder sexueller Orientierung zu stellen (mit wenigen Ausnahmen: z. B. direkte Bewerbung bei einer Kirche oder einer politischen Partei). Gerade angehende Ärztinnen werden immer wieder mit Fragen zur Familienplanung konfrontiert. Diese Frage muss nicht beantwortet werden.  

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