Wirtschaftsrecht Gehalt
Was verdienen Wirtschaftsjuristen und Wirtschaftsjuristinnen?

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Wirtschaftsrecht: ein Fachbereich mit sehr guten Gehaltsperspektiven.

Wirtschaftsjuristen und -juristinnen verknüpfen betriebswirtschaftliches und juristisches Know-how. Doch lohnt sich das Studium überhaupt? Alles über Gehälter und Berufschancen.

Veröffentlicht: 12.03.2023

Von: Marie Eidtmann

Der Studiengang Wirtschaftsrecht verbindet betriebswirtschaftliches Wissen mit juristischer Expertise. Wirtschaftsjurist:innen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Recht und sind besonders in großen Unternehmen gefragt. Ihnen stehen in Industrie und Wirtschaft unter anderem Berufsfelder wie Steuerberatung, Insolvenzverwaltung und Wirtschaftsprüfung offen. Aber was verdienen Wirtschaftsjurist:innen eigentlich?

Das Jobportal StepStone gibt für Wirtschaftsjurist:innen ein Jahresgehalt von 37.800 Euro brutto bis 54.500 Euro brutto an. Das jährliche Durchschnittsgehalt von Wirtschaftsjurist:innen liegt bei 44.800 Euro brutto. Mit welchem Gehalt Wirtschaftsjurist:innen im Einzelfall rechnen können, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Studienabschluss, der konkreten Berufswahl, der Unternehmensgröße, dem Bundesland und der Berufserfahrung ab.

Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit nennt als Median-Gehalt für Wirtschaftsjurist:innen 75.000 Euro brutto (6.250 Euro brutto monatlich). Die große Differenz zu den 44.800 Euro brutto Durchschnittsgehalt, die StepStone nennt, liegt zum einen daran, dass Median und Durchschnitt nicht gleichzusetzen sind:

  • Median: mittlerer Wert einer Skala (50 % der Werte liegen davor, 50 % liegen danach)
  • Durchschnitt: Summe der Werte geteilt durch Anzahl der Werte 

Zum anderen berücksichtigt die Bundesagentur auch Volljuristen und Volljuristinnen, die bei StepStone eher in eigenen Kategorien verortet werden.

Mit folgenden Durchschnittsgehältern können Wirtschaftsjurist:innen laut StepStone in diesen konkreten Jobs rechnen:

  • Wirtschaftsprüfer: 72.700 Euro brutto
  • Legal Affairs Managern: 66.500 Euro brutto
  • Legal Counsel: 65.500 Euro brutto
  • Tax Manager: 65.500 Euro brutto
  • Steuerberater: 62.200 Euro brutto
  • Compliance Manager: 61.900 Euro brutto
  • Contract Manager: 54.100 Euro brutto 
  • Insolvenzverwalter: 46.800 Euro brutto


Der eigenständige Studiengang Wirtschaftsrecht, der an Universitäten und Fachhochschulen angeboten wird, wird in der Regel mit einem Bachelor of Laws (LL.B.) oder einem Master of Laws (LL.M.) abgeschlossen. Auch Bachelor und Master of Arts oder Science sind je nach Hochschule möglich. Wichtig zu wissen: Absolvent:innen sind keine Volljurist:innen und werden aus diesem Grund keine Anwälte oder Richter.

Volljurist:innen haben das erste und zweite Staatsexamen sowie ein Referendariat absolviert. Auch sie können einen Master in Wirtschaftsrecht (LL.M.) machen und beispielsweise als Anwälte für Wirtschaftsrecht arbeiten. Das Gehalt für Anwälte liegt laut StepStone bei durchschnittlich 56.500 Euro brutto.

Konkrete Angaben zu Gehaltsunterschieden von Wirtschaftsrechts-Absolvent:innen mit Bachelor, Master, Diplom oder Promotion gibt es nicht. Doch es ist davon auszugehen, dass mit steigender Qualifikation auch das Einstiegsgehalt steigt.

Übrigens: Wer ein Duales Studium im Wirtschaftsrecht absolviert, kann während des Studiums mit einem Gehalt von bis zu 1.400 Euro brutto monatlich (16.800 Euro brutto jährlich) rechnen, informiert der Wegweiser Duales Studium. Das konkrete Gehalt ist jedoch vom Arbeitgeber abhängig.

Was Wirtschaftsjurist:innen verdienen, hängt nicht nur von Abschluss und Berufswahl ab. Auch der Standort hat laut StepStone Auswirkungen auf das Gehalt. Je nach Stadt ergeben sich beim Durchschnittsgehalt Differenzen von bis zu 18.000 Euro.

  • Besonders hoch fällt das Durchschnittsgehalt in München aus. Dort verdienen Wirtschaftsjurist:innen im Schnitt 59.300 Euro brutto pro Jahr, möglich sind bis zu 67.000 Euro brutto. Auch in Stuttgart und Essen übersteigt das Durchschnittsgehalt von Wirtschaftsjurist:innen die 50.000-Euro-Marke.
  • Um die 49.000 Euro brutto verdienen Wirtschaftsjurist:innen durchschnittlich in Städten wie Frankfurt am Main (48.900 Euro brutto), Bremen (49.000 Euro brutto), Bonn (49.200 Euro brutto) und Hamburg (49.900 Euro brutto).
  • Geringer fallen die Gehaltsaussichten hingegen in Dresden aus. Für Wirtschaftsjurist:innen gibt StepStone dort ein Durchschnittsgehalt von 41.300 Euro brutto an. In Leipzig sind es 44.000 Euro brutto, in Bochum 46.900 Euro brutto. 


Die unterschiedlichen Gehälter in den Städten spiegeln die Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern wider. Wie hoch ist das Gehalt von Wirtschaftsjurist:innen in Hessen? Was verdienen sie in NRW? Angaben dazu macht die Bundesagentur für Arbeit im Entgeltatlas. Allerdings unterscheidet die Bundesagentur nicht zwischen Wirtschaftsjurist:innen und Volljurist:innen (inkludiert sind beispielsweise Justiziare und Juristen). Zudem liegen nicht für alle Bundesländer Zahlen vor.

Wirtschaftsjurist:innen: Gehalt nach Bundesland

Bundesland Mediangehalt (umgerechnet auf Jahresgehälter in Euro brutto)

Bayern

84.204

Hessen

83.484

Hamburg

82.608

Nordrhein-Westfalen

75.096

Baden-Württemberg

74.304

Berlin

69.252

Niedersachsen

66.612

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Und außerhalb Deutschlands? Für Wirtschaftsjurist:innen in Österreich gibt StepStone ein etwas höheres Durchschnittsgehalt von 48.000 Euro brutto an. Die Gehaltsspanne liegt zwischen 41.700 und 59.000 Euro brutto. Mit 52.700 Euro brutto ist das Durchschnittsgehalt für Wirtschaftsjurist:innen in Wien besonders hoch.

Neben den allgemeinen und regionalen Gehaltsangaben der Arbeitsagentur gibt sie auch Aufschluss über den Einfluss von Geschlecht und Alter auf das Gehalt der Wirtschaftsjuristen. Insgesamt verdienen Frauen im Wirtschaftsrecht weniger als Männer. Auf alle Altersklassen bezogen verdienen Frauen laut Arbeitsagentur 67.092 Euro brutto (Median), Männer über 80.400 Euro brutto pro Jahr. 

Auch hier ist Vorsicht bei den Zahlen geboten: Konkrete Angaben zum Gehalt männlicher Wirtschaftsjuristen kann die Arbeitsagentur nicht machen, da ihr Gehalt mit über 6.700 Euro monatlich über der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung liegt – und nur bis zu dieser differenziert werden kann.

Wie in vielen Berufen spielt auch im Wirtschaftsrecht die Berufserfahrung beziehungsweise das Alter eine Rolle beim Gehalt. Ältere verdienen im Schnitt mehr als jüngere Wirtschaftsjurist:innen.

  • Für die unter 25-jährigen Wirtschaftsjurist:innen liegen keine Gehaltsangaben vor, da laut Arbeitsagentur die Fallzahl zu gering ist.
  • Der Gehaltsmedian für Wirtschaftsjurist:innen zwischen 25 und 54 Jahren liegt bei 6.120 Euro brutto monatlich und damit 73.440 Euro brutto jährlich. Frauen verdienen 66.012 Euro brutto, Männer über 80.400 Euro brutto.
  • In der Altersgruppe 55+ liegt das Median-Gehalt über 6.700 Euro brutto monatlich (80.400 Euro brutto jährlich). Auf Frauen entfallen 77.736 Euro brutto, die Männer übersteigen mit über 6.700 Euro brutto monatlich weiterhin die Beitragsbemessungsgrenze, sodass keine konkretere Angabe als „über 80.400 Euro brutto“ möglich ist.


Nicht alle Wirtschaftsjurist:innen entscheiden sich für eine berufliche Laufbahn in der freien Wirtschaft. Auch in der Wissenschaft oder im öffentlichen Dienst finden sie Jobs. Die Bezahlung erfolgt dann nach Tarif:

  • Für DoktorandenundPostdocs gelten der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder TV-L (in Hessen: TV-H) oder der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst TvÖD-Bund.
  • Professor:innen werden nach W-Besoldung bezahlt.
  • Wirtschaftsjurist:innen mit Masterabschluss können auch im Höheren Dienst Karriere machen – zum Beispiel als Beamte bei Bundes- und Länderbehörden oder der Deutschen Bundesbank. Sie werden in die Gehaltsstufen A13 bis A16 eingeordnet.


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Wirtschaftsjurist:innen sind nicht unbedingt Volljurist:innen. Doch es gibt auch Volljurist:innen, die auf Wirtschaftsrecht spezialisiert sind oder einen Master in Wirtschaftsrecht (LL.M.) zusätzlich zu den beiden Staatsexamen machen. Als besonderer Karriere-Booster gilt hier das Studium im Ausland.

Das Online-Karriereportal azur liefert Informationen zu Gehältern in einzelnen Wirtschaftskanzleien. Es fällt auf: Das Einstiegsgehalt in Kanzleien für Wirtschaftsrecht variiert je nach Arbeitgeber stark. Es liegt zwischen 55.000 Euro brutto und 180.000 Euro brutto. Auf ein maximales Einstiegsgehalt von 100.000 Euro brutto kommen 111 von 183 verzeichneten Kanzleien. Für ein solches Gehalt sind hervorragende Abschlussnoten und eine Promotion oder ein LL.M. meist Voraussetzung.

Das Gehalt von Wirtschaftsjurist:innen in Kanzleien steigt mit zunehmender Berufserfahrung. Spitzengehälter liegen bei 180.000 bis 190.000 Euro brutto im dritten Berufsjahr. Im sechsten Berufsjahr sind für Wirtschaftsjurist:innen in Großkanzleien Gehälter über 200.000 Euro brutto möglich. In einigen Kanzleien mit niedrigem Einstiegsgehalt knacken hingegen auch erfahrenere Wirtschaftsjuristen die 100.000-Euro-Marke nicht.

Wichtig: Bei den Zahlen kann es sich um Einzelfälle handeln. Wie so oft entscheiden Kanzlei (bei Kanzleien mit mehreren Standorten auch der Standort) und persönliche Faktoren wie Abschlussnote, Zusatzqualifikationen und Berufserfahrung über das mögliche Gehalt. Zudem können individuelle Boni bis zu mehreren Zehntausend Euro pro Jahr hinzukommen.

Auf den Profilen vieler Kanzleien finden sich keine Angaben zu konkreten Gehältern. Anders bei der Kanzlei CMS, die sich unter anderem auf allgemeines Wirtschaftsrecht konzentriert. Was verdienen Wirtschaftsjuristen dort? Auf azur finden sich im Firmenprofil von CMS Angaben dazu: Das Einstiegsgehalt für Anwält:innen liegt bei CMS bei 110.000 Euro. Im sechsten Jahr können es schon 160.000 Euro sein – plus Bonus von bis zu 30.000 Euro.

Bei der Wirtschaftskanzlei Allen & Overy LLP ist das Einstiegsgehalt laut Firmenprofil auf azur zwar höher: Anwält:innen können im ersten Jahr mit 140.000 Euro brutto rechnen. Über die Jahre steigt das Gehalt aber nur minimal auf 145.000 Euro brutto im dritten Jahr an – plus Bonus. Im Praktikum erwarten angehende Wirtschaftsjurist:innen bei Allen & Overy 1.000 Euro brutto monatlich.

Ein ähnliches Gehalt erwartet Wirtschaftsjurist:innen laut azur bei der international agierenden Großkanzlei Clifford Chance. Anwält:innen starten laut azur mit 140.000 Euro brutto im ersten Jahr. Im dritten Jahr liegt das Gehalt bei 150.000 Euro brutto, im sechsten Jahr bei 170.000 Euro brutto.

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