Gentechnik Berufsbild
Gentechnik: Definition, Berufsfeld und Karriereperspektiven

Sproesslinge als Symbolbild fuer Gentechnik

Die Methode, fremde Gene in Pflanzen zu übertragen, ist die Basis der grünen Gentechnik © Nordreisender / photocase.de

Schaf Dolly, Krebsmaus, Anti-Matsch-Tomate – drei Beispiele aus der Gentechnik. Aber was genau ist Gentechnik und wie sieht die Arbeit in diesem Bereich aus?

Veröffentlicht: 11.07.2022

Von: Katharina Jedlitschka

Die Gentechnik ist ein Teilgebiet der Biotechnologie und umfasst Methoden zur gezielten genetischen Veränderung von Organismen. In gentechnischen Verfahren wird das Erbgut (die DNA) von Lebewesen künstlich verändert. Das Ergebnis sind sogenannte GVO: gentechnisch veränderte Organismen. Das kann ein Mikroorganismus, eine Pflanze oder ein Tier sein wie das berühmte, 1996 in Schottland geborene Schaf Dolly, das erste geklonte Säugetier.

In der Gentechnik wird genetisches Material verändert und anschließend wieder übertragen. Da der genetische Code bei allen Arten von Lebewesen in den Grundzügen gleich ist, kann Erbgut nicht nur innerhalb einer Art, sondern auch zwischen verschiedenen Arten übertragen werden. Für die gentechnische Veränderung eines Organismus muss dessen DNA zunächst abgetrennt (Isolation), dann verändert (Rekombination) und schließlich wieder in den Organismus eingebracht werden (Gentransfer).

Für die Methoden der Gentechnik gibt es viele verschiedene Anwendungsbereiche, die nach Farben in fünf Gebiete eingeteilt sind:

  1. Grüne Gentechnik: Sie ist das größte Teilgebiet der Gentechnik und umfasst alle Methoden zur gentechnischen Veränderung von Pflanzen und vor allem den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft. Pflanzen können mit grüner Gentechnik so verändert werden, dass sie beispielsweise resistenter gegenüber äußeren Einflüssen sind, zum Beispiel gegen Insekten oder Trockenheit, oder mehr Ertrag bringen.
  2. Rote Gentechnik: Umfasst alle gentechnischen Veränderungen in der Medizin und Pharmazie, etwa zur Herstellung von Medikamenten, bei der Diagnostik von genetischen Erkrankungen und in der Gentherapie. Ein medizinischer Wirkstoff, der durch gentechnische Manipulation von Zellen entsteht, ist beispielsweise Insulin.
  3. Weiße Gentechnik: Hier geht es um die Anwendung gentechnischer Veränderungen für die industrielle Produktion, das heißt in der chemischen, der Lebensmittel- und Textilproduktion. Mit weißer Gentechnik entstehen etwa Reinigungsmittel, Fertiggerichte oder Kleidungsfarben.
  4. Graue Gentechnik: Auch Umweltbiotechnologie genannt, geht es bei der grauen Gentechnik vor allem um den biologischen Abbau von Abfall und Schadstoffen, beispielsweise in Kläranlagen.
  5. Blaue Gentechnik: Die Methoden der blauen Gentechnik – der jüngsten Sparte der Biotechnologie – werden bei im Meer lebenden Organismen eingesetzt. Sie wird auch maritime Gentechnik genannt und ist noch stark von Forschung geprägt.

Bei der Frage, ob Gentechnik zu befürworten oder abzulehnen ist, scheiden sich die Geister. Gut oder schlecht? Eine eindeutige Antwort gibt es bei diesem Thema nicht, dafür ist der Bereich zu vielschichtig. In jedem Teilbereich der Gentechnik gibt es Pro- und Contra-Argumente.

Besonders die Agro-Gentechnik – die grüne Gentechnik – ist viel diskutiert. Aus Sicht der Befürworter ist sie die Antwort auf viele ökologische, ökonomische und klimatische Herausforderungen. So beschleunigt Gentechnik beispielsweise das Wachstum von Pflanzen und Tieren und liefert höhere Erträge, reduziert den Pestizideinsatz, sorgt dafür, dass Pflanzen länger haltbar sind und sich besser transportieren sowie verarbeiten lassen.

Für Kritikerinnen steckt Gentechnik generell noch zu sehr in den Kinderschuhen, die langfristigen Auswirkungen lassen sich noch nicht abschätzen. Grüne Gentechnik ist nach ihrer Meinung riskant für Mensch und Umwelt, da sie unkontrollierbar ist, Biodiversität und Lebensräume gefährdet und auch gesundheitliche Risiken birgt. Letztlich wird bei der Frage nach den Chancen und Risiken von Gentechnik auch immer entscheidend sein, wer mit Gentechnik arbeitet und ob diese Personen verantwortungsvoll damit umgehen.

Das deutsche Gentechnikgesetz regelt die Entwicklung und die Nutzung von Gentechnik in Deutschland und gewährleistet den Schutz von Mensch und Umwelt sowie die Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher. Mit Fragen und Chancen von Gentechnik befasst sich zudem die Enquetekommission des Deutschen Bundestages. 

Auf internationaler Ebene gibt seit März 1996 ein Ethikcode vor, wie Wissenschaftler und Medizinerinnen mit menschlichen Erbanlagen und gewonnenen Informationen umgehen sollen. Allerdings ist der Ethikcode nicht verbindlich, die Einhaltung der Richtlinien wird nicht kontrolliert – er dient somit eher dazu, das Bewusstsein von Wissenschaftlern zu schärfen und ihre Eigenverantwortung zu betonen.

Grün, Rot, Weiß, Grau, Blau – aus den verschiedenen Anwendungsbereichen von Gentechnik ergibt sich ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten für Gentechniker. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den ersten drei Bereichen, also der Landwirtschaft, der Medizin und der Industrie. Gentechnikerinnen arbeiten somit häufig in Betrieben der Agrar-, Pharma-, Bio- und Lebensmittelindustrie. 

Da der Forschung in der Gentechnik eine bedeutende Rolle zukommt, sind sie zudem in Forschungs- und Entwicklungslabors von Universitäten und Universitätskliniken sowie in wissenschaftlichen Instituten und Forschungseinrichtungen tätig. Ihr Arbeitsort sind in der Regel Laborräumlichkeiten in Forschungseinrichtungen, Universitäten, Kliniken oder Industrieunternehmen. Gehen sie einer lehrenden Tätigkeiten nach, sind Hörsäle ihr hauptsächlicher Arbeitsplatz.

Neben Berufen in der freien Wirtschaft kann auch der öffentliche Dienst ein interessanter Arbeitgeber für Gentechnikerinnen sein. Sie finden beispielsweise in Ämtern, Behörden und in Ministerien Anstellung und befassen sich dort beispielsweise mit folgenden Tätigkeiten:

  • Bearbeitung fachlicher Fragen 
  • Durchführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen
  • Entwicklung neuer analytischer Methoden und Messtechniken
  • Vorbereitung und Durchführung gentechnischer Probenahmen 
  • Auftragsplanung. 

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Gentechnikerinnen erforschen, analysieren und manipulieren in Tests und Experimenten die Strukturen und Eigenschaften von DNA. Sie arbeiten in interdisziplinären Teams aus wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Spezialistinnen, etwa aus den Bereichen Biologie, Chemie, Medizin, und haben – je nach Berufsfeld – Kontakt zu Patienten, Kundinnen und Studierenden.

Zum Arbeitsmaterial von Gentechnikerinnen gehören neben Computern und spezieller Software- und Analyseausstattung vor allem moderne, empfindliche Laborgeräte wie Mikroskope, Thermometer, Filter und Reagenzgläser. Da im Laborumfeld hohe Hygienestandards gelten, tragen sie hier spezielle Arbeitskleidung, um Proben vor Verunreinigung zu schützen.

  • Gentechnische Untersuchung von Pflanzen, Zellen und Mikroorganismen
  • Durchführung von Studien und Experimenten an Versuchstieren
  • Entnahme und Analyse von DNA-Proben
  • Auswertung und Dokumentation von Analyse- und Testergebnissen
  • Entwicklung neuer, gentechnologischer Verfahren, z. B. in der Humanmedizin zur Heilung von Erbkrankheiten
  • Publikation von Forschungsergebnissen in Studien, Berichten und Artikeln
  • Besuch von fachspezifischen Tagungen und Kongressen
  • Betreuung von Studierenden. 


Einen Studiengang „Gentechnik“ gibt es nicht. Wer in der Gentechnik arbeiten möchte, absolviert zunächst ein Bachelorstudium in einem anderen Fach, beispielsweise in der Biologie, Biotechnologie, Pharmazie oder Biochemie. In einem anschließenden Masterstudium ist die Spezialisierung im Bereich Gentechnik möglich.

Wer als Gentechniker arbeiten möchte, sollte – neben einem grundsätzlichen mathematisch-technischen Verständnis – über folgende Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen:

  • ausgeprägte Feinmotorik
  • Genauigkeit und Sorgfalt
  • analytisches Denkvermögen
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Ausdauer und Geduld.

Auch das bereits erwähnte Verantwortungsbewusstsein gegenüber Umwelt und Lebewesen sollte bei angehenden Gentechnikerinnen vorhanden sein sowie die Fähigkeit, überlegt und vorausschauend zu handeln, um potenzielle Risiken einschätzen zu können.

Die Branche der Bio- und Gentechnologie ist eine Zukunftsbranche mit vielen Firmenneugründungen. Unternehmen suchen intensiv nach Nachwuchsspezialisten, die Gehalts- und Karriereperspektiven für Akademikerinnen in diesem Bereich sind entsprechend gut.

Generell gilt: Wer als Gentechniker in die Forschung geht, hat ein geringeres Gehalt zu erwarten als in der freien Wirtschaft. Hier liegt nach Angaben der Gehaltsdatenbank Steuerklassen.com das Brutto-Einstiegsgehalt – in Abhängigkeit von Faktoren wie Unternehmensgröße, tatsächlicher Branche und Standort – zwischen rund 50.000 und 60.000 Euro pro Jahr.

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